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Förderschwerpunkt Lernen

Personales Leben

 

1 Leitgedanken zum Kompetenzerwerb

 
 

1.1 Bildungsgehalt des Lebensfelds Personales Leben

 

Lehrkräfte im Förderschwerpunkt Lernen sehen sich in der Verantwortung, die ihnen anvertrauten Schülerinnen und Schüler durch passgenaue Bildungsangebote in der Entwicklung einer individuellen Persönlichkeit zu unterstützen. Die Entwicklung einer stabilen Persönlichkeit wird dabei nicht nur als lernförderliche Voraussetzung für alle weiteren schulischen Bildungsprozesse betrachtet, sondern stellt selbst ein ausgewiesenes Bildungsziel des Förderschwerpunkts dar. Die Schülerinnen und Schüler im Förderschwerpunkt Lernen haben häufig Erfahrungen des Scheiterns in schulischen Kontexten erlebt. Ausgangspunkt dieses Lebensfelds ist die Annahme und Akzeptanz der eigenen Person, einschließlich der Wahrnehmung und Anerkennung der eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie auch der Wahrnehmung und Akzeptanz der eigenen Schwierigkeiten. Die aktive Auseinandersetzung mit den in diesem Lebensfeld genannten Kompetenzbereichen dient dazu, sich realistisch einzuschätzen, anzunehmen und Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit zu gewinnen. Dazu gehört auch ein gelingender Umgang mit Misserfolg sowie die Reflexion über entsprechende Bewältigungsstrategien.

 

Das Lebensfeld Personales Leben umfasst darüber hinaus die Entwicklung personaler Kompetenzen im Bereich der Selbstständigkeit und Selbstbestimmung und ermöglicht den Schülerinnen und Schülern, sich auf ein gesellschaftliches Leben mit den dazugehörigen autonomen Entscheidungsfreiheiten und Verantwortlichkeiten gegenüber der eigenen Person vorzubereiten. Damit schafft die Schule Raum für die Entwicklung von Perspektiven für das eigene Leben.

 
Beitrag des Lebensfelds zu den Fächern
 

Das Lebensfeld Personales Leben durchzieht alle Fächer und alle in diesem Bildungsplan genannten Lebensfelder. Die darin genannten Kompetenzen werden zum einen als Voraussetzung gelingenden Lernens verstanden. Zum anderen werden sie selbst aber nicht inhaltslos von anderen Kompetenzfeldern der Fächer und Lebensfelder entwickelt, sondern durch die inhaltlich-fachliche wie auch durch die prozessbezogene Auseinandersetzung mit diesen entwickelt und ausgebaut. Das Lebensfeld legt den Blick auf die Person selbst und deren Auseinandersetzung mit den eigenen Wahrnehmungen, Wirksamkeitserfahrungen, Kontroll- und Steuerungsmechanismen und damit auf der Entwicklung der eigenen Identität. Einem interaktionistischen Ansatz folgend findet diese Auseinandersetzung jedoch im gesellschaftlichen Austausch mit anderen Menschen und in der inhaltlichen Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Themen statt. Eine engste Verzahnung zu allen weiteren Lebensfeldern sowie zu den Fächern ist damit in allen in diesem Lebensfeld genannten Kompetenzspektren notwendigerweise gegeben.

 
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Abbildung 1: Verflechtung Lebensfeld Personales Leben – Fächer (© Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg)

 

1.2 Kompetenzen

 

Das Lebensfeld Personales Leben beschreibt vier Kompetenzfelder, die untereinander nicht hierarchisch, sondern als gleichwertige Teilbereiche einer Persönlichkeitsentwicklung verstanden werden. Im Sinn eines bio-psycho-sozialen Ansatzes wird dabei deutlich, dass in allen Teilbereichen Wechselwirkungsprozesse mit der Umwelt eine zentrale Rolle spielen, die vier Kompetenzfelder selbst aber auch in einer sich gegenseitig beeinflussenden Wirkweise verstanden werden müssen.

 
Wahrnehmung der eigenen Person
 

Im Kompetenzfeld Wahrnehmung der eigenen Person werden Kompetenzen gebündelt, die es einer Person erlauben, ihren Körper, eigene Emotionen und Gedanken, aber auch eigene Fähigkeiten und Fertigkeiten in unterschiedlichen Situationen wahrzunehmen, auszudrücken und zu reflektieren.

 
Selbstregulation und Selbststeuerung
 

Das Kompetenzfeld Selbstregulation und Selbststeuerung umfasst Kompetenzen, die über die Wahrnehmung hinaus eine aktive Veränderung der eigenen emotionalen und mentalen Befindlichkeiten umfassen und sich auf Kontroll- und Steuerungsmechanismen des eigenen Handelns beziehen. Der Ausbau von Selbstkontrollstrategien ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, persönliche Ziele bestmöglich verfolgen zu können.

 
Selbstwirksamkeit und Selbstbestimmung
 

Das Erfahren der eigenen Wirksamkeit in einem Spannungsfeld zwischen Autonomie und Fremdbestimmung sowie der damit verbundenen Entscheidungsprozesse sind Bestandteil des Kompetenzfelds Selbstwirksamkeit und Selbstbestimmung.

 
Identität und Selbstbild
 

Im Kompetenzfeld Identität und Selbstbild werden Kompetenzen gebündelt, die die Herausbildung einer eigenen Persönlichkeit durch die Integration gemachter Erfahrungen, Selbstannahmen und angenommenen Fremdbildern ermöglichen. Die Beschäftigung mit existenziellen Fragen und Haltungen, mit der eigenen Lebens- und Familiengeschichte spielen hierbei eine große Rolle.

 

In einem weiteren Teilbereich werden Kompetenzen gebündelt, die mit dem Umgang mit dem eigenen Körper, dem eigenen Geschlecht und damit verbundenen Geschlechterrollen sowie eigenen und fremden sexuellen Bedürfnissen und Wünschen in Verbindung stehen. Die Schülerinnen und Schüler werden diesbezüglich dabei unterstützt, einen selbstbestimmten und selbstverantwortlichen Umgang für den eigenen Körper und die eigene Sexualität zu übernehmen.

 

1.3 Didaktische Hinweise

 

Die Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler in der Schule zu begleiten und zu unterstützen, ist eine zentrale Aufgabe der Lehrkräfte im Förderschwerpunkt Lernen. Die Schülerinnen und Schüler im Förderschwerpunkt Lernen erleben sich selbst in schulischen Belangen häufig als weniger wirksam als ihre Altersgenossen. Ein positives Wahrnehmen und Erleben der eigenen Person aufzubauen, Zutrauen in die eigene Wirksamkeit zu entwickeln, erfolgreich Anforderungen zu bestehen, aber auch mit Scheitern zurechtzukommen, eigene Entscheidungen zu treffen und das eigene Handeln abzuwägen, sind daher bedeutsame Entwicklungsfelder für die Schülerinnen und Schüler, aber auch didaktische Herausforderungen für die Lehrkräfte. Die Lehrkräfte begegnen diesen Herausforderungen in der Begleitung einer Persönlichkeitsentwicklung durch eine bedingungslose Annahme der Schülerinnen und Schüler. Gelingendes wird fokussiert in den Blick genommen und kontinuierlich zurückgemeldet. Misserfolge werden wertfrei analysiert und reflektiert, um daraus Handlungsalternativen zu entwickeln. Eine strikte Trennung von Person und Handlung in der Reflexion und im Feedback erlaubt, auch Nichtgelingendes anzusprechen und in eine positive Persönlichkeitsentwicklung zu integrieren. Die Lehrkräfte planen ausgehend von dieser Grundhaltung Bildungsangebote, die die Schülerinnen und Schüler angemessen herausfordern, ohne zu überfordern, und bieten Begleitung und Reflexion, um positive Lern- und Wirksamkeitserfahrungen zu ermöglichen. Die Auseinandersetzung mit den im Lebensfeld genannten Kompetenzen erfolgt dabei nicht isoliert, sondern durchzieht jeden Unterricht, unabhängig von den inhaltlich-fachlichen Kompetenzen. Gleichzeitig sind die Lehrkräfte gefordert, passende Kompetenzbereiche aus ausgewählten Fächern in Bezug auf den Ausbau der hier genannten Kompetenzen zu prüfen, auszuwählen und gezielt in Bildungsangebote umzusetzen, die eine Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler begünstigt. Aus diesem Grund wird in diesem Lebensfeld auf Verweise in Teil C verzichtet.

 

2 Kompetenzfelder

 
 

2.1 Grund- und Hauptstufe

 

2.1.1 Wahrnehmung der eigenen Person

 

Die Wahrnehmung der eigenen Person bezüglich eigener Stärken und Schwächen, schon erreichter Fähigkeiten und bisheriger Grenzen, innerer Hoffnungen und erlebter Enttäuschungen ist eine zentrale Voraussetzung zur Entwicklung eines positiven Selbstkonzepts. Zur Wahrnehmung der eigenen Person gehören dabei innere Prozesse der Achtsamkeit, der eigenen Einschätzung in Bezug auf inter- und intraindividuelle Stärken und Schwächen sowie die adäquate Kommunikation dieser Wahrnehmungen nach außen. Die Schule hat die Aufgabe, diese Wahrnehmungen durch unterschiedliche Lern- und Erfahrungsangebote zu ermöglichen, und unterstützt die Schülerinnen und Schüler in einer adäquaten Einschätzung der eigenen Person. Die Schule schafft dabei einen vertrauensvollen Rahmen, damit die Schülerinnen und Schüler über sich selbst sprechen und auch in der Interaktion Rückmeldung von außen erhalten und annehmen können.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Welche Rituale werden den Schülerinnen und Schülern angeboten, in deren Rahmen sie ihr emotionales Erleben berichten und reflektieren können?
  • Welche Reflexionsebenen bietet die Schule, um eigene Stärken, aber auch eigene Schwierigkeiten ohne Herabsetzung erkennen zu können?
  • Welche Möglichkeiten der Spiegelung des eigenen Verhaltens und dessen Wirkung auf andere werden im Schulalltag eingesetzt? Wie wird auf mögliche Konsequenzen hingewiesen?
  • Welche Reflexionsebenen bietet die Schule bezüglich der Wahrnehmung eigener körperlicher und psychischer Veränderungen?
  • Welche Materialien können zur Verfügung gestellt werden, damit die Schülerinnen und Schüler im Ausdruck eigener und fremder Gefühle, Haltungen und Denkweisen unterstützt werden können?
Die Schülerinnen und Schüler
  • geben über sich selbst Auskunft und benennen, was ihre Person ausmacht
  • nehmen eigene Denk- und Handlungsweisen wahr
  • nehmen eigene Gefühle wahr und benennen diese
  • bemerken körperliche und/oder psychische Veränderungen und akzeptieren diese
  • sprechen intime Themen, Bedürfnisse und Problemlagen an
  • nehmen wahr, wie ihr Handeln und Verhalten von anderen gesehen wird
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Benennen von Körperstrukturen und Körperfunktionen, persönlichen Merkmalen und Erkennungszeichen
  • Austausch über eigene Fähigkeiten und Gelingendes sowie über Grenzen und Erfahrungen des Scheiterns
  • Abgleich von Selbst- und Fremdwahrnehmungen
  • verbale und nonverbale Beschreibungen von körperlichen und seelischen Zuständen sowie von situativen Emotionen und überdauernden Gefühlen
Die Schülerin oder der Schüler
  • nimmt mithilfe von Bildimpulsen, Symbolen oder anderen Darstellungsformen (Gefühlsbarometer) seine aktuelle Befindlichkeit wahr und teilt diese zunehmend mit
  • verortet Gefühlswahrnehmungen innerhalb des Körpers und färbt diese Bereiche (zum Beispiel über eine Zeichnung) ein
  • erkennt auf Bildern Emotionen und ordnet entsprechende Begriffe zu
  • beschreibt eigene Gefühle mit Worten
  • beschreibt mit Bildern oder Worten, wie es einem Gegenüber geht
Bezüge und Verweise
 

2.1.2 Selbstregulation und Selbststeuerung

 

Auf der Grundlage der Wahrnehmung eigener Emotionen, aktueller und überdauernder Stimmungen und Bedürfnisse übernehmen die Schülerinnen und Schüler Verantwortung für ihren Körper und für ihr Verhalten. Sie lernen ihr eigenes Denken, Lernen und Handeln zu strukturieren und zielorientiert abzuwägen. Die Schule unterstützt die Schülerinnen und Schüler dabei, eigene Denk- und Handlungsmuster sowie dadurch bedingte Reaktionen oder Folgen zu reflektieren und Alternativen zu entwickeln, zu erproben und zu verinnerlichen. Dafür werden verlässliche räumliche, zeitliche, soziale und inhaltliche Strukturen geschaffen, in denen die Schülerinnen und Schüler sich erproben können, Sicherheit – auch bei eigenem Scheitern – erfahren und somit Routinen ausbilden, die innerhalb und außerhalb der Schule ein Höchstmaß an Handlungsfähigkeit ermöglichen.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Wie und wann setzen sich die Schülerinnen und Schüler selbst Ziele?
  • Wie werden die Schülerinnen und Schüler in der Planung und Durchführung von Arbeiten unterstützt?
  • Welche Unterstützung zur Aufmerksamkeitssteuerung und Fokussierung wird angeboten?
  • Wie werden Handlungsroutinen angeleitet?
  • Wo werden eigene Lösungswege eingefordert?
  • Wie gelingt die Reflexion und Überarbeitung von Denk- und Handlungsmustern?
  • Wie werden die Schülerinnen und Schüler in der Aufarbeitung von Konflikten unterstützt?
Die Schülerinnen und Schüler
  • erfahren und erkennen, dass eigene Denk- und Handlungsmuster zielführend sind
  • setzen sich eigene Ziele und verfolgen diese
  • steuern ihre Aufmerksamkeit und fokussieren sich
  • geben ihrer Arbeit eine Ordnung und entwickeln Routinen
  • können mit strukturellen, räumlichen und zeitlichen Anforderungen umgehen
  • arbeiten selbstbestimmt in freien Arbeitsformen
  • fordern Hilfe ein, nehmen sie an und nutzen sie
  • analysieren Verhaltensmuster in Abhängigkeit vom jeweiligen sozialen Kontext und entwickeln Alternativen
  • setzen sich mit Autoritäten auseinander
  • arbeiten Konflikte auf
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Formulieren von kleinschrittigen Zielen
  • Planung und Steuerung von Handlungsschritten
  • Erkennen und Lösen von Problemen
  • Fokussieren der Aufmerksamkeit
  • Aufrechterhalten der Aufmerksamkeit
  • Beobachten, Bewerten und Weiterentwicklung des eigenen Verhaltens
Die Schülerin oder der Schüler
  • äußert verbal oder nonverbal die eigene Arbeitszufriedenheit
  • gleicht das Ergebnis ihrer/seiner Handlung mit der Zielsetzung ab
  • sucht im Vorfeld beobachtbare Kriterien aus einer Auswahl aus
  • benennt selbstständig beobachtbare Kriterien
  • gleicht Kriterien mit eigenen Handlungs- oder Verhaltensweisen ab
  • beschreibt erfüllte und noch nicht eingehaltene Kriterien
  • entwickelt Handlungsalternativen im Abgleich mit den Beobachtungen
Bezüge und Verweise
 

2.1.3 Selbstwirksamkeit und Selbstbestimmung

 

Die Schülerinnen und Schüler im Förderschwerpunkt Lernen haben häufig negative Erfahrungen bezüglich ihrer eigenen schulischen Wirksamkeit erlebt und diese verinnerlicht. Folgen können ein vermindertes Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit und eine geringere Lernmotivation sein. Die Schule unterstützt ihre Schülerinnen und Schüler dabei, Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit zurück zu gewinnen und zu erweitern und sich selbst als wirksam zu erleben. Das Aufgreifen der Stärken der Schülerinnen und Schüler und der Fokus auf Gelingendes stehen dabei im Mittelpunkt der schulischen Arbeit. Dies bedeutet nicht, dass eigene Anteile bei Misserfolgen nicht benannt werden, diese aber in Relation zu äußeren Wirkfaktoren gesetzt werden müssen. Die Schule motiviert und unterstützt ihre Schülerinnen und Schüler unter Rückbezug auf deren vorhandene Stärken, Herausforderungen anzunehmen und Lernerfolge bei noch nicht Gelingendem anzustreben.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Welche Gelegenheiten gibt es, sich mit eigenen Interessen und Themen zu beschäftigen?
  • In welcher Form werden schulische und außerschulische Erfolge gewürdigt und gefeiert?
  • Wie wird der Umgang mit Misserfolgen im Alltag aufgefangen?
  • Wie wird sichergestellt, dass Unterstützung und Hilfe situativ zur Verfügung stehen, ohne in der Selbstwirksamkeit einzuschränken?
Die Schülerinnen und Schüler
  • finden und bearbeiten eigene Interessen und Themen
  • benennen eigene Erfolgserlebnisse und beschreiben damit verbundene Ereignisse
  • vertreten eigene Interessen nach außen
  • würdigen eigene schulische und außerschulische Erfolge
  • suchen nach Misserfolg und Scheitern selbstbewusst neue Wege
  • fordern angemessen Hilfe ein
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • offene Themengestaltung bei methodischen oder prozessbezogenen Zielsetzungen
  • Einbringen von Themen in den Klassenrat
  • Entscheidungsfreiheiten im Alltag bezüglich der Sozialform/zeitlichen Organisation
  • Hilfesysteme, mittels derer die Schülerin / der Schüler Hilfe aktiv einfordern muss
  • schulische und außerschulische Erfolge feiern
Die Schülerin oder der Schüler
  • erhält positive Rückmeldung durch die Lehrkräfte und die Mitschülerinnen und Mitschüler
  • erkennt und benennt Gelungenes selbst
  • präsentiert im Klassenrat gelungene Arbeitsergebnisse oder Teilergebnisse
  • erhält Bestätigung für Gelungenes, die auch an die Eltern weitergeleitet wird
  • wird für Arbeitsergebnisse oder Teilergebnisse im Rahmen der Klasse oder der Schulgemeinschaft gewürdigt
Bezüge und Verweise
 

2.1.4 Identität und Selbstbild

 

2.1.4.1 Identität und Selbstbild

 

Die Schule unterstützt die Schülerinnen und Schüler bei der Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Lebensgeschichte und trägt dazu bei, eine Basis für die Entwicklung eines positiven Selbstkonzepts zu schaffen. Die Schülerinnen und Schüler lernen, sich selbst in Bezug auf die Persönlichkeitsaspekte Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit sowie emotionale Stabilität einzuschätzen, die der Persönlichkeitsforschung entstammen und hier kompetenzorientiert umformuliert wurden. Schülerinnen und Schüler werden in die Lage versetzt, ihren eigenen Entwicklungsstand zunächst anzuerkennen und wertzuschätzen. Ein durch die Schule regelmäßig angelegter und gesteuerter Abgleich zwischen Selbstwahrnehmung und Fremdeinschätzung unterstützt dabei, das eigene Selbstbild zu modifizieren und sich mit der eigenen Wirkung auf andere auseinanderzusetzen. Dies stellt auch die Grundlage für eigene Entwicklungsfelder dar.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Wie unterstützt die Schule die Entwicklung eines positiven Selbstwertgefühls?
  • Wie dokumentiert die Schule Ereignisse des schulischen Lebens, um diese als Teil der Biografie erlebbar zu machen?
  • Wie erhalten Lehrkräfte Kenntnis von bedeutenden Lebensumständen der Schülerinnen und Schüler sowie ihrer Familien?
  • Wie werden biografische Aspekte in die schulische Arbeit integriert?
  • Wie gelingt ein wertschätzender Abgleich zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung?
  • Wo werden existenzielle Fragen im Schulalltag aufgegriffen?
  • Mittels welchen Netzwerks kann die Schule existenziellen Fragen und Notlagen der Schülerinnen und Schüler begegnen?
Die Schülerinnen und Schüler
  • setzen sich mit ihrer Lebensgeschichte auseinander
  • können sich selbst wertschätzen und akzeptieren
  • gehen angemessen mit Fremdwahrnehmung um und vergleichen diese mit der eigenen Wahrnehmung
  • fragen nach Sinn und Ziel des eigenen Lebens
  • arbeiten an Zielvorstellungen für die Zukunft
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Biografiearbeit
  • Zukunftskonferenz: Wo will ich in zwei bis drei Jahren sein?
  • aktive Auseinandersetzung mit dem Selbstbild: So sehe ich mich
  • aktive Auseinandersetzung mit dem Fremdbild: Wie sehen mich andere?
  • Umgang mit Tod und Trauer
Die Schülerin oder der Schüler
  • bekommt konkrete Dinge aufgezeigt, was sie/er besonders gut kann
  • bekommt wertschätzend aufgezeigt, was andere an der eigenen Person nicht mögen
  • stellt die Fremdwahrnehmung in Form eines Bildes selbst dar
  • gleicht die Fremdwahrnehmung mit der eigenen Wahrnehmung ab
Bezüge und Verweise
 

2.1.4.2 Körperlichkeit und Sexualität

 

Die Schule begleitet die Schülerinnen und Schüler in Fragestellungen, die im Zusammenhang mit ihrer körperlichen, emotionalen und sexuellen Entwicklung relevant werden. Hierzu gehören körperliche Veränderungen, sexuelle Bedürfnisse und ethische Fragestellungen in Bezug auf den verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Sexualität. Im Rahmen der Persönlichkeitserziehung setzen die Schülerinnen und Schüler sich in altersangemessenen Formen mit ihrer Rolle und Identität als Mädchen oder Junge beziehungsweise als Frau oder Mann oder auch als divers auseinander. Die Schülerinnen und Schüler erfahren im Sinne der Bildung für Akzeptanz und Toleranz von Vielfalt ein weites Verständnis von Freundschaft, Liebe, Partnerschaft und Elternschaft. In der Auseinandersetzung mit Gefühlen, Fragen und Unsicherheiten bietet die Schule einen vertrauensvollen, sicheren Rahmen, in dem eine individuelle Entwicklung und Stärkung der eigenen Person möglich wird. Im Sinne der Erziehungspartnerschaft arbeitet die Schule eng mit den Eltern zusammen.

 

Die Schülerinnen und Schüler lernen, selbstbewusst Verantwortung für ihren Körper und ihre Bedürfnisse zu übernehmen und entwickeln Strategien, grenzüberschreitendes Verhalten zu vermeiden, sich und ihren Körper vor Übergriffen und sexualisierter Gewalt zu schützen und bei sexuellem Missbrauch Hilfe zu suchen.

 

Die Auseinandersetzung mit Verletzungen, enttäuschten Hoffnungen oder Trennungen und damit langfristig die Verwirklichung von gelingenden Beziehungen und erfülltem Sexualleben haben ihren Platz im unterrichtlichen Austausch.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Wie werden Genderaspekte in der Schule beachtet?
  • Wie wird das Thema Sexualerziehung sowie die Förderung eines positiven Umgangs mit Körperlichkeit und Geschlechtlichkeit im Kollegium und in der Zusammenarbeit mit den Eltern und Erziehungsberechtigten besprochen?
  • Wie kann die Schule in Zusammenarbeit mit den Eltern, Ärztinnen/Ärzten und Fachkräften ungewollte Schwangerschaften verhindern und vor sexueller Gewalt schützen?
  • Welche Medien stellt die Schule für eine altersbezogene und gesprächsfördernde Sexualerziehung zur Verfügung?
  • Welche Vereinbarungen trifft die Schule in Bezug auf den Umgang mit Begrifflichkeiten aus der Familien- und Sexualerziehung?
  • Welches Konzept gibt es an der Schule zur Familien- und Sexualerziehung? Welches Netzwerk pflegt die Schule in diesem Kontext?
Die Schülerinnen und Schüler
  • gehen selbstbewusst mit dem eigenen Körper, seiner pubertären Veränderung sowie der eigenen Geschlechtlichkeit um
  • erlangen grundlegendes Wissen über den menschlichen Körper, körperliche Vorgänge und Veränderungen sowie über die menschliche Fortpflanzung
  • setzen sich mit unterschiedlichen Ausdrucksformen und Gestaltungsmöglichkeiten von Freundschaft, Liebe und Partnerschaft auseinander
  • kennen unterschiedliche Arten von Zuneigung und können diese angemessen ausdrücken
  • kennen und akzeptieren unterschiedliche Lebensformen, Paarkonstellationen und geschlechtliche Identitäten
  • kommunizieren angemessen über Sexualität
  • schützen sich vor sexualisierter und sexueller Gewalt
  • vermeiden selbst Verhalten, das die Grenzen anderer verletzt
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • geschlechtsbezogenes Rollenverständnis und Rollenfindung
  • unterschiedliche Rollenverständnisse von Geschlechtern (Frauen- und Männerbilder in unterschiedlichen Kulturen und Kontexten, typische Frauen- und Männerberufe, Geschlechterdiversität)
  • Freundschaft, Beziehungen, Liebe
  • Intimität, Zärtlichkeit, Intimsphäre
  • Sexualität und ihre Formen (zum Beispiel Geschlechtsverkehr, Selbstbefriedigung, Homosexualität)
  • Partner- und Kinderwunsch, Elternschaft und Verantwortlichkeit
  • Empfängnisverhütung und Infektionsschutz
  • Verletzlichkeit und Formen verbaler oder nonverbaler sexualisierter und sexueller Gewalterfahrungen
Die Schülerin oder der Schüler
  • unterscheidet zwischen angebrachten und nicht angebrachten verbalen und nonverbalen Verhaltensweisen in unterschiedlichen Kontexten: Wo darf ich was?
  • erarbeitet eigene Vorstellungen von angebrachten nonverbalen und verbalen Verhaltensweisen in unterschiedlichen Kontexten: Was will ich?
  • lernt gesetzliche und moralische Grenzen kennen: Was darf wer?
  • erhält Hinweise für grenzüberschreitendes Verhalten
  • informiert sich über Anlaufstellen und Ansprechpartner im Falle grenzüberschreitenden Verhaltens
Bezüge und Verweise
 

3 Anhang

 
 

3.1 Verweise

 

Das Verweissystem im Bildungsplan für Schülerinnen und Schüler mit Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot im Förderschwerpunkt Lernen unterscheidet acht verschiedene Verweisarten. Diese werden durch unterschiedliche Symbole gekennzeichnet:

 
Bezüge und Verweise
Bezüge und Verweise
  • Verweis auf ein Lebensfeld
  • Verweis auf Fächer/Fächergruppen innerhalb des Plans
  • Verweis auf die prozessbezogenen Kompetenzen aus dem Bildungsplan 2016
  • Verweis auf die inhaltsbezogenen Kompetenzen aus dem Bildungsplan 2016
  • Verweis auf eine Leitperspektive aus dem Bildungsplan 2016
  • Verweis auf den Leitfaden Demokratiebildung
  • Verweis auf den Rechtschreib- oder Grammatikrahmen
  • Verweis auf sonstiges Dokument
 

Im Folgenden wird jeder Verweistyp beispielhaft erläutert:

 
Beispielhafte Erläuterung der Verweistypen
Verweise Erläuterung
ARB 2.1.1 Grundhaltungen und Schlüsselqualifikationen Verweis auf ein Lebensfeld: Arbeitsleben, Kompetenzfeld 2.1.1 Grundhaltungen und Schlüsselqualifikationen
BSS 2.1.4 Bewegen an Geräten Verweis auf ein Fach: Bewegung, Spiel und Sport, Kompetenzfeld 2.1.4 Bewegen an Geräten
GS D 2.1 Sprechen und Zuhören 1 Verweis auf eine prozessbezogene Kompetenz aus dem Bildungsplan der Grundschule, Fach Deutsch, Bereich 2.1 Sprechen und Zuhören, Teilkompetenz 1
SEK1 MUS 3.1.3 Musik reflektieren Verweis auf Standards für inhaltsbezogene Kompetenzen aus dem Bildungsplan der Sekundarstufe I, Fach Musik, Bereich 3.1.3 Musik reflektieren
BNE Demokratiefähigkeit Verweis auf eine Leitperspektive BNE = Bildung für nachhaltige Entwicklung, zentraler Aspekt Demokratiefähigkeit
LFDB S. 43 Verweis auf den Leitfaden Demokratiebildung, Seite 43
RSR S. 25-30 Verweis auf den Rechtschreibrahmen, Seite 25-30
 

Es wird vorrangig auf den Bildungsplan der Grundschule und der Sekundarstufe I verwiesen. Der Bildungsplan des Gymnasiums ist dabei mitbedacht, aus Gründen der Übersichtlichkeit werden diese Verweise nicht gesondert aufgeführt.

 

3.2 Abkürzungen

 
Abkürzungen der Lebensfelder
Lebensfelder des Bildungsplans für Schülerinnen und Schüler mit Anspruch auf ein sonder-pädagogisches Bildungsangebot im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung
PER Personales Leben
SEL Selbstständiges Leben
SOZ Soziales und gesellschaftliches Leben
ARB Arbeitsleben
Abkürzungen der Leitperspektiven
Allgemeine Leitperspektiven
BNE Bildung für nachhaltige Entwicklung
BTV Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt
PG Prävention und Gesundheitsförderung
Themenspezifische Leitperspektiven
BO Berufliche Orientierung
MB Medienbildung
VB Verbraucherbildung
LFDB Leitfaden Demokratiebildung
Abkürzungen der Schularten der Bildungspläne 2016
Bildungspläne 2016
GS Bildungsplan der Grundschule
SEK1 Gemeinsamer Bildungsplan für die Sekundarstufe I
GYM Bildungsplan des Gymnasiums
GMSO Bildungsplan der Oberstufe an Gemeinschaftsschulen
Abkürzungen der Fächer
Fächer
AES Alltagskultur, Ernährung und Soziales
BMB Basiskurs Medienbildung
BSS Bewegung, Spiel und Sport
BK Bildende Kunst
BIO Biologie
BNT Biologie, Naturphänomene und Technik
CH Chemie
D Deutsch
E Englisch
ETH Ethik
REV Evangelische Religionslehre
F Französisch
GK Gemeinschaftskunde
GEO Geographie
G Geschichte
KUW Kunst und Werken
RRK Katholische Religionslehre
M Mathematik
MFR Moderne Fremdsprache
MUS Musik
NwT Naturwissenschaft und Technik
PH Physik
SU Sachunterricht
SPO Sport
T Technik
WBO Wirtschaft und Berufsorientierung
WBS Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung

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