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Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung

Soziales und gesellschaftliches Leben

 

1 Leitgedanken zum Kompetenzerwerb

 
 

1.1 Bildungsgehalt des Lebensfelds Soziales und gesellschaftliches Leben

 

Bedingungen für das Gelingen des Umgangs mit anderen Menschen und der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu thematisieren, ist eine grundlegende Bildungs- und Erziehungsaufgabe der Schule. Den Schülerinnen und Schülern werden durchgängig alters- und entwicklungsangemessene Zugänge zu den unterschiedlichen Dimensionen des gesellschaftlichen Lebens ermöglicht. Sie lernen, Beziehungen zu gestalten, zu kommunizieren und im Sinn der freiheitlich demokratischen Grundordnung der Gesellschaft zu handeln.

 

Die Schule unterstützt die Schülerinnen und Schüler, Beziehungen mit unterschiedlichen Menschen, in der Familie, in der Wohngemeinschaft, in der Freizeitgestaltung, im öffentlichen Leben und in der Schule erfolgreich aufzubauen und zu pflegen. Das Zusammensein in der Klassen- und Schulgemeinschaft bietet vielfältige Möglichkeiten, Beziehungen zu gestalten und Rollenerfahrungen zu machen.

 

Den Schülerinnen und Schülern die Weiterentwicklung ihrer kommunikativen Kompetenzen zu ermöglichen, ist von fundamentaler Bedeutung für die Beziehungsgestaltung, für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und für die Auseinandersetzung mit der Welt. Kommunikation ist immanenter Bestandteil schulischen Lernens. Die Schülerinnen und Schüler finden in der Schule ein Umfeld vor, welches von der Grundhaltung des Verstehenwollens geprägt ist und Kommunikation initiiert und unterstützt. Sie lernen, sich auszudrücken und damit in Beziehung mit dem jeweiligen Gegenüber zu treten. Das vielfältige In-Beziehung-Treten eröffnet wiederum Anlässe, um die Bedeutung von Kommunikation zu erkennen, kommunikative Kompetenzen zu erweitern sowie Verständigungsprozesse zu initiieren und zu reflektieren.

 

Kommunikation ist unabdingbar für die Vermittlung von Welt und Kultur. Der Austausch mit anderen ermöglicht den Schülerinnen und Schülern, Konzepte auszubilden, Wissen zu erschließen und Kompetenzen zu erwerben. Die Schule gestaltet in Schulalltag und Unterricht Lernsituationen und Lernumgebungen, in denen die Schülerinnen und Schüler miteinander und voneinander lernen können. Indem sie durch den Austausch mit anderen Erfahrungen über sich selbst machen, ist dies immer auch ein Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung.

 

Das Leben in der Schul- und Klassengemeinschaft ist von der bewussten Wahrnehmung des Anderen auch in seinem Anderssein sowie der konstruktiven Bearbeitung von Differenzen geprägt. Die Schule trägt dazu bei, dass die Schülerinnen und Schüler in einer pluralisierten Gesellschaft lernen, mit Menschen mit unterschiedlichen sozialen, religiösen, ethnischen und nationalen Hintergründen in verschiedenen Situationen zusammenzuleben und ihre individuelle Verschiedenheit angemessen zu achten. Abgrenzung und Ausgrenzung werden thematisiert und Handlungsmöglichkeiten erarbeitet.

 

Umgangs- und Kommunikationsformen sowie demokratische Grundhaltungen und Regeln werden im schulischen Zusammenleben erlernt und gelebt. Möglichkeiten demokratischer Entscheidungsfindung sind im Schulleben konzeptionell angelegt. Auf diese Weise bietet die Schule den Schülerinnen und Schülern Handlungsfelder für die eigene Meinungsbildung, Einflussnahme und politische Mitwirkung. Die Schule ermutigt und unterstützt die Schülerinnen und Schüler darin, Verantwortung in Schulgemeinschaft und Gesellschaft zu übernehmen und ihre Interessen begründet und angemessen zu vertreten.

 

Der Bedeutung von Medien zur Kommunikation, sozialen Teilhabe und Interaktion, als Hilfsmittel, zur Freizeitgestaltung sowie zur Informationsbeschaffung und Meinungsbildung wird Beachtung geschenkt. Medienkonsum und Kommunikation mit Medien prägen die Lebenswelt vieler Schülerinnen und Schüler. Die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten (zum Beispiel über das Smartphone und soziale Netzwerke im Internet) sorgen dafür, dass sich neue kulturelle Formen und Muster des sozialen Umgangs ausbilden. Medien und Geräte entwickeln sich ständig weiter und bieten damit verbunden auch neue Anforderungen und Möglichkeiten. Ein verantwortungsvoller, kompetenter und kritischer Umgang, die Kenntnis der Nutzungsmöglichkeiten und Spielräume, aber auch der Gefahren sind somit unverzichtbar.

 

Das gesellschaftliche Gefüge unterliegt in einer globalen Welt dauerhaft komplexen Veränderungen. Um den Schülerinnen und Schülern eine Auseinandersetzung mit diesen Veränderungen zu ermöglichen, ist unter anderem eine kontinuierliche Reflexion dieser Prozesse seitens der Lehrkräfte unabdingbar. Hierzu zählt auch eine Auseinandersetzung mit den eigenen Grundhaltungen und Werten. Hierzu gehören insbesondere Fragen des Zusammenlebens in Vielfalt sowie des sozial und ökologisch verantwortlichen Lebens. Die Lehrkräfte und weitere schulische Partner begleiten und ermutigen die Schülerinnen und Schüler in ihren Fragen, ihrer Auseinandersetzung mit Grundhaltungen und Werten, Normen und Weltanschauungen und damit in ihrer Suche nach ihrem Platz in der Gesellschaft.

 
Beitrag des Lebensfelds zu den Fächern
 

Das Lebensfeld Soziales und gesellschaftliches Leben durchzieht alle Fächer und alle weiteren in diesem Bildungsplan aufgeführten Lebensfelder. Die darin genannten Kompetenzen werden einerseits als Voraussetzung gelingenden Lernens verstanden. Gleichzeitig benötigen sie einen inhaltlich-fachlichen Rahmen und eine prozessbezogene Auseinandersetzung, um ausgebildet werden und sich entwickeln zu können. Der Schwerpunkt dieses Lebensfelds liegt auf dem sozialen Lernen in unterschiedlichsten Kontexten, der Auseinandersetzung mit den eigenen Werten und Grundhaltungen, mit dem Gegenüber, mit dem Leben in sozialen Gruppen, mit Demokratie und dem Miteinander in unserer Gesellschaft. Hierfür ist ein Austausch mit anderen Menschen und die inhaltliche Beschäftigung mit unterschiedlichen Themen unabdingbar. So ergibt sich die Notwendigkeit einer engsten Verzahnung aller in diesem Lebensfeld genannten Kompetenzfelder zu sämtlichen weiteren Lebensfeldern sowie den Fächern.

 
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Abbildung 1: Verflechtung Lebensfeld Soziales und gesellschaftliches Leben – Fächer (© Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg)

 

1.2 Kompetenzen

 

Das Lebensfeld Soziales und gesellschaftliches Leben beschreibt fünf Bereiche. Drei Bereiche sind in weitere Kompetenzfelder aufgegliedert:

 
  • Grundhaltungen und Werte
  • Beziehungen gestalten und pflegen
    • Beziehungen (mit‑)gestalten
    • Mit anderen zusammenleben
    • Partnerschaftliche Beziehungen eingehen und leben
  • Kommunikation
    • In Beziehungen treten – Beziehungen gestalten
    • Gespräche führen
    • Wünsche und Bedürfnisse äußern
    • Sich beteiligen – Informationen weitergeben und präsentieren
  • Demokratie lernen und leben
  • Medienwissen und Medienhandeln
    • Reflexion über Medien
    • Kommunikation mithilfe von Medien
    • Medien und Freizeit
    • Unterstützung der Selbstständigkeit durch technische Assistenz
 

Die beschriebenen Kompetenzen sind zum Teil inhalts-, aber auch prozessbezogen. Da die Themen aus den Lebensfeldern immer auch mit den Fächern verbunden werden, gelten hier auch die entsprechenden prozessbezogenen Kompetenzen aus dem jeweiligen Fach.

 

Die beschriebenen Kompetenzen und Kompetenzfelder stehen in keinem hierarchischen Verhältnis, sondern werden als gleichwertige Teilbereiche verstanden. Im Sinne eines bio-psycho-sozialen Ansatzes wird dabei deutlich, dass in allen Teilbereichen Wechselwirkungsprozesse mit der Umwelt bei der Entwicklung der jeweiligen Aspekte eine zentrale Rolle spielen. Die Kompetenzfelder selbst müssen ebenfalls in einer sich gegenseitig beeinflussenden Wirkweise verstanden werden.

 

1.3 Didaktische Hinweise

 

Die Schule bietet den Schülerinnen und Schülern ein großes Feld an sozialen Erfahrungen in verschiedenen Alltagssituationen. Die Lehrkräfte greifen diese bewusst als Lerninhalte auf, um die Kommunikations- und Interaktionsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler zu stärken und gemeinsam mit ihnen Handlungsmöglichkeiten innerhalb sozialer Beziehungen zu entwickeln, diese zu erproben und das eigene Verhalten zu reflektieren. Der Fokus liegt hierbei zum einen auf dem Gefühl des sozialen Eingebundenseins, zum anderen darauf, am gemeinschaftlichen Leben aktiv mitzuwirken und dabei Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Lernprozesse werden so gestaltet, dass die Schülerinnen und Schüler darin selbstbestimmtes sowie partnerbezogenes Handeln zeigen können. Die Lehrkräfte schaffen im Unterricht eine Atmosphäre der Zuversicht, des Vertrauens und des Verstehenwollens und gestalten Alltags- und Unterrichtssituationen, die dialogisch, kooperativ und handlungsoffen aufgebaut sind. Die Schülerinnen und Schüler erhalten ausreichend Zeit und Gelegenheit für gemeinschaftliche Aktivitäten, in denen soziale Interaktionen zum Tragen kommen und geübt werden können. Wahrnehmungen, Äußerungen und Handlungen von den Schülerinnen und Schülern werden aufgenommen und mit einer wertschätzenden, einfühlsamen Grundhaltung gedeutet. Dabei spielt die Interpretation der kommunikativen Funktion von nonverbalen und verbalen Signalen der Schülerinnen und Schüler eine ebenso große Rolle wie auch die Reflexion der eigenen Reaktionen darauf. Im Rahmen des Lernbereichs „Kommunikation“ werden die Schülerinnen und Schüler mit individuellen Mitteln der Unterstützten Kommunikation vertraut gemacht, wobei es wichtig ist, Kommunikationshilfen so früh wie möglich und in enger Zusammenarbeit mit den Eltern einzusetzen, um dauerhafte Lernerfolge zu erzielen. Die Lehrkräfte unterstützen die Schülerinnen und Schüler bei der Entwicklung kommunikativer Kompetenzen, indem sie auch im Bereich Unterstützte Kommunikation als sprachliche Vorbilder fungieren und diese als gemeinsame Sprache genutzt wird. Im Unterricht sind ausreichend Zeit zum Reagieren und eine vertrauensvolle Beziehung zwischen den Schülerinnen und Schülern und der Lehrkraft Voraussetzungen für gelingende Lernprozesse. Die Lehrkräfte setzen Sprache bewusst und individuell angepasst ein und verwenden gezielt para- und nonverbale Gestaltungsmittel. Kommunikative Strategien, Lautsprache, Gebärden und unterstützende Hilfen sind Bestandteil jeder Lernsituation.

 

Die Unterrichtsinhalte im Bereich „Demokratie lernen und leben“ zielen darauf ab, unsere freiheitlich demokratische Gesellschaftsordnung für die Schülerinnen und Schüler nachvollziehbar zu machen. Gleichheit und Gerechtigkeit sollen von den Schülerinnen und Schülern als Grundprinzipien des Zusammenlebens in Deutschland verstanden und anerkannt werden. Die Lehrkräfte ermutigen in diesem Rahmen zu selbstständigem Entscheiden und Handeln und geben Rückmeldungen. Dabei agieren sie als verlässliches soziales Vorbild, indem sie Regeln und Grenzen aufzeigen und ihre Einhaltung vorleben.

 

Lernprozesse in diesem Bereich finden auf unterschiedlichen Ebenen statt, angefangen mit dem Schaffen von Möglichkeiten für alle Schülerinnen und Schüler, die eigene Meinung bezüglich ihrer Bedürfnisse, Wünsche und Ideen zu äußern und deren Berücksichtigung zu erleben, bei den Wahlen zum Klassen- oder Schülersprecher teilzunehmen, sich zu informieren über das politische Geschehen am Schul- oder Heimatort, bis hin zu den politischen Strukturen und Regierungsformen in Deutschland.

 

2 Kompetenzfelder

 
 

2.1 Grund-, Haupt- und Berufsschulstufe

 

2.1.1 Grundhaltungen und Werte

 

Die Schülerinnen und Schüler lernen gesellschaftliche Werte kennen und erhalten die Möglichkeit, Grundhaltungen wie Respekt, Toleranz, Empathie und Solidarität zu entwickeln, die den Werten und Rechten des Grundgesetzes entsprechen. Im Alltag und in der Schule nehmen die Schülerinnen und Schüler die Vielfalt unterschiedlicher Lebensweisen wahr. Sie erleben an sich und anderen, dass Menschen etwa aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Behinderung, ihres Alters, ihres Geschlechts unterschiedlich sein können und unterschiedliche Interessen haben. In der Schule wird Vielfalt erlebt, thematisiert und reflektiert. Die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass Auseinandersetzungen, unterschiedliche Positionen und unter Umständen auch Konflikte und Streit zum Wesen von Pluralismus gehören können. In einer vertrauensvollen Atmosphäre wird auf den Umgang mit Konflikten geachtet, Gewaltprävention praktiziert sowie die Aneignung von Strategien zur Bewältigung von Konflikten und Gewalt angeboten.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Wie wird die kulturelle Vielfalt der Schülerinnen und Schüler und deren Elternschaft wertschätzend in den Unterricht integriert?
  • Welche Möglichkeiten zur Auseinandersetzung mit dem Anderssein und dem Erleben von Vielfalt als Normalität schafft die Schule (Inklusion, kulturelle Vielfalt)?
  • Wie werden kulturelle Diversität und interkulturelles Lernen im Schulcurriculum nachhaltig verankert?
  • Wie finden und leben die Lehrkräfte eine Form des Umgangs untereinander und mit den Schülerinnen und Schülern, die von gegenseitiger Wertschätzung und Toleranz geprägt ist?
  • Wie werden das Äußern der eigenen Meinung und das Respektieren der Meinung anderer an der Schule unterstützt?
  • Welche gemeinsam getragenen Vereinbarungen und Konzepte werden für Grenzüberschreitungen, Konfliktbewältigung und Selbstregulation der Schülerinnen und Schüler innerhalb der Klasse und der Schule festgelegt?
  • Welche Konzepte und Netzwerke unterstützen die Schülerinnen und Schüler bei der Konfliktbewältigung und Selbstregulation?
  • Wie reflektieren die Lehrkräfte ihre eigene Haltung zu den Schülerinnen und Schülern mit herausforderndem Verhalten?
Die Schülerinnen und Schüler
  • erleben das Eingebundensein in eine vielfältige Gemeinschaft und erfahren im Kontakt mit anderen Individualität und Vielfalt
  • erkennen Gemeinsamkeiten und Unterschiede und gehen achtungsvoll und aufgeschlossen damit um
  • kennen grundlegende, am Grundgesetz orientierte Werte des Zusammenlebens (zum Beispiel Würde des Menschen, Recht auf Leben, Toleranz, Gleichheit vor dem Gesetz)
  • zeigen Empathie, Respekt, Wertschätzung und Toleranz in der Begegnung mit anderen Menschen durch Verhaltensweisen oder in Äußerungen
  • hinterfragen die eigene Haltung anderen Menschen gegenüber
  • zeigen einen wertschätzenden Umgang mit der Natur und den Dingen
  • tragen Konflikte aus, erleben die damit einhergehenden Emotionen und erkennen auslösende Gründe
  • erproben und entwickeln Strategien der gewaltfreien Konfliktlösung sowie der Gewaltprävention und übernehmen sie in das eigene Handlungsrepertoire
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Vielfalt (zum Beispiel hinsichtlich Kultur, Religion, Nationalität, Staatsangehörigkeit, geschlechtlicher Identität, sexueller Orientierung, Behinderung)
  • gesellschaftliche, am Grundgesetz orientierte Werte wie die Würde des Menschen, Recht auf Leben, Gleichheit und Grundhaltungen wie Respekt, Empathie, Achtung, Toleranz und Akzeptanz sich selbst und anderen gegenüber
  • zwischenmenschliche Umgangsformen
  • verantwortlicher Umgang mit der Natur und den Dingen und der Natur
  • Umgang mit eigenem und fremdem herausfordernden Verhalten (zum Beispiel zum eigenen Schutz)
  • Konflikte (Ursachen und Strategien der Bearbeitung)
  • Gewaltprävention und Strategien, mit Gewalt durch andere umzugehen
Die Schülerin oder der Schüler
  • erlebt im Schulalltag bei starken eigenen Wünschen sozialen Widerstand und in konstruktiv gestalteten Situationen, dass Interaktion trotzdem möglich ist, oder erfährt durch das Eingebundensein in Konfliktsituationen in der Klassengemeinschaft Gefühle wie Ärger, Wut, Enttäuschung, Traurigkeit, aber auch Erleichterung und Zufriedenheit nach Konfliktlösung
  • erprobt praktische Streitschlichtung und übt Regeln und Rituale dafür ein
  • erkennt in einem vorgeführten Rollenspiel sich widerstreitende Interessen, drückt unterschiedliche Streitpositionen durch unterschiedliche Materialien und den eigenen Körper aus und erarbeitet kommunikativ Lösungen (gegebenenfalls mithilfe von Bildkarten)
  • beschreibt eigene Erfahrungen und Bewältigungsstrategien bei konflikthaltigen Situationen, reflektiert die Spannung zwischen unterschiedlichen Interessen und formuliert Regeln für die Konfliktlösung
Bezüge und Verweise
 

2.1.2 Beziehungen gestalten und pflegen

 

2.1.2.1 Beziehungen aufbauen und (mit-)gestalten

 

Die Schule bietet den Raum und die Unterstützung, damit die Schülerinnen und Schüler mit anderen in Kontakt treten, Beziehungen aufbauen und gestalten können. Hierfür geben die Lehrkräfte den Schülerinnen und Schülern Halt, Sicherheit und Orientierung sowie das Gefühl des Angenommenseins. Auf diese Weise entsteht ein geschützter Rahmen, in dem sie Vertrauen entwickeln. Das ermöglicht ihnen, neue Beziehungserfahrungen mit Mitschülerinnen und Mitschülern zu machen. Im Umgang mit anderen entwickeln die Schülerinnen und Schüler kommunikative und soziale Fähigkeiten, die es ihnen ermöglichen, inner- und außerhalb der Schule tragfähige Beziehungen einzugehen und zu gestalten. Die Lehrkräfte wirken hierbei als Vorbilder. Sie nehmen Abhängigkeiten in Beziehungen wahr und stellen Angebote bereit, durch die die Schülerinnen und Schüler lernen, eingegangene Bindungen zu prüfen und gegebenenfalls zu verändern. Die jungen Menschen erwerben Strategien, sich mit anderen zu einigen. Hierzu eignen sich auch Angebote zur Konfliktbewältigung und Gewaltprävention.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Welche Räume bietet die Schule, damit die Schülerinnen und Schüler angemessene Beziehungserfahrungen machen können?
  • Welche Angebote in der Schule tragen dazu bei, dass sich neue Beziehungen/Freundschaften entwickeln können beziehungsweise dass Schülerinnen und Schüler Beziehungen/Freundschaften aufrechterhalten können?
  • Wie gestalten die Lehrkräfte Beziehungen zu den Schülerinnen und Schülern (in Abhängigkeit zu deren Alter, Entwicklung)?
  • Wie werden Pflegekräfte und Betreuungspersonen hinsichtlich ihrer Beziehungsgestaltung mit den Schülerinnen und Schülern angeleitet?
Die Schülerinnen und Schüler
  • zeigen Aufmerksamkeit gegenüber Personen
  • reagieren auf Ansprache, Berührung
  • handeln partnerbezogen (zum Beispiel geben, nehmen; erst du, dann ich)
  • treten in einen nonverbalen oder verbalen Austausch mit anderen
  • nehmen von sich aus Kontakt auf
  • drücken Gefühle gegenüber anderen aus
  • bewältigen Alltagshandlungen zu zweit
  • spielen und lernen zu zweit
  • kommunizieren mit anderen
  • entwickeln Freundschaften und pflegen diese
  • nehmen Abhängigkeiten in Beziehungen wahr und können adäquat reagieren
  • können Konflikte austragen und bewältigen
  • reflektieren über die Qualität ihrer Beziehungen
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • den anderen bemerken, sich bemerkbar machen und sich wechselseitig wahrnehmen
  • Umgangsformen
  • Freundschaften
  • Kontakte annehmen, herstellen und aufrechterhalten
  • den anderen verstehen
  • Begegnungen im Alltag (in der Öffentlichkeit, mit unbekannten Personen, mit Autoritäten)
Die Schülerin oder der Schüler
  • nimmt Äußerungen und Signale des Kontakts der Mitschülerinnen oder Mitschüler unterschiedlicher Art (Geräusche, Bewegungen, Blicke, Berührungen, Sprache) wahr, reagiert darauf und kommt so in wechselseitigen Kontakt mit anderen
  • wendet unterschiedliche Formen der Kontaktaufnahme (zum Beispiel Handschlag, Umarmung oder Wangenkuss) situationsgerecht und in Bezug auf die Person angemessen an
  • lernt durch bildliche Darstellungen oder in Form von Bewegungs- und Singspielen Begrüßungsrituale unterschiedlicher Personengruppen und Kulturen kennen, unterscheiden und vergleichen und beim Kontakt Konventionen zu beachten
  • reflektiert anhand aktueller Ereignisse, konkreter Situationen oder ausgewählter Geschichten über die Bedeutung von gelingenden und fehlenden Kontakten zu anderen Menschen
Bezüge und Verweise
 

2.1.2.2 Mit anderen zusammenleben

 

Die Schülerinnen und Schüler lernen in der Schule, Rollen in sozialen Gruppen und die damit verbundenen Verhaltenserwartungen zu kennen und auszufüllen. Sie sind Mitglieder in einer Familie oder Lebensgemeinschaft, haben Freunde und Bekannte, gehören zu sozialen und religiösen Gruppen und Institutionen und nehmen in all diesen Bezügen verschiedene Rollen ein. Um diese selbst mitgestalten zu können, bietet ihnen die Schule Erfahrungsräume, in denen sie lernen, sich selbst realistisch einzuschätzen und wertzuschätzen sowie Kommunikation und Kooperation mit anderen zu erproben. Alltagssituationen, wie das von den Schülerinnen und Schülern gemeinsam erlebte Miteinander in der Klasse und in der Familie beziehungsweise Lebensgemeinschaft, bilden den Ausgangspunkt, um die konstruktive Gestaltung der vielfältigen Beziehungen und Rollen einzuüben sowie auf einen angemessenen sozialen Umgang in der Gesellschaft vorbereitet zu werden. Daher bietet die Schule vielfältige Möglichkeiten des Austauschs mit den Familien und Lebensgemeinschaften der Schülerinnen und Schüler an.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Inwiefern gibt es im Schulalltag die Möglichkeit, Beziehungen zu Kindern und Jugendlichen innerhalb und außerhalb der eigenen Klasse aufzubauen und zu pflegen (zum Beispiel gemeinsamer Wochenanfang, Arbeitsgemeinschaften, gemeinsame Feste von Klassen und Stufen, Kooperationsprojekte)?
  • Welchen Assistenzbedarf benötigen die Schülerinnen und Schüler im Kontakt mit anderen?
  • Welche Unterstützungsangebote für die Lehrkräfte werden genutzt, mit fremd erscheinenden Verhaltensweisen aus anderen Kulturen und Religionen umzugehen?
  • Wie wird der Kontakt zu den Familien und Lebensgemeinschaften, in denen die Schülerinnen und Schüler zu Hause sind, gepflegt?
  • Welche Kooperation mit Vereinen, Religionsgemeinschaften und weiteren außerschulischen Partnern pflegt die Schule, damit die Schülerinnen und Schüler auch außerhalb der Schule Kontakt zu sozialen Gruppen aufbauen können?
Die Schülerinnen und Schüler
  • erleben sich als Teil einer Gruppe/Familie und reagieren angemessen
  • beteiligen sich an gemeinschaftlichen Aktivitäten
  • kooperieren in der Gruppe
  • übernehmen Aufgaben
  • kennen Regeln im sozialen Umgang und halten diese ein
  • gehen Kompromisse ein
  • lösen Konflikte
  • organisieren gemeinsames Tun
  • kennen Strategien zur Konfliktvermeidung und wenden diese an
  • gehen angemessen mit Fehlern von sich und anderen um
  • helfen anderen, nehmen Hilfe an
  • schätzen ihren Hilfebedarf ein und fordern angemessen Hilfe ein
  • kennen Umgangsformen und wenden diese situationsgerecht an
  • nehmen soziale Beziehungen wahr, beschreiben und reflektieren diese
  • nehmen unterschiedliche Rollen ein
  • kennen unterschiedliche Rollen, können Erwartungen einschätzen und entsprechend handeln
  • wissen um Abhängigkeiten in unterschiedlichen Rollenkonstellationen (zum Beispiel Chefin oder Chef − Mitarbeiterin oder Mitarbeiter) und verhalten sich entsprechend
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Familie in unterschiedlichen Formen und Zusammensetzungen
  • Ich und meine Eltern; Ich und meine Geschwister; Ich und meine Großeltern
  • Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen, Nachbarschaften, Vereinen, Religionsgemeinschaften, Peergroups und Institutionen
  • Freundschaften
  • verschiedene Lebensformen (zum Beispiel Single, Großfamilie, Alleinerziehende)
  • kulturelle, soziale und religiöse Herkunft
  • gesellschaftliche Rollen
  • Kooperation und Absprachen treffen
  • Einhaltung von Regeln innerhalb einer Gruppe
  • Übernahme von Verantwortung
Die Schülerin oder der Schüler
  • reagiert auf verschiedene Personen unterschiedlich
  • geht Freundschaften ein
  • pflegt einen freundschaftlichen Umgang
  • unterscheidet zwischen Freundinnen/Freunden und fremden Personen
  • reflektiert persönliche Beziehungen
Bezüge und Verweise
 

2.1.2.3 Partnerschaftliche Beziehungen eingehen und leben

 

In der Erfahrungswelt der Schülerinnen und Schüler spielen partnerschaftliche Beziehungen, Zärtlichkeit und Liebe in ihren vielfältigen Ausdrucksformen eine wichtige Rolle. Sie erleben und erkennen bei Erwachsenen und im Freundeskreis unterschiedliche Lebens- und Partnerschaftsformen und respektieren diese. In der Reflexion darüber entwickeln die Jugendlichen Vorstellungen davon, wie sie selbst Partnerschaft gestalten können, wie Konflikte und Krisen gemeinsam bewältigt werden und wie sie mit der besonderen Zuneigung zu einem Gegenüber und der damit verbundenen Sexualität verantwortungsvoll umgehen können.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Welche Vereinbarungen trifft die Schule / die Stufe zum Umgang mit partnerschaftlichen Beziehungen von Schülerinnen und Schülern?
  • Wie kann die Schule den Aufbau partnerschaftlicher Beziehungen (zum Beispiel Freundschaft) unterstützen und begleiten?
  • Wie kann die Schule in Zusammenarbeit mit den Eltern, Ärztinnen/Ärzten und Fachkräften ungewollte Schwangerschaften verhindern und vor sexueller Gewalt schützen?
  • Welche Absprachen treffen die Lehrkräfte mit den Eltern zu den Themen Sexualerziehung, Verhütung, Geschlechtsakt als individuelle Lerninhalte für interessierte Jugendliche?
Die Schülerinnen und Schüler
  • kennen unterschiedliche partnerschaftliche Beziehungen (zum Beispiel Freundschaft, Liebesbeziehung)
  • kennen und respektieren unterschiedliche Lebensformen (Single, Partnerschaftsformen, Ehe)
  • wissen, wie sie sich jemandem angemessen nähern können (zum Beispiel ansprechen, etwas unternehmen)
  • verfügen über Wertvorstellungen für eine partnerschaftliche Beziehung wie Verlässlichkeit, Treue, Respekt und gegenseitige Akzeptanz
  • kennen Möglichkeiten der Gestaltung einer partnerschaftlichen Beziehung (zum Beispiel gemeinsame Interessen und Unternehmungen, körperliche Nähe)
  • halten Konflikte und Meinungsverschiedenheiten innerhalb der partnerschaftlichen Beziehung aus und bewältigen diese
  • kennen Verhütungsmethoden und -mittel sowie deren Zweck und können sie sachgemäß anwenden
  • sind sich bewusst, dass alle Formen von Sexualität eine Intimsphäre erfordern
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Entwicklung individueller Lebensentwürfe und Reflexion der Realisierbarkeit
  • angemessen streiten
  • Thematisierung von Verletzungen durch Eifersucht, Untreue und Trennung
  • Beschreibung körperlicher Empfindungen des Verliebtseins (zum Beispiel Herzklopfen, Kribbeln im Bauch)
  • Mein Traummann, Meine Traumfrau (zum Beispiel beschreiben, zeichnen, collagieren)
  • Ausdrucksformen von Liebe und Zärtlichkeit
  • Rückzugsmöglichkeiten und angemessenes Verhalten als Paar in der Öffentlichkeit
  • Informationen zu Beratungsstellen und Fachärzten
  • Vorbereitung eines Besuchs bei der Frauenärztin oder beim Frauenarzt
  • Verhütungsmittel und deren Anwendung
  • Prävention sexuell übertragbarer Krankheiten
  • gesetzlich verankerte Prinzipien (individuelles sexuelles Selbstbestimmungsrecht)
  • Schwangerschaft und Geburt
  • Kinderwunsch, Elternschaft und Verantwortlichkeit
Die Schülerin oder der Schüler
  • erlebt und erkennt unterschiedliche Arten von Zuneigung (zum Beispiel zu den Eltern, einer erwachsenen Bezugsperson, in gleich- oder gegengeschlechtlichen Freundschaften)
  • erprobt adäquate Formen der Zärtlichkeit in verschiedenen Kontexten: in den Arm nehmen zum Trösten oder als Ausdruck tiefster Vertrautheit und Liebe
  • stellt im Rollenspiel angemessene Formen von körperlicher Zuwendung (zum Beispiel Händchen halten, Umarmen, Anlächeln) szenisch dar und diskutiert die eigenen Vorstellungen
  • assoziiert den Wunsch nach Intimität mit auserwählten Personen, erkennt, dass Zärtlichkeit Ausdruck tiefer Gefühle der Zuneigung ist, und lernt Möglichkeiten kennen, diese zum Ausdruck zu bringen
Bezüge und Verweise
 

2.1.3 Kommunikation

 

2.1.3.1 In Beziehungen treten – Beziehungen gestalten

 

Zwischenmenschliche Beziehungen entstehen, wenn Menschen in einen Dialog eintreten. Dabei reicht das Spektrum von leiblichen Dialog- und Ausdrucksformen bis hin zu Gesprächen mit und ohne Kommunikationsformen der Unterstützten Kommunikation.

 

Beim In-Beziehung-Treten erfahren die Schülerinnen und Schüler das Eingebundensein in die Gemeinschaft und unterschiedliche Mitteilungsmöglichkeiten. Sie bauen ihre individuellen Möglichkeiten der Mitteilung aus. Ihnen werden Nähe- und Distanzerfahrungen gleichermaßen möglich gemacht, die Erfahrung des Selbst sowie die Anerkennung des anderen. Die Lehrkräfte achten besonders auf eine Kultur der Berührung, die eigene und fremde Grenzen der Nähe respektiert.

 

Die Schule achtet darauf, dass auch in diesen Kommunikationsformen Freiräume geboten werden und Rückzug gewährt und respektiert wird. Den Lehrkräften ist bewusst, dass nicht jedes Verhalten einer Schülerin oder eines Schülers als Kommunikationswunsch zu interpretieren ist.

 

Die Lehrkräfte der Schule bauen zu den ihnen anvertrauten Schülerinnen und Schülern verlässliche Beziehungen auf, die diesen Halt, Sicherheit und Orientierung bieten. Die Schule sorgt für einen Rahmen, in dem Beziehungen erhalten und gepflegt werden können und Übergänge in neue Beziehungen gut gelingen. Die Schülerinnen und Schüler erleben, dass sie in der Schule angenommen sind und entwickeln daraus kommunikative und soziale Fähigkeiten, die es ihnen ermöglichen, tragfähige Beziehungen einzugehen und zu gestalten.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Welche Möglichkeiten bietet die Schule, damit die Schülerinnen und Schüler Beziehungen aufbauen, gestalten und pflegen können?
  • Welche Orte eignen sich dafür, dass die Schülerinnen und Schüler in Kontakt kommen können?
  • Welchen Assistenzbedarf benötigen die Schülerinnen und Schüler in der Kommunikation mit anderen?
  • Wie sichert die Schule die Ausstattung und die Möglichkeit zur individuellen Anpassung mit angemessenen Kommunikationsformen wie Gebärden, Fotos, Bildern, Bilderbüchern, grafischen Symbolen, Ich-Büchern, Kommunikationstagebüchern, technischen Kommunikationshilfen, Schreibhilfen sowie digitalen Medien?
  • Wie werden Bezugspersonen mit Formen der Unterstützten Kommunikation vertraut gemacht und wie setzen sie diese als sprachbegleitendes Modell ein?
  • Welche Veranstaltungen/Formate bietet die Schule, damit die Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte die Möglichkeit haben, positive Beziehungen aufzubauen?
  • Wie und in welchem Maß gelingt es der Schule, den körpersprachlichen Ausdruck und die Andeutungen der Schülerinnen und Schüler als Zeichen zu interpretieren, angemessen zu reagieren und Kommunikation in Gang zu setzen?
  • Inwiefern gibt es im Schulalltag die Möglichkeit, Beziehungen zu Kindern und Jugendlichen außerhalb der eigenen Klasse aufzubauen und zu pflegen (zum Beispiel gemeinsamer Wochenanfang, Arbeitsgemeinschaften, gemeinsame Feste von Klassen und Stufen, Kooperationsprojekte)?
Die Schülerinnen und Schüler
  • reagieren auf Zuwendung
  • wenden sich aktiv zu oder ab
  • nehmen von sich aus Kontakt auf
  • halten den Kontakt aufrecht
  • kennen und nutzen kommunikative Rituale wie Begrüßung und Verabschiedung
  • wissen um die Intensität der jeweiligen Beziehung und kommunizieren entsprechend
  • finden ein angemessenes Maß zwischen Nähe und Distanz
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • gemeinsamer Atemrhythmus
  • den anderen bemerken, sich bemerkbar machen und sich wechselseitig wahrnehmen
  • Begrüßungs- und Verabschiedungsrituale
  • (Rollen-)Spiele
  • Pausensituationen
  • Feste
Die Schülerin oder der Schüler
  • reagiert auf Begrüßung beziehungsweise Verabschiedung
  • kennt Begrüßungs- und Verabschiedungsrituale
  • begrüßt und verabschiedet situationsangemessen
  • kann situations- und rollenangemessen lautsprachlich oder mithilfe Unterstützter Kommunikation grüßen/verabschieden
Bezüge und Verweise
 

2.1.3.2 Wünsche und Bedürfnisse äußern

 

Die Darstellung persönlicher Wünsche und Bedürfnisse ist ein grundlegendes Bedürfnis des Menschen. Die Schülerinnen und Schüler lernen, die eigenen Ausdrucksmöglichkeiten zu nutzen, um anderen erkennbare und verstehbare Informationen über sich selbst zu geben. Das klare Äußern der eigenen Bedürfnisse gibt Sicherheit in Beziehungen. Die angemessene Äußerung der eigenen Bedürfnisse ist Teil des selbstbestimmten Lebens.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Wie und wann werden im Schulalltag Möglichkeiten geschaffen, damit die Schülerinnen und Schüler Wünsche und Bedürfnisse äußern können?
  • Welche Unterstützung bekommen die nicht oder wenig sprechenden Schülerinnen und Schüler, damit sie angemessen Wünsche und Bedürfnisse äußern können?
  • An welchen Stellen können Schülerwünsche im Unterricht oder im Schulalltag einbezogen werden?
  • Wie sichert die Schule, dass die Schülerinnen und Schüler auch außerhalb des Unterrichts ihre Bedürfnisse und Wünsche äußern können?
Die Schülerinnen und Schüler
  • machen auf sich aufmerksam (zum Beispiel durch Blicke, Bewegungen, Laute)
  • richten Bewegungen oder Laute gezielt auf eine Sache oder Person
  • antworten auf Fragen zu ihren Wünschen und Bedürfnissen mit Zustimmung oder Ablehnung in der ihnen möglichen Form
  • antworten auf Fragen zu ihren Wünschen mit ja/nein
  • zeigen ihre Wünsche/Bedürfnisse lautsprachlich oder mithilfe von Unterstützter Kommunikation
  • äußern ihre Wünsche und Bedürfnisse gezielt
  • bitten um Hilfe
  • verleihen Äußerungen Nachdruck
  • verstehen Wünsche und Bedürfnisse von anderen
  • gehen auf Wünsche und Bedürfnisse von anderen ein
  • wissen, ob und inwiefern ihre Wünsche angemessen und realistisch sind
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Essenssituationen
  • Förderpflege
  • Lagerung
  • Geburtstag, Weihnachten
  • Sport (Spiele auswählen)
  • Freizeit
  • Freiarbeit, Stationenarbeit
Die Schülerin oder der Schüler
  • zeigt bei Freizeitaktivitäten Wohlsein oder Unwohlsein
  • zeigt konkret, wie sie/er sich in der Freizeit beschäftigen möchte (zum Beispiel Angebot annehmen oder ablehnen / Auswahl von Gegenständen)
  • wählt aus verschiedenen bekannten Freizeitaktivitäten (zum Beispiel auf Bildern) lautsprachlich oder mithilfe Unterstützter Kommunikation aus
  • kennt unterschiedliche Freizeitaktivitäten und wählt gewünschte Aktivitäten lautsprachlich oder mithilfe Unterstützter Kommunikation aus
Bezüge und Verweise
 

2.1.3.3 Gespräche führen

 

Damit Kommunikation gelingen kann, müssen die Schülerinnen und Schüler Strategien entwickeln, die es ihnen ermöglichen, sich einzubringen, auf die Kommunikationspartnerin oder den Kommunikationspartner einzugehen und den Gesprächsverlauf selbst zu steuern. Hierbei sind Einfühlungsvermögen und das Einüben sozialer Verhaltensweisen von großer Wichtigkeit. Die Entwicklung von Kommunikationsstrategien stellt die Basis sowohl für das Sprechen als auch für die Unterstützte Kommunikation dar. Dieses Kompetenzfeld weist viele Überschneidungen mit dem Kompetenzfeld Zuhören und Sprechen / mündliche Kommunikation des Faches Deutsch auf. Die Schule bietet etwa „standardisierte“ Gesprächs- und Kommunikationssituationen wie Morgenkreise oder Einkaufssituationen an, die es auch den Schülerinnen und Schüler mit Bedarf an Unterstützter Kommunikation erleichtern, entsprechende Kompetenzen zu entwickeln.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Welchen Assistenzbedarf benötigen die Schülerinnen und Schüler im Gespräch mit anderen?
  • Wie stellt die Schule sicher, dass Formen Unterstützter Kommunikation individuell angepasst werden?
  • Wie stellt die Schule sicher, dass Formen der Unterstützten Kommunikation vereinbart und im Alltag und Curriculum der Schule verankert sind?
  • Wie stellt die Schule sicher, dass Formen Unterstützter Kommunikation immer zur Verfügung stehen?
  • Wie stellt die Schule sicher, dass unterschiedliche Kommunikationshilfen zur persönlichen Anpassung und Erprobung zur Verfügung stehen?
  • Wie sind alle Beteiligten (Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrkräfte, Assistenzen) mit unterstützenden Kommunikationsformen vertraut und wie setzen sie diese sprachbegleitend als Modell ein?
  • Welche Gesprächsanlässe sind im Unterricht etabliert?
  • Wie werden im Unterricht Gespräche gestaltet, damit die Schülerinnen und Schüler untereinander ins Gespräch kommen?
Die Schülerinnen und Schüler
  • bemerken, dass sie angesprochen werden
  • treten über individuell verfügbare Kommunikationsformen oder Handlungen in einen Dialog
  • tauschen sich mit anderen über etwas aus (Triangulierung)
  • treten in einen Dialog (Zeichen, Bilder, Sprache)
  • erzählen lautsprachlich oder mithilfe Unterstützter Kommunikation von Erlebtem
  • beantworten Fragen mit Ja oder Nein (mit Zeichen, Bildern oder Sprache)
  • antworten mit oder ohne Hilfsmittel auf Fragen
  • stellen lautsprachlich oder mithilfe Unterstützter Kommunikation Fragen
  • hören zu
  • zeigen dialogisches Verhalten in Gesprächen
  • nehmen lautsprachlich oder mithilfe Unterstützter Kommunikation aktiv an Gesprächen teil und bringen sich ein
  • führen eigenständig Gespräche
  • führen Gespräche mit Gleichaltrigen
  • treffen Vereinbarungen mit anderen
  • argumentieren und führen Diskussionen
  • sprechen Konflikte an und lösen diese
  • kennen Gesprächsregeln und halten diese ein
  • moderieren Gespräche mit anderen
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Unterrichtsgespräche
  • Berichte von Erlebnissen
  • Austausch über Unterrichtsinhalte
  • Gespräche zur persönlichen Zukunftsplanung
  • informelle Gespräche (zum Beispiel Pause, beim Essen)
  • Teamarbeit
  • Konflikte bearbeiten / Krisengespräche
Die Schülerin oder der Schüler
  • lässt sich in Unterrichtsgespräche einbeziehen und beteiligt sich gezielt durch körpereigene Kommunikationsformen
  • kann in Gesprächen lautsprachlich oder mithilfe Unterstützter Kommunikation Dinge oder Sachverhalte benennen und beschreiben
  • kann in Gesprächen lautsprachlich oder mithilfe Unterstützter Kommunikation von Erlebtem berichten, Fragen stellen und beantworten, Wissen einbringen, argumentieren und diskutieren
Bezüge und Verweise
 

2.1.3.4 Sich beteiligen – Informationen weitergeben und präsentieren

 

Sprache dient auch dazu, Wissen, Informationen, Sachverhalte und Meinungen darzustellen. Die Schülerinnen und Schüler lernen, mithilfe von Sprache Informationen zu Dingen, Themen, Texten sowie Erlebtem wiederzugeben und darzustellen. Dazu werden Lautsprache, auch in einfacher Sprache, Schriftsprache, Bilder und Unterstützte Kommunikation eingesetzt. Hier ergeben sich Handlungsmöglichkeiten wie Erzählen, Zeigen, Darstellen, Präsentieren.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Welche besondere Assistenz erhalten die Schülerinnen und Schüler mit eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten?
  • Wie stellt die Schule die sprachliche Darstellung mithilfe Unterstützter Kommunikation sicher?
  • Wie und wann erhalten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, Anliegen, Themen und Meinungen zu präsentieren?
  • Welche Orte (zum Beispiel Litfaßsäule, schwarzes Brett, Intranet der Schule, Blog der Schule) innerhalb und außerhalb der Schule stehen zur Verfügung, an welchen die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, andere zu informieren (zum Beispiel über Feste, Projekte, Pausenverkauf)?
  • Welche Möglichkeiten bietet die Schule / der Unterricht, damit die Schülerinnen und Schüler (zum Beispiel Texte, Erzählungen oder Gedichte) vortragen können?
  • Welche Möglichkeiten zum Erzählen eigener Erlebnisse in Laut- und Schriftsprache oder mithilfe Unterstützter Kommunikation bietet die Schule (Tagebücher)?
Die Schülerinnen und Schüler
  • beteiligen sich an Gesprächen und Diskussionen (zum Beispiel durch Laute, Gesten, Gebärden)
  • gestalten mithilfe von Fotos und Bildern Geschichten
  • schreiben mit Schriftsprache oder mithilfe von Unterstützter Kommunikation Geschichten und lesen diese vor
  • beteiligen sich an Theaterstücken lautsprachlich oder mithilfe Unterstützter Kommunikation
  • zeigen ihr Wissen lautsprachlich oder mithilfe Unterstützter Kommunikation
  • stellen Fragen und beantworten Fragen
  • verstehen und erzählen Witze
  • wählen aus
  • tun ihre Meinung kund
  • begründen ihre Meinung
  • tragen etwas vor
  • erzählen etwas (zum Beispiel eigene Erlebnisse, Geschichten, Gedichte)
  • präsentieren ein Anliegen oder ein Thema
  • informieren andere
  • führen ein Rollenspiel oder ein Theaterstück auf
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Hören, Lesen, Erfinden, Schreiben und Präsentieren von Geschichten
  • Hören, Lesen, Erfinden, Schreiben und Präsentieren von Gedichten
  • Projekte
  • Schülerfirmen wie Catering, Autoservice, Kopierservice
  • Lernen durch Lehren (sich Themen erarbeiten und als Experte für andere fungieren)
  • Präsentationen (von Themen, Büchern oder Aktionen)
Die Schülerin oder der Schüler
  • zeigt anderen einen bedeutsamen Gegenstand
  • präsentiert Ware beim Pausenverkauf
  • gestaltet ein Bildplakat zum Pausenverkauf
  • gestaltet ein Plakat (mit Text) zum Pausenverkauf
Bezüge und Verweise
 

2.1.4 Demokratie lernen und leben

 

Die Schülerinnen und Schüler erleben im Schulalltag demokratische Strukturen und Grundhaltungen. Die Schule bietet ihnen die Möglichkeit, zu lernen, eigene Interessen zu entwickeln und zu vertreten und mit denen der anderen abzustimmen. Die Schülerinnen und Schüler beteiligen sich aktiv an Mitbestimmungsprozessen, initiieren solche und erleben sich im sozialen Kontext als selbstwirksam. Sie wirken an der Gestaltung von Gemeinschaft mit und übernehmen Verantwortung für sich und andere, etwa indem sie Aufgaben und Ämter in der Klassengemeinschaft ausführen und sich an der Schülermitverantwortung (SMV) beteiligen. Die Schülerinnen und Schüler erkennen Diskussionen, Abstimmungen und das Mehrheitsprinzip als Elemente der Demokratie. Sie erfahren dabei auch, dass demokratisches Handeln mit langen Phasen der Aushandlung, mit Kompromissen und Entscheidungen, die nicht immer alle zufriedenstellen können, einhergehen. Sie üben die Teilnahme an demokratischen Prozessen und werden auf diese Weise darauf vorbereitet, sich auch außerhalb der Schule am öffentlichen Leben zu beteiligen, ihre Rechte und Pflichten zu kennen und umzusetzen.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • In welchen Strukturen und Leitgedanken bildet sich das demokratische Grundverständnis der Schule ab und wie sind dabei alle am Schulleben Beteiligten einbezogen?
  • Welche Vorbilder für eine demokratische Grundhaltung haben die Schülerinnen und Schüler innerhalb der Schule?
  • Wie macht die Schule mögliche Vorbilder für eine demokratische Grundhaltung den Schülerinnen und Schülern zugänglich?
  • In welcher Form finden demokratische Grundfragen in allen Fächern und Lebensfeldern Beachtung?
  • Wie gelingt es, für die Schülerinnen und Schüler im Schulalltag erlebbar zu machen, dass sie als „Experten in eigener Sache“ gesehen werden, ihre Anliegen aufgegriffen und sie an Entscheidungen beteiligt werden – auch in Bezug auf ihre eigenen Lernprozesse?
  • Wie gestalten sich demokratische Formen der Mitbestimmung und Mitverantwortung aller am Schulleben Beteiligten?
  • Welche Unterstützungsangebote gibt es für die Ämter der Klassen- und Schulsprecherin beziehungsweise des Klassen- und Schulsprechers? Welche Aufgaben hat die Verbindungslehrkraft und wie findet deren Wahl statt?
  • Wie werden dabei die Schülerinnen und Schüler beteiligt, die nicht oder schwer verständlich lautsprachlich kommunizieren? Und wie wird sichergestellt, dass ihre Interessen auch in Klassenrat und SMV vertreten werden?
  • Wie werden die Schülerinnen und Schüler beim Erstellen von Regeln und Ritualen einbezogen?
  • Inwieweit werden Problemstellungen des alltäglichen Zusammenlebens im Unterricht reflektiert und in den thematischen Zusammenhang der politischen Bildung gestellt?
  • Wie wird das Vertrauen gestärkt, dass die Schülerinnen und Schüler Lösungen für Probleme und Konflikte finden können?
  • Wie wird das Verständnis dafür geweckt, dass Regelungen und Entscheidungen gesetzt werden müssen und wie werden diese kommuniziert?
  • Wie werden die Schülerinnen und Schüler dabei unterstützt, mit Enttäuschungen und Frustrationen bei demokratischen Entscheidungen umgehen zu lernen?
  • Wie wird die Schülerin oder der Schüler auf demokratische Wahlen und Ämter im Erwachsenenleben vorbereitet?
  • Wie werden die Schülerinnen und Schüler dabei unterstützt, ihre Interessen politisch auch außerhalb der Schule zu vertreten?
Die Schülerinnen und Schüler
  • entwickeln eigene Interessen und Bedürfnisse, äußern und vertreten diese und erleben sich im sozialen Kontext als selbstwirksam
  • erleben, dass jeder das Recht hat, seine Interessen und Bedürfnisse zu äußern und einzubringen, nutzen und respektieren dies
  • erkennen, dass die eigenen Interessen und Bedürfnisse mit denen anderer übereinstimmen oder sich unterscheiden und begeben sich in Aushandlungsprozesse
  • erproben das Diskutieren, das Eingehen von Kompromissen, Mehrheitsentscheide und Minderheitenschutz (Rücksichtnahme), akzeptieren und nutzen diese Elemente demokratischer Entwicklungs- und Entscheidungsprozesse
  • beteiligen sich an den Gestaltungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten des Zusammenlebens in der Klasse und der Schule und respektieren Verantwortlichkeiten und Ämter
  • übernehmen Verantwortung für sich, für andere und die Gemeinschaft sowie für die Natur und die Dinge
  • machen auf undemokratische Strukturen und Vorgehensweisen aufmerksam
  • wenden Umgangsformen, Rituale und Regeln für das Zusammenleben an und gestalten diese
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Entwicklung und Vertretung von eigenen Interessen, Bedürfnissen, Meinungen
  • Erkennen von Interessen und Bedürfnissen der Mitmenschen
  • Rituale, Regeln für das Zusammenleben
  • Rechte und Pflichten
  • Konflikte – gewaltfreie Konfliktlösung, Gewaltprävention
  • Übernahme von Aufgaben und Verantwortung
  • Mitbestimmung in der Klasse, der Stufe und der Schule: Meinungserhebungen, Abstimmungen und deren Konsequenzen, Umsetzung von Abstimmungsergebnissen
  • Schülermitverantwortung (SMV) und andere Formen der Selbstvertretung, Repräsentanten (zum Beispiel Klassensprecherin/Klassensprecher)
  • Wahlen und Wählen
  • gesellschaftliche Mitbestimmung und politisches Wirken von Kindern und Jugendlichen (zum Beispiel Jugendgemeinderat)
Die Schülerin oder der Schüler
  • ist einbezogen in den Abstimmungsprozess zum Speiseplan des Schulmittagessens, erlebt die besondere Stimmungslage und bringt sich durch den Ausdruck der eigenen Speisevorlieben und -abneigungen ein
  • beteiligt sich an der Abstimmung, indem sie/er Vorlieben und Abneigungen durch das Auswählen und Wegschieben der konkreten Speisen zum Ausdruck bringt
  • erkennt Mehrheiten und versteht, wer für welche Speisen gestimmt hat (zum Beispiel anhand von Abbildungen/Schaubildern oder in Waagschalen gelegten Muggelsteinen)
  • fordert die Mitbestimmung der Schülerinnen und Schüler bei der Auswahl der Gerichte des Schulmittagessens ein, leitet das Abstimmungsverfahren und teilt die Ergebnisse mit
Bezüge und Verweise
 

2.1.5 Medienwissen und Medienhandeln

 

2.1.5.1 Reflexion über Medien

 

Ein wichtiger Teil des Medienwissens und Medienhandelns ist der kritische Umgang mit Medien. Im Zusammenhang mit dieser medienerzieherischen Aufgabe geht es um eine emanzipatorische Mediennutzung. Die Schülerinnen und Schüler werden dabei unterstützt, eine möglichst reflektierte und gegebenenfalls kritische Haltung zu Medien aufzubauen. Sie sollen in der Lage sein, gewünschte Informationen gezielt aus der komplexen Medienlandschaft herauszufiltern und den Hintergrund und mögliche Intentionen der Verfasser mitzudenken. Sie hinterfragen den Einfluss sozialer Medien auf ihre Lebenswelt, setzen sich mit dem Begriff „Fake News“ und den Möglichkeiten auseinander, Informationen zu manipulieren. Sie erkennen an Beispielen die wirtschaftliche und politische Bedeutung von digitalen Medien (zum Beispiel in Wahlkämpfen).

 

Diese Haltung kann nicht allein mit Maßnahmen, die vor allem das Beschützen der Kinder und Jugendlichen vor schädlichen Medieneinflüssen beabsichtigen, erzielt werden, sondern sie wird im Rahmen von handlungs- und lebensweltorientierten Bildungsangeboten erworben. Im konkreten Umgang mit Medien werden Erfahrungen gesammelt, Möglichkeiten erkundet und Grenzen erlebt und auf dieser Grundlage Handlungsstrategien entwickelt und erprobt.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Welche Geräte und Medien sollen in der Schule vorhanden sein, damit zu den angestrebten Kompetenzen entsprechende Erfahrungen gemacht werden können?
  • Welche Schutzmaßnahmen sind notwendig und welche sind hinderlich auf dem Weg zur emanzipatorischen Mediennutzung?
  • Welche Erfahrungen haben die Schülerinnen und Schüler schon gemacht? Wie können diese in den Unterricht eingebunden werden?
  • Welchen Einfluss haben verschiedene Medien auf die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler, ihr Denken und Handeln?
  • Wie und warum präsentieren sich die Schülerinnen und Schüler in sozialen Netzwerken?
  • Welche Beratungsangebote außerschulischer Expertinnen/Experten können genutzt werden?
  • Welche Quellen werden von den Schülerinnen und Schülern bisher zur Informationsbeschaffung genutzt? Gibt es alternative Quellen?
  • Welche Quellen werden als vertrauenswürdig betrachtet und warum?
  • Wie werden sich die Schülerinnen und Schüler über Gestaltungsprinzipien von Medien und deren Wirkungen bewusst?
Die Schülerinnen und Schüler
  • kennen verschiedene Geräte und Medieninhalte und haben Kriterien, um diese zu beurteilen
  • erkennen Gefahren und Grenzen von Medien
  • kennen ihr eigenes Nutzungsverhalten und entwickeln dieses weiter im Hinblick auf einen reflektierten Umgang
  • sind sich darüber bewusst, inwiefern Medien ihr eigenes Denken und Handeln beeinflussen
  • bauen eine kritische Distanz zu den Medien auf
  • erkennen und bewerten Quellen im Hinblick auf mögliche Hintergründe und Intentionen der Autorinnen und Autoren
  • kennen verschiedene Quellen und können diese nutzen
  • sind sich der Gefahr von Filterblasen im Internet bewusst und beachten dies bei der Suche nach Informationen
  • wissen, dass mediale Inhalte für Manipulationen genutzt werden können
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Selbstreflexion in Bezug auf Medien
  • Gestaltungsprinzipien und Wirkungsmechanismen medialer Angebote
  • Erkennen und Vermeiden von Filterblasen durch Nutzung verschiedener Quellen
  • Bedeutung und Verwendung des Begriffs „Fake News“
  • Lernen mit Medien und anderen Quellen („Aber es steht so im Internet“)
  • mediale Aufbereitung und Präsentation von Informationen
  • Herstellen kultureller Bezüge über Medien
  • Reflexion der Bedeutung von Medien für das eigene Denken und Handeln
  • Evaluation des Lernens mit und über Medien
  • unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten einer Information
  • Bearbeitung digitaler Fotos (zum Beispiel mit einer App auf dem Smartphone, um das eigene Porträtfoto zu verändern)
Die Schülerin oder der Schüler
  • erfährt, welche Wirkung medial vermittelte Inhalte auf sie/ihn haben und bringt dies (zum Beispiel durch Aufmerksamkeit oder Abwenden) zum Ausdruck
  • lernt kritische und unkritische Inhalte an Beispielen kennen
  • kann mithilfe von bebilderten Regelkatalogen Hinweise für das eigene Nutzungsverhalten ableiten
  • verfasst Verhaltensregeln zum Umgang mit Medien
Bezüge und Verweise
 

2.1.5.2 Kommunikation mithilfe von Medien

 

Die auf Kommunikationstechnologien aufbauenden sozialen Interaktionen machen einen immer bedeutsameren Teil unseres täglichen Lebens aus. Kommunikationstechnologien wie das Smartphone oder die vielfältigen Kommunikationsmöglichkeiten über das Internet, per Text, per Bild, per Sprache oder in Kombination dieser Möglichkeiten sorgen dafür, dass sich neue kulturelle Formen und neue Muster des sozialen Umgangs ausbilden. Deshalb ist es von großer Bedeutung, die Schülerinnen und Schüler verantwortungsvoll an den Umgang mit Kommunikationsmedien heranzuführen. Hier gilt es, deren Nutzen und Gefahren zu kennen, um einen entsprechend sicheren Umgang zu ermöglichen.

 

Die Kommunikation mithilfe digitaler Medien kann beispielsweise in jenen Zeiten eine grundlegende Brücke zwischen der Schule und den Schülerinnen und Schülern darstellen, in denen kein oder nur eingeschränkter Präsenzunterricht stattfinden kann. Im Hinblick auf Fernunterricht hat die Schule den Auftrag, individuelle Kommunikationsformen auszuwählen, zu erproben, an die Erfordernisse der Schülerinnen und Schüler anzupassen und diese auch im Unterrichtsalltag zu üben und zu festigen. Wichtig dabei ist, dass die Schule und auch das außerschulische Umfeld Absprachen treffen, welche Medien und Hilfsmittel verwendet werden.

 

Zu beachten ist die Unterscheidung von einer Kommunikation in Echtzeit (Handy, Chat, Videokonferenz) oder aber mit zeitlichen Verzögerungen (E-Mail, Text- oder Bilddokument, Sprachdatei oder Sprachausgabe auf einem entsprechenden Hilfsmittel), die unterschiedliche Anforderungen an die Schülerinnen und Schüler stellen.

 

Aus der Vielfalt der verschiedenen Kommunikationsmöglichkeiten sollte eine den Schülerinnen und Schülern möglichst viel Selbstständigkeit bietende und ihren Fähigkeiten entsprechende Auswahl getroffen, geübt und vertieft werden. Die Vermittlung wichtiger Verhaltensregeln in der Kommunikation mit fremden, aber auch bekannten Personen darf dabei nicht außen vor bleiben. Eine Einbettung in schulische und außerschulische Lebensbezüge und Anforderungen bietet sich an. Medien können zum Beispiel für die Schülerinnen und Schüler ohne oder mit schwer verständlicher Lautsprache die Kommunikation durch die Verwendung von Bildertafeln wie auch von weiteren elektronischen und nichtelektronischen Hilfsmitteln deutlich erleichtern.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Welche Regeln gelten an der Schule und in der Klasse für den Umgang mit Smartphones?
  • Wann und inwiefern können die Schülerinnen und Schüler ihr Smartphone im Schulalltag nutzen?
  • Gibt es schulinterne Absprachen, welche Medien, Software, Apps, Plattformen und Videokonferenzen zur Kommunikation eingesetzt werden?
  • Wie und in welchem Umfang werden diese Absprachen im Schulalltag umgesetzt und geübt?
  • Welche Unterstützungsmöglichkeiten haben die Schülerinnen und Schüler, die nicht lesen und schreiben können?
  • Wie unterstützt die Schule beispielsweise bei der Auswahl eines E-Mail-Anbieters und der Einrichtung und Nutzung der E-Mail-Adresse?
  • Gibt es für die individuellen Anforderungen der Schülerinnen und Schüler angepasste Kommunikationsformen (zum Beispiel Videokonferenzen)? Sind diese in verwendete Lernplattformen integrierbar?
  • Welche Medien und Geräte (zum Beispiel Fax, Telefon, Computer, Tablet) stehen der Schule zur Verfügung und sind für Lernsettings nutzbar?
  • Welche Anlässe werden zur Kommunikation mittels Medien genutzt?
  • Werden Regeln zur Nutzung der Kommunikationsmedien aufgestellt, im Unterricht thematisiert und geübt (zum Beispiel die Einhaltung der „Netiquette“)?
  • Wie wird der Umgang mit persönlichen Daten und der Schutz derselben geübt?
Die Schülerinnen und Schüler
  • halten Infos auf Notizzetteln fest
  • gestalten, malen oder schreiben Briefe
  • teilen sich mithilfe eines Talkers oder anderer elektronischer Hilfsmittel mit
  • nutzen Tastaturen, Schreibhilfen und die Umwandlung von Sprache in Text
  • nehmen Telefonanrufe entgegen
  • telefonieren, auch mittels Smartphone und Videotelefonie
  • kommunizieren über Videokonferenz-Oberflächen
  • speichern Informationen auf Datenträgern und geben sie weiter
  • kennen und nutzen verschiedene Medien zur Kommunikation in Echtzeit (zum Beispiel das Telefon, das Smartphone, mit einem Messenger oder einem Chat auf der schuleigenen Lernplattform [zum Beispiel Moodle]) im Internet
  • kennen und nutzen verschiedene Medien, die eine zeitversetzte Kommunikation ermöglichen (zum Beispiel E-Mails, digitale Bilder verschicken oder Beiträge in einem Forum oder anderen Communities, die diese Form der Interaktion anbieten)
  • wissen, dass bei der Nutzung verschiedener Kommunikationsmedien eine Anmeldung nötig ist oder auch Kosten entstehen können
  • gehen verantwortlich mit eigenen und fremden persönlichen Daten um
  • kennen den Nutzen und die Gefahren (zum Beispiel Cybermobbing) von sozialen Netzwerken
  • reflektieren ihre Kommunikation in sozialen Netzwerken und über digitale Medien
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Schreiben, Malen oder Gestalten von Infozetteln (zum Beispiel mit Bildsymbolen) und Übertragung dieser analogen Informationen (zum Beispiel in eine Notizfunktion oder über digitale Bilder auf das Smartphone)
  • technische Hilfsmittel im Bereich der Kommunikation und der Unterstützten Kommunikation
  • Nutzung aktueller Medien und Geräte zur Kommunikation
  • Nutzungsmöglichkeiten aktueller Smartphones
  • soziale Netzwerke
  • Gefahren medialer Kommunikation
  • Kommunikation in Echtzeit (zum Beispiel Videokonferenz oder Messenger)
  • zeitversetzte Kommunikation (Mail, Messenger, SMS, sprechende Taster)
  • Erstellung und Weitergabe von Sprachbotschaften mit einem Smartphone oder einem anderen digitalen Sprachaufnahmegerät
  • Erstellung von Bildbotschaften mit dem Handy oder einer Digitalkamera
  • Erstellung und Weitergabe von Textbotschaften (zum Beispiel Chat, E-Mail, Brief)
  • digitale Mischformen aus Bild, Ton und Text
Die Schülerin oder der Schüler
  • tritt über eine Videokonferenz in Kommunikation mit einer vertrauten Person ein
  • lernt den landeseigenen Messenger (im Rahmen der digitalen Bildungsplattform) kennen und nutzt diesen (zum Beispiel über per Spracheingabe erzeugte Nachrichten) zur Kommunikation mit der Klasse und dem Lehrkräfteteam
  • nutzt die multimedialen Möglichkeiten ihres/seines Smartphones, um ihren/seinen kommunikativen Austausch (zum Beispiel durch Bilder, Videos) zu ergänzen
  • wählt dem Anlass entsprechende Kommunikationsmedien aus (zum Beispiel einen Termin telefonisch absprechen, Details dann noch per Messenger klären)
Bezüge und Verweise
 

2.1.5.3 Medien und Freizeit

 

Mediale Angebote beispielsweise in Form von Fernsehen und Radio, die Nutzung des Internets mit seinen vielfältigen Inhalten und Möglichkeiten, die Nutzung von Streaming-Diensten (Musik, Serien, Filme), Online- und Offline-Spielen und auch die Nutzung von Messengern an unterschiedlichen Endgeräten sind ein wesentlicher Bestandteil der Freizeitgestaltung von Schülerinnen und Schülern. Sie nutzen diese Form der Freizeitgestaltung aus eigenem Interesse aber gegebenenfalls auch, weil ihnen weitere Möglichkeiten, ihre Freizeit zu gestalten, nicht zugänglich sind. Um dem zu begegnen, ist es auf der einen Seite wichtig, Freizeitangebote jenseits von Medien zu machen, um neue Erfahrungs- und Entfaltungsmöglichkeiten zu schaffen. Auf der anderen Seite gilt es, medienerzieherische Maßnahmen zu ergreifen, die sowohl die positiven Aspekte der Freizeitgestaltung mit Medien verstärken als auch möglichen Gefahren, die durch die Nutzung von Medien entstehen können, entgegenwirken.

 

Mediengestützte Freizeitangebote sind beispielsweise computerbasierte Spiele oder mediengestützte Kommunikation. Medien dienen in zunehmendem Maße auch der Planung und Organisation von Freizeit. Durch die medienunterstützte Kommunikation erschließen sich zum Teil neue Handlungsspielräume in der Kommunikation. Durch die Anonymität bei der computerbasierten Kommunikation im Internet wird beispielsweise die Behinderung unter Umständen nicht primär wahrgenommen.

 

Die Kenntnis problematischer Aspekte der Mediennutzung (zum Beispiel Kosten über In-App-Käufe bei Spielen, das Nichteinhalten bestimmter Verhaltens- und Sicherheitsregeln bei der Kontaktaufnahme mit Fremden oder die Weitergabe persönlicher Daten), ist für Schülerinnen und Schüler wesentlich. Überdies besteht die Gefahr von Suchtverhalten bei Spielen, der Isolation durch zeitlich übermäßigen Medienkonsum und der damit verbundene Verlust des Realitätsbezugs.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Ist die Rolle der Medien im Rahmen der Freizeitgestaltung Thema im Unterricht beziehungsweise Teil des Schulcurriculums? Können die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Erfahrungen und Vorlieben einbringen?
  • Werden die damit verbundenen Gefahren thematisiert und ein Umgang damit vermittelt?
  • Welche Medien gibt es an der Schule, die primär mit dem Thema Freizeit verbunden werden?
  • Wie kann der Umgang mit persönlichen Daten im Unterricht thematisiert werden?
  • Werden externe Expertinnen/Experten zum Thema Mediennutzung in der Freizeit an die Schule geholt?
  • Gibt es Formen, wie der Umfang der Mediennutzung in der Freizeit visualisiert werden kann?
  • Wie findet das Thema Jugendschutz seinen Platz in der Thematik?
  • Eröffnet die Schule in Kooperation mit den Eltern und außerschulischen Partnern Möglichkeiten der Freizeitgestaltung neben der Mediennutzung?
  • Gibt es in der Schulordnung Regelungen zur Mediennutzung (zum Beispiel im Hinblick auf die Nutzung des Smartphones in den Pausen)?
  • Wie werden Medien gezielt eingesetzt, um Freizeitgestaltung zu planen und umzusetzen (zum Beispiel bei der gemeinsamen Planung von Schulausflügen, Aufenthalten in der Trainingswohnung)?
Die Schülerinnen und Schüler
  • nutzen Geräte und Medien, um die eigene Freizeit selbstbestimmter zu gestalten beziehungsweise zu organisieren
  • finden Informationen zur Freizeitgestaltung im eigenen Lebensumfeld und können diese umsetzen
  • treffen Absprachen mithilfe der Medien und setzen diese um
  • kennen geltende Jugendschutzbestimmungen und wenden sie auf die Mediennutzung in ihrer Freizeit an
  • dokumentieren den zeitlichen Umfang der Mediennutzung und halten sich an Absprachen
  • schützen ihre persönlichen Daten
  • erkennen, wenn bei einem Medienangebot Kosten entstehen
  • nutzen Medien, um mit anderen in Kontakt zu kommen (zum Beispiel gemeinsam zu spielen)
  • nehmen wahr, dass zum Beispiel das Schauen von Filmen oder das Spielen von Online-Spielen nur bestimmte Aspekte der Freizeitbedürfnisse abdecken kann
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Nutzung unterschiedlicher Medien (Smartphone, Tablet, Spiele-Konsolen, Computer)
  • Vergleich der Kosten, die bei der Mediennutzung entstehen (zum Beispiel Internetzugang, Abonnements, In-App-Käufe)
  • Umfang der zeitlichen Nutzung von Medien in der Freizeit (zum Beispiel bei Computerspielen)
  • Recherche von Freizeitangeboten
  • Gefahren bei der Kontaktaufnahme mit unbekannten Personen zum Beispiel in einem Internet-Chat, Umgang mit persönlichen Daten
Die Schülerin oder der Schüler
  • wählt den Zeitraum, wie lange sie/er ein Medium nutzen möchte und steuert dies selbst (zum Beispiel über einen Taster)
  • erlebt in einer Unterrichtssituation, in der bewusst die Zeit gemessen wird, wie schnell die Zeit (zum Beispiel bei einem Computerspiel) vergehen kann (Zeitbudget)
  • spielt während ihrer/seiner Freizeit oder auch in der Schule online oder offline am Computer; achtet dabei darauf, dass das Spiel für ihr/sein Alter freigegeben ist und ob beziehungsweise welche Kosten damit verbunden sind
  • dokumentiert ihr/sein Freizeitverhalten und achtet dabei auf die Ausgewogenheit verschiedener Angebote
Bezüge und Verweise
 

2.1.5.4 Unterstützung der Selbstständigkeit durch technische Assistenz

 

Medien können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, ein möglichst selbstständiges Leben zu führen. In Bereichen, in denen die eigenen Kompetenzen für die selbstständige Lebensführung nicht ausreichen, können Medien kompensatorisch als technische Assistenz, gegebenenfalls in Verbindung mit personaler Assistenz eingesetzt werden. Medien bergen auch Gefahren für die selbstständige Lebensführung. Die zunehmende Technisierung der Lebenswelt erschwert es Menschen mit eingeschränkter Lesekompetenz, sich selbstständig zu orientieren. Darüber hinaus bringen abstrakter werdende Prozesse des öffentlichen Lebens (zum Beispiel das bargeldlose Einkaufen) Schwierigkeiten mit sich.

 

Zu den Medien, die im Sinn technischer Assistenz eingesetzt werden können, zählen in diesem Zusammenhang alle künstlichen, von Menschen gefertigten Gegenstände. Neben der Technik selbst müssen auch deren Entstehungs- und Verwendungszusammenhänge und die dafür notwendigen Fertigkeiten mit bedacht werden.

 

Die Vorteile einer technischen Assistenz sind ihre ständige Verfügbarkeit sowie die wertneutrale und zumeist berechenbare Interaktion. Die Nutzer können immer wieder und jederzeit auf die Dienste zugreifen, ohne das Gegenüber (in diesem Fall die Technik) zu belasten. Beide genannten Vorteile haben aber auch negative Implikationen. Die vermeintlich ständige Verfügbarkeit kann durch den Ausfall eines Gerätes plötzlich wegfallen und dadurch zu Problemen führen. Bei der wertneutralen Mensch-Maschine-Interaktion fehlt die menschliche Komponente; das Grundbedürfnis nach Nähe zu anderen Menschen kann dadurch nicht befriedigt werden.

 

Technische Assistenz muss deshalb konzeptionell in die gesamte Lebensgestaltung eingebunden werden. Bei diesem Prozess sollte folgendes Vorgehen leitend sein: Technische Assistenz sollte in dem Maß eingesetzt werden, wie sie Unabhängigkeit und Selbstständigkeit unterstützt, ohne dabei neuen Abhängigkeiten (von der Technik) und Isolation den Weg zu bereiten. Die eingesetzte Technik soll dabei gezielt vorhandene Kompetenzen ergänzen und erweitern. Wichtig ist, dass das personale und dingliche Umfeld auf die individuellen Bedürfnisse eines Menschen abgestimmt ist.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Welche technischen Geräte sollten an der Schule vorhanden sein, damit die Schülerinnen und Schüler mit technischer Assistenz bedeutsame Lernerfahrungen machen können?
  • Welche Assistenz können Smartphone und Tablet den Schülerinnen und Schülern im Alltag bieten (Alltagsbewältigung durch Nutzen der Fotofunktion, Schreibhilfe, Taschenrechner, Routenplaner, Fahrplan-App)?
  • Welche Kompetenzen sollten im Kollegium vorhanden sein, um die Schülerinnen und Schüler bei der Nutzung von technischer Assistenz gezielt unterstützen zu können?
  • Mit welchen außerschulischen Organisationen/Institutionen müssen die individuellen Unterstützungsmaßnahmen entwickelt, begleitet und auch finanziert werden?
Die Schülerinnen und Schüler
  • erfahren eigene Grenzen und erleben die Möglichkeiten der Kompensation durch technische Hilfen
  • lernen unterschiedliche technische Medien kennen und können diese gezielt anwenden
  • akzeptieren personale Hilfe beim Einsatz technischer Hilfen
  • lernen den selbstständigen und adäquaten Umgang mit den eingesetzten technischen Hilfen kennen
  • wissen um die Gefahren und Risiken der technischen Hilfen und kennen Strategien zur Vermeidung derselben
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Nutzung von technischen Medien zur Unterstützung des Lernens
  • Nutzung von technischen Medien zur Unterstützung der Kommunikation
  • Nutzung von technischen Medien zur Unterstützung des täglichen Lebens
  • Nutzung von technischen Medien zur Unterstützung oder Ermöglichung von Arbeitsprozessen
  • Nutzung von technischen Medien zur Freizeitgestaltung
  • Nutzung von technischen Medien zur Unterstützung der Mobilität (Fahrten online planen, Navigationsmöglichkeiten nutzen)
  • Nutzung von technischen Medien im Alltag (zum Beispiel digitale, mit Fotos bebilderte Einkaufszettel mit oder ohne Sprachausgabe am Smartphone, Terminals an Automaten, Smart Home)
Die Schülerin oder der Schüler
  • vollzieht Tätigkeiten des täglichen Lebens mithilfe technischer Geräte (zum Beispiel in der Lehrküche)
  • kennt alltägliche, technische Hilfsmittel in ihrer/seiner Lebenswelt und kann diese in ihrem/seinem Alltagsleben sachgerecht nutzen
  • führt anhand von bebilderten Handlungsanweisungen komplexe Vorgänge des täglichen Lebens eigenständig durch
  • verwendet Anleitungen oder Video-Tutorials von Geräten, um diese verwenden zu können
Bezüge und Verweise
 

3 Anhang

 
 

3.1 Verweise

 

Das Verweissystem im Bildungsplan für Schülerinnen und Schüler mit Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot im Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung unterscheidet acht verschiedene Verweisarten. Diese werden durch unterschiedliche Symbole gekennzeichnet:

 
Bezüge und Verweise
Bezüge und Verweise
  • Verweis auf ein Lebensfeld
  • Verweis auf Fächer/Fächergruppen innerhalb des Plans
  • Verweis auf die prozessbezogenen Kompetenzen aus dem Bildungsplan 2016
  • Verweis auf die inhaltsbezogenen Kompetenzen aus dem Bildungsplan 2016
  • Verweis auf eine Leitperspektive aus dem Bildungsplan 2016
  • Verweis auf den Leitfaden Demokratiebildung
  • Verweis auf den Rechtschreib- oder Grammatikrahmen
  • Verweis auf sonstiges Dokument
 

Im Folgenden wird jeder Verweistyp beispielhaft erläutert:

 
Beispielhafte Erläuterung der Verweistypen
Verweise Erläuterung
ARB 2.1.1 Grundhaltungen und Schlüsselqualifikationen Verweis auf ein Lebensfeld: Arbeitsleben, Kompetenzfeld 2.1.1 Grundhaltungen und Schlüsselqualifikationen
BSS 2.1.4 Bewegen an Geräten Verweis auf ein Fach: Bewegung, Spiel und Sport, Kompetenzfeld 2.1.4 Bewegen an Geräten
GS D 2.1 Sprechen und Zuhören 1 Verweis auf eine prozessbezogene Kompetenz aus dem Bildungsplan der Grundschule, Fach Deutsch, Bereich 2.1 Sprechen und Zuhören, Teilkompetenz 1
SEK1 MUS 3.1.3 Musik reflektieren Verweis auf Standards für inhaltsbezogene Kompetenzen aus dem Bildungsplan der Sekundarstufe I, Fach Musik, Bereich 3.1.3 Musik reflektieren
BNE Demokratiefähigkeit Verweis auf eine Leitperspektive BNE = Bildung für nachhaltige Entwicklung, zentraler Aspekt Demokratiefähigkeit
LFDB S. 43 Verweis auf den Leitfaden Demokratiebildung, Seite 43
RSR S. 25-30 Verweis auf den Rechtschreibrahmen, Seite 25-30
 

Es wird vorrangig auf den Bildungsplan der Grundschule und der Sekundarstufe I verwiesen. Der Bildungsplan des Gymnasiums ist dabei mitbedacht, aus Gründen der Übersichtlichkeit werden diese Verweise nicht gesondert aufgeführt.

 

3.2 Abkürzungen

 
Abkürzungen der Lebensfelder
Lebensfelder des Bildungsplans für Schülerinnen und Schüler mit Anspruch auf ein sonder-pädagogisches Bildungsangebot im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung
PER Personales Leben
SEL Selbstständiges Leben
SOZ Soziales und gesellschaftliches Leben
ARB Arbeitsleben
Abkürzungen der Leitperspektiven
Allgemeine Leitperspektiven
BNE Bildung für nachhaltige Entwicklung
BTV Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt
PG Prävention und Gesundheitsförderung
Themenspezifische Leitperspektiven
BO Berufliche Orientierung
MB Medienbildung
VB Verbraucherbildung
LFDB Leitfaden Demokratiebildung
Abkürzungen der Schularten der Bildungspläne 2016
Bildungspläne 2016
GS Bildungsplan der Grundschule
SEK1 Gemeinsamer Bildungsplan für die Sekundarstufe I
GYM Bildungsplan des Gymnasiums
GMSO Bildungsplan der Oberstufe an Gemeinschaftsschulen
Abkürzungen der Fächer
Fächer
AES Alltagskultur, Ernährung und Soziales
BMB Basiskurs Medienbildung
BSS Bewegung, Spiel und Sport
BK Bildende Kunst
BIO Biologie
BNT Biologie, Naturphänomene und Technik
CH Chemie
D Deutsch
E Englisch
ETH Ethik
REV Evangelische Religionslehre
F Französisch
GK Gemeinschaftskunde
GEO Geographie
G Geschichte
KUW Kunst und Werken
RRK Katholische Religionslehre
M Mathematik
MFR Moderne Fremdsprache
MUS Musik
NwT Naturwissenschaft und Technik
PH Physik
SU Sachunterricht
SPO Sport
T Technik
WBO Wirtschaft und Berufsorientierung
WBS Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung

Fußleiste