Fachbezogene Vorbemerkungen
1. Fachspezifischer Bildungsauftrag (Bildungswert des Faches)
Der Bildungsplan für das Fach Geschichte mit Gemeinschaftskunde orientiert sich am Erziehungs- und Bildungsauftrag für das Berufliche Gymnasium auf der Basis der im Grundgesetz und in der Landesverfassung verankerten Normen und Werte.
Das Fach Geschichte mit Gemeinschaftskunde verknüpft die beiden Fächer Geschichte und Gemeinschaftskunde zu einem durchgängigen, zweistündigen Unterrichtsfach von der Eingangsklasse bis zur Jahrgangsstufe 2. Dieser Intention gemäß umfasst das Fach sowohl historische als auch politische und gesellschaftswissenschaftliche Inhalte, die in jeder Bildungsplaneinheit enthalten sind und in dieser jeweils vernetzt werden sollen.
Die Umsetzung dieses Ansatzes basiert im Bildungsplan des Faches Geschichte mit Gemeinschaftskunde auf einem kategorialen Zugriff, der eine verstärkte Problem- und Gegenwartsorientierung intendiert. Dieser soll die Schülerinnen und Schüler zum problemlösenden Denken und zur Konstruktion eines strukturgeschichtlichen Orientierungswissens befähigen.
Da die Wissensbestände auch in den Fächern Geschichte und Politik stets umfangreicher, zugleich aber auch unsicherer und kontroverser werden, ist es wichtig und sinnvoll, fachspezifische Methodenkompetenzen zu erwerben, die den reflektierten Umgang mit dieser Fülle an Informationen und Perspektiven ermöglichen.
2. Fachliche Aussagen zum Kompetenzerwerb, prozessbezogene Kompetenzen
Bei der vertieften Anwendung fachspezifischer Methoden ist der Umgang mit Quellen und anderweitigen Darstellungen von grundlegender Bedeutung. In diesem Zusammenhang werden die Schülerinnen und Schüler befähigt, Geschichte zu rekonstruieren und zu dekonstruieren.
Des Weiteren werden im methodischen Bereich Techniken der Informationsbeschaffung und -verarbeitung sowie der Präsentation eingeübt, wobei hier verschiedene Zugänge gewählt werden können. Die Methoden dienen als Transmissionsriemen zur Erlangung von Fachkompetenzen und werden immer an fachbezogene Inhalte gekoppelt.
Die Schülerinnen und Schüler sollen sich die Standort- und Zeitgebundenheit des Lebens und Denkens bewusstmachen, sich mit alternativen Handlungsmöglichkeiten in der Geschichte auseinandersetzen, unterschiedliche Perspektiven gewinnen und ihre historische Orientierungskompetenz schulen.
Dabei steht im politischen Bereich die Rolle der Schülerinnen und Schüler als verantwortlich denkende und handelnde Staatsbürgerinnen und Staatsbürger im Zentrum. Durch die Auseinandersetzung mit politischen Themen von nationaler, europäischer und internationaler Relevanz sollen sie befähigt werden, eine vertiefte politische Handlungs- und Urteilskompetenz zu entwickeln. Im Rahmen einer nachhaltigen Demokratieerziehung erwerben die Schülerinnen und Schüler ein Verständnis für die Bedeutung einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung in einer pluralistischen Gesellschaft. Dies geschieht auf der Grundlage der Beschäftigung mit zentralen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungsschritten der bürgerlichen Moderne.
In der Eingangsklasse werden Wege in die moderne Gesellschaft thematisiert. Die Entwicklung des Individuums und der Gesellschaft damals und heute soll anhand verschiedener Modernisierungsprozesse betrachtet werden. Im Mittelpunkt steht dabei immer, welche Bedeutung daraus für die Gegenwart erwächst. Darauf aufbauend untersuchen die Schülerinnen und Schüler ausgewählte aktuelle Herausforderungen unserer Zeit und erwerben ein vertieftes Verständnis für historisch-politische Zusammenhänge.
Der erste Teil der Bildungsplaneinheit 2 fragt nach der Bedeutung der demokratischen Ordnung in Deutschland und Europa. Die Gefährdungen und Herausforderungen der Demokratie in Deutschland und Europa sollen ins Bewusstsein gerückt werden, ebenso die Verteidigungswürdigkeit der Demokratie und das Einstehen für zentrale Werte wie Freiheit, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und Toleranz. Die Schülerinnen und Schülern sollen im Sinne einer Demokratiebildung die Kompetenzen erwerben, wie ein demokratisches System funktioniert, aber auch erfahren, dass dieses von den Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern gelebt werden muss und nicht selbstverständlich gegeben ist. Damit wird die Auseinandersetzung mit der Demokratie im ersten Halbjahr mit den Inhalten des zweiten Halbjahres verknüpft: In diesem zweiten Teil der Bildungsplaneinheit 2 soll einerseits die Entstehung der ersten Demokratie in Deutschland, andererseits die Zerstörung dieser demokratischen Ordnung durch autoritäre und antidemokratische Kräfte in Deutschland und Europa thematisiert werden. Die Verbindung zum ersten Halbjahr soll das Bewusstsein schärfen, dass Demokratien auch scheitern können, wenn sie von den Bürgerinnen und Bürgern nicht verteidigt werden.
In der Jahrgangsstufe 2 werden wesentliche Phasen des Ost-West-Konflikts in den Mittelpunkt gestellt. Es wird gezeigt, wie die unterschiedlichen Akteure und Ideologien den Konflikt prägen, und dass aktuelle globale Probleme vor dem Hintergrund der Entwicklungen seit dem Ende des Kalten Krieges zu verstehen sind. In Anknüpfung an die Inhalte der Eingangsklasse sollen die Schülerinnen und Schüler befähigt werden, politische Sachverhalte ihrer Gegenwart vor einem historischen Hintergrund und unter Berücksichtigung einer internationalen Sichtweise zu analysieren.
3. Ergänzende fachliche Hinweise
Regional- und landesgeschichtliche Bezüge sollten, wo immer möglich, hergestellt werden, vor allem im Rahmen von Projektunterricht, der im vorliegenden Bildungsplan eine Stärkung erfahren hat.
Bei der Behandlung der Bildungsplaneinheiten sind die Interessen und Perspektiven von allen Geschlechtern gleichwertig zu berücksichtigen, um so zu einem genderbewussten Umgang mit historisch-politischen Inhalten anzuleiten.
Hinweise zum Umgang mit dem Bildungsplan
Der Bildungsplan zeichnet sich durch eine Inhalts- und eine Kompetenzorientierung aus. In jeder Bildungsplaneinheit (BPE) werden in kursiver Schrift die übergeordneten Ziele beschrieben, die durch Zielformulierungen sowie Inhalts- und Hinweisspalte konkretisiert werden. In den Zielformulierungen werden die jeweiligen fachspezifischen Operatoren als Verben verwendet. Operatoren sind handlungsinitiierende Verben, die signalisieren, welche Tätigkeiten beim Bearbeiten von Aufgaben erwartet werden. Die für das jeweilige Fach relevanten Operatoren sowie deren fachspezifische Bedeutung sind jedem Bildungsplan im Anhang beigefügt. Durch die kompetenzorientierte Zielformulierung mittels dieser Operatoren wird das Anforderungsniveau bezüglich der Inhalte und der zu erwerbenden Kompetenzen definiert. Die formulierten Ziele und Inhalte sind verbindlich und damit prüfungsrelevant. Sie stellen die Regelanforderungen im jeweiligen Fach dar. Die Inhalte der Hinweisspalte sind unverbindliche Ergänzungen zur Inhaltsspalte und umfassen Beispiele, didaktische Hinweise und Querverweise auf andere Fächer bzw. BPE.
Der VIP-Bereich des Bildungsplans umfasst die Vertiefung, individualisiertes Lernen sowie Projektunterricht. Im Rahmen der hier zur Verfügung stehenden Stunden sollen die Schülerinnen und Schüler bestmöglich unterstützt und bei der Weiterentwicklung ihrer personalen und fachlichen Kompetenzen gefördert werden. Die Fachlehrerinnen und Fachlehrer nutzen diese Unterrichtszeit nach eigenen Schwerpunktsetzungen auf Basis der fächerspezifischen Besonderheiten und nach den Lernvoraussetzungen der einzelnen Schülerinnen und Schüler.
Der Teil „Zeit für Leistungsfeststellung“ des Bildungsplans berücksichtigt die Zeit, die zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Leistungsfeststellungen zur Verfügung steht. Dies kann auch die notwendige Zeit für die gleichwertige Feststellung von Schülerleistungen (GFS), Nachbesprechung zu Leistungsfeststellungen sowie Feedback-Gespräche umfassen.