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Förderschwerpunkt Lernen

Soziales und gesellschaftliches Leben

 

1 Leitgedanken zum Kompetenzerwerb

 
 

1.1 Bildungsgehalt des Lebensfelds Soziales und gesellschaftliches Leben

 

Die Schülerinnen und Schüler wachsen in einer komplexen Gesellschaft auf. Sie ist gekennzeichnet durch Situationen, Entwicklungen und Herausforderungen, die zum einen neu und grundlegend sind (zum Beispiel die Digitalisierung). Zum anderen können sie nicht nachvollzogen werden ohne das entsprechende Wissen, beispielsweise zu Zusammenhängen der Globalisierung und Ökonomisierung aller Lebensbereiche, welche zudem den Umgang mit natürlichen Ressourcen und Lebensgrundlagen betreffen. Pluralistische und divergierende Interessen können subjektive Eindrücke von Unübersichtlichkeit oder Unbeeinflussbarkeit hervorrufen. Informationen und Einsichten in diese Abhängigkeiten vieler alltäglicher Handlungen und Situationen von zahlreichen anderen Faktoren können helfen, dass sich die Schülerinnen und Schüler als selbstwirksam und mündig erleben. Das Handeln (zum Beispiel als Privatperson, als Staatsbürgerin und Staatsbürger oder als Konsumentin und Konsument) kann dadurch zu einem bewussten Handeln werden, das in einem individuell möglichen Maß auf gezielten Entscheidungen fußt.

 

Das Miteinander in einer pluralistischen Gesellschaft realisiert sich in unterschiedlicher Weise im privaten, beruflichen und staatsbürgerlichen Leben. In all diesen Kontexten geht es darum, Beziehungen zu gestalten, angemessen zu kommunizieren und im Sinn einer freiheitlich-demokratischen Ordnung der Gesellschaft zu handeln.

 

Medien jeglicher Art durchdringen jeden dieser Kontexte, verändern Gesellschaft und begleiten und gestalten auf unterschiedliche Weise den Alltag aller Menschen. Medien sind für viele Schülerinnen und Schüler in steigendem Maß Sozialisationsinstanz und Mittel, um sich selbst auszudrücken und zwischenmenschliche Beziehungen zu gestalten.

 

Die Vielfalt der Zusammenhänge und Verflechtungen des Lebens in unserer Gesellschaft sowie die Unterschiedlichkeit der Lebensentwürfe und Weltanschauungen stellen Herausforderungen und Chancen zugleich dar. Lebensverläufe sind vielfach nicht mehr vorgezeichnet. Dies ist Risiko und Handlungsspielraum zugleich und stellt die Einzelne und den Einzelnen in eine für das eigene Leben verantwortliche Position. Die Schule unterstützt die Schülerinnen und Schüler und ihre Familien dabei, Ressourcen, die für diese eigenverantwortliche Gestaltung des Lebensentwurfs erforderlich sind, zu nutzen und gegebenenfalls auszugleichen und Alternativen aufzuzeigen. Auf zurückhaltende, widerständige oder verweigernde Haltungen im Einzelnen oder Zweifel an der Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit der gesellschaftlichen Ordnung im Ganzen reagiert die Schule in angemessener Weise, um in einen konstruktiven Prozess mit den Schülerinnen und Schülern treten zu können.

 

Die Schule ermöglicht den Schülerinnen und Schülern durchgängig alters- und entwicklungsangemessene Zugänge zu den unterschiedlichen Dimensionen des gesellschaftlichen Lebens, um sie auf ein gemeinschaftliches Zusammenleben und den Umgang mit anderen Menschen vorzubereiten. Schulische Übungsfelder und Hilfestellungen erlauben es den Schülerinnen und Schülern, neue Erfahrungen zu machen und ihre Verhaltensmuster, Routinen, Kenntnisse und Fertigkeiten zu ergänzen und zu erweitern. Die Lehrkräfte und weitere schulische Partner begleiten und ermutigen die Schülerinnen und Schüler in ihren Fragen, ihrer Auseinandersetzung mit Grundhaltungen und Werten, Normen und Weltanschauungen und damit in ihrer Suche nach ihrem Platz in der Gesellschaft.

 

Ausgangspunkt ist dabei das Individuum, seine Beziehung zu sich selbst und zur Welt der Dinge und Phänomene. Abhängig von den Möglichkeiten und den Vorerfahrungen arbeiten die Lehrkräfte mit den Schülerinnen und Schülern an ihrer Bereitschaft, sich auf neue und zunächst fremde Eindrücke einzulassen, und an der Erschließung neuer Zugänge zur menschlichen und natürlichen Umwelt. Die Fähigkeit, in positive Beziehungen zu Mitmenschen zu treten, wird erweitert. Unterschiedliche Formen der Beziehungsgestaltung und der Kommunikation werden wahrgenommen, analysiert, reflektiert, sukzessive erweitert und modifiziert. Hierfür ist die Erfahrung des Angenommenseins, der Wertschätzung und der Verlässlichkeit, von Halt, Sicherheit und Orientierung entscheidend, die die Schülerinnen und Schüler in der Beziehung zu Lehrkräften und weiteren Erwachsenen machen. Auch hier sucht die Schule auf geeignete Weise die Zusammenarbeit mit den Eltern und weiteren an der Erziehung Beteiligten.

 

Die Schule versteht sich als Ort, an dem freiheitlich-demokratisches Leben, staatsbürgerliches und legitimiertes rechtsstaatliches Handeln im Kleinen sichtbar wird und erprobt werden kann. Die Lehrkräfte unterstützen alle Bestrebungen der Schülerinnen und Schüler sowie ihrer Familien, im Rahmen ihrer Möglichkeiten Verantwortung zu übernehmen und ihre Interessen begründet und angemessen zu vertreten. Dabei werden unterschiedliche Wünsche und Vorstellungen, die lebensweltlich und kulturell bedingt sein können, respektiert und ein Realitätsbezug hergestellt. Handlungsleitend ist für die Schule hierin der „Leitfaden Demokratiebildung“.

 

Auch hier, in diesem Lebensfeld, sind Aktivität und Teilhabe Ziel der pädagogischen Arbeit der Schule und all ihrer Partner. Die Ausgestaltung dieses Ziels, das Maß an Selbstbestimmung im Konkreten ist abhängig von der einzelnen Schülerin, dem einzelnen Schüler.

 
Beitrag des Lebensfelds zu den Fächern und den Leitperspektiven
 

Das Lebensfeld „Soziales und gesellschaftliches Leben“ muss vor diesem Hintergrund als Anspruch verstanden werden, die Bildungsangebote so auszurichten, dass die Schülerinnen und Schüler in ihren sozialen Kompetenzen und hinsichtlich ihrer Möglichkeiten und Fähigkeiten gestärkt werden, Aktivität und Teilhabe in einer komplexen und pluralistischen Gesellschaft ausüben zu können. Fachbezogene Inhalte und Kompetenzen der Bildungsangebote können durch den Bezug auf die hier verzeichneten Kompetenzen in ihrer exemplarischen und zukünftigen Bedeutung verankert und kontextualisiert werden.

 

Das Lebensfeld „Soziales und gesellschaftliches Leben“ verdeutlicht damit unmittelbare und vielfach unbewusste Lebenszusammenhänge, in die einzelne Handlungen und soziale Kontexte eingebettet sind und über die im alltäglichen Leben und Lernen meist nicht reflektiert wird. Unmittelbar sind diese Zusammenhänge, weil beispielsweise der „subjektive Zugang zur Welt“, wie er als Kompetenzspektrum hier formuliert ist, direkt beeinflusst, wie sich Individuen mit emotionalen, sozialen und kognitiven Eindrücken, Situationen und Herausforderungen auseinandersetzen. Das mag an der Nutzung von Medien deutlich werden, betrifft darüber hinaus aber auch viele fachliche Inhalte: Wie zum Beispiel historische Vorgänge wahrgenommen, interpretiert und in Medien dargestellt werden, ist abhängig von vielen unterschiedlichen gesellschaftlichen Faktoren. In dieser Hinsicht tragen die in diesem Lebensfeld verzeichneten Kompetenzen zu einer Bewusstmachung von Verflochtenheit bei. Das individuelle Leben steht in all seinen Ausprägungen in vielfältigen und stark unterschiedlichen Beziehungen und auch Abhängigkeiten.

 
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Abbildung 1: Verflechtung Lebensfeld Soziales und gesellschaftliches Leben – Fächer (© Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg)

 

Mehrfache Bezüge bestehen zu den Leitperspektiven sowie zu den weiteren Lebensfeldern. Die beispielhaften Inhalte im Lebensfeld „Soziales und gesellschaftliches Leben“ zeigen, dass die schulische unterrichtliche wie auch außerunterrichtliche Arbeit an den hier beschriebenen Kompetenzen nicht nur fachliche Inhalte erschließt, sondern auch die Orientierung an allen Leitperspektiven umsetzt.

 

„Selbstständiges Leben“ und „Arbeitsleben“ können ebenso als Lebensfelder aufgefasst werden, die im alles umfassenden Rahmen des „Sozialen und gesellschaftlichen Lebens“ gestaltet werden. Bildungsangebote in diesem Lebensfeld berühren daher immer auch alle anderen Lebensfelder und Unterrichtsfächer.

 

„Demokratie als Gesellschafts- und Herrschaftsform“ und „Demokratisches Leben“ beziehen sich ausdrücklich auf den „Leitfaden Demokratiebildung“. Die hier hinterlegten Kompetenzen konkretisieren die Hinweise des Leitfadens im Hinblick auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler im Förderschwerpunkt Lernen und können die Schulen bei der Umsetzung des „Leitfadens Demokratiebildung“ unterstützen.

 

Ergänzungen zum Beitrag des Lebensfelds zu den Fächern finden sich unter 1.3 Didaktische Hinweise.

 

1.2 Kompetenzen

 

Wie der nachfolgenden Übersicht zu entnehmen ist, ist das Lebensfeld „Soziales und gesellschaftliches Leben“ in fünf Bereiche untergliedert, die wiederum unterschiedliche Kompetenzfelder ausweisen, die die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler im Förderschwerpunkt Lernen konkretisieren.

 
Grundhaltungen und Werte
 
  • Subjektiver Zugang zur Welt
  • Individuum und Gemeinschaft
  • Grundlagen des Zusammenlebens
 
Beziehungen gestalten und pflegen
 
  • Beziehungen gestalten
  • Umgang mit krisenhaften Situationen in Beziehungen
 
Kommunikation
 
  • Kommunikation in Abhängigkeit vom Individuum
  • Kommunikation in Abhängigkeit vom Gegenüber
  • Kommunikation in Abhängigkeit vom Medium
 
Demokratie lernen und leben
 
  • Demokratie als Gesellschafts- und Herrschaftsform
  • Demokratisches Leben
 
Medienwissen und Medienhandeln
 
  • Mediengesellschaft
  • Information über Medien
  • Nutzung von Medien
 

Diese Gliederung ist zu verstehen als eine Orientierung in einem vielfältigen Lebensfeld. Alle Kompetenzfelder und Kompetenzspektren stehen in enger Verbindung zueinander, wie teilweise in den Verweisen deutlich wird. Schulische Arbeit in diesem Lebensfeld berührt demzufolge meist mehrere Kompetenzfelder.

 

Die drei Kompetenzfelder des Bereichs „Kommunikation“ beschreiben eine Situation (zum Beispiel Gespräch, Diskussion, Chat, Telefonat), die immer von mehreren Aspekten gekennzeichnet ist: Gelingende Kommunikation findet immer in und mit einem bestimmten Medium situationsbezogen statt, hat Adressatinnen und Adressaten und ist durchweg abhängig von den kommunikativen Voraussetzungen und Kompetenzen der Beteiligten. Insofern beschreiben die drei Kompetenzspektren drei unterschiedliche, durch ihre Schwerpunktsetzungen einander ergänzende Zugänge zu kommunikativen Situationen und ihrer Erarbeitung im Unterricht. Bildungsangebote in diesem grundlegenden Bereich „Kommunikation“ berühren somit immer alle drei Kompetenzfelder.

 

In „Medienwissen und Medienhandeln“ wird aufgezeigt, wie die personalen Kompetenzen in einem sozialen Zusammenhang zur Anwendung gelangen. Es steht eng im Zusammenhang mit dem „Basiskurs Medienbildung“ und wirkt in alle gegenwärtigen und gesellschaftlichen Lebensbereiche hinein.

 

1.3 Didaktische Hinweise

 

Für den Lernerfolg ist häufig entscheidend, ob für die schulischen Inhalte die Alltagsrelevanz und ihre Verflechtung in Zusammenhänge des gesellschaftlichen Lebens für die Schülerinnen und Schüler verdeutlicht werden können. Davon ausgehend sind Verbindungen dieses Lebensfelds aber nicht nur zu gesellschaftswissenschaftlichen Inhalten zu ziehen, sondern auch zu naturwissenschaftlichen Inhalten. So bleiben technologische Entwicklungen beispielsweise zumeist nicht auf den Bereich der Technik begrenzt, sondern finden in einem gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang statt und bringen Fragestellungen mit sich, denen sich die Gesellschaft in Folge zu stellen hat.

 

In einem umgekehrten Sinne sind die hier verzeichneten Kompetenzen vielfach nicht zum eigentlichen Gegenstand des Bildungsangebots zu machen. Vielmehr vermitteln sich beispielsweise Kompetenzen aus „Demokratie lernen und leben“ über den unmittelbaren Nachvollzug demokratischer Prinzipien in alltäglich auftretenden Situationen in der Lerngemeinschaft (zum Beispiel dem Umgang mit unterschiedlichen Bedürfnissen, bei Entscheidungsfindungen und Konflikten), unabhängig vom Lebensalter der Schülerinnen und Schüler. Die Verfasstheit der Schule als eine immer soziale Situation bedingt, dass die hier verzeichneten Kompetenzen durchweg in allen Situationen, Fächern und Lebensfeldern bedeutsam sind und zum Gegenstand werden können. Die Schule schafft hierzu fest im Jahresprogramm verankerte und anlassbezogene Gelegenheiten. Beispiele hierzu sind Wahlmöglichkeiten (Arbeitsgemeinschaften, Projekte), Wahl von und Beteiligung in Gremien (Klassensprecherin/Klassensprecher, Schülermitverantwortung) sowie der Einbezug in Fragen der Schulgemeinschaft (zum Beispiel die Umgestaltung von Räumen und dem Schulhof, Schulfeste, Vertretung der Belange der Schule gegenüber Außenstehenden).

 

Komplexe Zusammenhänge des Lebens in Deutschland, Europa und der Welt werden exemplarisch und anlassbezogen erarbeitet und, wo notwendig, reduziert und pädagogisch gestaltet, um ein grundlegendes Verständnis zu ermöglichen. Unterschiede und Irritationen, die sich lebensweltlich und kulturell bedingt sowie im Spannungsfeld zwischen Vorstellung, Wunsch und Wirklichkeit ergeben können, werden produktiv aufgegriffen. Partizipation lässt sich in geeigneten Handlungsfeldern erfahren und ausgestalten. So können die Schülerinnen und Schüler begleitet werden bei der Vertretung eigener Belange gegenüber kommunalen Projekten im Sozialraum wie beispielsweise der Anlage und Gestaltung von Spiel- und Sportplätzen oder der Ausgestaltung des Angebots eines Jugendhauses. Die Schule pflegt hierzu ein umfassendes Netzwerk im Sozialraum, um geeignete Partner in die Schaffung von lebensweltlich bedeutsamen Lernsituationen einbeziehen und ein Probehandeln der Schülerinnen und Schüler ermöglichen zu können.

 

Den Lehrkräften kommt die Aufgabe zu, zum einen solche Lerngelegenheiten sich selbst bewusst zu machen und für die Schülerinnen und Schüler zu gestalten. Zum anderen sind die Lehrkräfte in den hier verzeichneten Kompetenzfeldern Vorbild in Handlung und Reflexion.

 

Sprachliche und begrifflich-abstrakte Formen der Aneignung sind für viele der in diesem Lebensfeld genannten Kompetenzen die zunächst offensichtlichen Möglichkeiten der Aufbereitung und der Arbeit an einem Inhalt. Die Herausforderung für die Lehrkräfte ist hier, alters- und entwicklungsangemessene Formen der Aufbereitung und Arbeitsweisen zu planen. Die hier dargestellten Kompetenzfelder versuchen mehrfach, Aneignungs- und Differenzierungsmöglichkeiten für Schülerinnen und Schüler unterschiedlichen Lebens- und Entwicklungsalters aufzuzeigen.

 

2 Kompetenzfelder

 
 

2.1 Grund- und Hauptstufe

 

2.1.1 Grundhaltungen und Werte

 

2.1.1.1 Subjektiver Zugang zur Welt

 

Die Schule lenkt den Blick der Schülerinnen und Schüler über sich und die eigene Lebenswelt hinaus. Lebenssituationen, die unter Umständen bedrängen und Aufmerksamkeit der jeweiligen Schülerin, des jeweiligen Schülers binden, werden ernst genommen und erfahren Beachtung und Bearbeitung. Zugleich wird in angemessener Form versucht, sowohl Wahrnehmung als auch Interesse der Schülerinnen und Schüler auf Phänomene der natürlichen und menschlichen Umwelt zu richten. Neugier, Staunen, Freude an Erfahrungen unterschiedlicher Art und letztlich Lernmotivation können für einzelne Schülerinnen und Schüler wesentliche Entwicklungsschritte sein.

 

Die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass ihre Wahrnehmung von der Welt und ihre Erfahrung mit der Welt als ein eigener, erster Zugang anerkannt werden. Die Lehrkräfte nehmen die bei einzelnen Schülerinnen und Schülern bestehenden Erfahrungen von Abwertung, Zurückweisung und Misserfolgsorientierung und deren Folgen wahr und versuchen, diese behutsam zu reduzieren. Den Schülerinnen und Schülern wird damit ermöglicht, selbst in ein konstruktives Verhältnis zu ihrer Umgebung und ihren Mitmenschen zu treten. Eine Erweiterung der Möglichkeiten der Wahrnehmung, Verarbeitung und Einordnung wird darauf aufbauend in allen unterrichtlichen und außerunterrichtlichen Lernsituationen und Bildungsangeboten angestrebt.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Wie und durch wen erfahren die Lehrkräfte etwas über die Lebensumstände der Schülerinnen und Schüler?
  • Wie bringen die Schule und die Lehrkräfte ihrerseits die Bedeutsamkeit jeder einzelnen Schülerin, jedes einzelnen Schülers zum Ausdruck?
  • Wie und wodurch wecken die Lehrkräfte das Interesse der Schülerinnen und Schüler an unterschiedlichen Fragestellungen und Phänomenen der Welt?
  • Welche Anregungen finden sich im Schulgebäude und in unterschiedlichen Lernumgebungen?
  • Welche Möglichkeiten, Verantwortung zu übernehmen, bieten die Lern- und Schulgemeinschaft?
  • Welche Bereitschaft haben die Lehrkräfte, sich spontan auf die Fragen der Schülerinnen und Schüler einzulassen?
  • Wo gibt es an der Schule Orte der Ruhe und Möglichkeiten des Rückzugs?
  • Welche Gelegenheit bietet die Schule zur Orientierung im Leben und zum Nachdenken über existenzielle Fragen?
  • Welche Bedeutung haben religiöse und andere Rituale im Schulalltag?
  • Wie begleitet die Schule die Schülerinnen und Schüler bei der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Lebensentwürfen und in krisenhaften Situationen? Welches Netzwerk unterstützt die Schule hierin?
Die Schülerinnen und Schüler
  • achten auf eigene Empfindungen und Emotionen
  • nehmen die Welt wahr
  • bringen ihre Empfindungen und ihre Wahrnehmung der Welt zum Ausdruck
  • hinterfragen das, was sie von der Welt wahrnehmen
  • stellen Fragen, erkennen und formulieren Wissenslücken und Erkenntnisinteresse
  • pflegen Pflanzen und Tiere
  • übernehmen Verantwortung für ihnen aufgetragene Aufgaben
  • nehmen teil an und interessieren sich für Empfindungen und Erfahrungen von Mitmenschen
  • reflektieren Sachverhalte aus unterschiedlichen Standpunkten und nehmen in sozialen Situationen die Perspektive unterschiedlicher Beteiligter ein
  • wissen um ihre Bedürfnisse wie Stille, Begegnung, Anregung, Unterhaltung und nutzen Möglichkeiten, diese zu erfüllen
  • erkennen und beschreiben Zusammenhänge zwischen subjektiven Gefühlen und objektiven Gegebenheiten
  • sprechen über existenzielle und belastende Eindrücke und Fragen
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Selbstwahrnehmung, Körperschema, Bewegung, Spiel, Sport
  • Spiele zur Wahrnehmung (zum Beispiel „Ich sehe was, was du nicht siehst“, Kim-Spiele, Versteckspiele)
  • Spiele zum Perspektivwechsel (zum Beispiel Spiegelbilder, Zeichnen oder Bauen nach Beschreibung)
  • Übungen zum Einfühlen in andere Menschen und Situationen
  • Rituale im Schulalltag zur eigenen Befindlichkeit und der anderer (zum Beispiel Morgenkreis)
  • Gespräche über freudvolle und belastende Ereignisse und Erlebnisse im Alltag der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte
  • Gefühle und der Umgang mit ihnen
  • Frage des Tages
  • Entdeckungen in der näheren Schulumgebung und in der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler (zum Beispiel Spaziergänge, Führungen, Besuch unterschiedlicher Einrichtungen)
  • Ausstellungen zu einzelnen Interessengebieten und Hobbies
  • Klassendienste, Patenschaften, verantwortliche Pflege von Pflanzen und Haltung von Tieren im Klassenzimmer
  • fiktionale und nonfiktionale Texte (Schrift, Bild und Ton) zu Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Entdeckung und Forschung sowie zu Künstlerinnen und Künstlern
Die Schülerin oder der Schüler
  • erlebt, dass das eigene subjektive Empfinden von einem anderen Menschen erfasst und ausgedrückt wird
  • fühlt mit einer Mitschülerin, einem Mitschüler unmittelbar mit
  • formuliert ausgehend von abgebildeten sozialen Situationen vermutete Gefühle oder Absichten der dargestellten Personen und spielt Situationen aus der Sicht eines anderen Menschen im Rollenspiel nach
  • entnimmt differenziert einem Text Empfindungen, Motive und Absichten der geschilderten Figuren
Bezüge und Verweise
 

2.1.1.2 Individuum und Gemeinschaft

 

In der Schule erfahren sich die Schülerinnen und Schüler als eigenständig und verantwortlich handelnde Mitglieder einer freiheitlich-demokratisch fundierten Gesellschaft. In ihr sollen das Wohl des Einzelnen und sozial gerechtes Handeln im Mittelpunkt stehen. Die Schülerinnen und Schüler lernen, dass alle Menschen, ungeachtet ihrer Herkunft, ihrer Nationalität und Kultur, ihres Geschlechts und weiterer persönlicher Merkmale und Eigenschaften die gleichen Chancen für ein Leben in Frieden, ohne äußere und innere Not vorfinden sollen.

 

Die Schule greift diese Themen unter der Berücksichtigung der kulturellen Vielfalt und der spezifischen Lebenshintergründe ihrer Schülerinnen und Schüler auf. Sie bietet Möglichkeiten und Anlässe, Werte und Einstellungen zu erfahren und einzuüben, die für die freiheitlich-demokratische Ordnung und ein sozialverträgliches Handeln notwendig sind. Die Schülerinnen und Schüler entwickeln über vielfältige Begegnungen und Impulse, aber auch emotionale Aktivierung, Irritationen und Reflexionen eine Haltung der Achtung und Wertschätzung gegenüber sich selbst und gegenüber anderen Menschen. Sie erfahren sich selbst als durchgängig eingebunden in unterschiedliche soziale Kontexte, in denen bestimmte Werte und Einstellungen einen achtsamen Umgang miteinander sichern helfen.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Welches Leitbild prägt das Zusammenleben in der Schule? Auf welche Weise wird das Leitbild erarbeitet und kommuniziert?
  • Welche Möglichkeiten bietet die Schule für positive Kontakte, soziale Eingebundenheit und Freude an der Gemeinschaft?
  • Wo sind die Lehrkräfte nachvollziehbares Vorbild hinsichtlich der Einhaltung der im Leitbild enthaltenen Werte und Normen?
  • Wie vertritt die Schule die freiheitlich-demokratische Ordnung, nicht nur in Konfliktfällen?
  • Welche Formen individueller und institutionalisierter Konfliktlösung nimmt die Schule auf?
  • Wie geht die Schule alters- und entwicklungsangemessen auf die unterschiedlichen Werte und Normen der Schülerinnen und Schüler ein?
  • Wie berücksichtigen die Lehrkräfte die Entwicklungsstufen moralischen Handelns?
  • Wie gehen die Lehrkräfte mit Widerspruch an ihrem Handeln um?
  • Welchen Raum gibt die Schule individuellen Stärken und Talenten ihrer Schülerinnen und Schüler? Wie werden diese entdeckt, bestärkt und bereichernd in die Gemeinschaft eingebunden?
  • Welchen Kenntnisstand haben die Lehrkräfte über das wirtschaftliche Umfeld der Schülerinnen und Schüler und deren Familien?
  • Wie spricht die Schule Fragen der Gerechtigkeit, der relativen Armut und der unterschiedlichen Lebensbedingungen an? Inwiefern gestaltet sich die Teilhabe am schulischen Leben für alle Schülerinnen und Schüler und ihre Familien vor diesem Hintergrund barrierefrei?
Die Schülerinnen und Schüler
  • handeln gerecht und beziehen die Interessen anderer in ihr Handeln ein
  • zeigen Toleranz
  • handeln und kommunizieren achtsam und respektvoll
  • setzen sich für Aufrichtigkeit und Wahrheit in der Kommunikation ein
  • gestehen Fehler ein
  • übernehmen Verantwortung
  • setzen sich für ein freiheitlich-demokratisches, friedvolles, tolerantes Zusammenleben aktiv ein
  • benennen Maßstäbe, Normen und Werte ihres Handelns
  • können ihre Stärken aufspüren und ihre Kompetenzen in die Gemeinschaft einbringen
  • stellen persönliche Interessen anlassbezogen gegenüber den Interessen anderer oder einer Gemeinschaft zurück
  • nutzen Strategien, mittels derer sie produktiv eigene Befindlichkeiten und Bedürfnisse mit denen anderer oder mit Anforderungen, die von außen an sie gestellt werden, in Einklang bringen
  • verstehen sich als Mitglied einer Gesellschaft, die freiheitlich-demokratisch geordnet ist
  • verstehen sich als Mitglied einer Gemeinschaft, die durch ein marktwirtschaftliches System bestimmt ist
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • anlassbezogene und alltägliche gerechte Verteilung und Wahl konkreter Dinge und Rechte (zum Beispiel Auswahl von Spielen, Verteilung von Einnahmen, Rederecht, Stimmrecht)
  • Schilderung, Darstellung und Aufarbeitung von Ausgrenzungserfahrungen sowie Erfahrungen ungerechter Behandlung
  • Erarbeitung von Kriterien für eine gerechte Entscheidung bei einer konkreten Fragestellung
  • Empfindungen und Erfahrungen, die im Zusammenhang mit dem Zurückstellen eigener Interessen gemacht werden („Immer ich“, die oder der Einzelne – die Minderheit)
  • Umgang mit und Kommunikation von eigenen und fremden Fehlern (eingestehen, um Entschuldigung bitten, nachsehen)
  • Klischees, Vorurteile und Stereotype im Alltag und in Medien
  • Einbringen außerschulischer Interessen (zum Beispiel Mitarbeit in Vereinen, Ehrenamt)
  • Talentbühnen
  • Patenschaften innerhalb und außerhalb der Schulgemeinschaft
  • Sieg und Niederlage bei Spielen, Umgang mit den dabei gemachten Empfindungen
  • Regeln und Übereinkünfte für Partner- und Gruppenarbeit und für gemeinsame Spiel- und Pausensituationen
  • Streitschlichtung
  • fiktionale und nonfiktionale Texte (Schrift, Bild und Ton) und Ganzschriften zu Werten und Normen (zum Beispiel Wahrheit und Lüge, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, Friedfertigkeit, Aggression und Konflikte, Achtung und Respektlosigkeit) sowie deren Reflexion, Übertragung und Anwendung
Die Schülerin oder der Schüler
  • nimmt wahr, wie in konflikthaften Situationen durch Lehrkräfte, Mediation, Schulsozialarbeit oder Mitschülerinnen und Mitschüler ausgleichend und gerecht gehandelt wird
  • stellt in Rollenspielen ungerechtes und gerechtes Handeln nach
  • entscheidet sich bei einer bildhaft dargebotenen Konfliktsituation und alternativen Fortgängen derselben für eine gerechte Lösungsmöglichkeit und begründet diese Entscheidung
  • reflektiert mündlich oder schriftlich in einer Konfliktsituation mit persönlicher Betroffenheit und formuliert Wünsche und Anliegen im Hinblick auf eine verträgliche und gerechte Lösung
Bezüge und Verweise
 

2.1.1.3 Grundlagen des Zusammenlebens

 

In der Schule werden Anlässe angeboten und aufgegriffen, bei denen die Schülerinnen und Schüler sich Fragen stellen, die sich mit dem Leben, der Sinnfindung sowie mit Werten und Normen beschäftigen. Unter anderem entwickeln sie ein Verständnis von der Abhängigkeit des menschlichen Lebens von natürlichen Grundlagen und davon, dass die Menschheit ihre Lebensgrundlagen gefährdet.

 

Zu diesen Fragestellungen gehört entscheidend der Austausch mit Gleichaltrigen und Erwachsenen, sodass die Schülerinnen und Schüler einer pluralistischen Gesellschaft begegnen. Sie setzen sich mit anderslautenden Weltanschauungen, religiösen Erfahrungen und weiterführenden philosophischen Fragestellungen auseinander. Die daraus unter Umständen entstehende Irritation wird begleitet und produktiv gestaltet. Als Voraussetzung für ein Leben in einer komplexen, pluralistischen Gesellschaft wird eine Identität verstanden, die sich als sozial eingebunden und selbstwirksam erleben kann.

 

Die Lehrkräfte sind offen für weltanschauliche, philosophische und religiöse Fragen. Sie leben eine Haltung vor, die Andersdenkenden und Andersgläubigen Achtung entgegenbringt und einen respektvollen, bereichernden Austausch zum Ziel hat. Die Schulgemeinschaft schützt aktiv und gemeinsam diesen Raum der Begegnung.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Wie wird das Zusammenleben in der Schule geregelt? Auf welche Weise und durch wen werden Regeln vereinbart?
  • Auf welche Weise werden Übereinkünfte und Regeln mit allen Beteiligten kommuniziert?
  • Wie wird mit Verstößen gegen Übereinkünfte und Regeln umgegangen?
  • Wie und durch wen erfahren die Lehrkräfte etwas über den kulturellen Hintergrund und die spezifische Lebenssituation der Schülerinnen und Schüler?
  • Wie ermöglicht die Schule Zugang zu unterschiedlichen Lebensentwürfen, kulturellen Identitäten und weltanschaulichen Prägungen? Welches Netzwerk pflegt die Schule hierzu?
  • Auf welche Weise wird mit unterschiedlichen Ansichten zu Sach- und Lebensfragen aufseiten der Lehrkräfte umgegangen? Inwiefern sind sie hier nachvollziehbares Vorbild?
  • Wie werden die Erstsprachen, die Feste, Bräuche und Besonderheiten der Lebenswelten der Schülerinnen und Schüler und ihrer Familien in den Alltag der Schule aufgenommen? In welchen Angeboten der Schule wird interkulturelles Lernen greifbar?
  • Welchen Raum erhalten die Anliegen von Minderheiten im schulischen Alltag und wie werden diese verhandelt?
  • Wie vermittelt die Schule die Grundsätze einer freiheitlich-demokratischen Ordnung der Gesellschaft? Wie tritt sie für diese ein?
  • Wie trägt die Schule dafür Sorge, dass die Schülerinnen und Schüler eine Werthaltung gegenüber Natur und Umwelt entwickeln?
  • Wie wird die Begrenztheit natürlicher Ressourcen bewusstgemacht? Welche Möglichkeiten bietet die Schule, welche Gelegenheiten nimmt sie wahr, um nachhaltig zu handeln?
Die Schülerinnen und Schüler
  • erkennen, dass das Zusammenleben durch Symbole, Regeln und Rituale organisiert wird, die Orientierung und Sicherheit geben
  • halten Regeln der Klassen- und Schulgemeinschaft ein
  • kennen kulturelle Besonderheiten ihrer Lebensumwelt, die sich in ihrem Alltag bemerkbar machen
  • kennen andere Kulturen und Lebensweisen
  • achten Traditionen, auch mit unterschiedlichem kulturellem und religiösem Hintergrund, und pflegen ihre eigenen
  • erkennen einschränkende und intolerante Werte und Normen, hinterfragen diese und nutzen Hilfestrukturen im Umgang damit
  • nutzen Elemente fremder Kulturen zur Erweiterung ihrer Lebensgestaltung
  • benennen Hintergründe und Ursachen gesellschaftlicher Traditionen
  • reflektieren über den Zusammenhang von Herkunft und Identität
  • reflektieren ihren Umgang mit Natur und Umwelt und gestalten ihn verantwortungsbewusst
  • erkennen Zusammenhänge zwischen Technologie, Umwelt und Gesellschaft
  • kennen Chancen und Risiken technologischer Entwicklungen
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Aufstellen und Einhalten von Absprachen und Regeln in Spiel-, Pausen- und Lernsituationen
  • angemessene gegenseitige Erinnerung an das Einhalten getroffener Übereinkünfte und Regeln (zum Beispiel Handzeichen, Symbole, Kommunikation)
  • Lieder, Erzählungen, Speisen, Feste aus unterschiedlichen Kulturkreisen
  • Informationen über Herkunftsländer der Schülerinnen und Schüler und ihrer Familien (zum Beispiel klasseneigener Atlas und Reiseführer, Nationalhymnen, typische Sportarten und Spiele)
  • Besuche von Synagogen, Kirchen, Moscheen und weiteren religiös und kulturell bedeutsamen Orten und Einrichtungen sowie Austausch mit den jeweiligen Vertreterinnen und Vertretern
  • Spuren und Auswirkungen der Menschen- und Kinderrechte der Vereinten Nationen, des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland und der Grundrechte im Alltag
  • Lebensentwürfe, Zukunftswünsche und Utopien sowie Sorgen und Ängste der Schülerinnen und Schüler (Lebenswege, „Ich in zwanzig Jahren“, „Woran ich glaube“, „Was wird aus unserer Erde“) und deren Reflexion
  • Möglichkeiten der Kommunikation und Diskussion bei kontroversen Ansichten und Einstellungen sowie bei notwendiger Abgrenzung
  • anlassbezogene, konkrete ethisch-moralische Fragestellungen und Dilemmata hinsichtlich Problemstellung, Informations- und Argumentationssammlung, Diskussion sowie Bewertung erarbeiten
  • Projekte zur gemeinschaftlichen Verantwortung für die Welt und den Erhalt der Lebensgrundlagen (zum Beispiel Aufräumaktionen, Patenschaften, Schulgarten, Spendensammlungen)
Die Schülerin oder der Schüler
  • beschreibt Wünsche an das eigene Leben und den Alltag (zum Beispiel Privatsphäre, Sicherheit, Gewaltfreiheit, Information)
  • liest Grundrechte in Leichter Sprache oder im Wortlaut
  • verbindet Lebenssituation und rechtliche Grundlage
  • sammelt Informationen über die Entstehung des Grundgesetzes, seine Leistung und seinen Schutz
  • vergleicht die eigene Lebenssituation mit der von Kindern und Jugendlichen in anderen Ländern und bezieht sie auf die rechtlichen Grundlagen
Bezüge und Verweise
 

2.1.2 Beziehungen gestalten und pflegen

 

2.1.2.1 Beziehungen gestalten

 

In diesem Kompetenzspektrum werden Phasen zwischenmenschlicher Beziehungen in den Blick genommen. So erfordern eine angemessene Kontaktaufnahme und -ausgestaltung sowie das Beenden einer Beziehung komplexe emotionale und soziale Kompetenzen, nicht zuletzt sprachliche. Die Schülerinnen und Schüler erfahren durch vielfältige Handlungsmöglichkeiten in unterschiedlichen Bildungsangeboten sowie durch die Lehrkräfte und weiteren am Schulleben Beteiligten vorbildhaft eine stetige und angemessene Erweiterung ihrer Kompetenzen in der Gestaltung tragfähiger Beziehungen.

 

Dabei werden Beziehungen unterschiedlicher Art in den Blick genommen. In Bezug auf formelle und funktionale Beziehungen erweitern die Schülerinnen und Schüler ihre sprachlichen Möglichkeiten wie auch ihre Selbstständigkeit in der Kontaktaufnahme, beispielsweise im Übergang Schule – Leben und Beruf (Arztbesuche, Bewerbungsgespräche, Amtsgänge). Diese unterscheiden sich grundlegend von informellen Beziehungen (Familie, Freundschaften, Partnerschaft), beispielsweise in Art, Anlass und Dauer des Kontakts. Die Bildungsangebote haben Sicherheit und Handlungsspielraum der Schülerinnen und Schüler in alltäglichen und außergewöhnlichen Begegnungen und Beziehungen durchgängig zum Ziel.

 

Grundlage der Arbeit gerade in diesem Kompetenzspektrum ist die pädagogisch-professionelle Beziehung der Lehrkräfte zu den ihnen anvertrauten Schülerinnen und Schülern, damit dem Erziehungs- und Bildungsauftrag entsprochen werden kann. Verlässlichkeit, Klarheit, Zugewandtheit, Offenheit und Wertschätzung trotz unterschiedlicher Erfahrungen und Lebenskonzepte der Beteiligten sind nur einige ihrer Kennzeichen.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Auf welche Vereinbarungen für den Umgang aller Beteiligten miteinander hat sich die Schule verständigt? Welche Wertorientierungen, Einstellungen und Haltungen sind im Leitbild hinterlegt?
  • Wo sind die Lehrkräfte nachvollziehbares Vorbild, wenn es um angemessene Kommunikation in Abhängigkeit von Situation und Gegenüber geht?
  • Welche Kommunikationsanlässe, -wege und -weisen nutzt die Schule im Kontakt mit den Eltern und Erziehungsberechtigten sowie weiteren Beteiligten?
  • In welcher Weise und mittels welcher Angebote fördert und fordert die Schule die Fähigkeit zur Interaktion mit anderen?
  • Wie ist kooperatives Handeln in Bildungsangeboten verankert?
  • Welche Veranstaltungen und Formen des Kontakts fördern das Miteinander von Erwachsenen und den Schülerinnen und Schülern?
  • Wie geht die Schule mit Diversität um? Wie ermöglicht die Schule Zugang zu unterschiedlichen Lebensentwürfen?
  • Wie gehen die Lehrkräfte mit kulturell bedingten Unterschieden in der sozialen Interaktion um? Auf welche Weise erfahren die Lehrkräfte etwas über die kulturellen Hintergründe der Schülerinnen und Schüler und die Auswirkungen auf soziale Interaktionen?
  • Worin drücken sich genderspezifische Überlegungen und gleichberechtigte Strukturen von Frau und Mann innerhalb der Schule aus? Wie werden unterschiedliche Rollen von Frau und Mann und geschlechtsspezifische Stereotype reflektiert?
  • Wie thematisiert die Schule die vielfältigen Ausdrucks- und Erscheinungsformen von Familie, Partnerschaft und Sexualität gegenüber den Schülerinnen und Schülern in Abhängigkeit von ihrem Alter, ihrem Entwicklungsstand und ihren Fragen und Bedürfnissen? Wie und zu welchen Anlässen werden die Eltern, Erziehungsberechtigte und weitere Partner dabei einbezogen?
Die Schülerinnen und Schüler
  • nehmen in einer der Situation angemessenen Weise mit anderen körperlich und sprachlich Kontakt auf
  • gehen informelle Beziehungen ein
  • nehmen freundschaftliche Beziehungen zu anderen auf und gestalten diese innerhalb der Schule in alters- und entwicklungsangemessener Weise
  • nehmen formelle und funktionale Beziehungen auf und gestalten diese situationsangemessen und gemäß sozialer Normen
  • nehmen soziale Situationen und Beziehungen wahr, beschreiben und reflektieren sie und erkennen Veränderungsmöglichkeiten
  • erkennen und respektieren die Rechte anderer und handeln gegebenenfalls ausgleichend
  • denken über gesellschaftlich und kulturell bedingte Bestimmung von Einstellungen und Werten (zum Beispiel Begriffe von Ehre, Pflichten, Traditionen) und deren Veränderung nach und handeln gemäß einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung
  • handeln im Bewusstsein der Gleichwertigkeit der Geschlechter
  • denken über die gesellschaftlich und kulturell bedingte Konstruktion von Geschlecht, Geschlechterrollen und Stereotypen und deren Veränderung nach
  • nehmen gegebenenfalls Unterschiede zwischen den Geschlechtern wahr, respektieren sie und handeln angemessen
  • entwickeln Lösungen für partnerschaftliche Aufgabenverteilung in Schule, Familie und Freundeskreis und setzen diese um
  • würdigen Leistungen von Mitschülerinnen und Mitschülern
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Begrüßung und Verabschiedung in unterschiedlichen Beziehungen (zum Beispiel in Freundschaften, in der Familie, in der Schule, zu Vorgesetzten, zu Fremden)
  • Begrüßung und Verabschiedung sowie Normen der Höflichkeit in Abhängigkeit von Kulturkreisen sowie Umgang mit gegebenenfalls unterschiedlichen Erwartungshaltungen
  • angemessener körperlicher Kontakt bei Spiel und Sport (zum Beispiel bei Spielen im Kreis, Fangspielen, beim Ringen und Raufen) und Umgang mit unterschiedlichen Bedürfnissen nach Nähe und Distanz
  • kooperatives Erleben und Handeln in gemeinschaftlich zu bewältigenden Aufgaben und Spielen (erlebnispädagogische Elemente, Planspiele, Mannschaftssportarten)
  • Anderen eine Freude machen
  • Planung und Durchführung von Partner- und Gruppenarbeit
  • Gespräche und Diskussionen und ihre sprachlichen Muster
  • Rollenspiele und Darstellungen gelingender oder misslingender sozialer Kontakte in Medien und ihre Bewertung, Reflexion und Veränderungsmöglichkeiten
  • Botengänge und Aufträge im Schulhaus (zum Beispiel Sekretariat, Schulleitung, Hausmeisterin/Hausmeister)
  • Planung, Erprobung, Durchführung und Reflexion formeller Interaktionen (zum Beispiel Suche nach einem Praktikumsplatz, Antragstellung bei Ämtern, Verkaufssituationen)
  • eigene und fremde (fiktionale und nonfiktionale) Lebensentwürfe und Wünsche bezüglich freundschaftlicher, familiärer und partnerschaftlicher Beziehungen kennenlernen, beschreiben und vergleichen
  • Rechte und Pflichten im Zusammenleben von Menschen in unterschiedlichen Formen (zum Beispiel Familie, Partnerschaft, Ehe, Wohngemeinschaft, Gemeinde, Staat)
  • Aussagen der Menschenrechte, der Kinderrechte und des Grundgesetzes zum Zusammenleben von Menschen
Die Schülerin oder der Schüler
  • vergleicht mit einer selbst gewählten Partnerin / einem selbst gewählten Partner Ergebnisse einer Aufgabenstellung
  • nimmt an arbeitsteiliger Gruppenarbeit teil und erledigt die zugewiesenen Aufgaben
  • engagiert sich in arbeitsteiliger Gruppenarbeit und übernimmt koordinative Aufgaben
  • wählt Arbeitspartnerinnen und Arbeitspartner neben sozialen auch nach Kriterien inhaltlicher Art aus
  • lässt sich auf zugewiesene, zufällige oder ungewohnte Partner- und Gruppenkonstellationen ein und arbeitet in ihnen sachorientiert
  • integriert Mitschülerinnen und Mitschüler in eine gemeinsame Aufgabe, die sich damit schwerer tun
  • geht mittel- und langfristige Arbeitsgruppen und -bündnisse ein (zum Beispiel in einem Lesetandem, für eine Projektarbeit)
  • reflektiert Partner- und Gruppenarbeit nach gemeinsam vorab besprochenen Kriterien und leitet Wünsche und Vorhaben für Weiteres ab
Bezüge und Verweise
 

2.1.2.2 Umgang mit krisenhaften Situationen in Beziehungen

 

Schwierigkeiten, die die Schülerinnen und Schüler in zwischenmenschlichen Beziehungen unterschiedlicher Art, innerschulisch und außerschulisch erfahren, können sich erschwerend auf das (schulische) Lernen auswirken. Erst eine Klärung oder Minderung der Beeinträchtigungen versetzt manche Schülerinnen und Schüler in die Lage, sich wieder fachlichen Inhalten zuzuwenden. Die Schülerinnen und Schüler erfahren die Schule als Ort, an dem ihnen Personen begegnen, die ihre Sorgen und Nöte ernst nehmen und gegebenenfalls Hilfe anbieten oder vermitteln und nach Wegen suchen, wie mit diesen Schwierigkeiten umgegangen werden kann.

 

Die Schule nimmt eventuell bestehende Abhängigkeiten in Beziehungen wahr und gestaltet Angebote, mittels derer die Schülerinnen und Schüler lernen, bestehende Beziehungen unterschiedlicher Art zu reflektieren und gegebenenfalls zu verändern. Hierzu sind Elemente der Konflikt- und Krisenbewältigung, der Gewaltprävention und der Beratung durch die Schule und ihre Partner zu zählen.

 

Beziehungen zwischen den Lehrkräften und den Schülerinnen und Schülern können dabei selbst nicht immer konfliktfrei sein. Das Austragen dieser Konflikte kann beispielhaft erfahren lassen, mit welchen Strategien Einigungen oder Lösungen erzielt werden können. Eine Erweiterung der Handlungsmöglichkeiten auf kommunikativer und sozialer Ebene ist dabei durchgängiges Ziel der Bildungsangebote.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Wie gehen die Lehrkräfte mit Gefühlen unterschiedlicher Art um, die im professionellen Kontext auftreten?
  • Welche kommunikativen Regeln gelten in der Schule? Welche sprachlichen Muster werden genutzt? Welche kommunikativen Gepflogenheiten werden durch die Lehrkräfte und weiteren Beteiligten vorgelebt?
  • Wann und auf welche Weise sind die Lehrkräfte nachvollziehbares Vorbild hinsichtlich sachlicher Auseinandersetzung, konstruktiver Diskussion und Lösungssuche? Wie werden Konflikte zwischen den Lehrkräften und den Schülerinnen und Schülern bearbeitet?
  • Was definiert die Schule als Verhalten, das eine Konsequenz nach sich ziehen muss?
  • Wie geht die Schule mit Grenzüberschreitungen um?
  • Welche Form haben Vereinbarungen zur Verhaltensregulation? In welcher Weise sind Sanktionen mit Hilfsangeboten und weiteren pädagogischen Maßnahmen verknüpft?
  • Was trägt dazu bei, dass alle Beteiligten das Recht auf ungestörtes Lernen respektieren und einhalten?
  • Wie gewährleistet die Schule die Ansprechbarkeit der SMV sowie der Vertrauenslehrkräfte?
  • Welche Konzepte zur Gewaltprävention und Konfliktbewältigung werden an der Schule umgesetzt?
  • Mit welchen Partnern aus dem Sozialraum arbeitet die Schule zur Konfliktprävention und -intervention auf welche Weise zusammen?
  • Welches Konzept hat die Schule bei Verdachtsmomenten seelischer, körperlicher oder sexueller Gewalt (zum Beispiel Ansprechpersonen, beteiligte Fachdienste, Schutz von Betroffenen und Beschuldigten)?
  • Wie stellt die Schule sicher, dass die Schülerinnen und Schüler Zugang zu jenen Angeboten erhalten, die sie benötigen? Wie macht die Schule den Schülerinnen und Schülern sowie den Eltern und Erziehungsberechtigten transparent, wo welche Ansprechpersonen zur Verfügung stehen?
Die Schülerinnen und Schüler
  • nehmen Handlungsweisen anderer wahr und reflektieren deren Hintergründe
  • prüfen die Haltungen und Motive anderer kritisch
  • nehmen bewusst wahr, wie es ihnen in unterschiedlichen Beziehungen geht, erkennen ihre Bedürfnisse und sprechen darüber in angemessener Weise
  • entwickeln gegenüber anderen Menschen Verständnis und Toleranz
  • beschreiben unterschiedliche Lebensformen und deren Auswirkungen auf die Beteiligten
  • tragen in angemessener Weise Meinungsverschiedenheiten aus
  • verhandeln bei Interessenkonflikten
  • setzen sich in konflikthaften Situationen in angemessener Weise für Schwächere ein
  • setzen sich in konflikthaften Situationen in angemessener Weise für die Wahrheit ein und handeln aufrichtig
  • benennen Einrichtungen und Personen, an die sie sich in Konfliktsituationen wenden können
  • halten Krisen von und mit anderen aus und kennen Möglichkeiten, mit ihnen umzugehen und sie zu bewältigen
  • beenden Beziehungen in angemessener und sozialverträglicher Weise
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • strukturierte Konfliktgespräche im Rollenspiel und im Ernstfall sowie Übung der damit verbundenen sprachlichen Muster
  • realistische Kompromissbildung und deren Umsetzung
  • Gespräche und Diskussionen
  • Ausdruck der eigenen Meinung in nicht verletzender Weise (zum Beispiel Ich-Botschaften, sachliche Kritik, konstruktive Perspektive) im Rollenspiel, in konkreten Situationen und mithilfe sprachlicher Muster
  • Reflexion der eigenen Gefühle und der Umgang damit im Fall von Konflikt oder Kritik
  • Übungen zum Perspektivwechsel (zum Beispiel Geschichte aus zwei Perspektiven, Anliegen zweier Parteien in Konflikten, pro-contra-Argumentation)
  • Möglichkeiten, Hilfe anzubieten und um Hilfe zu bitten
  • Bitte um Entschuldigung
  • realistische Möglichkeiten von Wiedergutmachungen
  • Identifikation und Reflexion von Rollenerwartungen und -konflikten (zum Beispiel Dilemmata in Rollenspielen, Auseinandersetzung mit Erwartungen anderer, Aufwachsen in zwei unterschiedlichen Kulturkreisen)
  • Übungen im Ausdruck von Abgrenzung und Nichteinverständnis
  • fiktionale Texte (Schrift, Bild und Ton) und Ganzschriften zu krisenhaften und grenzüberschreitenden Beziehungssituationen und deren Reflexion
  • Besuch außerschulischer Partner (zum Beispiel Anlaufstellen für Kinder und Jugendliche in Not in der Gemeinde, Beratungsstellen, Schlichtungsstellen, Fachdienste)
Die Schülerin oder der Schüler
  • macht körpersprachlich Angst, Ablehnung, Wut und Abgrenzung deutlich oder stellt diese nach
  • spürt im geschützten Rahmen mit einer selbst gewählten Partnerin / einem selbst gewählten Partner unterschiedlicher körperlicher Distanz nach und beschreibt gegebenenfalls Eindrücke (zum Beispiel Distanzzonen nach Hall)
  • gestaltet im Rollenspiel Situationen des Alltags, in denen Konventionen grenzüberschreitend verletzt werden (zum Beispiel hinsichtlich der Distanz, der Anrede, des Umgangs, des Anliegens) und übt Reaktionen darauf
  • äußert sachlich das Bedürfnis nach größerer Distanz (in unterrichtlichen Situationen, bei Spielen) und benennt Gründe für das eigene Unbehagen
Bezüge und Verweise
 

2.1.3 Kommunikation

 

2.1.3.1 Kommunikation in Abhängigkeit vom Individuum

 

Dieses Kompetenzfeld nimmt die Voraussetzungen und Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler in den Blick, mit denen sie in einen Dialog treten. Erfahrungen begrenzter oder misslingender Kommunikation, die nicht ausgeglichen werden konnten, können dazu führen, dass die Schülerinnen und Schüler entweder eigene Bedürfnisse nur noch schwer artikulieren können oder in einem Übermaß das eigene Befinden in das Zentrum des Dialogs stellen. Die Lehrkräfte nehmen beides in den Blick und erweitern kommunikative Bereitschaft und die Möglichkeiten des Dialogs in angemessener Form, anlassbezogen und kontinuierlich.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Wo sind die Lehrkräfte nachvollziehbares Vorbild, wenn es um Wertschätzung in kommunikativen Situationen geht?
  • Auf welche Weise erfahren die Lehrkräfte etwas von den aktuellen Themen, die die Schülerinnen und Schüler bewegen?
  • Wie schafft die Schulgemeinschaft ein Klima des Vertrauens, in dem offen kommuniziert werden kann?
  • Welche Vereinbarungen bestehen hinsichtlich der in unterschiedlichen pädagogischen Gruppen (zum Beispiel Klassen und Lerngemeinschaften, Arbeitsgemeinschaften, sozialpädagogische Gruppen) fließenden Informationen unterschiedlicher Art?
  • Welche Gelegenheiten bestehen an der Schule zum ruhigen und offenen Austausch und Gespräch zwischen den Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrkräften und weiteren pädagogischen Mitarbeitenden?
  • Welche Formen des Dialogs werden in den Lerngemeinschaften gepflegt und verankert?
  • Wie werden nonverbale Kommunikationsformen aufgegriffen?
  • Welchen Stellenwert erhalten Partner- und Gruppenarbeit im Unterricht?
  • Welches Netzwerk pflegt die Schule, um vielfältige und anregungsreiche kommunikative Anlässe zu schaffen?
Die Schülerinnen und Schüler
  • treten in einen produktiven Dialog (zum Beispiel über Gestik, Mimik, Zeichen, Bilder, mündlich, schriftlich)
  • äußern Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse
  • schätzen ab, inwiefern ihre Wünsche angemessen und realistisch sind
  • bitten um Hilfe
  • entscheiden sich und bringen dies zum Ausdruck
  • bilden sich eine begründete Meinung und bringen diese zum Ausdruck (Standpunkt, Gespräch, Wahlen)
  • zeigen kommunikative Klarheit und vertreten eine Überzeugung
  • hören Gegenargumente an, wägen sie ab und ändern gegebenenfalls begründet ihre Meinung
  • stellen ein subjektives Erleben in das Zentrum ihrer Kommunikation (zum Beispiel Erzählung, Mitteilung von Freude, Suche nach Trost)
  • stellen eine Sache in das Zentrum ihrer Kommunikation (zum Beispiel Erzählung, Präsentation, Bericht)
  • stellen Belange des Gegenübers in das Zentrum ihrer Kommunikation (zum Beispiel Zuhören, Nachfragen, Mitgefühl ausdrücken)
  • analysieren den Aussagegehalt nonverbaler und paraverbaler Mittel (zum Beispiel Körperhaltung, Mimik, Gestik, Tonlage, Lautstärke)
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • ritualisierte Formen der Kommunikation, in denen subjektives Erleben im Zentrum steht (zum Beispiel Morgenkreis, Geschichtenheft, Klassenrat)
  • Fantasiereisen
  • Pantomime, nonverbale Kommunikation
  • Auseinandersetzung mit Gefühlen und Empfindungen jeglicher Art
  • fiktionale Texte (Schrift, Bild und Ton) zu Gefühlen und Empfindungen und ihre Bedeutung für soziale Situationen
  • Wahlen zu Inhalten, Spielen und Aktivitäten (Vorschläge, Diskussion, Auswahl)
  • Übungen zur Empathie (zum Beispiel Bilder sozialer Situationen, „Warme Dusche / positive Sätze“, Beschreibungen aus unterschiedlicher Perspektive)
  • kooperative und erlebnispädagogische Spiele und Aktivitäten
  • Möglichkeiten zum Umgang mit Lob und Kritik (zum Beispiel Zulassen, Aushalten, Annehmen, Reagieren)
Die Schülerin oder der Schüler
  • lässt sich auf Fantasiereisen ein
  • zeichnet und malt nach subjektiven Eindrücken und Vorstellungen einer Fantasiereise
  • berichtet von Eindrücken und Gedanken zu einer Fantasiereise
  • schreibt für sich und für andere von Eindrücken und Gedanken zu einer Fantasiereise
Bezüge und Verweise
 

2.1.3.2 Kommunikation in Abhängigkeit vom Gegenüber

 

Aufgabe der Schule ist es, die Schülerinnen und Schüler auf ein geregeltes Zusammenleben und den Umgang mit anderen Menschen vorzubereiten. Die Schülerinnen und Schüler erweitern kontinuierlich ihre Möglichkeiten, mit anderen zu kommunizieren. Dabei nutzen sie bereits erfahrene und verinnerlichte produktive Formen und erweitern diese um solche, die sie im schulischen Zusammenhang, im Unterricht und in weiteren pädagogischen Angeboten (zum Beispiel Ganztagsangebote) kennenlernen. Es gelingt ihnen zunehmend, die Wahl ihrer Kommunikationsformen und -mittel bewusst zu treffen und so ihre Kontakte angemessen und zielführend zu gestalten.

 

Die Schülerinnen und Schüler reflektieren das Zusammenleben, -spielen und -arbeiten mit Gleichaltrigen, mit Älteren, mit Jüngeren und mit Menschen einer anderen gesellschaftlichen oder kulturellen Herkunft. Sie erfahren Besonderheiten und Unterschiede. Die Schülerinnen und Schüler erleben und lernen, dass das Zusammenleben und die Gemeinschaft abhängen von gegenseitiger Wertschätzung und der Übernahme von Verantwortung. Die Schule macht dazu vielfältige Angebote und schafft Möglichkeiten der Begegnungen unterschiedlicher Art.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Wie gehen die Lehrkräfte mit spontan auftretenden Gesprächsanlässen um?
  • Zu welchen Anlässen wird Kommunikation selbst zum Gegenstand von Austausch und Unterricht?
  • Welche Arbeits- und Sozialformen werden im Unterricht eingeübt und gestaltet?
  • Welche Formen von Kommunikation, die die Schülerinnen und Schüler selbst verantworten, pflegt die Schule (zum Beispiel Schulversammlungen, Schülermitverwaltung, Streitschlichtung, Patenschaften)?
  • Wie und durch wen werden Umgangsformen und Gesprächsregeln erarbeitet?
  • Wie wird die sprachliche Vielfalt an der Schule (zum Beispiel unterschiedliche Erstsprachen, Dialekte, Sprachcodes) gewürdigt, aber auch das gegenseitige Verständnis hervorgehoben?
  • Wie fördert und fordert die Schule Deutsch als Unterrichts- und Zielsprache? Welche Strukturen der Unterstützung werden den Schülerinnen und Schülern sowie gegebenenfalls den Eltern geboten?
  • Welche Möglichkeiten der Kommunikation mit außerschulischen Personen werden angeboten, vorbereitet und begleitet?
  • Welche Formen der strukturierten Konfliktlösung werden an der Schule gelebt?
  • Wie geht die Schule produktiv mit Unterschieden in Umgangs- und Kommunikationsformen um, die sich gegebenenfalls kulturell bedingt ergeben?
  • Wo und in welcher Weise sind die Lehrkräfte nachvollziehbares Vorbild hinsichtlich des Verhaltens in kommunikativen Situationen?
Die Schülerinnen und Schüler
  • verstehen Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse von anderen und gehen auf sie ein
  • nehmen aktiv an Gesprächen teil und bringen sich ein
  • nehmen von sich aus Kontakt auf, halten diesen aufrecht und beenden ihn angemessen
  • kennen Gesprächsregeln und halten diese ein
  • treffen Vereinbarungen mit anderen
  • argumentieren, vollziehen Argumente nach und führen lösungsorientiert Diskussionen
  • sprechen Konflikte an, bearbeiten sie und tragen nach Möglichkeit dazu bei, Lösungen zu finden
  • moderieren Gespräche mit anderen
  • kennen und nutzen kommunikative Rituale (zum Beispiel Begrüßung, Verabschiedung, Dank, Bitte, Bitte um Entschuldigung)
  • schätzen situative und sprachliche Merkmale (zum Beispiel Intensität der Beziehung, Anzeichen von Mehrdeutigkeit, Nutzung der Erstsprache / der Zweitsprache / des Dialekts / eines bestimmten Sprachcodes, Humor) ein und passen die Kommunikation und ihre Form darauf an
  • halten gesellschaftliche Konventionen ein (zum Beispiel Höflichkeit, Anrede, Handschlag) und finden ein angemessenes Maß zwischen Nähe und Distanz (räumlicher Abstand, Berührungen)
  • nehmen gegebenenfalls das Bedürfnis anderer nach Ruhe oder Distanz wahr und achten es
  • erweisen sich als verlässliche und vertrauliche Gegenüber in Gesprächen und schätzen Situationen ein, in denen Aufrichtigkeit und Offenheit angezeigt sind
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Szenisches Spiel
  • Übungen und Spiele zum Perspektivwechsel und zur Empathie
  • Übungen und Spiele zu Nähe und Distanz
  • Einüben der Höflichkeitsanrede und Anwenden in Realsituationen
  • Sich Einbringen bei ritualisierten Kommunikationsanlässen (zum Beispiel Morgenkreis, Klassenrat)
  • Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Übereinkünften und Regelhaftigkeiten, auch in Abhängigkeit der Kulturen („Was ist höflich?“, Blickkontakt, Umgang mit Widerspruch)
  • Verhaltensweisen in einer Gruppe von Freundinnen und Freunden / Verhaltensweisen gegenüber Fremden / Verhaltensweisen gegenüber Vorgesetzten
  • Wirkung und Angemessenheit von Kleidung in unterschiedlichen Kontexten
  • Gestaltung von Lernzeit durch die Schülerinnen und Schüler für die Lerngemeinschaft (zum Beispiel Lernen durch Lehren, Anleitung eines Spiels)
  • strukturiertes Konfliktlösungsgespräch (zum Beispiel angeleitet durch die Lehrkraft, Klassenrat, Schüler-Schüler-Mediation)
  • Bewerbungstraining, Verhalten in Bewerbungsgesprächen
  • Unterschiede zwischen symmetrischer und asymmetrischer Kommunikation
  • Analyse von Dialogen in Texten, Hörspielen und Filmen (zum Beispiel Kommunikationssituation, eingesetzte kommunikative Mittel, Anfang und Ende des Dialogs)
Die Schülerin oder der Schüler
  • beobachtet das szenische Spiel (zum Beispiel Kaufladen, Vater – Mutter – Kind) anderer
  • nimmt am szenischen Spiel von Mitschülerinnen und Mitschülern teil
  • bringt in das szenische Spiel Vorschläge zum Handlungsfortgang und zur Lösung von Situationen ein
  • nimmt im szenischen Spiel unterschiedliche Rollen ein und wechselt diese, auch innerhalb desselben Spiels
  • entwickelt ein szenisches Spiel bildlich oder schriftlich
  • gestaltet Dialoge zwischen Figuren eines eigenen szenischen Spiels oder eines vorliegenden Textes (Schrift, Bild und Ton) nach
  • entwickelt Dialoge und macht die beteiligten Figuren in ihren Empfindungen, Motiven und Absichten deutlich
Bezüge und Verweise
 

2.1.3.3 Kommunikation in Abhängigkeit vom Medium

 

Die Schülerinnen und Schüler kommunizieren mittels unterschiedlicher Medien. Die Schule erweitert die Auswahl der zur Verfügung stehenden Medien alltagsrelevant und kontinuierlich, sowohl über die Arbeit an Nutzungskompetenzen als auch über den Zugang zu Medien. Gleichzeitig bestärken die Lehrkräfte die zielgerichtete und sichere Kommunikation der Schülerinnen und Schüler mittels Medien und machen auf mögliche Gefährdungen durch fremdes und eigenes Verhalten aufmerksam.

 

Die Schülerinnen und Schüler lernen, ein dem Anlass, den Möglichkeiten und den Adressaten angemessenes Medium zur Kommunikation auszuwählen. Die unterschiedlichen Konventionen, die für die Kommunikation im jeweiligen Medium gelten, werden im Unterricht anlassbezogen thematisiert, um einen sicheren und sozial kompetenten Umgang zu ermöglichen.

 

Dieses Kompetenzfeld steht in enger Verknüpfung mit „Medienwissen und Medienhandeln“.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Wie und durch wen erfahren die Lehrkräfte etwas von den Gewohnheiten der Mediennutzung der Schülerinnen und Schüler und ihrer Familien?
  • Über welche Symbole, kommunikativen Rituale und Kommunikationsformen herrscht Einigung in der Schule oder Lerngruppe?
  • Zu welchen Medien bietet die Schule Zugang (im Unterricht, in ergänzenden Angeboten, in außerunterrichtlichen Situationen)?
  • Wie und mittels welcher Medien wird in der Lern- und Schulgemeinschaft zwischen den Beteiligten kommuniziert? Wie wird die Teilhabe an dieser Kommunikation gesichert?
  • Welche Medien werden im Unterricht genutzt (zum Beispiel zur Vermittlung von Arbeitsaufträgen)?
  • Auf welche Weise und zu welchen Anlässen sind die Lehrkräfte nachvollziehbares Vorbild in der Sicherung von Informationen und Daten?
  • Wie wird im Umgang mit unterschiedlichen Medien ein sensibler Umgang mit Daten und Informationen geschult?
  • Welche Medien nutzt die Schule zur Kommunikation mit den Eltern/Erziehungspartnern und anderen Partnern?
Die Schülerinnen und Schüler
  • verstehen Symbole und kommunikative Rituale, die in der Lerngemeinschaft genutzt werden, und nutzen sie gegebenenfalls selbst
  • wählen ausgehend vom Anlass, den Adressaten der Kommunikation und den zur Verfügung stehenden analogen und digitalen Möglichkeiten ein geeignetes Medium zur Kommunikation aus
  • nutzen alltagsrelevante analoge und digitale Medien sicher und angemessen und halten dabei Konventionen der Kommunikation ein
  • wechseln nach Bedarf das Medium, mittels dessen kommuniziert wird
  • sichern Informationen, die sie in der Kommunikation mit anderen erhalten haben, mittels geeigneter Medien
  • reflektieren die Grenzen und somit Gefahren einiger kommunikativer Medien für Missverständnisse (zum Beispiel das Fehlen nonverbaler Mittel)
  • gehen mit Daten und Informationen vor allem bei der Kommunikation mit digitalen Medien verantwortungsbewusst um
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Vereinbarung von Zeichen und Symbolen für das Arbeiten der Lerngemeinschaft
  • Verfassen von Notizen
  • Mitschrift von Hausaufgaben, Nachrichten und Aufforderungen
  • analoges und digitales Bewerbungsverfahren und -schreiben
  • Vergleich zwischen direktem Gespräch und der Kommunikation mittels Medien bezüglich zur Verfügung stehender Informationen und Wahrnehmungskanäle
  • Ausgleich von wegfallenden Informationen bei der Kommunikation (zum Beispiel Telefongespräche üben, Möglichkeiten von Missverständnissen erkennen)
  • Merkmale unterschiedlicher Textsorten in Abhängigkeit vom Medium (zum Beispiel Brief, Mail, digitale Kurznachricht)
  • Rollenspiele (zum Beispiel „Schlussmachen per Kurznachricht/Gespräch/Abschiedsbrief“, „Der vergessene Einkaufszettel“, „Mein Akku ist leer“)
Die Schülerin oder der Schüler
  • speichert Aufträge und Mitteilungen verbal in einer Audiodatei, visuell in einer Bilddatei auf einem mobilen Endgerät
  • richtet Mitteilungen und Aufträge aus
  • nutzt für das Notat von Mitteilungen und Aufträgen Symbole und andere Gedächtnisstützen
  • notiert Aufträge und Hausaufgaben in einem Heft
Bezüge und Verweise
 

2.1.4 Demokratie lernen und leben

 

2.1.4.1 Demokratie als Gesellschafts- und Herrschaftsform

 

Eine demokratisch verfasste Gemeinschaft gründet auf wechselseitigen Rechten und Verpflichtungen. Diese sind sowohl historisch gewachsen als auch bewusst gestaltet und resultieren aus konkreten Erfahrungen der Menschen mit Recht und Unrecht, Gleichheit und Ungleichheit, Wohlstand und Not.

 

Die Schulgemeinschaft stellt einerseits mit ihrer demokratischen Kultur ein Forum dar, in dem die Schülerinnen und Schüler alters- und entwicklungsangemessen erfahren, wie die Orientierung an demokratischen Wertvorstellungen, Grundsätzen und Regeln ausgestaltet werden kann. So erfahren die Schülerinnen und Schüler, dass das Schulleben von gegenseitiger Wertschätzung, Gleichbehandlung und Gerechtigkeit geprägt ist.

 

Andererseits erleben die Schülerinnen und Schüler innerhalb der Schule auch Fremdbestimmung. Dass sich diese in ihrer rechtsstaatlichen Form an demokratische und belastbare Grundsätze zu halten hat, ist eine entscheidende Erfahrung in einer demokratisch verfassten Gemeinschaft.

 

Die Schule gestaltet Möglichkeiten, ein aktives staatsbürgerliches und politisch mündiges Engagement zu erproben. Die Mitwirkung in den schuleigenen Gremien (SMV, Schulkonferenz), in schulischen und außerschulischen Projekten und Initiativen, in Vereinen und Religionsgemeinschaften wird gezielt und individuell unterstützt. Partnerschaften im Sozialraum der Schule werden geschlossen und gepflegt.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • In welcher Form finden demokratische Grundfragen in allen Lernsituationen Beachtung?
  • In welcher Weise kümmert sich die Schule um die Rechte der Kinder und Jugendlichen?
  • Wie vernetzt sich die Schule mit der Gemeinde, dem Landkreis, dem Land und nutzt deren jeweilige Angebote zur politischen Bildung?
  • Wie werden aktuelle politische Themen in der Schule thematisiert? Welche Zugänge hierzu ermöglicht die Schule (zum Beispiel Zeitungen, Nachrichtensendungen für Kinder und Jugendliche, Schulversammlungen)?
  • Welche Möglichkeiten und Gelegenheiten bietet die Schule, sich Themen der nationalen und internationalen Politik alters- und entwicklungsangemessen zu nähern?
  • Welche Formen des Kontakts mit weiteren Schulen in Deutschland und der Welt werden in der Schule angelegt und gepflegt?
  • Welche Unterstützung erfahren Austauschprogramme sowie Bildungsprojekte der Europäischen Union?
Die Schülerinnen und Schüler
  • kennen die wesentlichen Menschen- und Kinderrechte, beziehen sie auf ihre Lebenssituation und achten sie
  • kennen unterschiedliche Organisationsformen des Zusammenlebens im Gemeinwesen (zum Beispiel Familie, Nachbarschaft, Verein, Schule, Gemeinde, Landkreis, Land, Bund)
  • vergleichen ausgewählte Merkmale unterschiedlicher Herrschaftssysteme unterschiedlicher Epochen mit dem heutigen System der Bundesrepublik
  • wissen um das Grundgesetz der Bundesrepublik (Präambel, Grundrechte [Artikel 1 bis 19]) und dessen Bedeutung für den Einzelnen (zum Beispiel Meinungsfreiheit, Wahlrecht, Gleichberechtigung)
  • bringen die staatsbürgerlichen Grundrechte mit ihrer jeweiligen Lebenssituation in Zusammenhang und achten sie
  • kennen die Idee der Europäischen Union und entwickeln Verantwortung für das Leben in Europa und der Welt (zum Beispiel Niederlassungsfreiheit, Migration, offene Grenzen, Umweltschutz, einheitliche Währung, Europäisches Parlament)
  • wissen um Rolle und Bedeutung von Medien im demokratischen Prozess (zum Beispiel Meinungs- und Pressefreiheit, Amtsblätter)
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Einhaltung und Missachtung von Kinder- und Menschenrechten in Deutschland und anderen Ländern, auch im Zusammenhang mit Ressourcenverbrauch und Wünschen an den Lebensstandard und das Konsumverhalten (zum Beispiel Fallstudien, Kinderarbeit, Produktzyklen: Was ist in meinem Handy enthalten? Wie wird billige Kleidung hergestellt?)
  • ausgewählte Auszüge des Grundgesetzes und deren Bedeutung für das eigene Leben und die demokratische Gesellschaft
  • Einladung von Interessensvertretungen sowie von Abgeordneten in unterschiedlichen demokratischen Gremien
  • Besuch demokratischer Gremien und Einrichtungen der Verwaltung (zum Beispiel Jugendgemeinderat, Gemeindeverwaltung, Rathaus, Landtag, Bundestag)
  • Erschließung alters- und entwicklungsgemäßer Medien (zum Beispiel Nachrichten für Kinder und Jugendliche, Parteiprogramme in Leichter Sprache, Materialien der Bundes- und Landeszentrale für Politische Bildung in Leichter Sprache) sowie deren gemeinsame Diskussion
  • fiktionale und nonfiktionale Texte (Schrift, Bild und Ton) und Ganzschriften zu radikalisierenden und extremistischen Positionen und deren Reflexion
  • nonfiktionale Texte (Schrift, Bild und Ton) und Ganzschriften zu Personen, die für Menschenrechte eingetreten sind
  • Projekte zur gemeinschaftlichen Verantwortung für die Welt und den Erhalt der Lebensgrundlagen (zum Beispiel Aufräumaktionen, Patenschaften, Schulgarten, Spendensammlungen)
  • Verteilungsgerechtigkeit innerhalb Deutschlands sowie im Vergleich zu anderen Ländern
  • ökologischer Fußabdruck in unterschiedlichen Ländern sowie ungleicher Zugang zu natürlichen Ressourcen
Die Schülerin oder der Schüler
  • erkennt und benennt eigene Grundbedürfnisse
  • erarbeitet den Unterschied zwischen absoluter und relativer Armut (zum Beispiel Rechtlosigkeit, Not, Krankheit, Obdachlosigkeit, Bildung; Gefälle zwischen Arm und Reich, Wohnung, Mobilität, Statussymbole) sowie deren Auswirkungen, gerade vor dem Hintergrund der eigenen Lebenssituation
  • kennt Zusammenhänge in der globalisierten Welt (zum Beispiel Rohstoffe, Herstellung von Konsumgütern in anderen Ländern, Arbeits- und Lebensbedingungen)
  • erkennt Zusammenhänge und Diskrepanzen zwischen den eigenen Wünschen hinsichtlich Konsum und Lebensstandard und den Lebensbedingungen von Menschen in anderen Ländern
  • formuliert individuelle Konsequenzen und Möglichkeiten in Bezug auf eigene Notwendigkeiten und Wünsche hinsichtlich Konsum und Lebensstandard
Bezüge und Verweise
 

2.1.4.2 Demokratisches Leben

 

Die Schule ist für die Schülerinnen und Schüler, neben der Familie, der demokratische Erprobungsraum, der die gezieltesten Erfahrungen politischer Bildung ermöglicht. Hier wird im Kleinen und Konkreten erarbeitet, was sich als Haltung und als Handlungswissen im Leben in einer demokratischen Gesellschaft und Gemeinschaft festigen soll.

 

Die Schule schafft Situationen, in denen die Schülerinnen und Schüler erfahren, wie mit friedlichen Mitteln bei kontroversen Interessen und Anliegen Verständigung angebahnt und Kompromisse erzeugt werden können. Die Schülerinnen und Schüler lernen in Abstimmungsprozessen wesentliche Merkmale der Demokratie und des Wahlsystems kennen.

 

Möglichkeiten zur Mitbestimmung und Mitgestaltung in der Schule, in der Familie, unter Gleichaltrigen, in Jugendgruppen bei unterschiedlichen Trägern führen dazu, dass sich die Schülerinnen und Schüler sukzessive in demokratischem Handeln einüben, sich eine demokratische Grundhaltung zu eigen machen und somit verstärkt als aktives Mitglied der Gesellschaft verstehen. Ihre Meinung und Einstellung können sie argumentativ und mit Überzeugung vertreten. Sie lernen und üben an konkreten Problemen demokratische Kommunikationsformen und Möglichkeiten, eine Entscheidung herbeizuführen. Zivilcourage, die alters- und entwicklungsangemessen gezeigt wird, wird fortwährend bestärkt.

 

Die Schülerinnen und Schüler erfahren auch, bei welchen Personen und Institutionen Hilfe zu finden ist, wenn ihre Rechte eingeschränkt zu werden drohen.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Wie verständigt sich die Schule über Rechte und Pflichten aller am Schulleben Beteiligten und wie werden diese vermittelt und umgesetzt?
  • Wie werden die Regeln einer demokratischen Gesellschaft in der Schulgemeinschaft erlebbar gemacht (zum Beispiel Klassensprecherin und Klassensprecher, SMV, Schulversammlungen)?
  • Wie gestaltet die Schule demokratische Formen der Mitsprache und Mitverantwortung aller am Schulleben Beteiligten (zum Beispiel Klassenregeln, Schulregeln, alle betreffende Entscheidungen)?
  • Wie ermutigt und ermöglicht die Schule Partizipation aller Beteiligten im Schulleben und in der Schulentwicklung (zum Beispiel Leitungsstil, Ideensammlungen, Kommunikationswege)?
  • Wie werden die Schülerinnen und Schüler sowie die Eltern und weitere Partner an der Überprüfung schulischer Maßnahmen beteiligt?
  • Werden an der Schule Mitwirkung, Mitgestaltung und Mitverantwortung in alltäglichen Unterrichtssituationen verwirklicht?
  • Wie unterstützt die Schule die Schülerinnen und Schüler bei der Wahrnehmung ihrer Rechte und Möglichkeiten? Wie begleitet die Schule die Schülerinnen und Schüler in bedrohlichen und kritischen Situationen, in denen ihre Rechte verletzt zu werden drohen (zum Beispiel Verdacht auf Gefährdung des Kindeswohls, Ungleichbehandlung von Frau und Mann, Zwangsheirat), und welche externen Partner werden miteinbezogen?
  • Wie wird die Bereitschaft zur Zusammenarbeit in der Schule gefordert und gefördert?
  • Wie und wo sind die Schulleitung und die Lehrkräfte Vorbild eines demokratischen Miteinanders?
  • Welche Kommunikations- und Lösungswege kennt die Schule bei Interessengegensätzen und Meinungsverschiedenheiten, die auf unterschiedlichen Ebenen auftreten können?
Die Schülerinnen und Schüler
  • zeigen demokratische Grundhaltungen
  • achten und beachten die Rechte aller Menschen auf Leben, Freiheit, Sicherheit und Eigentum
  • wenden gelernte Strategien zur Lösung und zur Anbahnung von Kompromissen bei Konflikten und widerstreitenden Interessen an
  • beklagen sich in der Lern- und Schulgemeinschaft über Unzufriedenheiten und Missstände begründet und angemessen
  • bringen ihre eigene Meinung ein und nutzen ihre Mitspracherechte bei Fragen der Schulgemeinschaft
  • beteiligen sich aktiv und verantwortungsvoll am gesamten Schulleben und wirken an Entscheidungsprozessen mit
  • bilden eine eigene Meinung kriteriengeleitet nach Information, Diskussion und Reflexion zu Themen aus ihrer Lebenswelt
  • erkennen manipulierende und tendenziöse Einflüsse auf ihre Informationsgewinnung und Meinungsbildung und nutzen Strategien im Umgang damit
  • akzeptieren getroffene (Mehrheits-)Entscheidungen und setzen diese um
  • kennen Möglichkeiten der Meinungsäußerung, der Antragstellung und des Einlegens eines Widerspruchs bei unterschiedlichen Institutionen und demokratischen Gremien
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Pflege und Ausgestaltung demokratischer Gremien im schulischen Alltag (zum Beispiel Kummerkasten, Formen des Ausdrucks von Interesse/Anerkennung/Lob, Klassenrat, Gesprächskultur)
  • Gestaltung von Wahlen (zum Beispiel Klassensprecherin und Klassensprecher, SMV, Ausflugsziele, Unterrichtsthemen)
  • Sammlung und Diskussion sachlicher Argumente für eine Idee (zum Beispiel Pro-Contra-Liste, These – Antithese – Synthese, Diskutieren aus unterschiedlichen Perspektiven)
  • Aushandeln und Überprüfen von Wahlmodalitäten und Abstimmungsregeln hinsichtlich Gerechtigkeit und sachlicher Eignung
  • Möglichkeiten, im Schulleben Einsatz zu zeigen für Schwächere und Hilfebedürftige (zum Beispiel Pausenregeln, Patensysteme, Ersthelferinnen und Ersthelfer, Streitschlichterinnen und Streitschlichter, Zivilcourage)
  • fiktionale und nonfiktionale Texte (Schrift, Bild und Ton) zu Personen, die Zivilcourage gezeigt haben (zum Beispiel Anne Frank, Oskar Schindler, Mohandas Karamchand Gandhi, Martin Luther King)
  • Auseinandersetzung mit anderen kulturellen und religiösen Traditionen
  • Reflexion und Bewertung undemokratischer oder rechteeinschränkender Vorgänge im engeren und weiteren Umfeld sowie gegebenenfalls Handlungs- und Unterstützungsmöglichkeiten (zum Beispiel Ungleichbehandlung von Frau und Mann, Zwangsheirat, Abschiebung)
  • Erarbeitung begründeter Eingaben und Petitionen in demokratische Gremien
  • Beispiele zum Rechtsweg bei Behörden und Institutionen
Die Schülerin oder der Schüler
  • nimmt wahr, dass Anregungen, Wünsche und Beschwerden von Mitschülerinnen und Mitschülern aufgegriffen und umgesetzt werden
  • ergreift (zum Beispiel im informellen Gespräch, im Klassenrat, in der SMV) das Wort und bringt ein Anliegen vor
  • bringt ein Anliegen schriftlich vor
  • sammelt Informationen zu einem Thema und stellt ein Anliegen begründet vor, das über ein rein persönliches Interesse hinausgeht, und macht einen Lösungsvorschlag
Bezüge und Verweise
 

2.1.5 Medienwissen und Medienhandeln

 

2.1.5.1 Mediengesellschaft

 

Medien sind in jedem Bereich unserer Gesellschaft allgegenwärtig und im privaten wie im berufsbezogenen Bereich ein wesentlicher Bestandteil. Für viele Schülerinnen und Schüler sind sie (zum Beispiel in Form mobiler Endgeräte) entscheidendes Instrument in der Kommunikation mit anderen, im Zugang zu Informationen und Unterhaltung. Damit stellen Medien selbst eine wesentliche Sozialisationsinstanz für viele Schülerinnen und Schüler dar. Eine umfassende Medienkompetenz ist somit eine wichtige Voraussetzung für Aktivität und Teilhabe der Schülerinnen und Schüler.

 

Die Durchdringung des Alltags mit zumeist digitalen Medien bringt Risiken und Gefährdungen mit sich. Hierauf bereitet der Unterricht durch Informationen zu Hintergründen und Mechanismen in der digitalen Wirtschaft vor.

 

Wissen wird in zunehmender Weise digital kumuliert und archiviert. Die zielführende Informationsgewinnung mittels digitaler Suchanfragen bedarf der Fähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem sowie Verlässliches von Falschem oder Manipulierendem zu trennen. Insbesondere der Einfluss der Medien auf eine solide Urteilsbildung und politische Fragen wird thematisiert.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Welche Medien sind auf welche Weise in der Schule präsent? Welcher Stellenwert kommt diesen Medien zu?
  • Wie vermittelt die Schule die Bedeutung von Medien in der Informationsgesellschaft?
  • Welche Kommunikationskanäle werden zwischen allen am Schulleben Beteiligten genutzt? Wie wird diese Kommunikation ausgestaltet und bewertet?
  • Welchen Austausch pflegt die Schule mit ihren Partnern, um die zukünftige Bedeutung bestimmter Medien und ihrer Anwendung für die Schülerinnen und Schüler abschätzen zu können?
  • Welche Anregungen gibt die Schule, um die Rolle und den Einfluss von Medien in der Informationsgesellschaft kritisch zu hinterfragen?
  • Auf welche Weise zeigen sich die Lehrkräfte selbst als Fragende in einer zunehmend komplexen Welt angesichts neuer medialer und technologischer Entwicklungen?
  • Wie wird ein sicherer Umgang mit Daten und Informationen geschult? Wie bezieht die Schule die Eltern/Erziehungsberechtigte und weitere Partner ein?
Die Schülerinnen und Schüler
  • untersuchen und bewerten den Einfluss der Medien und der medialen Vernetzung auf ihr Leben und das anderer
  • untersuchen charakteristische Merkmale verschiedener Kommunikationsformen (Mensch-Mensch, Mensch-Maschine, Maschine-Maschine) auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede und bewerten deren gesellschaftliche Auswirkungen
  • reflektieren die Darstellung von Sachverhalten in unterschiedlichen Medien
  • identifizieren und bewerten Interessen und Bedürfnisse von Beteiligten und Betroffenen bei der Mediennutzung in Beispielsituationen (zum Beispiel Privatsphäre, Information, Agitation, Unterhaltung, finanzieller Gewinn)
  • wissen um die Beeinflussungsmechanismen unterschiedlicher Medien und Anwendungen und nutzen Strategien im Umgang damit
  • stellen im Zusammenhang einer digitalisierten und technisierten Gesellschaft sowie einer konkreten (ethischen) Fragestellung einen eigenen Standpunkt dar
  • beschreiben Grundzüge der „digitalen Transformation“ und der „digitalen Revolution“
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Alltag zu bestimmten Zeitpunkten im Zusammenhang mit technischen und medialen Möglichkeiten (zum Beispiel Alltag ohne Smartphone, Alltag ohne mobiles Telefon, Alltag ohne Telefon)
  • Technik an unterschiedlichen Stellen im Alltag (zum Beispiel Erfassung der Waren an elektronischen Kassen, Verkehrsleittechnik, Türschlösser mit Chip) und deren Bewertung
  • Daten als Ware und Datenspuren in der digitalen Welt (Wo hinterlasse ich im Alltag Spuren meiner Daten? Welche Daten werden gespeichert bei bargeldlosen Einkäufen? Welche Daten hinterlässt eine Suchanfrage im Internet? Handy-Ortung)
  • Funktionsweise einer Profilierung durch Software, ausgehend von bisherigem Nutzungsverhalten (zum Beispiel Videos, Werbung, Suchergebnisse, „Das könnte Sie auch interessieren“)
  • Möglichkeiten zur Reduzierung von Datenspuren
  • Umgang mit Anwendungen, Nachrichtendiensten und sozialen Netzwerken (zum Beispiel Benutzer blockieren, Datenschutzerklärungen)
  • sichere Internetseiten und Suchmaschinen und ihre Merkmale
  • fiktionale Texte (Schrift, Bild und Ton) zu Utopien und Dystopien einer fortschreitenden Technisierung und Digitalisierung
Die Schülerin oder der Schüler
  • achtet bei Lerngängen auf Technik und Medien im Alltag
  • sammelt Information über Funktion und Wirkweise unterschiedlicher technischer Geräte und Abläufe beziehungsweise Medien (Wie bestellt ein Supermarkt Waren nach? Wie funktionieren variable Geschwindigkeitsanzeigen an Autobahnen?)
  • ordnet die Beobachtungen und Informationen nach bestimmten Aspekten (zum Beispiel Gerät/Medium, Funktion, Auffälligkeit / offensichtliche oder verborgene Nutzung)
  • bewertet die Beobachtungen nach bestimmten Kriterien (zum Beispiel Arbeitserleichterung, Ablenkung, überwachende Funktion, Anfälligkeit für Manipulation und Missbrauch, Alternativen)
Bezüge und Verweise
 

2.1.5.2 Information zu Medien: Analyse/Jugendmedienschutz / Informationelle Selbstbestimmung

 

Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit den Chancen und Risiken der Informations- und Kommunikationstechnologie und des Umgangs damit kritisch auseinander. Rechtliche Fragen werden lebensweltbezogen erörtert.

 

Der Umgang besonders mit digitalen Medien wird im gesamten Unterricht durch Informationen fundiert und erweitert. Hierzu zählen insbesondere Inhalte, die es den Schülerinnen und Schülern zunehmend ermöglichen, manipulative Wirkungen unterschiedlicher Medien zu erkennen und den Einfluss von Medien auf ihr alltägliches Leben, auf Politik und Gesellschaft einzuschätzen. Im Hinblick auf Jugendschutz werden die Eltern und Erziehungsberechtigte genauso wie außerschulische Partner (zum Beispiel Kreismedienzentren, Polizei, Jugendamt) einbezogen.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Wie stellen die Lehrkräfte sicher, dass sie über aktuelle Entwicklungen unterschiedlicher Medien hinreichend informiert sind (zum Beispiel Trends, Technologie, Gestaltung, Nutzung, Chancen, Risiken)?
  • Wie werden die Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern über Entwicklungen und Gefährdungen informiert?
  • Welches Netzwerk pflegt die Schule hinsichtlich der Gefährdungen durch Medien (zum Beispiel Cybermobbing, radikalisierende Inhalte, Medienabhängigkeit)? Wer ist an der Schule hierzu ansprechbar?
  • Wie werden die Schülerinnen und Schüler über Regelungen zu Datenschutz und Urheberrecht alters-, entwicklungs- und situationsangemessen informiert? Wie werden die Eltern in diese Information einbezogen?
  • In welcher Weise sind die Lehrkräfte nachvollziehbares Vorbild im Umgang mit datenschutz- und urheberrechtlichen Bestimmungen?
  • Wie werden Chancen und Risiken, die in der Nutzung von Medien liegen, im Hinblick auf den Jugendschutz mit den Schülerinnen und Schülern sowie mit den Eltern und weiteren Beteiligten thematisiert?
  • Wie werden Medienkonsum und Medienerfahrung der Schülerinnen und Schüler thematisiert und wie wird zwischen realen und virtuellen Erfahrungen unterschieden?
  • Wie fördert die Schule die bewusste Nutzung von Medien unterschiedlicher Art?
  • Wie werden im Unterricht Informationen unterschiedlicher Medien behandelt und hinterfragt?
Die Schülerinnen und Schüler
  • kennen grundlegende und alltagsrelevante urheberrechtliche Bestimmungen und richten sich danach
  • kennen grundlegende und alltagsrelevante datenschutzrechtliche Bestimmungen, richten sich danach und kennen Möglichkeiten, deren Einhaltung von Fremden gegebenenfalls einzufordern
  • schützen und sichern ihre eigenen digitalen Daten (zum Beispiel durch Passwörter, Einschränkungen in den Einstellungen, Blockierungen)
  • kennen grundlegende jugendschutzrechtliche Bestimmungen
  • erkennen Gefährdungen durch Fremde (zum Beispiel Abonnements, schädigende Anhänge, Umgang mit Daten) und nutzen Möglichkeiten des Umgangs damit (Beratungs- und Anlaufstellen bei Cybermobbing)
  • gehen verantwortungsvoll mit alltagsrelevanten Medien um, erkennen Gefährdungen für sich selbst (zum Beispiel Umgang mit Daten und Privatsphäre, exzessive Nutzung, Abhängigkeit) und nutzen Möglichkeiten des Umgangs damit
  • erkennen Merkmale tendenziöser Information und Berichterstattung und nutzen Ansätze, um diese zu überprüfen
  • untersuchen und vergleichen unterschiedliche Medien auf Merkmale der Gestaltung, Auswahl und Aufbereitung von Informationen sowie hinsichtlich der möglichen Absicht und Wirkung
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Sammlung personenbezogener Daten bei der Nutzung von Diensten (Ortungsdienste, Surfverhalten, Streaming) an alltagsrelevanten Beispielen und deren Nutzen und Risiken
  • Sicherheitsaspekte im Umgang mit mobilen Geräten und Datenträgern (zum Beispiel Diebstahl, unberechtigter Zugriff)
  • relevante Beispiele von möglichen Verletzungen des Urheberrechtes, des Daten- und des Jugendschutzes sowie legale Handlungsmöglichkeiten im Alltag
  • Anlaufstellen und Hilfsmöglichkeiten bei Gefährdungen durch weitere Personen (zum Beispiel Internetadressen, Jugendliche helfen Jugendlichen, Polizei)
  • Kriterien unterschiedlicher Textsorten und Formate unterschiedlicher Medien (zum Beispiel Brief und E-Mail, Bericht einer Nachrichtensendung und Bericht eines Online-Dienstes, Kommentar einer Tageszeitung und Kommentar in einem Online-Forum)
  • Vergleich von Textvorlagen und deren Umsetzungen in audiovisuellen Medien
  • Aspekte von Auswahl, Aufbereitung und Inszenierung sachlicher Informationen in unterschiedlichen Formaten (zum Beispiel Nachrichtensendungen für Kinder und Jugendliche, Nachrichtensendungen unterschiedlicher Sender, Dokumentationen, Amateurvideos, Nachrichten in Foren) und Kriterien zu deren Bewertung
  • manipulierende Wirkung unterschiedlicher Medien in historischen und aktuellen Beispielen
  • Aspekte von Aufbereitung und Inszenierung unterschiedlicher Formate (zum Beispiel Videos von „Influencern“, „reality-TV“, Musikvideos) und Kriterien zu deren Bewertung
  • Aspekte offener und versteckter Werbung (zum Beispiel Produktplatzierung, „Sponsoring“, Verdienstmodelle auf Video-Portalen)
Die Schülerin oder der Schüler
  • vergleicht die Berichterstattung über ein aktuelles Ereignis in unterschiedlichen Medien
  • beschreibt Wirkungen der unterschiedlichen Berichterstattung
  • reflektiert Darbietungsweise und Wirkung vor dem Hintergrund des Mediums und dessen Zielpublikum
  • sammelt Informationen über verzerrende Mechanismen in sozialen Netzwerken (zum Beispiel social bots, Echokammern, Bestätigungsfehler / confirmation bias)
  • untersucht historisches Material auf propagandistische Absicht und Verfälschung im Vergleich zu Sachinformationen
Bezüge und Verweise
 

2.1.5.3 Nutzung von Medien: Analyse/Recherche, Information und Präsentation / Kommunikation/Unterhaltung

 

Die Schülerinnen und Schüler bahnen, ausgehend von ihren vielfältig vorhandenen Vorerfahrungen, die Fähigkeit an, mit Medien sachgerecht, zweckmäßig, selbstbestimmt, genussvoll, kreativ und sozial verantwortlich umzugehen, und erweitern diese stetig. Sie lernen, Medien jeglicher Art kritisch wahrzunehmen und die Inhalte für das eigene Leben in geeigneter und angemessener Weise zu nutzen.

 

Die Schule strebt eine alters- und entwicklungsangemessene Erweiterung der Nutzung von Medien für unterschiedliche Zwecke an.

 

In der Nutzung von Medien in der Freizeit sind viele Schülerinnen und Schüler sich selbst überlassen. Die Erarbeitung von Kriterien für einen sachgemäßen und verantwortungsvollen Umgang mit zumeist digitalen Medien ist Gegenstand des Unterrichts. Die Besonderheiten digitaler Kommunikation werden erarbeitet, insbesondere der Anspruch, wertschätzend miteinander umzugehen.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Welche Bedeutung für einen Unterricht mit Medien haben die privaten Erfahrungen der Lehrkräfte damit?
  • Auf welche Weise erfahren die Lehrkräfte etwas über die von den Schülerinnen und Schülern genutzten Medien, der Bedeutung, die diese den Medien beimessen, und ihren Gewohnheiten (zum Beispiel sprachliche Wendungen, Kommunikationsabläufe) hierbei?
  • Welche Regelungen gelten in der Schule hinsichtlich mitgebrachter mobiler Endgeräte (Bring Your Own Device)? Wie und durch wen werden diese Regelungen getroffen?
  • Welche Medien können die Lehrkräfte zur Vorbereitung ihres Unterrichts nutzen und sind diese dem Lerngegenstand angemessen?
  • Wie organisiert die Schule die Nutzung analoger und digitaler Medien? Welchen Zugang haben die Schülerinnen und Schüler zu diesen (im Unterricht, in ergänzenden Angeboten, in unterrichtsfreier Zeit)?
  • Wie bindet die Schule die Nutzung von Medien unterschiedlicher Art in alltägliche Unterrichtssituationen ein? Wie wird die aktive Benutzung von und Gestaltung mit Medien regelmäßig geübt?
  • Auf welchen Stellenwert digitaler Lernplattformen im schulischen Netzwerk verständigt sich die Schule? Wie arbeiten die Lehrkräfte damit? Wie wird darin über Lerninhalte und -leistungen kommuniziert?
  • Wie werden die Schülerinnen und Schüler für den Umgang mit digitalen Lernplattformen und -werkzeugen befähigt? Wie wird ein Lernen hierin und hiermit begleitet?
  • Wie wird in der Schule deutlich, dass digitale Medien erhebliche Arbeitsvereinfachungen bewirken können (zum Beispiel bei der Informationsgewinnung)?
  • Wie fördert die Schule eine Informationsgewinnung, die auf mehreren Quellen beruht?
  • Wie wird seitens der Lehrkräfte ein vernünftiger Umgang mit Medien im Alltag angesprochen und welche Kriterien werden dafür angelegt? Wie und durch wen werden diese Kriterien entwickelt?
Die Schülerinnen und Schüler
  • kennen unterschiedliche analoge und digitale Medien und bilden Routinen im Umgang mit diesen aus
  • nutzen selbstständig Medien unterschiedlicher Art spielerisch, zielgerichtet und lernorientiert
  • stellen Regeln über die Benutzung der vorhandenen Medien auf und halten sie ein
  • nutzen digitale Medien als Hilfe und Unterstützung zur Informationsgewinnung, hinterfragen sie kritisch und vergleichen sie
  • gewinnen zufriedenstellende Informationen anhand ausgewiesener Kriterien durch Suchmaschinen
  • verwenden digitale Medien als Hilfe und Unterstützung beim Präsentieren
  • kennzeichnen Informationen, Entlehnungen und Zitate aus Medien
  • dokumentieren ihre Lernleistungen und Arbeitsergebnisse mit unterschiedlichen Medien
  • kommunizieren über digitale Medien
  • nutzen in Abhängigkeit von Anlass und Adressaten in angemessener Form unterschiedliche Medien zur Kommunikation
  • nutzen digitale Lernwerkzeuge zum Üben und Wiederholen erarbeiteter Inhalte
  • nutzen digitale Lernwerkzeuge unterschiedlicher Art für gezieltes und sachbezogenes Arbeiten
  • erkennen Übertretungen rechtlicher und moralischer Grenzen in der digitalen Welt und leiten daraus Regeln für das eigene soziale Verhalten ab
  • pflegen einen verantwortungsbewussten Umgang mit Medien unterschiedlicher Art und sind sich ihrer Gewohnheiten in der Nutzung von Medien bewusst
  • gehen mit eigenen und fremden Medien ordentlich um und warten sie sachgerecht
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Informationsmedien (zum Beispiel Tageszeitung, Radio, Fernsehen, mobile Endgeräte) mit Unterstützung und selbstständig
  • Medien jeglicher Art als Hilfsmittel beim Lernen in Abhängigkeit vom Lerngegenstand (zum Beispiel Software zum Training des Einmaleins, Lernkartei, Recherche, digitales Portfolio)
  • Gestaltung von Produkten mit Medien jeglicher Art zu unterschiedlichen Anlässen für unterschiedliche Adressaten (zum Beispiel Dokumentation, Information, Werbung, Präsentation)
  • Vorgehen bei Entnahmen aus Quellen, Kenntlichmachung fremder Inhalte in eigenen Produkten
  • freudvolle und verantwortungsvolle Nutzung von Unterhaltungsmedien und -inhalten sowie Kriterien hierfür (zum Beispiel Alters- und Entwicklungsangemessenheit, Umfang, Zeitpunkt, Medium)
  • Knüpfen und Pflegen von digitalen Kontakten und Kommunikationssituationen (zum Beispiel Anfragen, schulische Partner, Ausbildungsbetriebe)
  • kritische Erfahrungen mit Medien (zum Beispiel Verführbarkeiten, Verletzung der Privatsphäre, herabgesetzte Hemmschwelle, finanzielle Fallen) und Möglichkeiten des Umgangs damit
  • Gestaltung eines Medientagebuchs
  • Aushandeln von Regeln für den Zugang zu und den Umgang mit Medien jeglicher Art in der Schule
Die Schülerin oder der Schüler
  • berichtet im geschützten Rahmen von unangenehmen Gefühlen (zum Beispiel Angst, Traurigkeit), die bei der Nutzung von Medien entstanden
  • erarbeitet Möglichkeiten, wie mit diesen unangenehmen Gefühlen umgegangen werden kann und wo Hilfe zu finden ist
  • überlegt Gründe, wie es zu diesen unangenehmen Gefühlen kam (zum Beispiel unangemessene Inhalte, Konsum allein oder unter Gruppenzwang, fehlende Ansprechpartner, exzessive Nutzung)
  • formuliert für sich Möglichkeiten, wie solche Situationen vermieden werden können (zum Beispiel Zivilcourage, Beachtung von Jugendschutzhinweisen, Inhaltsangaben)
Bezüge und Verweise
 

3 Anhang

 
 

3.1 Verweise

 

Das Verweissystem im Bildungsplan für Schülerinnen und Schüler mit Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot im Förderschwerpunkt Lernen unterscheidet acht verschiedene Verweisarten. Diese werden durch unterschiedliche Symbole gekennzeichnet:

 
Bezüge und Verweise
Bezüge und Verweise
  • Verweis auf ein Lebensfeld
  • Verweis auf Fächer/Fächergruppen innerhalb des Plans
  • Verweis auf die prozessbezogenen Kompetenzen aus dem Bildungsplan 2016
  • Verweis auf die inhaltsbezogenen Kompetenzen aus dem Bildungsplan 2016
  • Verweis auf eine Leitperspektive aus dem Bildungsplan 2016
  • Verweis auf den Leitfaden Demokratiebildung
  • Verweis auf den Rechtschreib- oder Grammatikrahmen
  • Verweis auf sonstiges Dokument
 

Im Folgenden wird jeder Verweistyp beispielhaft erläutert:

 
Beispielhafte Erläuterung der Verweistypen
Verweise Erläuterung
ARB 2.1.1 Grundhaltungen und Schlüsselqualifikationen Verweis auf ein Lebensfeld: Arbeitsleben, Kompetenzfeld 2.1.1 Grundhaltungen und Schlüsselqualifikationen
BSS 2.1.4 Bewegen an Geräten Verweis auf ein Fach: Bewegung, Spiel und Sport, Kompetenzfeld 2.1.4 Bewegen an Geräten
GS D 2.1 Sprechen und Zuhören 1 Verweis auf eine prozessbezogene Kompetenz aus dem Bildungsplan der Grundschule, Fach Deutsch, Bereich 2.1 Sprechen und Zuhören, Teilkompetenz 1
SEK1 MUS 3.1.3 Musik reflektieren Verweis auf Standards für inhaltsbezogene Kompetenzen aus dem Bildungsplan der Sekundarstufe I, Fach Musik, Bereich 3.1.3 Musik reflektieren
BNE Demokratiefähigkeit Verweis auf eine Leitperspektive BNE = Bildung für nachhaltige Entwicklung, zentraler Aspekt Demokratiefähigkeit
LFDB S. 43 Verweis auf den Leitfaden Demokratiebildung, Seite 43
RSR S. 25-30 Verweis auf den Rechtschreibrahmen, Seite 25-30
 

Es wird vorrangig auf den Bildungsplan der Grundschule und der Sekundarstufe I verwiesen. Der Bildungsplan des Gymnasiums ist dabei mitbedacht, aus Gründen der Übersichtlichkeit werden diese Verweise nicht gesondert aufgeführt.

 

3.2 Abkürzungen

 
Abkürzungen der Lebensfelder
Lebensfelder des Bildungsplans für Schülerinnen und Schüler mit Anspruch auf ein sonder-pädagogisches Bildungsangebot im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung
PER Personales Leben
SEL Selbstständiges Leben
SOZ Soziales und gesellschaftliches Leben
ARB Arbeitsleben
Abkürzungen der Leitperspektiven
Allgemeine Leitperspektiven
BNE Bildung für nachhaltige Entwicklung
BTV Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt
PG Prävention und Gesundheitsförderung
Themenspezifische Leitperspektiven
BO Berufliche Orientierung
MB Medienbildung
VB Verbraucherbildung
LFDB Leitfaden Demokratiebildung
Abkürzungen der Schularten der Bildungspläne 2016
Bildungspläne 2016
GS Bildungsplan der Grundschule
SEK1 Gemeinsamer Bildungsplan für die Sekundarstufe I
GYM Bildungsplan des Gymnasiums
GMSO Bildungsplan der Oberstufe an Gemeinschaftsschulen
Abkürzungen der Fächer
Fächer
AES Alltagskultur, Ernährung und Soziales
BMB Basiskurs Medienbildung
BSS Bewegung, Spiel und Sport
BK Bildende Kunst
BIO Biologie
BNT Biologie, Naturphänomene und Technik
CH Chemie
D Deutsch
E Englisch
ETH Ethik
REV Evangelische Religionslehre
F Französisch
GK Gemeinschaftskunde
GEO Geographie
G Geschichte
KUW Kunst und Werken
RRK Katholische Religionslehre
M Mathematik
MFR Moderne Fremdsprache
MUS Musik
NwT Naturwissenschaft und Technik
PH Physik
SU Sachunterricht
SPO Sport
T Technik
WBO Wirtschaft und Berufsorientierung
WBS Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung

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