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Förderschwerpunkt Lernen

Gemeinschaftskunde

 

1 Leitgedanken zum Kompetenzerwerb

 
 

1.1 Bildungsgehalt des Faches Gemeinschaftskunde

 

Das Fach Gemeinschaftskunde bietet Schülerinnen und Schülern Wissen und Erfahrungsräume, um unterschiedliche gesellschaftliche Organisationsformen und somit Orientierung und Vorbereitung auf ein Leben in der Gemeinschaft in einer globalisierten Welt zu vermitteln. Im Zentrum des Unterrichts steht das Zusammenleben von Menschen in Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Dies betrifft sowohl Mikrosysteme wie Klassen als auch Makrosysteme wie Länder und die globale Verantwortung. Die Erfahrungen und Fragen der Schülerinnen und Schüler aus ihrer Lebenswelt bilden Grundlagen für Lernprozesse unter raumbezogenen, politischen, kulturellen, sozialen, naturbezogenen, technischen und historischen Perspektiven. Tagespolitische und regionale Entwicklungen sowie jugendliche Lebensweltbezüge spielen hierbei eine besondere Rolle.

 

Die Schülerinnen und Schüler erwerben grundlegende Kompetenzen im Bereich der Gesellschaftswissenschaften. Dabei lernen sie sich in lebensnahen, möglichst realen Lernsituationen räumlich und politisch zu orientieren, entwickeln nachhaltige Handlungsperspektiven und -alternativen, bilden persönliche Handlungsmöglichkeiten aus und gelangen so zu eigenen Werthaltungen. Existenzielle Fragen der Schülerinnen und Schüler werden ernst genommen, aufgegriffen und helfen somit beim Entwurf individueller Lebensperspektiven. Es gilt, mit den Schülerinnen und Schülern die Fähigkeit einzuüben, eigenständig politische Meinungen zu vertreten, aber auch Kritik an den eigenen Urteilen zu tolerieren. Gesellschaftlich-politische Toleranz ist generell eine Haltung, auf die der Unterricht zielen muss.

 
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Abbildung 1: Verflechtung Lebensfelder – Fach Gemeinschaftskunde (© Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg)

 

Das Fach Gemeinschaftskunde bietet vielfältige Möglichkeiten, in besonders enger didaktischer Vernetzung mit den anderen Fächern, mit den Lebensfeldern und den Leitperspektiven zu arbeiten. Diese Verbindungen müssen in der konkreten pädagogischen Arbeit beachtet werden. Bei der Formulierung der Kompetenzen ist berücksichtigt, dass Kenntnisse, Fähigkeiten, Einstellungen, Haltungen und Wertsetzungen sich im sozialwissenschaftlichen Bereich in einem lebenslangen Lernprozess entwickeln.

 

Wesentlich ist die Verinnerlichung demokratischer Grundwerte und Haltungen, die auf den Grund- und Menschenrechten basieren, wie etwa Gewaltfreiheit und Zivilcourage. Grundlegend ist die Einsicht, dass Freiheit und Verantwortung konstitutive Elemente der freiheitlichen demokratischen Grundordnung sind, die es zu sichern und weiterzuentwickeln gilt.

 

Das Schulleben beziehungsweise die Schulbiografie im Allgemeinen ist neben der Familie eine weitere wichtige Sozialisationsmöglichkeit zum Erlernen und Einüben demokratischen Verhaltens als Grundlage für eine wertschätzende, kritisch teilnehmende und verantwortliche Teilhabe als Staatsbürgerin und Staatsbürger in unserer Zivilgesellschaft. So vermittelt der Unterricht Handlungskompetenzen, die Schülerinnen und Schüler zu einer aktiven Teilhabe am gesellschaftlichen und politischen Leben befähigen. Dazu gehören nicht nur Dialog- und Urteilsfähigkeit sowie Wissen um demokratische Grundpfeiler als Voraussetzungen. Die Schülerinnen und Schüler sollen auch lernen, für eigene Interessen und die Interessen anderer einzutreten, sich couragiert gegen Unrecht und Verletzung der Menschenwürde einzusetzen, solidarisch Schwächeren beizustehen und bereitwillig Verantwortung zu übernehmen.

 

Der Unterricht fördert damit die Bereitschaft zur Verständigung und das interkulturelle Lernen. Er weckt das Verständnis und die Wertschätzung für andere Völker und Kulturen. Dabei baut der Gemeinschaftskundeunterricht der Hauptstufe auf den in der Grundstufe im Sachunterricht erworbenen Kompetenzen auf.

 

1.2 Kompetenzen

 

Neben den Kompetenzen, die in den einzelnen Kompetenzfeldern beschrieben werden, gilt es für das Fach Gemeinschaftskunde in Kombination mit den Lebensfeldern und anderen Fächern, die Schülerinnen und Schüler

 
  • auf ein selbstständig geführtes Leben als Mensch in Staat und Gemeinschaft vorzubereiten,
  • das Wissen um rechtsstaatliche Grundlagen in Bezug auf Rechte und Pflichten sowie auf institutionelle Begebenheiten und Wahlmöglichkeiten zu vermitteln,
  • zu befähigen, ein stabiles und realistisches Selbstkonzept zu erarbeiten und sich selbst als Teil einer sozialen Gruppe wahrzunehmen,
  • für soziale, kulturelle und politische Fragen zu interessieren,
  • zu ermuntern, Beziehungen aufzubauen und zu pflegen,
  • zu Zivilcourage zu ermutigen.
 

In Bezug auf prozessbezogene Kompetenzen lassen sich folgende Bereiche nennen:

 
Analysekompetenz
 

Voraussetzung für ein vertieftes Verständnis von Politik ist die gemeinsame und vereinfachte Analyse gesellschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Prozesse.

 
Urteilskompetenz
 

Analyse- und Urteilskompetenz sind eng miteinander verbunden. Auf der Grundlage einer vereinfachten Analyse sollen die Schülerinnen und Schüler zu politischen Fragen und Problemen möglichst eigene Positionen entwickeln und begründen können. Sich mit Politik beschäftigen heißt immer auch kriterienorientiert urteilen.

 
Handlungskompetenz
 

Oberstes Ziel der politischen Bildung ist die Förderung der Mündigkeit jeder und jedes einzelnen. Politische Bildung erstreckt sich nicht nur auf die Bereiche der Analyse und des politischen Urteils, sondern beinhaltet auch die Ebene des praktischen politischen Handelns.

 
Methodenkompetenz
 

Um politische Fragen und Probleme bearbeiten zu können, benötigen die Schülerinnen und Schüler ein breites Instrumentarium allgemeiner und fachspezifischer Methoden. Dabei ist der kritische Umgang mit verschiedenen Medien von zentraler Bedeutung. Neben der Beschaffung und Bewertung von Informationen gehört auch das Präsentieren von Ergebnissen zur Methodenkompetenz.

 
Erweiterung der Perspektiven
 

Ziel dieses Entwicklungs- und Lernprozesses ist es, dass die Schülerin / der Schüler das Spektrum des eigenen Urteils vergrößert, die Perspektive erweitert und wechselt und damit ihre/seine Analyse beziehungsweise ihr/sein Urteil vielschichtiger macht.

 

1.3 Didaktische Hinweise

 

Die Schülerinnen und Schüler haben außerhalb der Schule längst eine Vorstellung davon entwickelt, was Politik ist. Der Gemeinschaftskundeunterricht knüpft an diese bereits vorhandenen Wissenskonzepte an, mit denen sich die Schülerinnen und Schüler die Welt erklären und politische Phänomene interpretieren. Dieses Vorwissen und Vorverständnis der Lernenden wird im Unterricht durch neues Fachwissen strukturiert, qualitativ verbessert und erweitert mit dem Ziel, realitätsnah und lebenspraktisch an politischen Themen und Aufgaben teilhaben zu können.

 

Als Basis werden grundlegende Vorstellungen bezeichnet, die für politisches Wissen prägend und strukturbildend sind. Mit Basiskonzepten, wie sie in diesem Bildungsplan beschrieben werden, strukturieren, ordnen und interpretieren Menschen ihre Erfahrungen mit Gemeinwesen und Politik. Sie helfen, den komplexen Gegenstand von Politik, Gemeinwesen und globaler Verantwortung zu ordnen und ihm eine verstehbare Struktur zu verleihen. Gleiche oder ähnliche Problemstellungen tauchen immer wieder im Unterricht auf und werden dabei zunehmend komplexer und differenzierter. Neue Probleme, Aufgaben und Fragestellungen lassen sich auf ähnliche Fragen beziehen, zum Beispiel auf die Frage, wie politische Herrschaft auf unterschiedlichen Ebenen legitimiert wird oder welche Ursachen es für Konflikte, Streit und Kriege gibt.

 

Für die Unterrichtsplanung und -durchführung im Fach Gemeinschaftskunde sind demnach zentrale fachdidaktische Prinzipien von grundlegender Bedeutung. Sie begründen die Inhalts- und Methodenauswahl und strukturieren die Planung und Durchführung des Unterrichts.

 
Schülerorientierung
 

Die Lerngegenstände orientieren sich an den Erfahrungen und Interessen der Schülerinnen und Schüler. Als Subjekt des Lernprozesses werden sie an der Auswahl politischer Themenschwerpunkte und Fragestellungen beteiligt. Die Planung des Unterrichts geht vom Vorwissen der Schülerinnen und Schüler aus. Sie werden dadurch als Wissende und nicht als Unwissende angesprochen. Das Vorgehen vom Nahen zum Fernen beziehungsweise vom Konkreten zum Abstrakten begünstigt dieses Prinzip.

 
Handlungsorientierung
 

Die Schülerinnen und Schüler setzen sich in schulischen Kontexten durch planvolles simulatives, produktiv-gestaltendes und/oder reales politisches Handeln (zum Beispiel an außerschulischen Lernorten) aktiv ein. Dabei sind inhaltlich relevante, schüleraktivierende, handlungs- und problemorientierte Lernangebote im Gemeinschaftskundeunterricht unentbehrlich.

 
Aktualität
 

Die Auswahl von Lerngegenständen orientiert sich an aktuellen Themen, Problemen und Lösungsvorschlägen. Auswahlkriterien wie Betroffenheit (Relevanz für die gegenwärtige Lebenssituation und Interessen) und Bedeutsamkeit (Relevanz für die Allgemeinheit oder die Zukunft) fördern die Auseinandersetzung der Schülerinnen und Schüler mit den Problemen.

 
Problemorientierung
 

Politik beschäftigt sich mit der Lösung von Problemen, welche die Allgemeinheit betreffen und Handlungsdruck erzeugen. Die Schülerinnen und Schüler befassen sich mit politischen Problemen, analysieren diese und suchen aktiv Möglichkeiten der politischen Problemlösung.

 
Kontroversität
 

Was in Politik und Gesellschaft kontrovers diskutiert wird, muss auch im Unterricht kontrovers abgebildet werden. Politische Fragestellungen und Probleme werden im Unterricht aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.

 
Exemplarisches Lernen
 

Die Schülerinnen und Schüler sind in modernen Gesellschaften mit einer sehr komplexen, politischen Realität konfrontiert. Die gewählten Fälle und Herausforderungen stehen exemplarisch für das Politische. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit einzelnen Problemlagen, Sichtweisen oder Konflikten auseinander, um Kompetenzen auszubilden und Strukturmerkmale zu verstehen.

 

2 Kompetenzfelder

 
 

2.1 Hauptstufe

 

2.1.1 Demokratie leben

 

Für ein selbstständig geführtes Leben als Mensch in Staat und Gemeinschaft müssen die Schülerinnen und Schüler in der Lage sein, politische Prozesse und Entscheidungen zielgerichtet zu analysieren, über diese kriterienorientiert zu urteilen und darauf aufbauend reflektiert politisch zu handeln. Ferner leistet der Unterricht einen wertvollen Beitrag zur Wertebildung, indem er dabei hilft, dass die Schülerinnen und Schüler eine demokratische Grundeinstellung entwickeln können und zu selbstständig denkenden, urteilenden und sozial verantwortlich handelnden Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern werden. Er aktiviert die Schülerinnen und Schüler zur Meinungsbildung und -äußerung sowie zur Vertretung der eigenen Interessen.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Wie verständigt sich die Schule über Rechte und Pflichten der am Schulleben Beteiligten und wie werden diese umgesetzt?
  • Wie werden die Regeln einer demokratischen Gesellschaft in der Schulgemeinschaft erlebbar gemacht (zum Beispiel Klassensprecherin/Klassensprecher, SMV, Versammlungen der Schülerinnen und Schüler)?
  • Wie wird Partizipation im Schulleben und in der Schulentwicklung gefördert und eingefordert (zum Beispiel bei Schülerschaft, Elternschaft, Lehrkräften)?
  • Wie und wo sind die Lehrkräfte ein Vorbild?
  • Wie gestalten sich demokratische Formen der Mitsprache und Mitverantwortung aller am Schulleben Beteiligten (zum Beispiel Klassenregeln, Schulregeln, Regelsysteme)?
  • In welcher Form finden demokratische Grundfragen in allen Lernfeldern Beachtung?
  • Welche Lösungswege kennt die Schule beim Umgang mit Meinungsverschiedenheiten / unterschiedlichen Interessen?
  • Wie werden aktuelle politische Themen in der Schule thematisiert und einbezogen (zum Beispiel Zeitungen, Vollversammlungen)?
  • Wie vernetzt sich die Schule mit der Gemeinde, dem Landkreis, dem Land und nutzt deren Angebote?
Die Schülerinnen und Schüler
  • beteiligen sich verantwortungsvoll am gesamten Schulleben, wirken an Entscheidungsprozessen mit und nutzen ihr Mitspracherecht
  • übernehmen Verantwortung
  • kennen unterschiedliche Organisationsformen des Zusammenlebens im Gemeinwesen
  • nutzen demokratische Mitwirkungsrechte und kennen grundlegende Zusammenhänge der politischen Organisation der Kommune
  • stellen die Organe einer Gemeinde (Gemeinderat, Bürgermeister, Verwaltung) hinsichtlich ihrer Aufgaben mithilfe von vorstrukturiertem Material dar
  • kennen Grundlagen der parlamentarischen Demokratie der Bundesrepublik Deutschland auf der Ebene der Gemeinde, des Landes Baden-Württemberg, des Bundes und Europas
  • geben Auskunft über die Grundzüge der Staats- und Regierungsform (parlamentarische Demokratie, System der sozialen Marktwirtschaft, Wahlen, Gewaltenteilung, Parteiensystem, Ämter in der Politik)
  • kennen Wahlprinzipien und können demokratische Wahlen durchführen
  • kennen und vergleichen bedeutsame Aspekte demokratischer und totalitärer Systeme (zum Beispiel Meinungsfreiheit, Wahlrecht, Pressefreiheit)
  • beschreiben und vergleichen die Entwicklung Deutschlands von der Teilung bis zur Einheit unter dem Aspekt Demokratie
  • kennen die Grundideen der europäischen Union (zum Beispiel gemeinsame Interessenvertretung, Währungsunion, Handels- und Niederlassungsfreiheit)
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Informationsgewinnung aus Internetquellen, Gebrauchstexten, Kindernachrichten, Sachtexten, Zeitungsberichten, auch zu aktuellen Ereignissen
  • Mitgestaltung von Wahlen nach Wahlgrundsätzen (zum Beispiel Klassensprecher, Schulsprecher, Vertrauenslehrkraft)
  • Mehrheitsentscheidungen treffen / Wie entscheiden wir in unserer Lerngruppe?
  • Vergleich von Demokratie, Monarchie, Diktatur, totalitärem System
Die Schülerin oder der Schüler
  • beschreibt die Aufgaben einer Klassensprecherin / eines Klassensprechers
  • formuliert eigene Ziele für das Amt
  • wählt eine Klassensprecherin / einen Klassensprecher unter Berücksichtigung von ausgewiesenen Kriterien
  • lässt sich zur Wahl stellen
  • erkennt beeinflussende Kriterien und wägt diese ab (zum Beispiel Wahl einer beliebten Person, Freundin/Freund, Wahl der gleichen Person wie die Freundin / der Freund)
  • hilft bei der Stimmauszählung
  • erfährt, wie demokratische Prozesse, wie Wahlen und Abstimmungen verlaufen (zum Beispiel Wahlwerbung, Parteiprogramme, Wahlrecht, Wahlvorgang, Wahlergebnisse)
Bezüge und Verweise
 

2.1.2 Leben in der Gemeinschaft / Zusammenleben in sozialen Gruppen

 

Die Schülerinnen und Schüler können Antworten auf die Fragen finden, welchen Rollenerwartungen sie in unterschiedlichen Lebensfeldern ihrer Lebenswelt ausgesetzt sind, welche Rollenkonflikte sich daraus ergeben (Privatheit und Öffentlichkeit) und wie Konflikte in Schule, Familien und sozialen Gruppen gelöst werden können (Regeln und Recht). Dabei spielt die Reflexion der eigenen Interessen und der anderer sowie die gegenseitige Achtung und Wertschätzung sowie die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung ebenso eine Rolle.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Wie setzen sich Lehrkräfte professionell mit dem Thema unterschiedlicher Interessen, Konfliktlösung und unterschiedlicher Lebenswelten auseinander?
  • Wie nimmt die Schule individuelle Interessen und Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler wahr und greift sie auf?
  • Welche Anlässe bietet die Schule, damit die Schülerinnen und Schüler ihre Interessen, Vorlieben und Hobbys darstellen können?
  • Welche Angebote macht die Schule zur Freizeitgestaltung? Wie erfahren die Schülerinnen und Schüler Möglichkeiten unterschiedlicher Freizeitgestaltung?
  • Wie fördert die Schule vielfältige Räume und Anlässe für Beziehungspflege und Gemeinschaftsbildung sowie institutionelle Regelungen, zur Interessenvertretung und zur Konfliktbewältigung?
  • In welcher Weise wird Begegnung, Zusammenarbeit und Zusammenleben in wertschätzender Atmosphäre gefördert?
  • Woran lässt sich ein respektvoller Umgang aller am Schulleben Beteiligten erkennen?
  • Welche Formen der Gewaltprävention und Konfliktbewältigung werden an der Schule praktiziert?
  • Wie fördert die Schule, Konflikte konstruktiv und gewaltfrei zu lösen?
  • Wie werden kulturelle Unterschiede wahrgenommen und gewürdigt? Welchen Beitrag können die Eltern und Erziehungsberechtigten dabei verantwortungsvoll übernehmen?
  • Welche grundsätzlichen Ziele verfolgt die Schulgemeinschaft durch Kooperationen?
  • Wie stellt die Schule wertschätzend unterschiedliche Lebensverhältnisse dar? Welche Begegnungen über kulturelle, ethnische und soziale Grenzen hinweg finden statt?
  • Welche kind- und jugendgerechten Medien wie Jugendbücher, Filme und Zeitschriften stehen zur Verfügung und werden eingesetzt?
Die Schülerinnen und Schüler
  • zeigen individuelle Bedürfnisse und Interessen und bringen diese in die Schulgemeinschaft ein
  • drücken Vorlieben, Abneigungen, Stärken und Schwächen aus und können eigene Interessen und Interessen anderer erkennen und akzeptieren
  • analysieren unter Anleitung einen gegebenen Konflikt innerhalb einer sozialen Gruppe, entwickeln einen Lösungsansatz und erörtern unter Anleitung vorgegebene Lösungsansätze
  • beschreiben Rollenerwartungen, die an Jugendliche in Familie, Peer-Group und Schule gestellt werden und vergleichen diese mit ihren eigenen Vorstellungen
  • reflektieren Formen des Zusammenlebens in ihrem persönlichen Umfeld und lernen andere Lebensformen kennen
  • äußern sich zu unterschiedlichen Lebensentwürfen und formulieren Ideen für ihr eigenes Leben
  • wissen um die Verschiedenheit von Menschen, ihre Lebensbedingungen und Lebensweisen
  • wissen um die rechtliche Gleichstellung von Frauen, Männern und Diversen
  • bearbeiten und reflektieren Interessenskonflikte zunehmend selbstständig, kommunikativ und friedlich
  • ziehen zu einer vorgegebenen Problemstellung eigenständig und unter Berücksichtigung unterschiedlicher Perspektiven durch Abwägen von Pro- und Kontra-Argumenten ein begründetes Fazit
  • kennen und praktizieren positive, wertschätzende Umgangsformen und erwerben Helfer- und Konfliktbewältigungsstrategien als Grundlage für tragfähige Beziehungen und Bindungen
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Hobby-Börse: Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte stellen ihr Hobby dar und begeistern andere dafür
  • demokratische Mitwirkungsmöglichkeiten wie Klassensprecherin/Klassensprecher, SMV, Klassenrat, Jugendgemeinderat
  • Leitung oder aktive Mitgestaltung von Diskussionen
  • Übernahme und Pflege von Patenschaften (inner- und außerschulisch)
  • Mediation/Streitschlichtung als institutionelle Verankerung im System Schule (zum Beispiel Ausbildung zur Streitschlichterin / zum Streitschlichter)
  • unterschiedliches Darstellen möglicher Lösungsstrategien (zum Beispiel Rollenspiele, Plakat, Film)
  • Schulfeste/Aufführungen in der Schule und im Gemeinwesen (Stadtteil, Ort, überregional)
  • Mitgestaltung von Vollversammlungen, internationalen Festen/Schüler- und Eltern-Café an der Schule, Arbeitsgemeinschaften, Hausaufgabenhilfe
  • Herkunftsländer/Sprache von Schülerinnen und Schülern thematisieren
Die Schülerin oder der Schüler
  • erlebt positive, wertschätzende Gemeinschaft
  • bekommt Raum, um eigene Bedürfnisse und Interessen darzustellen
  • kann eigene Bedürfnisse begründen und diese zurück- oder durchsetzen
  • wägt Gründe für und wider ab
  • hört sich die Meinungen anderer an
  • versteht Mehrheitsentscheidungen (zum Beispiel im Klassenrat, nimmt sie an und setzt sie um)
  • lernt, in immer größeren Einheiten Interessen zu vertreten (Gruppe, Familie, Klasse, Klassenstufe, Schule, Gemeinde)
Bezüge und Verweise
 

2.1.3 Leben in der globalen Gesellschaft

 

Um die Schülerinnen und Schüler auf ein verantwortungsbewusstes, selbstständig geführtes Leben in der globalen Gesellschaft vorzubereiten, gilt es, sie über rechtliche Grundinformationen, die für ihre eigene Lebenssituation bedeutsam sind, zu informieren und sie so handlungsfähig zu machen. Dabei werden unterschiedliche Lebensverhältnisse und -bedingungen von Menschen – besonders die von Kindern und Jugendlichen – im Umfeld, in Deutschland, in Europa und in der Welt verglichen und erfahrbar gemacht. Die Auswirkungen der globalisierten Welt werden erkannt, daraus werden Konsequenzen für das eigene Handeln und Leben gezogen.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Wie werden gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge von Wirtschaft, sozialer Verantwortung für Mensch und Natur sowie nachhaltige Entwicklung in der Schule gezeigt und für die Schülerinnen und Schüler erfahrbar gemacht?
  • Wie wird friedliches Miteinander gefördert? Wie setzt die Schule Friedenserziehung / gerechte Gesellschaft curricular um?
  • In welcher Weise wird Begegnung, Zusammenarbeit und Zusammenleben in wertschätzender Atmosphäre gefördert?
  • In welcher Weise werden die aktuellen nationalen und internationalen Konflikte / ökologische oder soziale Herausforderungen thematisiert und Lösungsansätze diskutiert?
  • Welche Gelegenheiten nimmt die Schule wahr, um den Schülerinnen und Schülern ein selbstständiges Lernen im Bereich Umwelt zu ermöglichen?
  • Wie vermittelt die Schule das Verständnis von der Begrenztheit der Ressourcen?
  • Wie werden kulturelle Unterschiede wahrgenommen und gewürdigt?
  • Welche kind- und jugendgerechten Medien wie Jugendbücher, Filme und Zeitschriften, stehen zur Verfügung und werden eingesetzt?
  • In welcher Weise macht die Schule erfahrbar, dass Meinungen frei geäußert werden können und dass die weiteren Grundrechte im schulischen Alltag bedeutsam sind?
  • Wie setzt sich die Schule / die Lehrkraft mit dem Thema Armut vor Ort, in Deutschland und in der Welt auseinander?
  • Inwieweit sind Unterstützungssysteme (zum Beispiel Transferleistungen wie Hartz IV, Wohngeld, Bürgerinitiativen) bekannt und mit der Schule vernetzt? Wie können die Schülerinnen und Schüler sowie die Eltern/Erziehungspartner daran partizipieren?
  • Wie wird erkennbar, dass jede Person das Recht auf gleichwertige Behandlung und Respekt hat?
  • Woran erkennt eine Besucherin oder ein Besucher im Schulhaus die Vielfältigkeit der Herkunft der Schülerinnen und Schüler und die Wertschätzung dieser Verschiedenheit?
  • Welche Formen der Wertschätzung für couragiertes Verhalten hat die Schule entwickelt?
  • Welche Partnerschaften zu Entwicklungsprojekten gibt es?
  • Wie werden wohnortnah politische und andere Vereine, Verbände, Parteien mit der Schule vernetzt, um die Vielfalt demokratischer Meinungen für die Schülerinnen und Schüler erfahrbar zu machen?
  • Wie reagiert die Schule auf aktuelle Ereignisse von lokalem bis globalem Interesse und wie präsentiert sie diese?
  • Welche passenden Medien (zum Beispiel Zeitungen, Zeitschriften, Kindernachrichten, Apps) und andere Informationsmedien sind in der Schule verfügbar?
  • Wie werden Medienkonsum und Medienerfahrung der Schülerinnen und Schüler thematisiert und wie wird zwischen realen und virtuellen Erfahrungen unterschieden? Wie werden die Eltern/Erziehungspartner dabei miteinbezogen?
  • Welche Absprachen gibt es zwischen der Schule und den Eltern in Bezug auf Regeln des zusammen Lernens und der Zusammenarbeit?
Die Schülerinnen und Schüler
  • benennen Grundbedürfnisse
  • zeigen den Zusammenhang von Einkommen und Lebensverhältnissen auf und können die eigene Lebenssituation einordnen
  • setzen sich für die Gleichberechtigung von Frauen, Männern und Diversen ein
  • kennen Kinder- und Menschenrechte und achten sie
  • wissen um die besonderen Rechte und Hilfen von Menschen mit Behinderung und wo diese beantragt werden können (zum Beispiel Intergrationsfachdienst und Reha-Beratung bei der Agentur für Arbeit)
  • wissen über Entstehung von Armut, Konflikten, Kriegen, Umweltbelastungen, Migration, Energieknappheit, Katastrophen und deren Auswirkungen auf die Menschen
  • berücksichtigen bei der Untersuchung politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Sach-, Konflikt- und Problemlagen unterschiedliche Perspektiven (individuelle, öffentliche, systemische)
  • wissen um wichtige Regelungen und Prinzipien des Jugendschutzgesetzes, Strafrechts, Arbeits-, Sozial und Zivilrechts (Rechte und Pflichte mit zunehmendem Alter)
  • benennen wichtige Aussagen aus dem Vertragsrecht wie Kauf, Miete (Handyverträge, Kauf auf Raten)
  • entnehmen die Grund-Informationen aus (vereinfachten) Rechtstexten (zum Beispiel allgemeine Erklärung der Menschenrechte, UN-Charta, UN-Kinderrechtskonvention, Grundgesetz, Jugendschutzgesetz, Schulgesetz, SMV-Verordnung)
  • wissen, wo sie vereinfachte, barrierefreie Texte zu Rechtsfragen und politischen Themen finden können
  • benennen die Grundrechte im Grundgesetz sowie rechtliche Grundlagen des europäischen Rechtes (Bedeutung der Pressefreiheit, Recht auf Meinungsfreiheit, Recht auf körperliche Unversehrtheit, Grundlagen des Wahlrechts und dessen Bedeutung, Briefgeheimnis)
  • kennen die Grundzüge des parlamentarischen Systems
  • beachten bei der Nutzung von Medien die Grundsätze des Datenschutzes in ihrer Lebenswelt und der informationellen Selbstbestimmung
  • engagieren sich in der Schule für andere (zum Beispiel Patenschaften, Streitschlichtung)
  • nennen Beispiele für Zivilcourage und soziales, ökologisches Engagement aus Büchern und anderen Medien beziehungsweise erproben diese
  • kennen und wissen um Mitwirkungsmöglichkeiten bei politischen Prozessen (Bürgerinitiative, Parteien, Verbände)
  • informieren sich über Nachrichten des Tages oder der Woche und berichten dazu
  • können Texte und andere Medien, die der Teilhabe an politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Prozessen dienen, erarbeiten
  • beschaffen sich Informationen aus unterschiedlichen Medien wie Printmedien, Fernsehen, Radio, Internet, verwenden Karten, Grafiken und Tabellen
  • berichten über ihren persönlichen Umgang mit Medien
  • sprechen über Chancen, Gefahren und Verführungen durch Medien und Digitalisierung
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Infotafeln in der Schule/Zeitungsecken/Medien
  • Beteiligung an Sammlungen und Spendenaktionen, soziales Engagement für gesellschaftliche Gerechtigkeit innerhalb und außerhalb der Schule
  • Informationen zur Situation von Flüchtlingen (Ursachen, persönliche Betroffenheit) und den Solidaritätsgedanken für Menschen mit besonderen Bedürfnissen
  • Leben an der Armutsgrenze: Wie können wir gesellschaftliche Teilhabe mit Transferzahlungen aus der Grundsicherung/Arbeitslosengeld II weitgehend ermöglichen?
  • Grundrechte/UN-Kinderrechte an unserer Schule: Was bedeuten Rechte und Pflichten?
  • Informationsgewinnung aus Zeitungsberichten, Internetquellen, Gebrauchs-, Sach- und Vertragstexten
  • Herkunftsländer, Sprache und Lebensumstände der Schülerinnen und Schüler
Die Schülerin oder der Schüler
  • dokumentiert ihre/seine Bedürfnisse und kalkuliert die Kosten (zum Beispiel Haushaltsbuch)
  • informiert sich über ihr/sein persönliches Budget
  • lernt Unterstützungsmöglichkeiten durch staatliche und caritative Einrichtungen kennen (zum Beispiel Jobcenter, Sozialamt, kirchliche und soziale Unterstützungssysteme)
  • besucht Ämter zur Beantragung von Transferzahlungen, Gebrauchtwaren-Kaufhäuser, Flohmärkte und recherchiert auf Internetportalen zu Gebrauchtwaren
  • gleicht staatliche Unterstützungen mit Lohnarbeit ab
  • entwickelt und dokumentiert eigene Perspektiven und Zielvorstellungen ihres/seines Lebens in der Gesellschaft (Zukunftswerkstatt)
Bezüge und Verweise
 

3 Anhang

 
 

3.1 Verweise

 

Das Verweissystem im Bildungsplan für Schülerinnen und Schüler mit Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot im Förderschwerpunkt Lernen unterscheidet acht verschiedene Verweisarten. Diese werden durch unterschiedliche Symbole gekennzeichnet:

 
Bezüge und Verweise
Bezüge und Verweise
  • Verweis auf ein Lebensfeld
  • Verweis auf Fächer/Fächergruppen innerhalb des Plans
  • Verweis auf die prozessbezogenen Kompetenzen aus dem Bildungsplan 2016
  • Verweis auf die inhaltsbezogenen Kompetenzen aus dem Bildungsplan 2016
  • Verweis auf eine Leitperspektive aus dem Bildungsplan 2016
  • Verweis auf den Leitfaden Demokratiebildung
  • Verweis auf den Rechtschreib- oder Grammatikrahmen
  • Verweis auf sonstiges Dokument
 

Im Folgenden wird jeder Verweistyp beispielhaft erläutert:

 
Beispielhafte Erläuterung der Verweistypen
Verweise Erläuterung
ARB 2.1.1 Grundhaltungen und Schlüsselqualifikationen Verweis auf ein Lebensfeld: Arbeitsleben, Kompetenzfeld 2.1.1 Grundhaltungen und Schlüsselqualifikationen
BSS 2.1.4 Bewegen an Geräten Verweis auf ein Fach: Bewegung, Spiel und Sport, Kompetenzfeld 2.1.4 Bewegen an Geräten
GS D 2.1 Sprechen und Zuhören 1 Verweis auf eine prozessbezogene Kompetenz aus dem Bildungsplan der Grundschule, Fach Deutsch, Bereich 2.1 Sprechen und Zuhören, Teilkompetenz 1
SEK1 MUS 3.1.3 Musik reflektieren Verweis auf Standards für inhaltsbezogene Kompetenzen aus dem Bildungsplan der Sekundarstufe I, Fach Musik, Bereich 3.1.3 Musik reflektieren
BNE Demokratiefähigkeit Verweis auf eine Leitperspektive BNE = Bildung für nachhaltige Entwicklung, zentraler Aspekt Demokratiefähigkeit
LFDB S. 43 Verweis auf den Leitfaden Demokratiebildung, Seite 43
RSR S. 25-30 Verweis auf den Rechtschreibrahmen, Seite 25-30
 

Es wird vorrangig auf den Bildungsplan der Grundschule und der Sekundarstufe I verwiesen. Der Bildungsplan des Gymnasiums ist dabei mitbedacht, aus Gründen der Übersichtlichkeit werden diese Verweise nicht gesondert aufgeführt.

 

3.2 Abkürzungen

 
Abkürzungen der Lebensfelder
Lebensfelder des Bildungsplans für Schülerinnen und Schüler mit Anspruch auf ein sonder-pädagogisches Bildungsangebot im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung
PER Personales Leben
SEL Selbstständiges Leben
SOZ Soziales und gesellschaftliches Leben
ARB Arbeitsleben
Abkürzungen der Leitperspektiven
Allgemeine Leitperspektiven
BNE Bildung für nachhaltige Entwicklung
BTV Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt
PG Prävention und Gesundheitsförderung
Themenspezifische Leitperspektiven
BO Berufliche Orientierung
MB Medienbildung
VB Verbraucherbildung
LFDB Leitfaden Demokratiebildung
Abkürzungen der Schularten der Bildungspläne 2016
Bildungspläne 2016
GS Bildungsplan der Grundschule
SEK1 Gemeinsamer Bildungsplan für die Sekundarstufe I
GYM Bildungsplan des Gymnasiums
GMSO Bildungsplan der Oberstufe an Gemeinschaftsschulen
Abkürzungen der Fächer
Fächer
AES Alltagskultur, Ernährung und Soziales
BMB Basiskurs Medienbildung
BSS Bewegung, Spiel und Sport
BK Bildende Kunst
BIO Biologie
BNT Biologie, Naturphänomene und Technik
CH Chemie
D Deutsch
E Englisch
ETH Ethik
REV Evangelische Religionslehre
F Französisch
GK Gemeinschaftskunde
GEO Geographie
G Geschichte
KUW Kunst und Werken
RRK Katholische Religionslehre
M Mathematik
MFR Moderne Fremdsprache
MUS Musik
NwT Naturwissenschaft und Technik
PH Physik
SU Sachunterricht
SPO Sport
T Technik
WBO Wirtschaft und Berufsorientierung
WBS Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung

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