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Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung

Alltagskultur, Ernährung, Soziales

 

1 Leitgedanken zum Kompetenzerwerb

 
 

1.1 Bildungsgehalt des Faches Alltagskultur, Ernährung, Soziales

 

1.1.1 Aktivität und Teilhabe im Rahmen der individuellen Lebensgestaltung

 

Menschen gestalten ihren Alltag und ihr Leben aufgrund verschiedener Faktoren unterschiedlich. Abhängig von individuellen Ressourcen, persönlichen/kulturellen Vorlieben beziehungsweise Wertvorstellungen und Kompetenzen, der wirtschaftlichen Lage, den aktuellen, technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, den lokalen Konsummöglichkeiten sowie den Anforderungen der Arbeitswelt, entwickelt jeder Mensch individuelle Routinen.

 

Durch diese Vielzahl an unterschiedlichen Gestaltungsfeldern und Faktoren entwickelt jede Person einen individuellen Lebensstil, um den Herausforderungen der modernen, komplexen Gesellschaft zu begegnen.

 

Gerade die Schülerinnen und Schüler im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung sehen sich oftmals, in Anlehnung an das bio-psycho-soziale Modell, erschwerten Lebens-/Umweltbedingungen unterschiedlichster Art gegenüber und sind somit gefährdet, dysfunktionale Muster und Routinen zu entwickeln und am gesellschaftlichen Leben nicht immer aktiv und erfolgreich teilnehmen zu können.

 

Daher benötigen sie bei der Entwicklung eines individuellen, verantwortungsbewussten und nachhaltigen Lebensstils konkrete, schulische und lebensnahe Bildungsangebote, um bereits während der Schulzeit Routinen und Handlungsmöglichkeiten für eine zukünftig erfolgreiche Alltagsbewältigung und Alltagsgestaltung zu entfalten.

 

Im Fach Alltagskultur, Ernährung, Soziales sollen die Schülerinnen und Schüler solche Routinen und Handlungsmöglichkeiten in den Bereichen Alltagskultur, Ernährung und Soziales konkret, anschaulich und lebensweltbezogen entwickeln, sodass sie nachhaltig in ihrer Lebensgestaltung unterstützt werden.

 
Alltagskultur
 

In der heutigen, komplexen Gesellschaft muss jeder Mensch täglich diverse Entscheidungen treffen, die unter Umständen Konsequenzen für das eigene Handeln und Auswirkungen auf Mitmenschen und die Umwelt haben können. Die Schülerinnen und Schüler bringen durch ihre verschiedenen Lebensverhältnisse und unterschiedlichen kulturellen Hintergründe eine Vielzahl an Alltagserfahrungen und Prägungen mit in die Schule.

 

Im Unterricht wird daher versucht, den Schülerinnen und Schülern ihre individuellen Prägungen, Vorstellungen und Ressourcen bewusst zu machen. Darauf aufbauend werden alltägliche, aktuelle und zukünftige Herausforderungen und Fragestellungen sowie konkrete, realistische Handlungsoptionen aufgezeigt, sodass die Schülerinnen und Schüler eine eigene Alltagskultur entwickeln können.

 
Ernährung
 

Das individuelle Ernährungsverhalten beeinflusst die Esskultur, das Zusammenleben mit anderen Menschen sowie die eigene Gesundheit und ist somit ein wichtiger Bestandteil der alltäglichen Lebensführung. Durch die Auseinandersetzung mit Essgewohnheiten, der Nahrungszubereitung und der Mahlzeitengestaltung werden die Schülerinnen und Schüler dazu befähigt, die eigene Ernährung bewusst und reflektiert zu gestalten.

 
Soziales
 

Viele Aspekte des alltäglichen Lebens vollziehen sich in unterschiedlichen sozialen Kontexten, was die Entwicklung von sozialen Kompetenzen sowie Kommunikations- und Konfliktfähigkeit bedingt und beeinflusst. Die Schülerinnen und Schüler werden dazu angeregt, verschiedenste Konfliktsituationen zu reflektieren und Handlungsoptionen kennenzulernen und zu entwickeln.

 

1.1.2 Beitrag des Faches zu den Leitperspektiven

 

Für das Fach Alltagskultur, Ernährung, Soziales sind folgende Leitperspektiven aus dem Bildungsplan 2016 im alltagskulturellen Kontext bedeutsam:

 
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
 

Im Alltag muss jedes Individuum kontinuierlich Entscheidungen fällen, die Auswirkungen auf die eigene Beziehung zu Mitmenschen oder der Umwelt haben können. Durch die Auseinandersetzung mit ausgewählten, lebensweltbezogenen und möglichst realistischen Fragestellungen werden diese Beziehungen reflektiert und somit verantwortungsvolles Alltagshandeln gefördert.

 
Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt (BTV)
 

Die individuelle Lebensgestaltung wird maßgebend durch Einstellungen, Werte und Normen, aber auch durch individuelle Kompetenzen, Ressourcen und Möglichkeiten geprägt. Dabei können Dilemmata und Konflikte, die bewältigt werden müssen, entstehen. Empathie- und Kritikfähigkeit, die Akzeptanz anderer Meinungen und die Toleranz gegenüber anderen Kulturen sowie Normen und Leitbildern sind wichtige überfachliche Kompetenzen für die Bewältigung der Herausforderungen im Alltag.

 
Prävention und Gesundheitsförderung (PG)
 

Im Fach Alltagskultur, Ernährung, Soziales beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler unter anderem mit ernährungs- und gesundheitsbezogenen Fragestellungen und können somit ihre Gesundheitsressourcen ausbauen und diese reflektiert im Sinn einer gesunden Lebensführung einsetzen.

 
Berufliche Orientierung (BO)
 

Die Schülerinnen und Schüler sollen sich gezielt sowohl mit den eigenen beruflichen Interessen, Stärken und Berufswünschen als auch mit den Anforderungen verschiedener Berufsbilder auseinandersetzen. Sie werden somit dazu angeregt zu überlegen, wie eigene Vorstellungen und Fähigkeiten aufeinander abstimmbar sind.

 
Medienbildung (MB)
 

Das Leben in der heutigen Gesellschaft ist medial geprägt, weshalb auch die Interessen, die Lebensstile und die Alltagsgestaltung der Schülerinnen und Schüler durch Medien unterschiedlichster Art geprägt sind. Im Fach Alltagskultur, Ernährung, Soziales eröffnen sich viele Möglichkeiten, die Bedeutung, die Funktion oder den reflektierten Einsatz von Medien zu thematisieren und zu erproben.

 
Verbraucherbildung (VB)
 

Das individuelle Konsumverhalten ist eines der zentralen Themen des Faches und zielt darauf ab, die Konsumkompetenzen der Schülerinnen und Schüler kontinuierlich lebensweltbezogen weiterzuentwickeln. Somit spiegeln sich die Teilkompetenzen der Leitperspektive Verbraucherbildung direkt in inhaltsbezogenen Kompetenzen des Faches wider.

 

1.1.3 Beitrag des Faches zu den Lebensfeldern

 

Das Fach Alltagskultur, Ernährung, Soziales behandelt verschiedene Aspekte und Themen, die den anzubahnenden Kompetenzen aus den vier Lebensfeldern entsprechen, an diese anknüpfen oder diese ergänzen.

 
Personales Leben
 

Um die Schülerinnen und Schüler zu einer bewussten Lebensgestaltung zu befähigen, müssen sie sich jeweils mit ihren individuellen Ressourcen, Werten, Normen, Gefühlen, Wünschen und Vorstellungen auseinandersetzen. Es geht also um die Reflexion der eigenen Person und der Frage nach der eigenen Identität und dem individuellen Selbstbild.

 
Selbstständiges Leben
 

Im Fach Alltagskultur, Ernährung, Soziales geht es darum, die Selbstständigkeit der Schülerinnen und Schüler in Bezug auf die individuelle Lebensgestaltung zu fördern und zu fordern, indem die individuelle Lebensplanung, die bewusste Freizeitgestaltung sowie das Leben in Haushalt und Familie thematisiert und aufgegriffen werden.

 
Soziales und gesellschaftliches Leben
 

Die individuelle Lebensgestaltung vollzieht sich häufig in unterschiedlichsten sozialen Kontexten und wird durch individuelle Grundhaltungen, Werte und Normen beeinflusst, die sich auf die zwischenmenschliche Kommunikation und Beziehungsgestaltung auswirken.

 
Arbeitsleben
 

Im Rahmen der individuellen Lebensplanung nimmt die berufliche Perspektive einen bedeutsamen Stellenwert ein, weshalb im Fach Alltagskultur, Ernährung, Soziales sowohl Erfahrungen mit Arbeit ermöglicht sowie Grundhaltungen und Schlüsselqualifikationen reflektiert werden sollen.

 
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Abbildung 1: Verflechtung Lebensfelder – Fach Alltagskultur, Ernährung, Soziales (© Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg)

 

Wie die Grafik verdeutlicht, sind Bezüge zwischen dem Fach Alltagskultur, Ernährung, Soziales und den Lebensfeldern in beide Richtungen herzustellen: Die im Fach Alltagskultur, Ernährung, Soziales erworbenen Kompetenzen können ihre Wirksamkeit in allen anderen Fächern und Lebensfeldern entfalten und andersherum.

 

1.2 Kompetenzen

 

Im Fach Alltagskultur, Ernährung, Soziales werden folgende prozess- und inhaltsbezogenen Kompetenzen bedeutsam:

 

1.2.1 Prozessbezogene Kompetenzen

 
Erkenntnisse gewinnen
 

Der Unterricht bietet den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, Wissen zu erwerben, mit Erfahrungen zu verknüpfen, zu reflektieren und dadurch Erkenntnisse zu gewinnen.

 
Kommunikation gestalten
 

Der Unterricht ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, vielfältige Erfahrungen zu machen und Erkenntnisse zu gewinnen, die kommuniziert, erörtert, präsentiert und ausgetauscht werden.

 
Entscheidungen treffen
 

Die Schülerinnen und Schüler sollen in unterschiedlichen Handlungssituationen begründet Entscheidungen treffen und darstellen und erweitern dabei ihre Entscheidungsfähigkeiten.

 
Anwenden und gestalten
 

Im Unterricht erworbene Fähigkeiten und Kenntnisse sollen in lebensnahen, realistischen und konkreten Situationen angewendet, erprobt und reflektiert werden.

 

1.2.2 Inhaltsbezogene Kompetenzen

 
Ernährung
 

Im Bereich Ernährung setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit der eigenen Essbiografie, der Nahrungszubereitung und der Mahlzeitengestaltung auseinander. Sie nehmen den Zusammenhang zwischen Ernährung, Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und Gesundheit wahr und entwickeln daraus individuelle Handlungsmöglichkeiten für einen verantwortungsvollen, nachhaltigen Umgang mit Nahrungsmitteln und den eigenen Essgewohnheiten.

 
Gesundheit
 

Im Kompetenzfeld Gesundheit erweitern die Schülerinnen und Schüler ihre Kenntnisse über eine gesundheitsförderliche Lebensführung. Sie können Zusammenhänge zwischen Gesundheit und Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit, Ernährung und Lebensqualität herstellen und die Erkenntnisse in ihrem Alltag zunehmend verantwortlich umsetzen.

 
Konsum
 

Im Rahmen des Kompetenzfelds erwerben die Schülerinnen und Schüler Grundkompetenzen des Einkaufens und erweitern so ihre Selbstständigkeit. Die Schule stellt Felder zur Verfügung, in denen die Schülerinnen und Schüler lernen, mit vorgegebenen Budgets hauszuhalten und Konsumbedürfnisse anzupassen.

 

Darüber hinaus beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler mit Aspekten wie dem individuellen Konsumverhalten und mit unterschiedlichen Qualitätsmerkmalen von Produkten und Dienstleistungen. Daraus leiten sie individuelle Handlungsstrategien für situations- und bedarfsgerechte Konsumentscheidungen sowie ein nachhaltigeres Leben insbesondere hinsichtlich ihrer Ernährung, Bekleidung, Medien, Mobilität und Freizeitgestaltung ab.

 
Nachhaltigkeit und Umweltschutz
 

Im Rahmen dieses Kompetenzfelds wird ein durch Verantwortung geprägter Umgang mit der Umwelt angebahnt.

 

Die Schule unterstützt die Schülerinnen und Schüler darin, die Beziehungen und Abhängigkeiten von Menschen, Pflanzen und Tieren in ihren Lebensräumen zu erfahren und zu erkennen. Die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass sie die Natur, in der sie leben, sowohl verändern und gestalten, aber auch gefährden oder schützen können.

 

Die zunehmende Einsicht und das darauf aufbauende Verständnis für wirtschaftliche, soziale und ökologische Zusammenhänge ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, ein Grundverständnis für nachhaltiges Handeln zu entwickeln.

 
Lebensbewältigung und Lebensgestaltung
 

Im Kompetenzfeld Lebensbewältigung und Lebensgestaltung setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit den Themenfeldern individuelle Lebensplanung/Berufswahl, Haushalt und Familie, Freizeitgestaltung und dem Zusammenleben verschiedener Generationen auseinander. Ebenso werden die Schülerinnen und Schüler aufbauend auf ihren individuellen Fähigkeiten, Voraussetzungen und Interessen möglichst realitätsnah und praktisch auf mögliche nachschulische Herausforderungen, Krisen und Bewältigungsmöglichkeiten vorbereitet. So entwickeln sie zunehmend realistische Zukunftsvorstellungen und werden dazu befähigt, ihr Leben selbst aktiv zu gestalten und erfolgreich am sozialen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben teilzunehmen.

 

1.3 Didaktische Hinweise

 

Ein wesentliches Ziel des Faches Alltagskultur, Ernährung, Soziales ist es, bei den Schülerinnen und Schülern nachhaltig solche Lernprozesse anzuregen, die für das aktuelle Leben sowie die zukünftige Lebensgestaltung relevant sind und ihnen ein möglichst selbstständiges, selbstbestimmtes, mündiges Leben und eine aktive Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen.

 

Um solche Lernprozesse initiieren zu können, sind für die Planung des Unterrichts verschiedene didaktische Prinzipien bedeutsam.

 
Lebensweltorientierung und kumulatives Lernen
 

Die Schülerinnen und Schüler stammen aus verschiedensten familiären und kulturellen Hintergründen. Sie bringen somit unterschiedlichste Ressourcen, Erfahrungen sowie Werte/Normen mit und haben jeweils individuelle, bewusste oder unbewusste Vorstellungen, Erwartungen und Wünsche, ihr zukünftiges Leben betreffend, entwickelt. Um diese individuellen Voraussetzungen möglichst passend aufzugreifen, sollen die unterrichtlichen Themen und Angebote aus der konkreten Lebenswelt der einzelnen Schülerin oder des einzelnen Schülers stammen, sodass am individuellen Vorwissen anknüpfend neue Lerninhalte und Erfahrungen kumulativ ausgebildet werden und realistische Handlungsstrategien und Vorstellungen entstehen.

 
Erfahrungs- und Handlungsorientierung
 

Um tatsächlich lebenspraktische Kompetenzen anbahnen und unter Umständen bereits möglichst realitätsnah erproben zu können, ist das Prinzip der Erfahrungs- und Handlungsorientierung zentral. Dies bedeutet, dass die Schülerinnen und Schüler so oft wie möglich durch konkretes Tun in sinnstiftenden Zusammenhängen zu weiteren Lernprozessen und Einsichten angeregt werden sollen.

 
Individuelle Reflexion
 

Aus den obigen Forderungen lebensweltorientierte, kumulative sowie erfahrungs- und handlungsorientierte Lernprozesse zu ermöglichen, leitet sich die Notwendigkeit der individuellen Reflexion über die besprochenen und erfahrenen Inhalte ab. Dies bedeutet konkret, dass die Schülerinnen und Schüler bei jedem Thema ausgehend von ihren individuellen Erfahrungen, Ressourcen und ihren Erwartungen das Gehörte/Besprochene/Erfahrene reflektieren und mit Blick auf ihr aktuelles und zukünftiges Leben kritisch bewerten und, wenn möglich, konkrete sowie realistische Handlungsoptionen ableiten sollen.

 
Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern und Institutionen
 

Um möglichst realitätsnahe Unterrichtsangebote ermöglichen zu können, kommt der Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern und Institutionen aus der Umgebung eine zentrale Bedeutung zu. Eine solche Zusammenarbeit ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, bereits während der Schulzeit konkrete Unternehmen, Ansprechpartner, Beratungsstellen, Agenturen und vieles mehr kennenzulernen, die sie unter Umständen auch außerhalb der Schule be-/aufsuchen wollen. Außerdem können bestimmte Themen an außerschulischen Orten konkreter, handlungsorientierter und sinnstiftender gestaltet werden als im Schulhaus selbst.

 
Salutogenetisch-orientiertes Lernen
 

Die Lehrkräfte müssen die für die Schülerinnen und Schüler individuelle Relevanz und Bedeutsamkeit der Unterrichtsinhalte vermitteln und das Thema jeweils so aufbereiten, dass es weder unter- noch überfordert, sondern im Bereich der Zone der nächsten Entwicklung liegt. Dann wird aufseiten der Schülerinnen und Schüler Motivation, eine positive Grundhaltung und eine konstruktive Anstrengungsbereitschaft dem neuen Lerninhalt gegenüber evoziert und aktiviert. So kann der bestehenden Heterogenität Rechnung getragen und Selbstwirksamkeitserfahrungen können so ermöglicht werden.

 

Diese genannten Hinweise verdeutlichen, dass der Unterricht im Fach Alltagskultur, Ernährung, Soziales häufig die ganz persönliche Lebensführung der Schülerinnen und Schüler berührt und dass Lernimpulse dementsprechend möglichst sensibel von den jeweiligen Lehrkräften angeleitet, begleitet und gestaltet werden müssen. Nur durch einen intensiven, offenen und konstruktiven Austausch zwischen den Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrkräften wird es ermöglicht, dass jede und jeder Einzelne die gemachten Lernerfahrungen annehmen, reflektieren sowie auf die persönliche Lebensführung beziehen und, im Rahmen der jeweils individuellen Möglichkeiten, aktuell und zukünftig in den eigenen Alltag integrieren kann. Dann können die Schülerinnen und Schüler einen individuellen, realistischen und konstruktiven Lebensstil anbahnen, um den Herausforderungen der modernen, komplexen Gesellschaft aktiv zu begegnen.

 

2 Kompetenzfelder

 
 

2.1 Haupt- und Berufsschulstufe

 

2.1.1 Ernährung

 

Im Bereich Ernährung verarbeiten die Schülerinnen und Schüler Lebensmittel sachgerecht und verantwortungsvoll, kochen/backen nach Rezepten oder frei und wenden dabei Sicherheits- und Hygienemaßnahmen an. Über konkrete Erfahrungen im Umgang mit verschiedenen Lebensmitteln, beim Probieren verschiedener Speisen und durch die kritische Reflexion des eigenen Essverhaltens erkennen die Schülerinnen und Schüler, welche Essgewohnheiten sie selbst warum entwickelt haben und welche Bedeutung Essen in ihrem Leben spielt. Durch handlungsorientierte, konkrete Aufgaben erkennen die Schülerinnen und Schüler die Bedeutung und Funktion der Nährstoffe und schließen so auf den Nährwert einzelner Lebensmittel. Sie nehmen den Zusammenhang zwischen Ernährung, Sättigungsgefühl, Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und Gesundheit wahr und entwickeln daraus individuelle Handlungsmöglichkeiten für einen verantwortungsvollen, nachhaltigen Umgang mit Nahrungsmitteln und den eigenen Essgewohnheiten. Die Schülerinnen und Schüler, die nicht eigenständig Nahrung und Flüssigkeit aufnehmen können, erleben einen individuellen und sensiblen Zugang zur Thematik durch geschulte Lehrkräfte.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Wie wird bei den Schülerinnen und Schülern Freude am Kochen und Backen geweckt?
  • Wie werden die Schülerinnen und Schüler für eine ausgewogene Ernährung motiviert?
  • Welche Konzepte und Fortbildungen hält die Schule für die Schülerinnen und Schüler bereit, die nicht selbst essen und trinken können?
  • Wie werden die Schülerinnen und Schüler mit Sondenernährung in der nötigen Privatsphäre versorgt, ohne das Gemeinschaftserleben zu vernachlässigen?
  • Wie können die Schülerinnen und Schüler an die bewusste, anlassbezogene Gestaltung von Mahlzeiten und an Tischmanieren herangeführt werden?
  • Wie wird den Schülerinnen und Schülern der verantwortungsvolle Umgang mit Lebensmitteln nahegebracht?
  • Wie werden die Schülerinnen und Schüler für Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen in der Küche und im Haushalt sensibilisiert und geschult?
  • Wie können die Schülerinnen und Schüler dazu sensibilisiert werden, eigene körperliche Bedürfnisse (Hunger, Durst, keinen Hunger) wahrzunehmen und dementsprechend zu handeln?
  • Wie kann die Bedeutung und Funktion der Nahrungsbestandteile anschaulich verdeutlicht werden?
  • Wie werden die Eltern und außerschulische Partner für Ernährungsinhalte sensibilisiert?
  • Wie werden außerschulische Partner für den Unterricht gewonnen?
Die Schülerinnen und Schüler
  • kennen Sicherheits- und Hygienemaßnahmen in Haushalt und Küche und setzen diese um
  • gehen sachgerecht und nachhaltig mit Lebensmitteln um
  • gehen sachgerecht und nachhaltig mit Arbeitsgeräten um
  • rechnen Mengenangaben situationsangemessen um und gehen einkaufen
  • bereiten Nahrungsmittel sachgerecht zu (waschen, schälen, schneiden)
  • kochen/backen frei und nach Rezept
  • gestalten Mahlzeiten anlassbezogen und essen gemeinsam mit anderen
  • probieren verschiedene Lebensmittel, Gewürze und Speisen und äußern Vorlieben
  • beschreiben und erleben, welche Bedeutung Essen für das eigene Leben hat
  • erleben die veränderte Funktions- und Leistungsfähigkeit des Körpers vor und nach dem Essen
  • reflektieren individuelle Ernährungsgewohnheiten und -vorlieben und können diese anpassen
  • vergleichen die eigenen Essgewohnheiten mit esskulturellen Mustern (soziokulturelle, historische, religiöse, familiale Aspekte)
  • lassen sich auf Ernährungssituationen mit einer Lehrkraft ein
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Pausenverkauf
  • Bewirtung beim Schulfest
  • gesundes Frühstück
  • Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung
  • Rundgang durch die Küche: Welche Arbeitsgeräte gibt es, wofür und wie werden sie eingesetzt?
  • Kochen und Essen mit Eltern
  • Küchenführerschein
  • Plakatgestaltung zum Thema „Hygienemaßnahmen in der Küche“
  • typische Speisen des Heimatlandes
  • Projektwoche unter verschiedenen Themen: nachhaltig Kochen, Kochen mit Bio-Produkten, Kochen mit Produkten aus dem Discounter
  • Geschmacksmemory
Die Schülerin oder der Schüler
  • nimmt Essen wahr und zeigt Vorlieben und Abneigungen
  • fragt im Supermarkt nach Zutaten für ein gesundes Frühstück
  • sucht anhand eines bebilderten Einkaufszettels Zutaten für ein gesundes Frühstück zusammen
  • schreibt eine Zutatenliste für ein gemeinsames Frühstück mit der Nachbarklasse und rechnet die Mengenverhältnisse aus
Bezüge und Verweise
 

2.1.2 Gesundheit

 

Im Kompetenzfeld Gesundheit erweitern die Schülerinnen und Schüler ihre Kenntnisse über eine gesundheitsförderliche Lebensführung. Sie können Zusammenhänge zwischen Gesundheit und Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit, Ernährung und Lebensqualität herstellen und die Erkenntnisse in ihrem Alltag zunehmend verantwortlich umsetzen. So wird das Verantwortungsbewusstsein für den eigenen Körper geschult und die Schülerinnen und Schüler werden für den bewussten Umgang mit ihrer Gesundheit und ihrem Wohlbefinden sensibilisiert.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Welche Maßnahmen zur Reduktion des Ansteckungsrisikos werden in der Schule umgesetzt?
  • Wie werden bei den Schülerinnen und Schülern der Respekt und das Verantwortungsbewusstsein für den eigenen Körper geweckt?
  • Wie fördert die Schule gesundheitsbewusstes Handeln?
  • Welche Möglichkeiten hat die Schule, beziehungsweise haben Partner der Schule, Erste-Hilfe-Kurse anzubieten?
  • Welchen Stellenwert haben Bewegung im Alltag und Bewegungsanlässe im Besonderen in der Schule?
  • Erleben die Schülerinnen und Schüler ihre Lehrkräfte als Vorbilder im Bereich Gesundheit?
  • Wie fördert die Schule die Entwicklung eines angemessenen Kleidungsstils?
  • Welche Möglichkeiten haben die Schülerinnen und Schüler ihre Potenziale und Persönlichkeit in der Schule zu zeigen und zu entwickeln?
  • Wie lebt die Schule Rhythmisierung zwischen Lernen und Entspannen?
  • Welche Entspannungstechniken oder Strategien gegen Stressoren lernen die Schülerinnen und Schüler im Schulalltag kennen?
Die Schülerinnen und Schüler
  • nehmen körperliche und psychische Bedürfnisse wahr und bringen diese zum Ausdruck
  • zeigen Schmerzen oder Wohlbefinden durch Mimik, Gestik, Körpersignale oder Sprache an
  • gehen mit eigenen Hilfsmitteln zur Gesunderhaltung sachgerecht um
  • unterstützen Maßnahmen zur Einnahme einer schonenden Körperhaltung beziehungsweise Lagerung
  • unterstützen und führen Alltagsroutinen der Körperpflege und Hygiene durch
  • wählen adäquate Kleidung aus
  • wenden Kenntnisse in Erster Hilfe an
  • wissen um einfache Maßnahmen im Krankheitsfall
  • kennen einfache Hygienemaßnahmen zum Schutz vor Ansteckung und wenden diese an
  • kennen Körperteile und deren Funktion
  • kennen Vorgänge und Zusammenhänge des menschlichen Körpers und berücksichtigen diese
  • setzen sich mit ihrem eigenen Gesundheitszustand auseinander und beschreiben diesen
  • beschreiben Gesundheitsressourcen in ihrem Alltag und setzen diese in Bezug zu ihrem Ernährungs- und Bewegungsverhalten
  • beschreiben, erproben und beurteilen Möglichkeiten zur Steigerung der persönlichen Gesundheitsressourcen
  • kennen medizinische Vorsorgemaßnahmen und deren Bedeutung
  • reflektieren Stressoren und deren Auswirkung auf die Gesundheit
  • reflektieren persönliche Stressoren, erfahren resiliente Möglichkeiten des Umgangs damit und erproben diese
  • reflektieren die Funktion von Bekleidung
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Erste Hilfe
  • Fitness-Möglichkeiten im Alltag
  • Entspannungstechniken
  • gesunde Schule
  • Bedeutung von Kleidung
  • Hausmittel und Medikamentenkunde
  • gesund kochen
  • Hände waschen als Schutz vor Ansteckung
Die Schülerin oder der Schüler
  • tröstet bei Krankheit Mitschülerinnen und Mitschüler durch Körperkontakt
  • holt bei Verletzungen Hilfe
  • bestückt anhand einer bildlichen Anleitung ein Erste-Hilfe-Set
  • schreibt eine Liste mit Telefonnummern zur Verständigung im Notfall
Bezüge und Verweise
 

2.1.3 Konsum

 

Innerhalb dieses Kompetenzfelds werden didaktische Entscheidungen durch das Prinzip der Selbstbestimmung wesentlich geleitet.

 

Im Rahmen des Kompetenzfelds erwerben die Schülerinnen und Schüler Grundkompetenzen des Einkaufens und erweitern so ihre Selbstständigkeit. Die Schule stellt Felder zur Verfügung, in denen die Schülerinnen und Schüler lernen, mit vorgegebenen Budgets hauszuhalten und Konsumbedürfnisse anzupassen. In der Berufsschulstufe beziehungsweise im BVE erwerben einige Schülerinnen und Schüler Kompetenzen, die sie befähigen, kleine Verträge abzuschließen.

 

Die Schülerinnen und Schüler beobachten ihr individuelles Verhalten als Verbraucherinnen/Verbraucher und reflektieren eigene Konsumentscheidungen unter Zuhilfenahme verschiedener Qualitätsanforderungen und -merkmale. So werden sie schrittweise dazu befähigt, Waren und Dienstleistungen aus ihrer Lebenswelt nach verschiedenen Gesichtspunkten zu bewerten und Konsumentscheidungen reflektierter zu treffen. Daraus erfolgen individuelle Handlungsstrategien für situations- und bedarfsgerechte Konsumentscheidungen.

 

Die aktuelle Lebenssituation der Schülerinnen und Schüler und die zu erwartenden zukünftigen Lebensumstände werden als Ausgangspunkt für den Unterricht gesehen und dienen als Orientierung für die Auswahl der Lerninhalte.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Welche Möglichkeiten erhalten jüngere Schülerinnen und Schüler, um sich innerhalb und außerhalb der Schule beim Ein- und Verkaufen zu erproben?
  • Wie werden die Schülerinnen und Schüler in ihrer Selbstständigkeit und in ihrem Recht auf Selbstbestimmung bezüglich Konsumentscheidungen ermutigt?
  • Wo überträgt die Schule den Schülerinnen und Schülern Verantwortung in der Verwaltung von Geld?
  • Welche Hilfen und Veranschaulichungen erhalten die Schülerinnen und Schüler, um ihr eigenes Konsumverhalten zu reflektieren?
  • Wie leistet die Schule in Kooperation mit den Eltern Prävention in Bezug auf Diebstahl und Betrug?
Die Schülerinnen und Schüler
  • nehmen eigene Bedürfnisse und Konsumwünsche wahr und zeigen diese
  • kommunizieren eigene Bedürfnisse und Konsumwünsche
  • erkennen Dinge in Geschäften und wählen diese aus
  • kennen und nutzen verschiedene Einkaufsmöglichkeiten
  • beherrschen die verschiedenen Teilkompetenzen des Einkaufens in verschiedenen Situationen
  • schützen sich vor Gefahren wie Diebstahl und Betrug im Zusammenhang mit Einkauf und Geldgeschäften
  • beschreiben und reflektieren ihr eigenes Konsumverhalten
  • erkennen verschiedene Einflussfaktoren auf ihr individuelles Konsumverhalten
  • kennen Qualitätsanforderungen und -merkmale für Dienstleistungen und Produkte aus ihrer Lebenswelt
  • bewerten Dienstleistungen und Produkte nach verschiedenen Qualitätsmerkmalen
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Einkauf am von Schülerinnen und Schülern betriebenen Schulkiosk
  • Waren des täglichen Bedarfs
  • Waren für persönliche Bedürfnisse
  • Einkaufsmöglichkeiten in der Schule und in der näheren Umgebung
  • Einkaufsmöglichkeiten im Internet
  • sicheres Einkaufen im Internet
  • Einkaufsplanung und -durchführung
  • Umgang mit Geld
  • Zahlungsverkehr
  • Preisvergleich
  • Werbung
  • Gewährleistung/Garantie/Stornierung
  • Budget und Haushaltsführung
  • Vergleich von (Handy-, Internet-, Miet-, Konto-)Verträgen, Bewertung der Vertragsbedingungen
  • Vergleich und Bewertung desselben Produkts (zum Beispiel Pommes frites) von verschiedenen Herstellern mit eigener Herstellung
Die Schülerin oder der Schüler
  • passt sich den Gegebenheiten der Situation und Umgebung beim Einkauf am Schulkiosk an und stabilisiert sich emotional
  • wählt Waren durch Zeigen aus, nimmt diese entgegen und verstaut sie in der Tasche
  • liest anhand von Abbildungen, welche Angebote es beim Schülerkiosk gibt
  • vergleicht die Preise von verschiedenen Waren
Bezüge und Verweise
 

2.1.4 Nachhaltigkeit und Umweltschutz

 

Der Unterricht setzt an den Wahrnehmungen und Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler an. Er führt sie nicht nur zu neuen Erkenntnissen und Einsichten, sondern zielt auch auf die Haltung und Einstellungen. Dabei werden ökologische Zusammenhänge berücksichtigt und thematisiert und ein von Verantwortung geprägter Umgang mit der Umwelt angebahnt.

 

Die Schule unterstützt die Schülerinnen und Schüler darin, die Beziehungen und Abhängigkeiten von Menschen, Pflanzen und Tieren in ihren Lebensräumen zu erfahren und zu erkennen.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Wie sichert die Schule die Begegnung mit der Natur?
  • Wie werden bei den Schülerinnen und Schülern der Respekt und das Verantwortungsbewusstsein für die Umwelt angeregt?
  • Wie kann bei den Schülerinnen und Schülern ein Verständnis für nachhaltiges Handeln entwickelt werden?
  • Wie können komplexe wirtschaftliche, soziale und ökologische Einflussfaktoren und Auswirkungen menschlichen Konsumverhaltens nachvollziehbar gemacht werden?
  • Welche Möglichkeiten gibt es innerhalb der Schule und im Ort, nachhaltiger zu handeln? Wie erfüllen die Lehrkräfte sowie die Schule als Institution ihre Vorbildfunktion?
  • Wie werden die Schülerinnen und Schüler für Pflege, Erhaltung oder Recycling alltäglicher Gebrauchsgegenstände wie Kleidung sensibilisiert?
Die Schülerinnen und Schüler
  • erfahren Lebensräume von Tieren und Pflanzen und bauen so eine Beziehung und emotionale Verbundenheit zur Natur auf
  • erfahren und unterscheiden verschiedene Materialien (zum Beispiel Plastik, Papier, Metall) und erkunden diese
  • entsorgen Müll sachgerecht
  • erfahren, dass Abfälle Rohstoffe für neue Produkte sein können
  • vermeiden Müll
  • gehen mit Lebensmitteln sorgsam und verantwortungsbewusst um
  • pflegen und erhalten Güter des alltäglichen Gebrauchs
  • vergleichen einzelne Produkte unter Nachhaltigkeitsaspekten
  • wenden Möglichkeiten zum Sparen von Energie an
  • verstehen Grundprinzipien nachhaltigen Handelns
  • prüfen eigene Alltagsroutinen auf Aspekte der Nachhaltigkeit
  • leiten individuelle Handlungsmöglichkeiten für einen nachhaltigeren Lebensstil inner- und außerhalb der Schule ab
  • kennen Grundprinzipien des Klimaschutzes
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • „Worin transportiere ich mein Pausenbrot?“
  • Pfand- und Einwegverpackungen
  • Energiesparen
  • fossile versus erneuerbare Energien
  • schonender Umgang mit der Ressource Wasser
  • klimafreundliche Mobilität – Verkehrsmittel unter ökologischen Aspekten
  • Natur erleben
  • Pflege von Pflanzen in der Schule und auf dem Schulgelände
  • verschiedene Gütesiegel (zum Beispiel Bioprodukte, Fair Trade, Recycling)
  • Mein ökologischer Fußabdruck
  • Schul-/Klassenprojekt Altkleider-/Altpapiersammlung
  • Nähen von Taschen aus gebrauchten Stoffen
  • Flicken eines Fahrradschlauchs
  • Folgen des Treibhauseffekts und des Klimawandels
  • „Wie viel Müll fällt bei mir an einem Tag an?“
Die Schülerin oder der Schüler
  • beobachtet und notiert gezielt, welchen Müll sie/er an einem Tag produziert
  • vergleicht die eigene Müllverursachung mit der der Mitschülerinnen und Mitschüler
  • diskutiert in Kleingruppen Möglichkeiten, Müll einzusparen
  • legt in der Kleingruppe drei konkrete Maßnahmen zur Müllvermeidung fest
  • versucht, diese Maßnahmen in den folgenden Tagen umzusetzen und dokumentiert weiterhin die eigene Müllverursachung
  • wertet in der Kleingruppe aus, wie und ob die festgelegten Maßnahmen funktioniert haben
  • reflektiert, welche der besprochenen Maßnahmen für sie/ihn individuell am sinnvollsten erscheinen und die sie/er zukünftig umsetzen möchte
  • legt mit den Mitschülerinnen und Mitschülern Regeln für ein müllvermeidendes Verhalten in der Klasse fest
Bezüge und Verweise
 

2.1.5 Lebensbewältigung und Lebensgestaltung

 

Im Kompetenzfeld Lebensbewältigung und Lebensgestaltung setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Lebensentwürfen/-‍mustern und ihren subjektiven Prägungen sowie Werten und Normen auseinander. Sie reflektieren ihre Potenziale, Wünsche sowie Interessen und leiten daraus Überlegungen zur Berufswahl und zur subjektiven und wirtschaftlichen Bedeutung von Arbeit ab. Sie setzen sich mit verschiedenen Formen des Zusammenlebens auseinander und formulieren daraus Schlussfolgerungen für das soziale Miteinander in Familie und Gesellschaft. Ebenso werden die Schülerinnen und Schüler aufbauend auf ihren individuellen Fähigkeiten, Voraussetzungen und Interessen möglichst realitätsnah und praktisch auf mögliche nachschulische Herausforderungen, Krisen und Bewältigungsmöglichkeiten vorbereitet. So entwickeln sie zunehmend realistische Zukunftsvorstellungen und werden dazu befähigt, ihr Leben soweit als möglich selbst aktiv zu gestalten und erfolgreich am sozialen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben teilzunehmen.

 
Denkanstöße Kompetenzspektrum
  • Wie wird bei den Schülerinnen und Schülern ein Bewusstsein für gesellschaftliche Werte und Normen geweckt?
  • Welche Angebote macht die Schule für die Schülerinnen und Schüler mit umfassender Behinderung im Hinblick auf deren Möglichkeiten, ihr eigenes Leben mitzugestalten?
  • Wie gelingt es der Schule, die Schülerinnen und Schüler zum konstruktiven Umgang mit Vielfalt zu erziehen und damit den Grundstein für Toleranz und Akzeptanz zu legen?
  • Wie können die Schülerinnen und Schüler bei der Entwicklung von realistischen Zukunftsplänen unterstützt werden?
  • Wie werden die Schülerinnen und Schüler auf das Leben nach der Schule vorbereitet?
  • Wie werden die Schülerinnen und Schüler auf den Umgang mit möglichen Tiefpunkten und Krisen vorbereitet?
  • Wie können die Schülerinnen und Schüler für einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld sensibilisiert werden?
  • Wie können Schlüsselkompetenzen für ein erfolgreiches Leben nach der Schule im Schulalltag geübt, gelebt und verankert werden?
  • Welchen Stellenwert haben Praktika im Schulalltag?
  • Wie werden die Berufsberatung und die berufliche Orientierung an der Schule umgesetzt?
  • Wie wird das Rollenverständnis in gesellschaftlichen Bezügen im Unterricht aufgegriffen?
  • Welche Freizeitaktivitäten können die Schülerinnen und Schüler im schulischen Umfeld kennenlernen?
  • Wie kann die Schule außerschulische Partner in den Prozess der Lebensgestaltung miteinbeziehen?
  • Wie gelingen Begegnungen in unterschiedlichen Situationen mit verschiedenen Generationen?
  • Welchen Stellenwert hat der Umgang mit Konflikten und schwierigen Situationen im Schulalltag?
Die Schülerinnen und Schüler
  • nehmen unterschiedliche Lebenssituationen wahr und zeigen Vorlieben oder Abneigungen
  • setzen sich mit unterschiedlichen Lebensentwürfen/Lebenswegen auseinander
  • entwerfen eigene Zukunftsvorstellungen und berücksichtigen dabei Zusammenhänge zwischen Haushaltssituation und Konsumverhalten, Arbeits- und Freizeitverhalten, Chancengleichheit und Rollenbild
  • erkennen kritische Lebenssituationen und leiten mögliche Handlungsoptionen und Hilfsmöglichkeiten ab
  • wissen um soziale wie ökonomische Absicherung
  • lernen realistische Berufsbilder beziehungsweise Beschäftigungsfelder kennen und setzen sich mit diesen im Hinblick auf Anforderungen und persönliche Potenziale auseinander
  • stellen unterschiedliche Formen von Arbeit dar (Erwerbsarbeit, Haus- und Familienarbeit, Ehrenamt) und vergleichen/bewerten diese
  • setzen sich mit der gesellschaftlichen Geschlechterrolle und deren Einfluss auf die persönliche Lebensgestaltung auseinander
  • diskutieren Rollenbilder und Arbeitsteilung und ziehen Konsequenzen für ein genderbewusstes Haushaltsmanagement
  • beschreiben und reflektieren ihr Freizeitverhalten
  • erkennen die Funktionen von Freizeit und bewerten Freizeitaktivitäten
  • erproben verschiedene kreative und künstlerische Freizeitaktivitäten und reflektieren ihr Potenzial
  • wissen um die unterschiedlichen Bedürfnisse verschiedener Generationen
  • beschäftigen sich mit exemplarischen Konfliktsituationen des Zusammenlebens verschiedener Generationen und entwickeln Strategien zur Konfliktvermeidung/-‍lösung
  • kennen familienstützende Hilfsangebote für Kinder oder ältere Menschen
Beispielhafte Inhalte Exemplarische Aneignungs- und
Differenzierungsmöglichkeiten
  • Gespräche mit ehemaligen Schülerinnen und Schülern der Schule über deren Werdegang
  • Projekte/Begegnungen mit älteren Menschen
  • Praktika
  • Nähprojekte
  • Kennenlernen unterschiedlicher Lebensformen
  • Haushaltstagebuch „So viel Geld brauche ich im Monat“
  • Umgang mit Geld
  • Lebensordner
  • Leben mit Kindern
  • Die erste Wohnung
  • Freizeitgestaltung
  • Projekt „Ich habe Schulden – und jetzt?“
  • „Wie eröffne ich ein Konto?“
  • Tagebuch „So verbringe ich meine Freizeit“
  • Besuch lokaler Beratungsstellen (zum Beispiel Jugendamt, Sozialhilfe, Suchtberatung)
  • Haushaltsführerschein
  • Zukunftsträume
Die Schülerin oder der Schüler
  • gestaltet mithilfe von Zeitschriften eine Collage über Zukunftsträume und stellt diese der Klasse vor
  • liest verschiedene Lebensgeschichten älterer Menschen und setzt sich mit Lebensverläufen auseinander
  • führt Interviews mit Gleichaltrigen zum Thema „Zukunftsträume“ durch
  • interviewt Eltern/Lehrkräfte/Bekannte über gelebte oder nicht erfüllte Träume und den Umgang damit
  • füllt einen Steckbrief zum Thema „So lebe ich jetzt“ aus und verfasst einen Text mit dem Gedanken „So lebe ich, wenn ich 25 bin“ und vergleicht diese
  • diskutiert über die Verwirklichung von Träumen und Voraussetzungen für deren Umsetzung
  • setzt sich mit Traum und Realität auseinander und entwickelt realistische Zukunftsperspektiven
Bezüge und Verweise
 

3 Anhang

 
 

3.1 Verweise

 

Das Verweissystem im Bildungsplan für Schülerinnen und Schüler mit Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot im Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung unterscheidet acht verschiedene Verweisarten. Diese werden durch unterschiedliche Symbole gekennzeichnet:

 
Bezüge und Verweise
Bezüge und Verweise
  • Verweis auf ein Lebensfeld
  • Verweis auf Fächer/Fächergruppen innerhalb des Plans
  • Verweis auf die prozessbezogenen Kompetenzen aus dem Bildungsplan 2016
  • Verweis auf die inhaltsbezogenen Kompetenzen aus dem Bildungsplan 2016
  • Verweis auf eine Leitperspektive aus dem Bildungsplan 2016
  • Verweis auf den Leitfaden Demokratiebildung
  • Verweis auf den Rechtschreib- oder Grammatikrahmen
  • Verweis auf sonstiges Dokument
 

Im Folgenden wird jeder Verweistyp beispielhaft erläutert:

 
Beispielhafte Erläuterung der Verweistypen
Verweise Erläuterung
ARB 2.1.1 Grundhaltungen und Schlüsselqualifikationen Verweis auf ein Lebensfeld: Arbeitsleben, Kompetenzfeld 2.1.1 Grundhaltungen und Schlüsselqualifikationen
BSS 2.1.4 Bewegen an Geräten Verweis auf ein Fach: Bewegung, Spiel und Sport, Kompetenzfeld 2.1.4 Bewegen an Geräten
GS D 2.1 Sprechen und Zuhören 1 Verweis auf eine prozessbezogene Kompetenz aus dem Bildungsplan der Grundschule, Fach Deutsch, Bereich 2.1 Sprechen und Zuhören, Teilkompetenz 1
SEK1 MUS 3.1.3 Musik reflektieren Verweis auf Standards für inhaltsbezogene Kompetenzen aus dem Bildungsplan der Sekundarstufe I, Fach Musik, Bereich 3.1.3 Musik reflektieren
BNE Demokratiefähigkeit Verweis auf eine Leitperspektive BNE = Bildung für nachhaltige Entwicklung, zentraler Aspekt Demokratiefähigkeit
LFDB S. 43 Verweis auf den Leitfaden Demokratiebildung, Seite 43
RSR S. 25-30 Verweis auf den Rechtschreibrahmen, Seite 25-30
 

Es wird vorrangig auf den Bildungsplan der Grundschule und der Sekundarstufe I verwiesen. Der Bildungsplan des Gymnasiums ist dabei mitbedacht, aus Gründen der Übersichtlichkeit werden diese Verweise nicht gesondert aufgeführt.

 

3.2 Abkürzungen

 
Abkürzungen der Lebensfelder
Lebensfelder des Bildungsplans für Schülerinnen und Schüler mit Anspruch auf ein sonder-pädagogisches Bildungsangebot im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung
PER Personales Leben
SEL Selbstständiges Leben
SOZ Soziales und gesellschaftliches Leben
ARB Arbeitsleben
Abkürzungen der Leitperspektiven
Allgemeine Leitperspektiven
BNE Bildung für nachhaltige Entwicklung
BTV Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt
PG Prävention und Gesundheitsförderung
Themenspezifische Leitperspektiven
BO Berufliche Orientierung
MB Medienbildung
VB Verbraucherbildung
LFDB Leitfaden Demokratiebildung
Abkürzungen der Schularten der Bildungspläne 2016
Bildungspläne 2016
GS Bildungsplan der Grundschule
SEK1 Gemeinsamer Bildungsplan für die Sekundarstufe I
GYM Bildungsplan des Gymnasiums
GMSO Bildungsplan der Oberstufe an Gemeinschaftsschulen
Abkürzungen der Fächer
Fächer
AES Alltagskultur, Ernährung und Soziales
BMB Basiskurs Medienbildung
BSS Bewegung, Spiel und Sport
BK Bildende Kunst
BIO Biologie
BNT Biologie, Naturphänomene und Technik
CH Chemie
D Deutsch
E Englisch
ETH Ethik
REV Evangelische Religionslehre
F Französisch
GK Gemeinschaftskunde
GEO Geographie
G Geschichte
KUW Kunst und Werken
RRK Katholische Religionslehre
M Mathematik
MFR Moderne Fremdsprache
MUS Musik
NwT Naturwissenschaft und Technik
PH Physik
SU Sachunterricht
SPO Sport
T Technik
WBO Wirtschaft und Berufsorientierung
WBS Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung

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