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1. Leitgedanken zum Kompetenzerwerb

1.1 Bildungswert des Faches Technik

In nahezu allen Lebensbereichen ist der Mensch von Technik umgeben und nutzt diese. Häufig fehlt allerdings ein vertieftes Verständnis dieses Kulturbereichs. Die im Fach Technik vermittelte technische Grundbildung schafft hier Orientierung.

Technik als Bildungsgegenstand

Der Mensch gestaltet sein Leben durch den Einsatz technischer Objekte. Bei der Herstellung und Nutzung technischer Objekte wird die Umwelt vielfältig beeinflusst. Dabei spielen die endlichen Ressourcen, wie fossile Energieträger und Rohstoffe, eine entscheidende Rolle. Deshalb ist der verantwortungsbewusste Umgang mit Energie und mit Rohstoffen ein zentrales Thema. Daran schließt sich die kritische Betrachtung von Aspekten der Nachhaltigkeit an, verbunden mit der Klärung sinnvoller Handlungsmöglichkeiten.

Um sich in einer hoch technisierten Welt zurechtzufinden, sind interdisziplinäre Denk- und Handlungsmuster notwendig. Deshalb müssen technische Systeme immer unter Einbeziehung ökonomischer, ökologischer und gesellschaftlicher Zusammenhänge betrachtet werden. Im Mittelpunkt steht das Verhältnis von Mensch, Technik und Umwelt.

Die Vielfalt und Komplexität der technischen Anwendungen und deren Auswirkungen erfordern es, für den Unterricht eine Auswahl zu treffen. Es gilt, aus der Vielfalt technischer Phänomene solche Problem- und Handlungsfelder auszuwählen, innerhalb derer sich bildungsrelevante Denk- und Handlungsstrukturen im Sinne einer technischen Allgemeinbildung aufbauen lassen.

Dazu müssen technische Sachverhalte bestimmt werden, an denen die allgemeinen Prinzipien und Grundstrukturen besonders gut zu erkennen und zu erlernen sind. Das Ziel technischer Allgemeinbildung ist unter anderem die Vermittlung fundamentaler Einsichten, Handlungs- und Bewertungsmuster.

Beitrag des Faches zu den Leitperspektiven

In welcher Weise das Fach Technik einen Beitrag zu den Leitperspektiven leistet, wird im Folgenden dargestellt:

  • Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
    Im Fach Technik wird den Schülerinnen und Schülern vermittelt, wie sie als Konsumenten und im Beruf durch ihr Handeln einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten können. Es geht dabei nicht allein darum, auf die existenten Problemlagen reagieren zu können, sondern auch darum, mit Zukunft vorausschauend umzugehen sowie einen zukunftsweisenden und verantwortlichen Übergang in eine nachhaltige Welt möglich zu machen. Eine kritische Betrachtung und Klärung der Qualität technischer Produkte sowie deren Herstellung, Verwendung, Verwertung und Entsorgung vor dem Hintergrund begrenzter Ressourcen dient der Bildung für nachhaltige Entwicklung.
  • Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt (BTV)
    Technikunterricht vermittelt Kompetenzen, die zur Bewältigung technisch geprägter Lebenssituationen erforderlich sind. Er schafft dadurch wesentliche Voraussetzungen für die persönliche Lebensgestaltung und für das gesellschaftliche Mitwirken. Eine gewaltfreie Kommunikation, eine angemessene Ausdrucksform sowie der Umgang mit Kritik tragen dem Kernanliegen der Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt Rechnung.
  • Prävention und Gesundheitsförderung (PG)
    Ein wesentlicher Bereich dieser technischen Bildung besteht im Aufbau grundlegender Erfahrungen beim Konstruieren und Herstellen technischer Produkte. Über das Einhalten von Vorgaben, Richtlinien und Sicherheitsvorschriften sowie über Problemlösen und die Regulation von Gedanken, Handlungen und Emotionen entwickeln die Schülerinnen und Schüler ein Bewusstsein für Prävention und Gesundheitsförderung.
  • Berufliche Orientierung (BO)
    Die theoretische und praktische Auseinandersetzung mit Technik dient zur Berufsorientierung in technikaffinen Bereichen. Durch den handelnden Umgang mit Werkstoffen, Werkzeugen und Maschinen können die Schülerinnen und Schüler ihre Potenziale entdecken, eigene Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickeln, einschätzen und überprüfen. Berufsfeldspezifische Informationen, Betriebserkundungen sowie praktische Erfahrungen im Rahmen von Kooperationen zwischen Schulen und Betrieben unterstützen die berufliche Orientierung zusätzlich.
  • Medienbildung (MB)
    Ziel von Medienbildung im Fach Technik ist es, Kinder und Jugendliche so zu stärken, dass sie den Anforderungen und Herausforderungen der heutigen Mediengesellschaft selbstbewusst und mit allen erforderlichen Fähigkeiten begegnen können. Beim Planen, Dokumentieren und Präsentieren sowie bei der Nutzung informationstechnischer Medien werden die Felder Information und Wissen, Kommunikation und Kooperation, Produktion und Präsentation, sowie Mediengesellschaft und ‑analyse gefördert und gefestigt.
  • Verbraucherbildung (VB)
    Verbraucherbildung als lebenslanger Prozess stärkt Kinder und Jugendliche in ihren Alltagskompetenzen. Die kritische Analyse der Qualität technischer Produkte sowie deren Herstellung, Verwendung, Verwertung und Entsorgung liefert dazu ihren Beitrag.

1.2 Kompetenzen

Technikunterricht vermittelt Handlungskompetenz in der technisch geprägten Welt. Dies verlangt ein ganzheitliches Technikverständnis. Dazu tragen sowohl inhaltsbezogene als auch prozessbezogene Kompetenzen bei.

Prozessbezogene Kompetenzen

Sie orientieren sich an den durch die Kultusministerkonferenz ausgewiesenen Kompetenzbereichen Erkenntnisgewinnung, Kommunikation und Bewertung. Diese werden durch den technikspezifischen Bereich Herstellung und Nutzung ergänzt, der sich auf den Kompetenzaufbau in den Teilbereichen Konstruktion, Fertigung, Optimierung und Nutzung technischer Produkte bezieht. Prozessbezogene Kompetenzen werden in konkreten Handlungskontexten entwickelt, die durch die inhaltlichen Kompetenzen bestimmt werden.

Inhaltsbezogene Kompetenzen

Diese werden in die Bereiche Werkstoffe und Produkte, Systeme und Prozesse sowie Mensch und Technik gegliedert.

Inhaltsbezogene Kompetenzen (© Landesinstitut für Schulentwicklung)
Grafik Mensch und Technik

Im Bereich Werkstoffe und Produkte werden die Kompetenzen beschrieben, die die Schülerinnen und Schüler zur Planung und Fertigung von Produkten aus den Werkstoffen Holz, Metall und Kunststoff in Einzel- und Serienfertigung befähigen.

Im Bereich Systeme und Prozesse sind die Kompetenzen dargestellt, die beim Erwerb von Struktureinsichten in Aufbau und Funktion von Maschinen sowie beim Entwurf der Realisierung und der Analyse von Schaltungen, Steuerungen und einfachen Regelungen gewonnen werden.

Mensch und Technik nimmt mit seinen Problem- und Handlungsfeldern Produktionstechnik, Versorgung und Entsorgung, Bautechnik sowie Mobilität eine besondere Stellung ein. Aus diesen Feldern können konkrete Fragestellungen und Inhalte zur Entwicklung der Kompetenzen der Bereiche Werkstoffe und Produkte und Systeme und Prozesse abgeleitet werden. Im Problem- und Handlungsfeld der Produktionstechnik werden Fertigungsarten praktisch erprobt und deren gesellschaftliche Auswirkungen reflektiert und bewertet. Bei der Auseinandersetzung mit dem Themenbereich Versorgung und Entsorgung wird den Schülerinnen und Schülern die Bedeutung der entsprechenden Systeme für die Sicherung der Lebensqualität bewusst; exemplarisch untersuchen sie den Lebenszyklus eines Produktes und bewerten diesen auch unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit. Im Problem- und Handlungsfeld der Bautechnik setzen sich die Schülerinnen und Schülern mit der energetischen Optimierung auseinander und untersuchen exemplarisch ein Teilsystem eines „intelligenten Hauses“. Im Themenbereich Mobilität wird deren Bedeutung und die Auswirkung auf Mensch und Umwelt betrachtet und bewertet.

Den Problem- und Handlungsfeldern kommt wesentliche Bedeutung für die Lebensbewältigung, die Lebensgestaltung und die Lebensbedingungen der Menschen auch im Sinne nachhaltigen Handelns und der Verbraucherbildung zu.

Vernetzung der Kompetenzbereiche

Prozessbezogene Kompetenzen werden in der aktiven Auseinandersetzung mit konkreten Lerninhalten, also der Nutzung inhaltsbezogener Kompetenzen, erworben und weiterentwickelt. Zugleich unterstützen prozessbezogene Kompetenzen den verständigen Erwerb inhaltsbezogener Fertigkeiten und Fähigkeiten. Beide Kompetenzbereiche sind auf vielfältige Art verwoben.

So können zum Beispiel auf der prozessbezogenen Ebene eigene Lösungen entsprechend vorgegebener oder abgesprochener Kriterien entwickelt, konstruiert, gefertigt, bewertet und optimiert werden. Auf der inhaltlichen Ebene koppelt dieses zum Beispiel an das Beschreiben und Begründen von grundlegenden Eigenschaften von Werkstoffen und deren Handelsformen an. In einem anderen Zusammenhang kann diese Kompetenz ebenso im Umgang mit Steuerungen bei der Lösung von technischen Aufgabenstellungen erworben werden.

1.3 Didaktische Hinweise

Stufenspezifische Hinweise

Das Fach Technik baut auf Erfahrungen und Erkenntnissen im Fach Sachunterricht in der Grundschule auf. Diese werden in der Orientierungsstufe in den integrativen und den technikspezifischen Kompetenzbereichen des Fächerverbundes Biologie, Naturphänomene und Technik erweitert. Ein mehrdimensionales Technikverständnis (naturale, humane, soziale Dimension) bedeutet auch, dass der Technikunterricht eine fächerverbindende und ‑übergreifende Arbeit an der Schule unterstützt und die Kooperation mit anderen Fächern fördert.

Fachdidaktik

Ausgehend von einem „mehrperspektivischen Technikdidaktikansatz“ werden als Grundlage für die Bewältigung technischer Probleme im Alltag technikbezogene Fähigkeiten und Fertigkeiten vermittelt (Handlungsperspektive).

Die Schülerinnen und Schüler eignen sich Wissen über technische Sachverhalte und Prinzipien an und bauen damit allgemeine und übertragungsfähige Denkstrukturen auf (Kenntnis- und Strukturperspektive).

Als Voraussetzung für begründete Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozesse lernen sie die Bedeutung der Technik, ihre Entstehung und zugrundeliegende Interessen und Bedürfnisse kennen. Angemessene Kriterien und Methoden zur Beurteilung technischer Objekte, Prozesse und langfristiger Entwicklungen werden vermittelt (Bedeutungs- und Bewertungsperspektive).

Der handlungsorientierte Unterricht in den verschiedenen Bereichen der Technik ermöglicht ihnen vorberufliche Erfahrungen. Die Erkundung verschiedener technischer Berufe erleichtert den Schülerinnen und Schülern Entscheidungen bezüglich ihrer Berufswahl (Berufsorientierungsperspektive).

Im Mittelpunkt des problem- und handlungsorientierten Technikunterrichts stehen Primär- und Realerfahrungen. Das Fach Technik verknüpft in hohem Maße Theorie und Praxis, dabei werden Objekte oder Prozesse zielgerichtet gestaltet und optimiert (finaler Ansatz). Es fordert und fördert ein hohes Maß an Eigenaktivität sowie Selbstständigkeit und eröffnet damit Möglichkeiten des Übens von Selbstregulation und Teamfähigkeit. Motivierende Aufgabenstellungen, die individuelle Lösungen ermöglichen, fördern bei den Lernenden Kreativität und Problemlösefähigkeit. Eine Häufung von reproduktiven Bausatzaufgaben ist zu vermeiden.

Ein anspruchsvoller Technikunterricht erfordert eine methodische Vielfalt. Besondere Bedeutung kommt dabei den technikspezifischen Unterrichtsverfahren zu (unter anderem Konstruktions- und Fertigungsaufgabe, Lehrgang, Produkt- und Demontageanalyse, Technisches Experiment, Instandhaltungs‑/Reparaturaufgabe, Recyclingaufgabe). Dieses fachspezifische Spektrum wird durch fachübergreifende Methoden erweitert (unter anderem Projekt, Fallstudie, Planspiel, Stationenlernen, Leittextmethode und die Erkundung außerschulischer Lernorte).

Dem Aufbau fachsprachlicher Kompetenz wird in allen unterrichtsmethodischen Formen des Technikunterrichts Aufmerksamkeit eingeräumt. Hierbei ist zunehmend auf die korrekte Verwendung der Fachsprache zu achten.

Umsetzung

Der Unterricht im Fach Technik knüpft an die gegenwärtige und zukünftige Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler an. Er soll Mädchen und Jungen in gleicher Weise ansprechen. Dazu kann die Wahl geeigneter Themen, Zugangsweisen und entsprechender Organisationsformen beitragen. Durch Handeln in den verschiedenen Bereichen der Technik erweitern die Schülerinnen und Schüler ihre Fertigkeiten und erkennen dabei die eigenen Fähigkeiten und Neigungen. Im Technikunterricht kommt der Vermittlung von Arbeitssicherheit, Gesundheitsfürsorge sowie dem fachgerechten Umgang mit Werkzeugen, Maschinen und Materialien entsprechend den geltenden Vorschriften eine grundlegende Bedeutung zu. Der Technikunterricht erfordert ein angemessenes Fachraumsystem.

Bei Schülerinnen und Schülern mit Behinderungen, Beeinträchtigungen oder chronischen Erkrankungen sind unterstützende Maßnahmen notwendig. Werkzeuge, Maschinen, Material und Medien für den technischen Unterricht erfordern entsprechend der jeweiligen besonderen Situation eine individuelle Auswahl durch die Lehrkraft. Zeitbedarf und Aufgabenumfang werden im Rahmen der Leistungsmöglichkeiten entsprechend angepasst.

Lesehinweis zur Kursivschreibung

Fachbegriffe, die kursiv geschrieben sind, sind im Unterricht verbindlich mit dem Ziel einzusetzen, dass die Schülerinnen und Schüler diese in unterschiedlichen Kontexten ohne zusätzliche Erläuterungen verstehen und anwenden, im eigenen Wortschatz als Fachsprache aktiv benutzen sowie mit eigenen Worten korrekt beschreiben können. Fachbegriffe, die in den Standards nicht kursiv gesetzt sind, werden verwendet, um die Kompetenzbeschreibung für die Lehrkräfte fachlich präzise und prägnant formulieren zu können. Die Schülerinnen und Schüler müssen über diese Fachbegriffe nicht verfügen können.


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