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1. Leitgedanken zum Kompetenzerwerb

1.1 Bildungswert des Faches

Im Psychologieunterricht gewinnen die Schülerinnen und Schüler grundlegende Einsichten in das Verhalten und Erleben des Menschen und erhalten Anregungen zur Selbstreflexion und zum Verständnis ihrer Mitmenschen.

Die Schülerinnen und Schüler lernen dabei den wissenschaftlichen Zugriff auf psychologische Phänomene kennen, der sich von alltagspsychologischen, subjektiven Theorien unterscheidet. Dadurch trägt der Unterricht wesentlich zur Stärkung des rationalen Denkens Jugendlicher bei.

Das Nebeneinander verschiedener historischer Paradigmen sowie die aktuelle empirisch-naturwissenschaftliche Ausrichtung der Psychologie lässt die Jugendlichen darüber hinaus begreifen, dass Erkenntnisse immer vor dem Hintergrund theoretischer Grundlagen und methodischer Zugangsweisen zu verstehen sind.

Das Fach Psychologie fördert auch die Sensibilität, sich und andere differenzierter wahrzunehmen und damit die Toleranz für die Vielschichtigkeit der menschlichen Psyche und ihrer Ausdrucksformen. So leistet das Fach einen Beitrag zur Selbsterkenntnis und Selbstregulation junger Menschen.

Die Schülerinnen und Schüler lernen außerdem, ihre Ressourcen in den Blick zu nehmen sowie mit herausfordernden Lebensaufgaben, zum Beispiel angesichts der Veränderungen der Lebenswelt durch Globalisierung, Digitalisierung und Medien, angemessen umzugehen. Damit tragen psychologische Kenntnisse auch zur Gesundheitsförderung bei.

Schließlich besteht ein wesentliches Ziel darin, dass die Jugendlichen lernen, wertschätzend und klar zu kommunizieren, auch im Hinblick auf eine bewusste Gestaltung sozialer Situationen und auf ein friedliches Miteinander.

Beitrag des Faches zu den Leitperspektiven

  • Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
    Die Schülerinnen und Schüler setzen sich im Psychologieunterricht damit auseinander, welche Auswirkungen gruppendynamische Prozesse auf Normen und Werte haben können. Sie lernen, Kommunikationstheorien anzuwenden, wertschätzend zu kommunizieren und mit Konflikten konstruktiv umzugehen. Diese erworbenen Kenntnisse und Kompetenzen sind eine Basis, auf der sie gesellschaftliche Teilhabe gestalten, sich für ein gutes Zusammenleben einsetzen sowie an zukunftsweisenden und nachhaltigen Entwicklungen mitwirken können.
  • Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt (BTV)
    Im Fach Psychologie beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler mit Einstellungen und Vorurteilen sowie Möglichkeiten ihrer Veränderung. Sie reflektieren das Verhältnis von Norm und Abweichung und die Gefahr von Stigmatisierungen. Zudem befassen sich die Schülerinnen und Schüler mit Entwicklungsaufgaben und Identität. Damit leistet der Psychologieunterricht auch einen Beitrag zur Identitätsbildung Jugendlicher und fördert gegenseitige Achtung und Wertschätzung von Verschiedenheit.
  • Prävention und Gesundheit (PG)
    Im Psychologieunterricht erfahren die Schülerinnen und Schüler, welche verschiedenen Faktoren die psychische Gesundheit positiv beeinflussen. Sie lernen Strategien kennen, um psychische Herausforderungen, wie altersspezifische Entwicklungsaufgaben, Leistungsanforderungen und Stress sowie Konflikte besser bewältigen zu können. Ein durchgängiges Ziel des Unterrichts ist es, den Blick auf Ressourcen zu richten und die Selbstwirksamkeit der Jugendlichen zu erhöhen. Die Schülerinnen und Schüler lernen, Situationen mit psychologischem Feingefühl und lösungsorientiert anzugehen.
  • Berufliche Orientierung (BO)
    Die Schülerinnen und Schüler reflektieren im Fach Psychologie ihre Potenziale. Sie erwerben Strategien zur Verbesserung kognitiven Lernens, zur gelingenden Kommunikation und zur Arbeit in Gruppen. Dadurch werden sie in die Lage versetzt, sich den Herausforderungen der beruflichen Orientierung und des lebenslangen Lernens zu stellen.
  • Medienbildung (MB)
    Im Psychologieunterricht setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit der Wirkung von Medien und Medienkonsum auseinander und hinterfragen auch ihr eigenes Medienverhalten. Sie lernen, Medien kritisch zu bewerten und zu beurteilen sowie sie verantwortungsvoll zu nutzen. So werden Schülerinnen und Schüler dabei unterstützt, Medienkompetenz aufzubauen und sich zu mündigen Rezipienten zu entwickeln.
  • Verbraucherbildung (VB)
    Die Schülerinnen und Schüler werden im Alltag mit vielfältigen Konsumentscheidungen konfrontiert. Die im Psychologieunterricht erworbenen Erkenntnisse zum Zusammenspiel von Kognition, Emotion und Motivation, zu Gruppenprozessen sowie zum Einfluss von Medien können die Jugendlichen nutzen, um Konsumentscheidungen zu treffen, die förderlich sind für eine selbstbestimmte, verantwortungs- und gesundheitsbewusste Lebensführung.

1.2 Kompetenzen

Im Bildungsplan Psychologie sind die prozessbezogenen und inhaltsbezogenen Kompetenzen so konzipiert und formuliert, dass sie sich in der Unterrichtspraxis sinnvoll verknüpfen lassen. Die fachinternen Verweise bieten hierfür zahlreiche Anregungen.



Zusammenhang zwischen Kompetenzen und Zielen des Psychologieunterrichts – © Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg

Außerdem zeigen weitere Verweise Möglichkeiten auf, psychologische Sachverhalte mit Themen anderer Fächer zu verbinden und die Leitperspektiven kontinuierlich im Unterricht zu verankern.

Die in den Beschreibungen der inhaltsbezogenen Kompetenzen in Klammern beispielhaft gesetzten Konkretisierungen sind als wichtige und sinnvolle Anregungen für die Unterrichtspraxis gedacht. Gleichzeitig soll eine inhaltliche Engführung vermieden werden, da die Hinweise in Klammern nicht bindend sind und so der Lehrperson eine eigene Schwerpunktsetzung mit Blick auf die jeweilige Lerngruppe und aktuelle psychologisch relevante Themenfelder ermöglicht wird.

Die verschiedenen inhaltlichen Themenfelder sind nicht notwendigerweise in der vorgegebenen Reihenfolge zu behandeln. Die wesentlichen Grundlagen der wissenschaftlichen Psychologie sollten allerdings zu Beginn des Schuljahres eingeführt werden.

1.3 Didaktische Hinweise

Im Fach Psychologie erwerben die Schülerinnen und Schüler Grundkenntnisse im Bereich der wissenschaftlichen Psychologie und beziehen diese auf ihre Lebenswelt. Aus diesem Spannungsfeld eines wissenschaftlichen Zugriffs auf psychische Phänomene einerseits und den alltagspsychologischen Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler andererseits leiten sich folgende didaktische Prinzipien ab:

Bezugspunkt des Unterrichts ist grundsätzlich die wissenschaftliche Psychologie mit ihren systematischen Methoden der Erkenntnisgewinnung. Dabei geht es stets darum, diese wissenschaftlichen Erkenntnisse mit Anwendungsmöglichkeiten in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen und der konkreten Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler zu verknüpfen.

Daher ist es sinnvoll, thematische Schwerpunkte mit den Schülerinnen und Schülern abzusprechen und damit eine Beteiligung der Schülerinnen und Schüler auch bei der Planung des Unterrichts zu ermöglichen, sodass ihre Interessen und Vorkenntnisse Berücksichtigung finden.

Auch wenn der Psychologieunterricht selbst erlebbare Phänomene im Alltag der Schülerinnen und Schüler thematisiert, darf die individuelle Selbsterfahrung nicht zum unmittelbaren Unterrichtsgegenstand werden. Vielmehr muss der Bezug auf die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler durch die Auswahl der Unterrichtsthemen und entsprechende Anwendungsbeispiele so hergestellt werden, dass sie nicht direkt in die Privatsphäre eindringen.

Durch handlungs- und problemorientierte Lernangebote (zum Beispiel Durchführung und Auswertung von Forschungsmethoden, Beobachtungen, Rollenspiele) kann Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gegeben werden, Methoden, Theorien und Modelle in der Praxis anzuwenden, Ergebnisse fachkompetent auszuwerten und nach transparenten Kriterien zu präsentieren.

Der Psychologieunterricht sollte zudem ausreichend Raum für Diskussion und Reflexion bieten, um auch eine kritische Auseinandersetzung mit den behandelten Inhalten und Erkenntnissen zu ermöglichen.

Die ausgewiesenen inhaltsbezogenen Kompetenzen decken drei Viertel der Unterrichtszeit ab; die verbleibende Unterrichtszeit kann für Vertiefung und Schwerpunktsetzung genutzt werden.

Die Aufgabenstellungen in den schriftlichen Leistungsmessungen müssen mit definierten Prüfungsoperatoren formuliert werden. Eine Klausur sollte in der Regel Aufgaben auf allen drei Anforderungsniveaus enthalten. Daher ist es wichtig, die Operatoren im Unterricht einzuführen und zu verwenden, damit die Schülerinnen und Schüler bei den Leistungsmessungen damit vertraut sind. Auch der Transfer von psychologischem Wissen sollte im Unterricht regelmäßig geübt werden.




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