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Berufliche Schulen

Bildungsplanarbeit für die Beruflichen Gymnasien

Ethik

Klasse 8, 9, 10

Vorbemerkungen

Allgemeine Vorbemerkungen
Der Bildungsplan zeichnet sich durch Inhalts- und Kompetenzorientierung aus. In jeder Bildungsplaneinheit (BPE) werden in kursiver Schrift die übergeordneten Ziele beschrieben, die durch Zielformulierungen sowie Inhalts- und Hinweisspalte konkretisiert werden. In den Zielformulierungen werden die jeweiligen fachspezifischen Operatoren als Verben verwendet. Operatoren sind handlungsinitiierende Verben, die signalisieren, welche Tätigkeiten beim Bearbeiten von Aufgaben erwartet werden. Die für das jeweilige Fach relevanten Operatoren sowie deren fachspezifische Bedeutung sind jedem Bildungsplan im Anhang beigefügt. Durch die kompetenzorientierte Zielformulierung mittels dieser Operatoren wird das Anforderungsniveau bezüglich der Inhalte und der zu erwerbenden Kompetenzen definiert. Die formulierten Ziele und Inhalte sind verbindlich und damit prüfungsrelevant. Sie stellen die Regelanforderungen im jeweiligen Fach dar. Die Inhalte der Hinweisspalte sind unverbindliche Ergänzungen zur Inhaltsspalte und umfassen Beispiele, didaktische Hinweise und Querverweise auf andere Fächer bzw. BPE.
Der VIP-Bereich im Bildungsplan umfasst Vertiefung, individualisiertes Lernen sowie Projektunterricht. Im Rahmen der hier zur Verfügung stehenden Stunden sollen die Schülerinnen und Schüler bestmöglich unterstützt und bei der Weiterentwicklung ihrer personalen und fachlichen Kompetenzen gefördert werden. Die Fachlehrerinnen und Fachlehrer nutzen diese Unterrichtszeit nach eigenen Schwerpunktsetzungen auf Basis der fächerspezifischen Besonderheiten und nach den Lernvoraussetzungen der einzelnen Schülerinnen und Schüler.
Der Teil „Zeit für Leistungsfeststellung“ des Bildungsplans berücksichtigt die Zeit, die zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Leistungsfeststellungen zur Verfügung steht. Dies kann auch die notwendige Zeit für die gleichwertige Feststellung von Schülerleistungen (GFS), Nachbesprechung zu Leistungsfeststellungen sowie Feedback-Gespräche umfassen.

Fachbezogene Vorbemerkungen
Das Fach Ethik versteht sich nicht nur als Wissens- und Lernfach, sondern leistet darüber hinaus auch wesentliche Beiträge zur Persönlichkeitsbildung der Schülerinnen und Schüler sowie zur Förderung ihrer sozialen Verhaltensweisen. So sollen sie neben einer spezifischen Fachkompetenz, bestehend aus Sach- und Methodenkompetenz, auch personale und soziale Kompetenzen erwerben. Kernaufgabe des Fachs Ethik ist es, diese Kompetenzen zu schulen, um die Schülerinnen und Schüler zu befähigen, selbstständig moralisch urteilen zu können.
Der Ethikunterricht will – insbesondere den jüngeren Schülerinnen und Schülern – eine „Lebenskunde“ oder „Lebenshilfe“ auf ethischer Grundlage geben. Dabei soll – ausgehend vom Erfahrungshorizont der Schülerinnen und Schüler – der Blick von ihrer eigenen Sicht auf allgemeine Sachbereiche geöffnet werden; im Verlauf der drei Schuljahre treten philosophisch-ethische Probleme und Fragestellungen zunehmend in den Vordergrund. Der Unterricht berücksichtigt wichtige Inhalte der philosophischen Ethik, ist jedoch im Ansatz wie von seiner Zielsetzung her mit dieser Disziplin nicht gleichzusetzen. Er geht von konkreten Erfahrungen und Fragen der Schülerinnen und Schüler aus und reflektiert sie auf ihre ethischen Gehalte; die Schülerinnen und Schüler werden vom spontanen Empfinden und Urteilen weiter geführt zur Entwicklung eines begründeten Urteilsvermögens und Wertebewusstseins. Sie gehen dabei von ihrem persönlichen Erfahrungsbereich aus und lernen zunehmend davon zu abstrahieren und gesellschaftliche und globale Bereiche zu berücksichtigen.
Um dies zu erreichen, orientieren sich die kompetenzorientierten Zielformulierungen in den einzelnen Bildungsplaneinheiten im Wesentlichen entlang der drei Anforderungsbereiche der Einheitlichen Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung (EPA), sodass in jeder Einheit eine Progression stattfinden kann. Diese Progression erfolgt ebenfalls im Hinblick auf die drei Schuljahre, da es mehrere Themenbereiche gibt, die in jedem Schuljahr unter einem anderen Blickwinkel behandelt werden. Der folgende Überblick verdeutlicht dies:
Gerade in Zusammenhang mit dem Thema Medien und dem Themenkomplex Natur und Technik sollen aktuelle ethische Fragestellungen diskutiert und die Schülerinnen und Schüler für die ethischen Probleme in diesen Bereichen sensibilisiert werden (Digitalisierung, Nachhaltigkeit). Die digitalisierte Welt bietet hier eine Vielzahl von Möglichkeiten, die sich auf die Erfahrungswelt der Schülerinnen und Schüler beziehen.
In der Bildungsplaneinheit „Herausforderungen des menschlichen Lebens“ (BPE 9) ist ausdrücklich eine Schwerpunktsetzung möglich, ebenfalls können die drei Themen Partnerschaft, Arbeitswelt und Endlichkeit kombiniert werden. Insgesamt soll den Schülerinnen und Schülern hier ein breites Feld an lebensnahen ethischen Themen eröffnet werden.
Verschiedene Formen offenen Unterrichts sowie Projektunterricht sind von elementarer Bedeutung, eine altersgemäße Umsetzung ist hier angebracht. Insbesondere die Bildungsplaneinheiten, die Aspekte der Lebensgestaltung thematisieren, sind darauf ausgelegt, inhaltlich entsprechend der jeweiligen Klasse, ihren Interessen und Bedürfnissen angepasst zu werden.


Klasse 8

Vertiefung – Individualisiertes Lernen – Projektunterricht (VIP)

20

Vertiefung

Individualisiertes Lernen

Projektunterricht

z. B.
Übungen
Anwendungen
Wiederholungen
z. B.
Selbstorganisiertes Lernen
Lernvereinbarungen
Binnendifferenzierung
z. B.
Besuch von Gotteshäusern
Umfrage in der Schule (z. B. zur Mediennutzung)
Medienberater einladen
Medienprojekt zusammen mit Deutsch und GGk
Naturschutzprojekt
Die Themenauswahl des Projektunterrichts hat aus den nachfolgenden Bildungsplaneinheiten unter Beachtung Fächer verbindender Aspekte zu erfolgen.

BPE 1

Identität

10

Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit ihrer eigenen Identität im Spannungsfeld der Rollenerwartung anderer auseinander. Sie beschreiben außerdem das Verhältnis von Freiheit und Verantwortung und erörtern, was für sie zu einem gelingenden Leben beiträgt.

BPE 1.1

Die Schülerinnen und Schüler untersuchen und beschreiben Rollenerwartungen und Rollenkonflikte.

Merkmale der Persönlichkeit
z. B. Wer bin ich? Vorbilder, Vorgeschichte
vgl. Ernährung, Soziales, Gesundheit, Klasse 8
  • Identität
  • Individualität

Soziale Rollen und soziale Interaktion
z. B. Begabungen, Stärken, Schwächen, Einschränkungen, Wertvorstellungen, Interessen, Herkunft, soziales Umfeld, Alter, Geschlecht
z. B. Perspektivenwechsel, Ich im Spannungsfeld sozialer Beziehungen

BPE 1.2

Die Schülerinnen und Schüler benennen Formen von Freiheit und Unfreiheit und arbeiten den Zusammenhang zwischen Freiheit und Verantwortung heraus.

Innere und äußere Freiheit

Abhängigkeit und Verantwortung
z. B. Verantwortung in ihren verschiedenen Dimensionen, Freiheit und Abhängigkeit im Leben mit anderen, Freiheit als Übernahme von Verantwortung im persönlichen und politischen Bereich

BPE 1.3

Die Schülerinnen und Schüler erläutern und bewerten Aspekte eines selbstbestimmten und glücklichen Lebens.

Zukunftsperspektiven
z. B. Lebensziele, Hoffnungen, Wünsche

BPE 2

Grundwerte

10

Die Schülerinnen und Schüler erläutern Grundbegriffe der Ethik und untersuchen, wie sich diese auf eigene Lebensbereiche anwenden lassen. Ausgehend von ihren Erfahrungen mit Konflikten erläutern sie, wie ein gutes Leben in heutigen Gesellschaften gelingen kann.

BPE 2.1

Die Schülerinnen und Schüler beschreiben eigene Wertvorstellungen und vergleichen sie.

Unterschiedliche Wertvorstellungen aus der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler
z. B. Wunsch nach Freiheit, Gerechtigkeit, Toleranz, Wahrheit, Vertrauen, Selbstvertrauen, Respekt, Glück

BPE 2.2

Die Schülerinnen und Schüler erklären Grundbegriffe der Ethik und beschreiben den Begriff des moralisch Guten.

Grundbegriffe der Ethik
z. B. Werte und Normen; Ethik, Moral, Sitte
Begriff des moralisch Guten
Alltagsbeispiele, Dilemmasituationen

BPE 2.3

Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit Konfliktsituationen auseinander und begründen ethische Entscheidungen auf der Grundlage von Werten und Normen.

Gesellschaftliche Konflikte
z. B. Chancengleichheit, gerechte Bezahlung, Inklusion
Werte und Normen als Basis des gesellschaftlichen Zusammenlebens
z. B. Gerechtigkeit, Menschenrechte, Konsensfindung und Minimalkonsens

BPE 3

Monotheismus

10

Die Schülerinnen und Schüler stellen den Zusammenhang von Religion und Kultur dar. Sie vergleichen die drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam in Grundzügen und setzen sich damit auseinander, inwiefern Toleranz eine Basis für ein gelingendes Zusammenleben darstellt.

BPE 3.1

Die Schülerinnen und Schüler beschreiben die religiöse Prägung der Gesellschaft und setzen sich damit auseinander, wieso Menschen gläubig sind.

Religion und Kultur
z. B. Architektur von Kirchen, Synagogen, Moscheen; Kunst, Kalender, Pilgern, Speisegebote, maurisches Spanien
Funktion von Glauben

BPE 3.2

Die Schülerinnen und Schüler vergleichen die drei monotheistischen Religionen anhand zentraler Inhalte.

Glaubensgrundsätze in Christentum, Judentum und Islam
z. B. Heilige Schriften (Bibel, Tora, Koran), Grundregeln (Zehn Gebote, Sure 17), Heilige Orte (Jerusalem, Mekka; Gotteshäuser und Friedhöfe), Rituale (Gebete, Feste, Fasten), Gottesvorstellungen (Jesus, Jahwe, Allah), Lebens- und Glaubenswelten

BPE 3.3

Die Schülerinnen und Schüler untersuchen, wie Christen, Muslime und Juden in Deutschland zusammenleben, und erläutern Bedingungen einer toleranten Gesellschaft.

Lebenswelten von Christen, Muslimen und Juden
z. B. Besuch von Kirchen, Moscheen, Synagogen
Fundamentalismus und Anspruch auf absolute Wahrheit einer Religion als Anlass für Konflikte
z. B. Kreuzzüge und Terrorismus
Toleranz und Achtung des Glaubens anderer als ethisches Prinzip
z. B. Religionsfreiheit (Grundgesetz); Ablehnung und Akzeptanz als Grundkomponenten von Toleranz

BPE 4

Medien und Konsum

10

Die Schülerinnen und Schüler beschreiben ihren Umgang mit Medien und nehmen zu den Chancen und Risiken der Medien für sich und die Gesellschaft Stellung. Sie erörtern den reziproken Zusammenhang von Medien und Konsum und entwickeln Möglichkeiten eines verantwortungsbewussten Umgangs.

BPE 4.1

Die Schülerinnen und Schüler beschreiben ihren Medienkonsum und setzen sich damit kritisch auseinander.

Einfluss und Nutzung von Medien auf ihre Lebenswelt
z. B. Alltagsgestaltung, unmittelbare und digitale soziale Beziehungen, Medienprotokoll
Chancen und Risiken
z. B. Informationszuwachs, Werbung und Manipulation, Mobbing, Privatsphäre, Öffentlichkeit, rechtliche Fragen, Datenschutz, Freiräume, Sucht, Gewaltdarstellung
vgl. Geschichte mit Gemeinschaftskunde, Klasse 8; Deutsch, Klasse 8

BPE 4.2

Die Schülerinnen und Schüler erklären den Zusammenhang von Medien und unserem Konsumverhalten und erörtern, wie ein verantwortungsbewusster und verantwortungsvoller Umgang mit Medien gelingt.

Medien und Konsum

  • Konsumverhalten
  • beschleunigte Lebenswelt
z. B. Interessen von Medienanbietern und Mediennutzern, Medienentwicklung
vgl. Geschichte mit Gemeinschaftskunde, Klasse 8; Deutsch, Klasse 8

BPE 5

Mensch, Natur, Technik

10

Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit dem Stellenwert von Natur und Technik für den Einzelnen und die Gesellschaft auseinander und beurteilen, in welchem Verhältnis Mensch, Natur und Technik zueinander stehen. Sie debattieren altersgemäß Möglichkeiten zur Lösung von Konflikten in diesem Spannungsfeld.

BPE 5.1

Die Schülerinnen und Schüler beschreiben die Bedeutung der Natur und der Technik für den Menschen.

Leben in und mit der Natur
z. B. Tier- und Pflanzenwelt, Klimawandel, Urlaub und Erholung, Ernährung
Stellenwert der Technik
z. B. Haushalt, Mobilität, Arbeit, Kommunikation

BPE 5.2

Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit der Stellung des Menschen in der technisierten Welt auseinander.

Technik als Hilfsmittel
z. B. Roboter, Computer (Smartphone, Künstliche Intelligenz), Prothesen
Abhängigkeit von einer technisierten Lebenswelt
z. B. neue Medien, soziale Netzwerke, Internet
vgl. BPE 4

BPE 5.3

Die Schülerinnen und Schüler untersuchen, wie ein verantwortungsbewusster Umgang mit Natur und Technik aussieht.

Wertekonflikte im Spannungsfeld Mensch – Natur – Technik
z. B. Nachhaltigkeit, Selbstbestimmung, Umweltschutz, Komfort, Freiheit

Zeit für Leistungsfeststellung

10

70

80

Klasse 9

Vertiefung – Individualisiertes Lernen – Projektunterricht (VIP)

20

Vertiefung

Individualisiertes Lernen

Projektunterricht

z. B.
Übungen
Anwendungen
Wiederholungen
z. B.
Selbstorganisiertes Lernen
Lernvereinbarungen
Binnendifferenzierung
z. B.
Filmanalyse
Besuch eines Altersheimes, eines Krankenhauses
Kontakt mit der AIDS-Hilfe
Pro Familia-Vertreter einladen
Besuch der Agentur für Arbeit
Die Themenauswahl des Projektunterrichts hat aus den nachfolgenden Bildungsplaneinheiten unter Beachtung Fächer verbindender Aspekte zu erfolgen.

BPE 6

Konflikte und Toleranz

10

Die Schülerinnen und Schüler beurteilen soziale Konflikte und analysieren deren Struktur. Sie setzen sich mit Aggressionstheorien auseinander. Sie erläutern den Toleranzbegriff altersgemäß und debattieren, inwiefern Toleranz eine Bedingung gelingender pluralistischer Gesellschaften darstellt.

BPE 6.1

Die Schülerinnen und Schüler analysieren Konflikte in ihrer Umwelt und entwickeln Lösungsstrategien für diese.

Soziale Konflikte
z. B. Familie, Freundeskreis, Schule; Armut, Krieg, Vertreibung, Flucht
vgl. Ernährung, Soziales, Gesundheit, Klasse 8; Geschichte mit Gemeinschaftskunde, Klasse 8
Konfliktanalyse
z. B. Ursachen, Konfliktparteien, Ablauf, Ausgang

BPE 6.2

Die Schülerinnen und Schüler erklären unterschiedliche Aggressionstheorien und stellen sie gegenüber.

Gewalt- und Aggressionstheorien
z. B. lernpsychologisches Modell, Frustrations-Aggressions-Modell, biologische Triebtheorie, neurobiologische Erklärungsansätze

BPE 6.3

Die Schülerinnen und Schüler erörtern Konfliktpotenziale pluralistischer Gesellschaften und erläutern die Bedeutung der Toleranz für ein gelingendes Zusammenleben.

Merkmale pluralistischer Gesellschaften und deren Konfliktbereiche
z. B. Unterschiedliche Lebensstile und Weltanschauungen (Religion, Politik, Kultur)
Toleranz
z. B. Begriff der Toleranz, Rechtsstaat (Grundgesetz, Menschenrechte)
vgl. Geschichte mit Gemeinschaftskunde, Klasse 9

BPE 7

Sokrates

10

Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit dem Menschen und Philosophen Sokrates auseinander. Sie analysieren seine Methode in Ansätzen und beurteilen die Bedeutung der Vernunft für die Philosophie.

BPE 7.1

Die Schülerinnen und Schüler beschreiben die Anfänge der praktischen Philosophie beispielhaft an der Person des Sokrates.

Die Welt der antiken Philosophie
z. B. Vorsokratiker, Polis Athen, Akademie (Sokrates, Platon, Aristoteles)
Sokrates: Lehre und Person
z. B. Leben und Werk, Anklage, Prozess und Urteil, Auseinandersetzung mit Sophisten

BPE 7.2

Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit der Bedeutung der Vernunft und der sokratischen Gesprächsmethodik auseinander.

(Selbst‑)Reflexion als philosophische Methode
z. B. Bedeutung der Vernunft, Perspektivenwechsel
Das sokratische Gespräch
z. B. Aufbau eines sokratischen Dialogs, Bewertung der Mäeutik
Syllogismus als Argumentationsschema

BPE 8

Hinduismus und Buddhismus

10

Die Schülerinnen und Schüler stellen die Wesenszüge des Hinduismus und Buddhismus dar und vergleichen diese mit den monotheistischen Religionen. In diesem Zusammenhang stellen sie philosophische Grundhaltungen Religionen gegenüber.

BPE 8.1

Die Schülerinnen und Schüler vergleichen die östlichen Religionen Buddhismus und Hinduismus.

Zentrale Glaubensgrundsätze im Hinduismus
z. B. Hinduistische Götterwelt, Lehre von Karma und Wiedergeburt, Gebote, Feste, Regeln, Verknüpfung von Religion und Alltag
Wesentliche Inhalte der Lehre des Buddhismus
z. B. Siddharta Gautama, Vier edle Wahrheiten, achtfacher Pfad, Karma, Samsara, Nirwana; Gebote, Feste, Regeln

BPE 8.2

Die Schülerinnen und Schüler arbeiten Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen monotheistischen und östlichen Religionen heraus.

Weltreligionen im Vergleich
z. B. Begriffsdifferenzierung (Polytheismus, Pantheismus, Panentheismus/Deismus, Henotheismus, Atheismus, Monotheismus), Jenseitsvorstellung, Schriftkultur, Bezüge zur östlichen Philosophie (Konfuzius)

BPE 9

Herausforderungen des menschlichen Lebens

10

Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit essenziellen Bereichen des menschlichen Lebens auseinander. Sie analysieren eigene Wünsche, Erwartungen und Erfahrungen bezogen auf die Themen Liebe und Partnerschaft, Arbeit und Arbeitswelt, Altern und Sterben. Sie erörtern Erwartungen und Anforderungen der Gesellschaft und bewerten die Bedeutung dieser Lebensbereiche für eine gelingende Lebensgestaltung.

BPE 9.1

Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit dem Thema Freundschaft, Liebe und Partnerschaft auseinander und arbeiten deren Bedeutung für einen gelingenden Lebensentwurf heraus.

Freundschaft, Liebe und Partnerschaft als grundlegende Merkmale menschlichen Lebens
z. B. Grundbedürfnis Liebe, Familienmodelle, verantwortungsvolles und selbstbestimmtes Verhalten in der Partnerschaft, Formen menschlicher Sexualität, Rollenbilder, Geschlechterrollen

BPE 9.2

Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit dem Thema Arbeit und Arbeitswelt auseinander und arbeiten deren Bedeutung für einen gelingenden Lebensentwurf heraus.

Der Stellenwert der Arbeit im Leben des Menschen
z. B. Formen der Arbeit (Erwerbsarbeit, Hausarbeit, Zeitarbeit), Stellenwert der Arbeit (Notwendigkeit, Selbstverwirklichung, Berufung), Probleme der Arbeitswelt (Arbeitslosigkeit, Leistungsdruck, Selbstoptimierung, Entfremdung)

BPE 9.3

Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit dem Thema Endlichkeit auseinander und arbeiten deren Bedeutung für die menschliche Existenz heraus.

Altern, Sterben, Tod
z. B. Umgang mit Krankheit, Vorstellungen eines menschenwürdigen Alterns und Sterbens (Sterbehilfe, Patientenverfügung, Altersheime und Hospize); Bestattungszeremonien und Jenseitsvorstellungen

BPE 10

Konsum und Nachhaltigkeit

10

Die Schülerinnen und Schüler beurteilen ihr eigenes Konsumverhalten kritisch. Sie setzen sich mit Möglichkeiten eines nachhaltigen Lebens und Handelns auseinander und debattieren unterschiedliche Optionen.

BPE 10.1

Die Schülerinnen und Schüler beschreiben ihr eigenes Konsumverhalten und setzen sich kritisch damit auseinander.

Konsum und Leben
z. B. Kriterien des Konsumverhaltens (was, wieviel), Bedürfnistheorien (Maslow), Ressourcenverbrauch eines Menschen (ökologischer Fußabdruck)
vgl. Wirtschaftsgeografie, Klasse 9

BPE 10.2

Die Schülerinnen und Schüler erklären den Zusammenhang von Konsum und Nachhaltigkeit und erörtern, wie ein verantwortungsbewusstes Verhalten angesichts globaler Herausforderungen möglich ist.

Konsum und Verantwortung
z. B. Verantwortung gegenüber der Natur und anderer Menschen weltweit (Wasser als Menschenrecht, Ressourcenverbrauch, Ausbeutung, Kinderarbeit)
vgl. Wirtschaftsgeografie, Klasse 9
Möglichkeiten eines nachhaltigen Lebensstils
z. B. Lebensmittel, Wohnen, Reisen, Generationengerechtigkeit, Mobilität, Zero-Waste, Buy-Nothing-Day, Fair Trade, CO2-Bilanz

Zeit für Leistungsfeststellung

10

70

80

Klasse 10

Vertiefung – Individualisiertes Lernen – Projektunterricht (VIP)

20

Vertiefung

Individualisiertes Lernen

Projektunterricht

z. B.
Übungen
Anwendungen
Wiederholungen
z. B.
Selbstorganisiertes Lernen
Lernvereinbarungen
Binnendifferenzierung
z. B.
Projekt mit der Obdachlosenhilfe, Tafelladen
Rollenspiel
Projekt mit einem Naturschutzverband
Die Themenauswahl des Projektunterrichts hat aus den nachfolgenden Bildungsplaneinheiten unter Beachtung Fächer verbindender Aspekte zu erfolgen.

BPE 11

Egoismus und Altruismus

10

Die Schülerinnen und Schüler stellen unterschiedliche Begründungen von Moral exemplarisch dar und setzen sich kritisch mit der Anwendbarkeit der Ansätze auseinander. Davon ausgehend bewerten sie ihre eigenen Handlungen.

BPE 11.1

Die Schülerinnen und Schüler beschreiben den Einfluss egoistischer Motive in ihren Handlungen und erklären einen ethischen Ansatz der Vertragstheorie.

Handeln aus Egoismus
z. B. Hedonismus, Eigeninteresse als Motivationsgrundlage, Psychologischer Egoismus, Evolutionsbiologie
Moral und Vertrag
z. B. Naturzustand und Vertragstheorie (Hobbes)
Anwendbarkeit und Kritik
ein Fallbeispiel aus dem Alltag
Egoismus und Kooperation (Hume)
z. B. Gefangenendilemma

BPE 11.2

Die Schülerinnen und Schüler beschreiben den Einfluss von Gefühlen für ihre Handlungen und erklären einen gefühlsethischen Ansatz.

Handeln nach Gefühl
z. B. Empathie, moralische Gefühle im Alltag (Mitleid, Scham, Reue, Schuldgefühl, Empörung, Kränkung)
Moral und Gefühl
z. B. Moral sense (Hutcheson), Zusammenhang von Moral und Gefühl (Hume)
Anwendbarkeit und Kritik
ein Fallbeispiel aus dem Alltag (Vernunft contra Mitleid, Nahhorizont)

BPE 12

Armut

10

Die Schülerinnen und Schüler beschreiben Erscheinungsformen und Ursachen von Armut. Sie setzen sich mit den Auswirkungen für den Einzelnen auseinander und erörtern die Notwendigkeit sozialer Gerechtigkeit in einer Gesellschaft.

BPE 12.1

Die Schülerinnen und Schüler beschreiben Formen sowie Ursachen der Armut und arbeiten verschiedenen Armutsbegriffe und Definitionen heraus. In diesem Zusammenhang analysieren sie die Folgen von Armut.

Erscheinungsformen und Ursachen von Armut
z. B. verborgene und sichtbare Armut, Obdachlosigkeit, Bettler, Straßenkinder, Korrelation von Armut und Arbeitslosigkeit, Armut durch Krankheit, Teufelskreis der Armut in Entwicklungsländern, Globalisierungsfolgen, ungerechte Vermögens- und Einkommensverhältnisse
Was ist Armut?
z. B. relative, absolute, materielle, immaterielle, emotionale, charakterliche Armut
Auswirkungen von Armut auf den Menschen und die Gesellschaft
z. B. Einfluss auf das Selbstwertgefühl, soziale Ausgrenzung, Verwahrlosung, Aggression, Apathie; Migration, Flucht
vgl. Wirtschaftsgeografie, Klasse 10

BPE 12.2

Die Schülerinnen und Schüler beurteilen die soziale Verantwortung des Staates und der Gesellschaft.

Armut und Gesellschaft
z. B. Kinderarmut, Mindestlohn, prekäre Lebensverhältnisse
Gerechtigkeit als Fairness
z. B. Solidargemeinschaft (Hilfe für Benachteiligte, Generationenvertrag, soziale Sicherungssysteme), Menschenwürde

BPE 13

Erscheinungsformen des Religiösen

10

Die Schülerinnen und Schüler beschreiben über die Weltreligionen hinaus Phänomene des Religiösen und analysieren Gründe für Religiosität. Sie debattieren die Bedeutung der Religion für die Gesellschaft und setzen sich mit nichtreligiösen Anschauungen auseinander.

BPE 13.1

Die Schülerinnen und Schüler beschreiben religiöse Erscheinungsformen und erklären Funktionen religiöser Lebensanschauungen.

Phänomene des Religiösen
z. B. Spiritualität, Esoterik, Symbolik, Fundamentalismus und Fanatismus, Sekten, Okkultismus, Satanismus
Funktionen des Religiösen
z. B. Sinnsuche und Kontingenzbewältigung, Suche nach Antworten (Schöpfung, Schicksal und Tod), Gemeinschaftserlebnis

BPE 13.2

Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit religiösen und nichtreligiösen Weltanschauungen auseinander.

Religion und Gesellschaft
z. B. kulturelle Bereicherung, Konfliktpotenzial, Religion und Staat
Grundzüge nichtreligiöser Weltsicht
z. B. Rationalismus, Agnostizismus, Atheismus, Diesseitsorientierung, moralische Verpflichtung

BPE 14

Medien und Wirklichkeit

10

Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit der konstruierten Realität der digitalen Medien auseinander und setzen sich dabei mit dem medialen Einfluss auf den Einzelnen und dem Wertesystem einer Gesellschaft auseinander. Des Weiteren beurteilen sie, inwiefern die Sicht auf den Menschen durch die mediale Realität beeinflusst wird.

BPE 14.1

Die Schülerinnen und Schüler arbeiten die lebensverändernde Wirkung der digitalen Medien heraus.

Wirkmacht der Medien
z. B. positive und negative Einflüsse der Digitalisierung auf die Jugendkultur

BPE 14.2

Die Schülerinnen und Schüler beschreiben und analysieren medial konstruierte Wirklichkeiten und erörtern ihren Einfluss auf das Menschenbild.

Medien und Wirklichkeit
z. B. aktuelle virtuelle Plattformen der Jugendkultur, virtuelle Lebenswelten, Wahrheits- und Wirklichkeitsanspruch; Filme, Serien
Medien und Ethik
z. B. Eigen- und Fremddarstellung, medialer Missbrauch, Medien als vierte Gewalt, Werte- und Wertdarstellungen, Werteverlust

BPE 15

Naturethik

10

Die Schülerinnen und Schüler stellen unterschiedliche Ansichten des Menschen auf die Bedeutung der Natur dar, außerdem erklären sie Ansätze der Naturethik, vergleichen sie bezüglich ihrer Reichweite und analysieren sie auf ihre Anwendbarkeit. Sie debattieren auf Basis moderner Wissenschaften und Technologien die Wichtigkeit eines nachhaltigen Umgangs mit der Ressource Natur.

BPE 15.1

Die Schülerinnen und Schüler beschreiben verschiedene Auffassungen von Natur und begründen die zentrale Bedeutung der Natur für die menschliche Existenz.

Bedeutung der Natur für den Menschen
z. B. Natur als Schöpfung und als existenzielle Gegebenheit, Ressource, Lebensgrundlage des Menschen, Abgrenzung Natur – Kultur

BPE 15.2

Die Schülerinnen und Schüler erklären und beurteilen verschiedene naturethische Standpunkte und erörtern in diesem Zusammenhang Chancen und Risiken im Umgang mit der Natur.

Sichtweisen auf die Natur und unterschiedliche ethische Positionen
z. B. Anthropozentrismus, Pathozentrismus, Biozentrismus, Holismus
Auseinandersetzung mit aktuellen Problemen
z. B. Energieerzeugung, Gentechnik, Klimawandel

Zeit für Leistungsfeststellung

10

70

80

Operatorenliste

In den Zielformulierungen der Bildungsplaneinheiten werden Operatoren (= handlungsleitende Verben) verwendet. Diese Zielformulierungen (Standards) legen fest, welche Anforderungen die Schülerinnen und Schüler in der Regel erfüllen. Zusammen mit der Zuordnung zu einem der drei Anforderungsbereiche (AFB) dienen Operatoren einer Präzisierung. Dies sichert das Erreichen des vorgesehenen Niveaus und die angemessene Interpretation der Standards.

Anforderungsbereiche


Anforderungsbereiche
Anforderungsbereich I umfasst die Wiedergabe von Sachverhalten aus einem abgegrenzten Gebiet im gelernten Zusammenhang, die Beschreibung und Verwendung gelernter und geübter Arbeitstechniken in einem begrenzten Gebiet und einem wiederholenden Zusammenhang.
Anforderungsbereich II umfasst das selbstständige Auswählen, Anordnen, Verarbeiten und Darstellen bekannter Sachverhalte unter vorgegebenen Gesichtspunkten in einem durch Übung bekannten Zusammenhang; die selbstständige Anwendung des Gelernten auf vergleichbare neue Situationen. Dabei kann es entweder um veränderte Sachzusammenhänge oder um abgewandelte Verfahrensweisen gehen.
Anforderungsbereich III umfasst das planmäßige Verarbeiten komplexer Gegebenheiten mit dem Ziel, zu selbstständigen Gestaltungen, Deutungen, Folgerungen, Begründungen oder Wertungen zu gelangen. Dabei werden aus den gelernten Denkmethoden bzw. Lösungsverfahren die zur Bewältigung der Aufgaben geeigneten selbstständig ausgewählt und der neuen Problemstellung angepasst.
Operator Erläuterung Zuordnung
AFB
analysieren
wichtige Bestandteile eines Textes oder Zusammenhangs auf eine bestimmte Fragestellung hin herausarbeiten
II
begründen
einen Sachverhalt oder eine Aussage durch nachvollziehbare Argumente stützen
III
benennen
Begriffe oder Sachverhalte ohne nähere Erläuterung aufzählen
I
beschreiben
Sachverhalte oder Zusammenhänge strukturiert mit eigenen Worten wiedergeben
I
beurteilen, bewerten
zu einem Sachverhalt ein selbständiges Urteil unter Verwendung von Fachwissen und Fachmethoden begründet formulieren
III
darstellen
Sachverhalte oder Zusammenhänge strukturiert mit eigenen Worten wiedergeben
I
debattieren
in einem Streitgespräch kontroverse Positionen nach vorgegebenen Regeln vertreten
III
den Argumentationsgang wiedergeben
einen Argumentationsgang strukturiert zusammenfassen
I
entwerfen
Aufgaben auf der Grundlage von Textkenntnissen und Sachwissen gestaltend interpretieren
III
entwickeln
gewonnene Analyseergebnisse synthetisieren, um zu einer eigenen Deutung zu gelangen
III
erklären
einen Sachverhalt nachvollziehbar und verständlich machen
II
erläutern
einen Sachverhalt veranschaulichend darstellen und durch zusätzliche Informationen verständlich machen
II
erörtern
eine These oder Problemstellung in Form einer Gegenüberstellung von Argumenten untersuchen und mit einer begründeten Stellungnahme bewerten
III
gegenüberstellen
Gemeinsamkeiten, Ähnlichkeiten und Unterschiede ermitteln
II
gestalten
Aufgaben auf der Grundlage von Textkenntnissen und Sachwissen gestaltend interpretieren
III
herausarbeiten
aus Materialien Sachverhalte herausfinden, die nicht explizit genannt werden
II
in den Zusammenhang einordnen
einen Sachverhalt mit erläuternden Hinweisen in einen Zusammenhang einfügen
II
prüfen
Aussagen auf ihre Angemessenheit hin untersuchen
III
sich auseinandersetzen, diskutieren
eine These oder Problemstellung in Form einer Gegenüberstellung von Argumenten untersuchen und mit einer begründeten Stellungnahme bewerten
III
Stellung nehmen
zu einem Sachverhalt ein selbstständiges Urteil unter Verwendung von Fachwissen und Fachmethoden begründet formulieren
III
skizzieren
Sachverhalte auf das Wesentliche reduziert übersichtlich darstellen
I
untersuchen
wichtige Bestandteile eines Textes oder Zusammenhangs auf eine bestimmte Fragestellung hin herausarbeiten
II
vergleichen
Gemeinsamkeiten, Ähnlichkeiten und Unterschiede ermitteln
II
zusammenfassen
das Wesentliche in konzentrierter Form herausstellen
I

Amtsblatt des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg

Stuttgart, 23. Juli 2020
Lehrplanheft 3/2020
Bildungsplan für das Berufliche Gymnasium;
hier:
Berufliches Gymnasium der sechsjährigen Aufbauform
Vom 23. Juli 2020
44 – 6512.- 240/211

I.

II.

Für das Berufliche Gymnasium gilt der als Anlage beigefügte Bildungsplan.
Der Bildungsplan tritt am 1. August 2021 in Kraft.

Im Zeitpunkt des Inkrafttretens tritt der im Lehrplanheft 7/2004 veröffentlichte Lehrplan in diesem Fach vom 25. November 2004 (Az. 45-6512-240/92) außer Kraft.

Ethik
Berufliches Gymnasium der sechsjährigen Aufbauform
K.u.U., LPH Nr. 3/2020 Reihe N Nr. 5
Band 3 vom 23.07.2020

Fußleiste