1.1 Bildungsgehalt des Faches Kunst/Werken
Das Fach Kunst/Werken ist dem Auftrag verpflichtet, jungen Menschen kulturelle Teilhabe, das Verständnis von Kultur, aber auch die Ausbildung von Fähigkeiten wie Kreativität, Einfallsreichtum, freies und zukunftweisendes Denken, Wahrnehmen, Verstehen und Begreifen zu ermöglichen.
Im Mittelpunkt steht dabei die Identitätsbildung der Schülerinnen und Schüler durch die Stärkung der eigenen Persönlichkeit sowie der Weiterentwicklung der eigenen Ausdrucksfähigkeit und des Urteilsvermögens.
Das Fach Kunst/Werken ermöglicht den Schülerinnen und Schülern, über Wahrnehmen und Handeln Erkenntnisse über sich selbst und die Welt zu gewinnen. Dazu gehört die Beschäftigung mit sich selbst, eigenen inneren Welten sowie mit klassischen und zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern und deren Kunstwerken.
Gleichzeitig beinhaltet es die Auseinandersetzung mit unterschiedlichsten Materialien, Werkzeugen und Techniken.
Das Fach Kunst/Werken leistet somit einen entscheidenden Beitrag zur ästhetisch-kulturellen Bildung. Im Gestaltungsprozess entdecken die Schülerinnen und Schüler ihre Potenziale, erleben Freude und entwickeln ästhetische Kompetenzen.
Beitrag des Faches zu den Lebensfeldern
Das Fach Kunst/Werken steht damit in engem Bezug zum Lebensfeld Personales Leben, insbesondere zu den Unterbereichen Wahrnehmung der eigenen Person, Identität und Selbstbild sowie Selbstwirksamkeit und Selbstbestimmung, aber auch zum Lebensfeld Arbeitsleben, in dem grundlegende Erfahrungen im Umgang mit Werkzeugen und Techniken angelegt werden. Ebenso werden enge Zusammenhänge mit dem Lebensfeld Selbstständiges Leben gezogen, insbesondere mit dem Unterbereich Freizeit und Interessen. Außerdem bietet Kunst/Werken einen Beitrag zur persönlichen Entwicklung, indem individuelle Erfolgserlebnisse, Wirksamkeitserleben und Ausdruckmöglichkeiten ermöglicht werden.
1.2 Kompetenzen
Das Fach Kunst/Werken gliedert sich in folgende drei Kompetenzfelder, die nicht in einer hierarchischen Ordnung verstanden werden, sondern in der unterrichtlichen Umsetzung eng verzahnt und in Abhängigkeit der jeweiligen Schülervoraussetzungen in unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen vernetzt betrachtet werden müssen.
Zugänge zu Kunst und Werken eröffnen – Wahrnehmen, Beobachten, Erfahren, Erforschen, Erleben, Experimentieren
Der Schwerpunkt dieses Kompetenzfelds liegt auf der zunehmenden bewussten Wahrnehmung eigener und fremder innerer Gefühle, Stimmungen, Wünsche und Interessen. Diese inneren Welten stellen dabei den Ausgangspunkt der Auseinandersetzung mit Kunst dar. Durch die Erprobung und Erforschung unterschiedlicher künstlerischer Tätigkeiten können die Schülerinnen und Schüler zunehmend Ausdrucksmöglichkeiten dieser inneren Welten finden und in Bezug zur eigenen Person setzen. Ziel ist die Befähigung der Schülerinnen und Schüler, sich aktiv mitzuteilen und zu gestalten und somit in der gesellschaftlichen Teilhabe gestärkt zu werden.
Bearbeitung, Manipulation und (Neu-)Gestaltung
Das zweite Kompetenzfeld legt einen Schwerpunkt auf die künstlerische Tätigkeit und fokussiert Kompetenzen im Bereich der eigenen Ausdrucksfähigkeit in Abhängigkeit von Material, Werkzeug und Arbeitstechnik. Folgende Untergliederung wird dabei vorgenommen:
- Mit unterschiedlichen Materialien gestalten
Die Schülerinnen und Schüler erleben in der Gestaltung mit unterschiedlichen Materialien die Möglichkeit, sowohl nach Vorlage als auch ohne Vorlage frei ihre inneren Gefühle auszudrücken. - Durch Umräumen und Umorganisieren gestalten
Der Schwerpunkt dieses Bereichs liegt auf der Möglichkeit der Umgestaltung der Umwelt durch Veränderung vorhandener Gegenstände durch Umräumen und Umorganisieren. - Unterschiedliche Materialien in ihren Eigenschaften kennenlernen
Die Schülerinnen und Schüler lernen Eigenschaften unterschiedlicher Materialien durch Erprobung und Bearbeitung kennen und können diese Eigenschaften in Beziehung zu dem eigenen Ausdruckswunsch setzen. - Umgang mit unterschiedlichen Werkzeugen und Techniken kennenlernen
Der Schwerpunkt dieses Unterbereichs liegt auf der Vermittlung und Anwendung unterschiedlicher künstlerischer Techniken unter Einbezug aller gängigen Techniken des künstlerischen Ausdrucks.
Kommunikation über Kunst/Werken – Dokumentieren, Präsentieren, Positionieren und Reflektieren künstlerischer Prozesse unter Einsatz unterschiedlicher Medien
Das dritte Kompetenzfeld fokussiert die vertiefte Auseinandersetzung mit dem künstlerischen Gesamtprozess. Eigene und fremde künstlerische Tätigkeiten werden in Bezug auf die Planung, die Durchführung und das Ergebnis beschrieben und reflektiert und gemeinsam mit anderen diskutiert. Dabei wird auch Feedback zu eigenen und fremden Werken unter Einbezug unterschiedlicher Medien eingeholt und gegeben. Ebenso werden in diesem Bereich unterschiedliche Dokumentationsformen des künstlerischen Prozesses sowie unterschiedliche Präsentationsformen in den Blick genommen.
Abbildung 1: Verflechtung Lebensfelder – Fach Kunst/Werken (© Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg)
1.3 Didaktische Hinweise
Der Zugang zum Fach soll maßgeblich durch das praktische Tun gefördert werden. Werken erweitert die Gestaltungsmöglichkeiten der Schülerinnen und Schüler durch Grundlegung und Vertiefung einfacher handwerklicher Verfahren, durch das zunehmend sinnvolle Benutzen von Werkzeugen und verschiedener Materialien.
Im Mittelpunkt stehen das Nachbilden sowie freies Experimentieren und Erfinden.
Maßgeblich dabei ist die Zielsetzung des Faches Kunst/Werken, den Schülerinnen und Schülern eine Kommunikations- und Ausdrucksform innerer Welten zur Verfügung zu stellen.