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1. Leit­ge­dan­ken zum Kom­pe­ten­z­er­werb

1.1 Bil­dungs­wert der mo­der­nen Fremd­spra­chen

In ei­ner mo­der­nen und glo­ba­li­sier­ten Welt, die von zu­neh­men­der Mo­bi­li­tät und Ver­net­zung ge­prägt ist, stel­len Fremd­spra­chen­kennt­nis­se ei­ne wich­ti­ge Grund­la­ge für den in­ter­na­tio­na­len Dia­log dar. Sie be­fä­hi­gen den Ein­zel­nen, sich in in­ter­kul­tu­rel­len Kon­tex­ten an­ge­mes­sen zu be­we­gen. In­dem sich Schü­le­rin­nen und Schü­ler mit sprach­li­cher und kul­tu­rel­ler Viel­falt aus­ein­an­der­set­zen, er­wer­ben sie in­ter­kul­tu­rel­le Hand­lungs­kom­pe­tenz, die sie in die La­ge ver­setzt, mit In­di­vi­du­en und Grup­pen an­de­rer Kul­tu­ren an­ge­mes­sen und re­spekt­voll zu in­ter­agie­ren. Bei der Be­geg­nung mit ei­ner an­de­ren Spra­che wird der Ein­zel­ne mit ei­ner neu­en, ihm zu­nächst un­ge­wohn­ten sprach­li­chen Ord­nung der Welt kon­fron­tiert. Er lernt die­se neue Ord­nung als an­de­re mög­li­che In­ter­pre­ta­ti­on von Welt ken­nen und re­spek­tie­ren. Da­mit un­ter­stützt der Fremd­spra­chen­un­ter­richt in be­son­de­rem Ma­ße die Ent­wick­lung von To­le­ranz und Ak­zep­tanz von Viel­falt und trägt zu ei­nem fried­li­chen Zu­sam­men­le­ben in der Welt bei. In ei­ner in­ter­na­tio­nal ge­präg­ten Wirt­schafts- und Ar­beits­welt stel­len Fremd­spra­chen­kennt­nis­se au­ßer­dem ei­ne wich­ti­ge Vor­aus­set­zung dar, um an­ge­mes­sen auf dem glo­ba­len Markt zu agie­ren.

Ziel ei­nes mo­der­nen Fremd­spra­chen­un­ter­richts ist es des­halb, Schü­le­rin­nen und Schü­ler zu be­fä­hi­gen, sich in der Fremd­spra­che si­cher zu be­we­gen und sich da­bei zu­neh­mend flüs­sig und dif­fe­ren­ziert aus­zu­drü­cken. Fremd­spra­chen zu ler­nen heißt, in frem­de Wel­ten ein­zu­tau­chen und die­se in stei­gen­dem Ma­ße zu ver­ste­hen. Sie er­mög­li­chen es den Ler­nen­den, Wis­sen über frem­de Denk­mus­ter und Hand­lungs­wei­sen zu er­wer­ben und die­se mit den ei­ge­nen zu ver­glei­chen. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler kön­nen so de­ren kul­tu­rel­le und ge­ge­be­nen­falls auch his­to­ri­sche Be­dingt­heit ver­ste­hen, Ver­ständ­nis und Re­spekt für das Frem­de ent­wi­ckeln und Miss­ver­ständ­nis­se ver­mei­den.

So­zio­kul­tu­rel­les Wis­sen im Zu­sam­men­spiel mit in­ter­kul­tu­rel­ler und funk­tio­na­ler kom­mu­ni­ka­ti­ver Kom­pe­tenz ver­setzt die Schü­le­rin­nen und Schü­ler in die La­ge, künf­tig Aus­lands­auf­ent­hal­te und in­ter­na­tio­na­le Be­geg­nun­gen im Rah­men von Aus­bil­dung, Stu­di­um und Be­ruf so­wie im Pri­vat­le­ben ge­zielt und in­for­miert in die We­ge zu lei­ten und er­folg­reich zu be­wäl­ti­gen. Hier leis­ten die mo­der­nen Fremd­spra­chen ei­nen Bei­trag zur be­ruf­li­chen Ori­en­tie­rung der Schü­le­rin­nen und Schü­ler.

Bis zur all­ge­mei­nen Hoch­schul­rei­fe er­wirbt je­de Schü­le­rin und je­der Schü­ler Kom­pe­ten­zen in min­des­tens zwei Fremd­spra­chen. Der Ver­gleich von Un­ter­schie­den und Ge­mein­sam­kei­ten för­dert die Ein­sicht in ge­ne­rel­le sprach­li­che Struk­tur­mus­ter und das Ver­ständ­nis von Spra­che als Sys­tem. Die Kennt­nis von Struk­tu­ren ver­schie­de­ner Spra­chen so­wie von Stra­te­gi­en und Me­tho­den des Sprach­er­werbs för­dert dar­über hin­aus das Ler­nen wei­te­rer Fremd­spra­chen jen­seits der schu­li­schen Aus­bil­dung. Nach­den­ken über Spra­che schult die Fä­hig­keit, Hand­lungs­wei­sen, kom­ple­xe­re Sach­ver­hal­te, theo­re­ti­sche Er­kennt­nis­se, Denk­mus­ter und Wert­vor­stel­lun­gen zu durch­drin­gen und in ei­nen in­ter­kul­tu­rel­len Zu­sam­men­hang zu stel­len.


1.2 Kom­pe­ten­zen

In den vor­lie­gen­den Bil­dungs­plä­nen für die mo­der­nen Fremd­spra­chen ist die Aus­bil­dung der in­ter­kul­tu­rel­len kom­mu­ni­ka­ti­ven Kom­pe­tenz das über­ge­ord­ne­te Ziel des Fremd­spra­chen­ler­nens. Der Ge­mein­sa­me eu­ro­päi­sche Re­fe­renz­rah­men (GeR) der Spra­chen von 2001 sieht in die­ser in­ter­kul­tu­rel­len Hand­lungs­fä­hig­keit in un­ter­schied­li­chen Spra­chen den Kern sei­nes Mehr­spra­chig­keits­kon­zepts. Er de­fi­niert für al­le Spra­chen gül­ti­ge Kri­te­ri­en und Ni­veaus, nach de­nen die Sprach­be­herr­schung von Ler­nen­den ein­ge­stuft wer­den kann. Dar­an ori­en­tiert sich der Kom­pe­tenz­auf­bau über die ver­schie­de­nen Klas­sen in den vor­lie­gen­den Bil­dungs­plä­nen für die mo­der­nen Fremd­spra­chen. Die in den Bil­dungs­plä­nen be­schrie­be­nen Kom­pe­ten­zen ent­spre­chen den Vor­ga­ben der „Bil­dungs­stan­dards für die fort­ge­führ­te Fremd­spra­che (Eng­lisch/Fran­zö­sisch) für die All­ge­mei­ne Hoch­schul­rei­fe“ der Kul­tus­mi­nis­ter­kon­fe­renz (KMK) von 2012, die zu ei­ner Ver­ein­heit­li­chung der An­for­de­run­gen über die Bun­des­län­der­gren­zen hin­weg füh­ren sol­len.

Zu­sam­men­spiel der Kom­pe­tenz­be­rei­che – © Zen­trum für Schul­qua­li­tät und Leh­rer­bil­dung Ba­den-Würt­tem­berg
Zusammenspiel der Kompetenzbereiche

Das Schau­bild ver­deut­licht, dass die Kom­pe­ten­zen, wie sie nach­ein­an­der in den vor­lie­gen­den Bil­dungs­plä­nen auf­ge­führt sind, kei­ne iso­liert zu be­herr­schen­den Ein­zel­fer­tig­kei­ten sind, son­dern viel­mehr in­ein­an­der­grei­fen. So­wohl die pro­zess­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen als auch die in­halts­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen ste­hen im Dienst der in­ter­kul­tu­rel­len kom­mu­ni­ka­ti­ven Kom­pe­tenz.

Als pro­zess­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen wer­den Sprach­be­wusst­heit und Sprach­lern­kom­pe­tenz aus­ge­wie­sen: Zum ei­nen un­ter­stützt die Fä­hig­keit, ei­ne Spra­che – auch die Erst­spra­che – be­wusst zu re­zi­pie­ren und zu ver­wen­den, den Sprach­er­werbs­pro­zess. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler müs­sen zum an­de­ren in ih­rer Sprach­lern­kom­pe­tenz lang­fris­tig ge­för­dert wer­den, um das ei­ge­ne Spra­chen­ler­nen ziel­ge­rich­tet zu steu­ern. Die­ser Pro­zess be­ginnt be­reits im Fremd­spra­chen­un­ter­richt der Grund­schu­le. Die Ler­nen­den sol­len Stra­te­gi­en und Me­tho­den er­wer­ben, die sie da­zu be­fä­hi­gen, ihr Ler­nen selbst­stän­dig zu or­ga­ni­sie­ren und nach En­de ih­rer Schul­zeit im Sin­ne des le­bens­lan­gen Ler­nens wei­te­re Fremd­spra­chen im au­ßer­schu­li­schen Um­feld zu er­ler­nen. Ei­ne Vor­aus­set­zung da­für be­steht dar­in, dass sie in ih­rer Schul­lauf­bahn all­mäh­lich Ei­gen­ver­ant­wor­tung für ih­ren Lern­pro­zess und ‑zu­wachs über­neh­men. Pro­zess­be­zo­ge­ne Kom­pe­ten­zen kön­nen nicht von den in­halts­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen los­ge­löst er­wor­ben wer­den, sie sind nicht ge­stuft und wer­den nicht un­mit­tel­bar ge­prüft. Der aus­ge­wie­se­ne Stand stellt die Ziel­stu­fe dar, die das beim Ab­schluss der Kurs­stu­fe zu er­rei­chen­de Ni­veau be­schreibt.

Die in­halts­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen um­fas­sen die als zen­tra­les Ziel aus­ge­wie­se­ne in­ter­kul­tu­rel­le kom­mu­ni­ka­ti­ve Kom­pe­tenz, die funk­tio­na­le kom­mu­ni­ka­ti­ve Kom­pe­tenz und schließ­lich die Text- und Me­di­en­kom­pe­tenz. Vor­aus­set­zung für ei­nen ge­lin­gen­den Kom­pe­tenz­auf­bau ist, dass die Schü­le­rin­nen und Schü­ler an­ge­mes­se­ne sprach­li­che Mit­tel er­wer­ben und re­flek­tie­ren. Für die Rea­li­sie­rung der kom­mu­ni­ka­ti­ven Kom­pe­ten­zen ha­ben sie die­nen­de Funk­ti­on.

Die Text- und Me­di­en­kom­pe­tenz ver­langt den Schü­le­rin­nen und Schü­lern ei­nen kom­ple­xe­ren Um­gang mit Tex­ten ab, der über die rei­ne Text­re­zep­ti­on hin­aus­geht. Sie er­for­dert, dass Schü­le­rin­nen und Schü­ler Tex­te zu­neh­mend tie­fer durch­drin­gen und sich pro­duk­tiv mit ih­nen aus­ein­an­der­set­zen. Die Ler­nen­den sol­len die Fä­hig­keit er­wer­ben, Tex­te zu struk­tu­rie­ren und zu ana­ly­sie­ren, sie zu re­flek­tie­ren und zu be­wer­ten be­zie­hungs­wei­se neu zu ge­stal­ten. In den Bil­dungs­plä­nen der mo­der­nen Fremd­spra­chen wird von ei­nem er­wei­ter­ten Text­be­griff aus­ge­gan­gen. Als Tex­te wer­den dem­nach al­le münd­li­chen, schrift­li­chen und vi­su­el­len Pro­duk­te in ih­rem je­wei­li­gen kul­tu­rel­len und me­dia­len Kon­text ver­stan­den, die ana­log oder di­gi­tal ver­mit­telt wer­den. Von ent­schei­den­der Be­deu­tung für den Fremd­spra­chen­un­ter­richt in der gym­na­sia­len Ober­stu­fe ist die Aus­ein­an­der­set­zung mit kul­tu­rell ge­präg­ten Deu­tungs­mus­tern. Aus die­sem Grund hat die Be­schäf­ti­gung mit li­te­ra­ri­schen Tex­ten von Au­to­rin­nen und Au­to­ren mit un­ter­schied­li­chem kul­tu­rel­len Hin­ter­grund dort ei­nen be­son­de­ren Stel­len­wert.

Zur Text- und Me­di­en­kom­pe­tenz zählt dar­über hin­aus, dass die Schü­le­rin­nen und Schü­ler bei ei­ner Re­cher­che dem In­ter­net ziel­ge­rich­tet In­for­ma­tio­nen ent­neh­men und ent­spre­chend der Auf­ga­ben­stel­lung aus­wer­ten kön­nen. Zu­dem ler­nen sie, Tex­te ge­ge­be­nen­falls kri­tisch zu ih­rem me­dia­len Um­feld in Be­zie­hung zu set­zen. Da­mit trägt der mo­der­ne Fremd­spra­chen­un­ter­richt zur Me­di­en­bil­dung bei.

Je­weils zu Be­ginn der in­halts­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen wer­den The­men ge­nannt, denn die Schü­le­rin­nen und Schü­ler er­wer­ben die aus­ge­wie­se­nen Kom­pe­ten­zen nicht los­ge­löst von so­zio­kul­tu­rel­lem Wis­sen. Dies ge­schieht viel­mehr in der stän­di­gen Be­geg­nung und Aus­ein­an­der­set­zung mit The­men, die in ih­rer Pro­gres­si­on zu­neh­mend ge­sell­schafts­ori­en­tiert wer­den und ein ver­tief­tes kul­tu­rel­les Ver­ständ­nis zum Ziel ha­ben.

Me­tho­disch-stra­te­gi­sche Teil­kom­pe­ten­zen sind den funk­tio­na­len kom­mu­ni­ka­ti­ven Kom­pe­ten­zen zu­ge­ord­net. Sie sind im Bil­dungs­plan 2016 je­weils am En­de ei­ner Kom­pe­tenz auf­ge­führt und durch ei­ne Zwi­schen­über­schrift kennt­lich ge­macht. Ver­wei­se auf Teil­kom­pe­ten­zen an­de­rer Be­rei­che der Fremd­spra­chen­plä­ne zei­gen, wel­che Teil­kom­pe­ten­zen Grund­la­ge oder sinn­vol­le Er­wei­te­rungs­mög­lich­kei­ten dar­stel­len. Mit den vor­lie­gen­den Ver­wei­sen wird kein An­spruch auf Voll­stän­dig­keit er­ho­ben; sie sind nicht grund­sätz­lich ver­bind­lich, son­dern sol­len zum Quer­le­sen ein­la­den.

Um den Lern­stand, den die Schü­le­rin­nen und Schü­ler laut Bil­dungs­plan aus den vor­he­ri­gen in die nach­fol­gen­den Klas­sen mit­brin­gen sol­len, bes­ser nach­voll­zie­hen zu kön­nen, hat die je­wei­li­ge Teil­kom­pe­tenz über al­le Klas­sen hin­weg die glei­che Num­me­rie­rung. Die Pro­gres­si­on der ein­zel­nen (Teil‑)Kom­pe­ten­zen wird so er­kenn­bar. Mit­un­ter wird ei­ne Teil­kom­pe­tenz ab ei­ner be­stimm­ten Klas­se nicht mehr fort­ge­führt be­zie­hungs­wei­se sie setzt spä­ter ein. In die­sen Fäl­len er­folgt ein kon­kre­ter Hin­weis in der je­wei­li­gen Zei­le. Die Teil­kom­pe­ten­zen wer­den an­hand von Ope­ra­to­ren be­schrie­ben, de­ren je­wei­li­ge Be­deu­tung in der Lis­te im An­hang der Plä­ne de­fi­niert ist. Die de­fi­nier­ten hand­lungs­lei­ten­den Ver­ben die­nen da­zu, al­le sprach­li­chen Ope­ra­tio­nen, die im Lau­fe des Er­werbs al­ler kom­mu­ni­ka­ti­ven Kom­pe­ten­zen er­lernt wer­den, trenn­scharf zu er­fas­sen. Es han­delt sich da­bei nicht um die fremd­sprach­li­chen Prü­fungs­ope­ra­to­ren.


1.3 Bil­dungs­wert des Fa­ches Chi­ne­sisch

Chi­ne­sisch ist ei­ne der sechs Amts­spra­chen der UNO und er­langt im Kon­text der Glo­ba­li­sie­rung auch als Ver­kehrs­spra­che welt­weit im­mer grö­ße­re Be­deu­tung. Dar­über hin­aus stellt Chi­na-Kom­pe­tenz ei­nen wich­ti­gen Er­schlie­ßungs­fak­tor für den ge­sam­ten asia­ti­schen Raum dar.

Die chi­ne­si­sche Spra­che mit ih­rer To­na­li­tät, ih­ren lin­gu­is­ti­schen Be­son­der­hei­ten und ih­rem ei­ge­nen Schrift­sys­tem bie­tet den Schü­le­rin­nen und Schü­lern die Mög­lich­keit, sich mit ei­ner dis­tan­ten Sprach­welt aus­ein­an­der­zu­set­zen. Da­durch er­wei­tert das Fach die an­ge­streb­te Mehr­spra­chig­keit über die Gren­zen Eu­ro­pas hin­aus. Im Chi­ne­sisch­un­ter­richt ge­win­nen die Schü­le­rin­nen und Schü­ler aber auch Ein­blick in ei­ne der äl­tes­ten so­wie fa­cet­ten­reichs­ten Kul­tur- und Denk­tra­di­tio­nen und ent­wi­ckeln so ein ver­tief­tes Ver­ständ­nis für die Viel­falt der ge­gen­wär­ti­gen chi­ne­si­schen Le­bens­wirk­lich­keit.

Das Fach Chi­ne­sisch trägt durch sprach­lich ver­mit­tel­tes Fremd‑, Sach- und Selbst­ver­ste­hen nicht nur zur Bil­dung ei­nes re­flek­tier­ten Sprach­be­wusst­seins bei, son­dern schafft auch Be­din­gun­gen für ei­nen gleich­be­rech­tig­ten Dia­log und ei­ne wech­sel­sei­ti­ge Ho­ri­zont­er­wei­te­rung.

Bei­trag des Fa­ches zu den Leit­per­spek­ti­ven

In wel­cher Wei­se das Fach Chi­ne­sisch ei­nen Bei­trag zu den Leit­per­spek­ti­ven leis­tet, wird im Fol­gen­den dar­ge­stellt:

  • Bil­dung für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung (BNE)
    Der Chi­ne­sisch­un­ter­richt er­wei­tert den Ho­ri­zont der Schü­le­rin­nen und Schü­ler nach Asi­en. Un­ter Be­din­gun­gen zu­neh­men­der Glo­ba­li­sie­rung er­fah­ren zen­tra­le The­men wie Chi­nas wirt­schaft­li­che und po­li­ti­sche Stel­lung in der Welt, die Di­men­sio­nen der öko­lo­gi­schen Fra­ge so­wie As­pek­te des de­mo­gra­fi­schen und so­zia­len Wan­dels ei­ne be­son­de­re Ak­zen­tu­ie­rung. In der Aus­ein­an­der­set­zung mit die­sen The­men stär­ken die Schü­le­rin­nen und Schü­ler ihr Ur­teils­ver­mö­gen. Da­durch wird ih­nen be­wusst, wie sie mit zi­vil­ge­sell­schaft­li­chem En­ga­ge­ment und po­li­ti­schem Han­deln zur nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung ei­ner zu­kunfts­fä­hi­gen Welt bei­tra­gen kön­nen.
  • Bil­dung für To­le­ranz und Ak­zep­tanz von Viel­falt (BTV)
    In­dem die Schü­le­rin­nen und Schü­ler die ver­schie­de­nen Le­bens­wirk­lich­kei­ten des chi­ne­si­schen Kul­tur­raums ken­nen­ler­nen und er­le­ben, wer­den sie für frem­de Le­bens­wei­sen sen­si­bi­li­siert, kön­nen ei­ge­ne Wert­vor­stel­lun­gen mit de­nen an­de­rer ver­glei­chen und die Zu­sam­men­hän­ge re­flek­tie­ren. Das Fach Chi­ne­sisch trägt da­mit zur Ent­wick­lung von Welt­of­fen­heit, Em­pa­thie so­wie To­le­ranz und Ak­zep­tanz von Viel­falt bei und för­dert in welt­bür­ger­li­cher Ab­sicht die Fä­hig­keit zum in­ter­kul­tu­rel­len und in­ter­re­li­giö­sen Dia­log.
  • Prä­ven­ti­on und Ge­sund­heits­för­de­rung (PG)
    Das Fach Chi­ne­sisch kann in be­son­de­rer Wei­se zur Stär­kung von per­sön­li­chen Schutz­fak­to­ren und zur För­de­rung von Le­bens­kom­pe­ten­zen bei­tra­gen, in­dem es Schü­le­rin­nen und Schü­lern die Mög­lich­keit bie­tet, tra­di­tio­nel­le chi­ne­si­sche For­men von 养生 „Le­bens­pfle­ge“ und 修身 „Selbst­kul­ti­vie­rung“ (zum Bei­spiel al­ter­na­ti­ve Er­näh­rungs- und Heil­kon­zep­te so­wie un­ter­schied­li­che Kon­zen­tra­ti­ons‑, Me­di­ta­ti­ons- und Kampf­kunst­prak­ti­ken) ken­nen­zu­ler­nen. Da­durch wer­den sie auch be­fä­higt, Lern­pro­zes­se ei­gen­ver­ant­wort­lich, ef­fek­tiv und ziel­ge­rich­tet zu ge­stal­ten, in Kom­mu­ni­ka­ti­ons­si­tua­tio­nen an­ge­mes­sen zu in­ter­agie­ren und Kon­flik­te lö­sungs­ori­en­tiert zu be­wäl­ti­gen.
  • Be­ruf­li­che Ori­en­tie­rung (BO)
    Der Chi­ne­sisch­un­ter­richt trägt der zu­neh­men­den Be­deu­tung des chi­ne­si­schen Wirt­schafts- und Kul­tur­raums Rech­nung. In­dem die Schü­le­rin­nen und Schü­ler Ein­bli­cke in die chi­ne­si­sche Le­bens‑, Be­rufs- und Ar­beits­welt er­hal­ten, er­wer­ben sie wich­ti­ge in­ter­kul­tu­rel­le so­wie kom­mu­ni­ka­ti­ve Chi­na-Kom­pe­tenz, die ih­nen viel­fäl­ti­ge Chan­cen der Stu­di­en- und Be­rufs­ori­en­tie­rung im eu­ro­päi­schen und chi­ne­sisch­spra­chi­gen Kul­tur­raum er­öff­net.
  • Me­di­en­bil­dung (MB)
    Im Chi­ne­sisch­un­ter­richt set­zen sich die Schü­le­rin­nen und Schü­ler un­ter in­halt­li­chen, äs­the­ti­schen und ge­sell­schafts­po­li­ti­schen As­pek­ten mit un­ter­schied­li­chen Me­di­en aus­ein­an­der und ent­wi­ckeln so ein Ver­ständ­nis für die chi­ne­si­sche Me­di­en­land­schaft in ih­ren ge­gen­wär­ti­gen und his­to­ri­schen Di­men­sio­nen. Sie nut­zen Me­di­en re­flek­tiert und funk­tio­nal, er­ken­nen Mög­lich­kei­ten so­wie Gren­zen ei­ner zu­neh­mend di­gi­ta­li­sier­ten Welt und sind in der La­ge, un­ter die­sen Be­din­gun­gen ver­ant­wor­tungs­be­wusst zu han­deln.
  • Ver­brau­cher­bil­dung (VB)
    Durch den Ver­gleich deut­scher und chi­ne­si­scher Kon­sum­kul­tu­ren er­wer­ben die Schü­le­rin­nen und Schü­ler Kom­pe­ten­zen für ein re­flek­tier­tes Ver­brau­cher­ver­hal­ten. Sie set­zen sich da­bei so­wohl mit glo­ba­len Wirt­schafts­pro­zes­sen als auch mit spe­zi­fi­schen Pro­duk­ti­ons­be­din­gun­gen aus­ein­an­der und ler­nen, als ver­ant­wor­tungs­vol­le Kon­su­men­ten zu agie­ren.

1.4 Di­dak­ti­sche Hin­wei­se

Chi­ne­sisch als spät be­gin­nen­de Fremd­spra­che baut auf den Kom­pe­ten­zen, Spracher­fah­run­gen, Me­tho­den und Stra­te­gi­en auf, die die Schü­le­rin­nen und Schü­ler im Un­ter­richt der bis­her er­lern­ten Fremd­spra­chen er­wor­ben ha­ben. Die lin­gu­is­ti­sche und schrift­sys­te­mi­sche Dis­tanz des Chi­ne­si­schen er­for­dert ei­ne ver­stärkt ko­gni­ti­ve Aus­rich­tung beim Sprach­er­werb, regt die Schü­le­rin­nen und Schü­ler zu selbst­stän­di­gem Trans­fer­de­n­ken an und er­mög­licht ih­nen ein be­wuss­tes Er­ler­nen der neu­en Spra­che.

Der kom­mu­ni­ka­ti­ve An­satz des schu­li­schen Fremd­spra­chen­un­ter­richts ver­langt im Sin­ne der funk­tio­na­len Ein­spra­chig­keit, dass der Un­ter­richt sich auf au­then­ti­sche, auch me­di­al ver­mit­tel­te Ma­te­ria­li­en stützt und über­wie­gend in der Ziel­spra­che statt­fin­det. Für Chi­ne­sisch als spät be­gin­nen­de Fremd­spra­che ist dies mit­un­ter nur in ein­ge­schränk­tem Ma­ße mög­lich. Der er­folg­rei­chen Be­wäl­ti­gung all­tags­welt­li­cher Kom­mu­ni­ka­ti­ons­si­tua­tio­nen wird prin­zi­pi­ell hö­he­re Be­deu­tung ein­ge­räumt als der ab­so­lu­ten sprach­li­chen Kor­rekt­heit.

He­te­ro­ge­ne Lern­grup­pen sind ei­ne be­son­de­re Her­aus­for­de­rung und Chan­ce für den Chi­ne­sisch­un­ter­richt. Um auf die un­ter­schied­li­chen Lern­vor­aus­set­zun­gen ein­zu­ge­hen, muss der Un­ter­richt ein ho­hes Maß an Me­tho­den­viel­falt auf­wei­sen. Die Ein­bin­dung von Schü­le­rin­nen und Schü­lern mit chi­ne­sisch­spra­chi­gem Hin­ter­grund er­for­dert ge­eig­ne­te Maß­nah­men der Bin­nen­dif­fe­ren­zie­rung, er­mög­licht den deutsch­spra­chi­gen Schü­le­rin­nen und Schü­lern zu­gleich aber auch au­then­ti­sche Di­rekt­be­geg­nun­gen im Schul­all­tag. Die Mit­wir­kung von Fremd­spra­chen­as­sis­ten­tin­nen und ‑as­sis­ten­ten so­wie der Ein­satz von in­ter­net­ge­stütz­ten Lern­me­tho­den kön­nen den Un­ter­richt zu­sätz­lich be­rei­chern.

Die kom­mu­ni­ka­ti­ve Hand­lungs­fä­hig­keit, die sich im Zu­sam­men­spiel von kom­mu­ni­ka­ti­ver, me­tho­di­scher und in­ter­kul­tu­rel­ler Kom­pe­tenz ent­wi­ckelt, wird durch Auf­ga­ben­ori­en­tie­rung ge­för­dert. In der Be­hand­lung le­bens­welt­lich re­le­van­ter Ziel­auf­ga­ben zei­gen die Schü­le­rin­nen und Schü­ler, dass sie die un­ter­schied­li­chen Teil­kom­pe­ten­zen, die zu­nächst iso­liert ein­ge­übt wer­den soll­ten, in rea­li­täts­na­hen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­si­tua­tio­nen ziel­ge­rich­tet an­wen­den kön­nen.

Auf­grund die­ser kom­mu­ni­ka­ti­ven Aus­rich­tung liegt der Schwer­punkt des Un­ter­richts im Be­reich des mo­no­lo­gi­schen und dia­lo­gi­schen Spre­chens. Al­le wei­te­ren Kom­pe­ten­zen sind je­doch glei­cher­ma­ßen zu schu­len. Be­dingt durch die Kom­ple­xi­tät des chi­ne­si­schen Schrift­sys­tems ist ge­ra­de die Ent­wick­lung von Le­se- und Schreib­kom­pe­tenz mit er­heb­li­chem Zeit­auf­wand ver­bun­den. Hier ist der Ein­satz von Hanyu Pi­ny­in sinn­voll, so­wohl zur ma­nu­el­len Text­pro­duk­ti­on als auch zur Ein­ga­be an di­gi­ta­len Ge­rä­ten, um au­then­ti­sche Tex­te in Schrift­zei­chen zu ver­fas­sen.

Beim Un­ter­richt in der spät be­gin­nen­den Fremd­spra­che wer­den der fort­ge­schrit­te­ne Ent­wick­lungs­stand so­wie die Mo­ti­va­ti­on und Leis­tungs­be­reit­schaft der Schü­le­rin­nen und Schü­ler be­rück­sich­tigt. Ne­ben all­tags­welt­li­chen The­men wer­den auch As­pek­te, die für Stu­di­um und Be­ruf re­le­vant sind, so­wie al­ters­ge­rech­te In­ter­es­sen­ge­bie­te be­han­delt. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler be­schäf­ti­gen sich auch mit wich­ti­gen so­zio­kul­tu­rel­len, po­li­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Fa­cet­ten und Ent­wick­lun­gen und er­wei­tern so ih­re in­ter­kul­tu­rel­le Kom­pe­tenz. In die­sem Zu­sam­men­hang sind Sy­ner­gi­en mit an­de­ren Fä­chern wün­schens­wert.

Die Be­geg­nung mit der chi­ne­si­schen Spra­che und Kul­tur an au­ßer­schu­li­schen Lern­or­ten ist, wo im­mer mög­lich, zu för­dern, da­mit die Schü­le­rin­nen und Schü­ler die Ge­le­gen­heit er­hal­ten, die dis­tan­te chi­ne­si­sche Le­bens­wirk­lich­keit un­mit­tel­bar zu er­le­ben und ih­re sprach­li­che und in­ter­kul­tu­rel­le Hand­lungs­fä­hig­keit zu stär­ken.

Der Chi­ne­sisch­un­ter­richt ba­siert auf der Stan­dard­spra­che Pu­tong­hua so­wie den in der Volks­re­pu­blik Chi­na eta­blier­ten Kurz­zei­chen und ist auf die chi­ne­sisch­spra­chi­gen Be­zugs­kul­tu­ren Chi­nas, Tai­wans und an­de­rer chi­ne­sisch­spra­chi­ger Re­gio­nen fo­kus­siert. So­weit die Maß­stä­be des Ge­mein­sa­men eu­ro­päi­schen Re­fe­renz­rah­mens (GeR) auf ei­ne dis­tan­te Fremd­spra­che an­wend­bar sind, er­rei­chen die Schü­le­rin­nen und Schü­ler der spät be­gin­nen­den Fremd­spra­che Chi­ne­sisch am En­de der gym­na­sia­len Ober­stu­fe in den meis­ten Kom­pe­ten­zen das GeR-Ni­veau A2, so­fern sie den Un­ter­richt in drei auf­ein­an­der­fol­gen­den Jah­ren je­weils min­des­tens 2-stün­dig be­sucht ha­ben.


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