1.1 Bildungsgehalt des Faches Sachunterricht
1.1.1 Aktivität und Teilhabe
Um eine größtmögliche Aktivität und Teilhabe der Schülerinnen und Schüler in ihrer momentanen Situation und im Hinblick auf das zukünftige Leben zu gewährleisten, ist eine soziale, naturwissenschaftliche und technische Grundbildung Voraussetzung. Dabei bildet die handelnde Auseinandersetzung mit der Welt das Fundament sachkundlicher Bildung. Eine konsequente Handlungsorientierung – ein Begreifen – ermöglicht den Schülerinnen und Schülern, Wissen über die soziale und natürliche Umwelt, in der sie leben, zu erlangen. Indem sie Vorstellungen entwickeln und interessengeleitete Fragen formulieren, haben sie an aktuellen Problemstellungen teil und begegnen ihnen im aktiven Umgang.
Ganzheitliche Erfahrungen auf unterschiedlichen Abstraktionsniveaus ermöglichen die Erkundung und das Verstehen der Welt. Dafür bedarf es der Anregung und Anleitung von außen. Die Schülerinnen und Schüler erweitern ihr lebenspraktisches technisches Können und Wissen und bauen Hemmnisse und Ängste im Umgang mit Technik und im Verkehr ab. In der Auseinandersetzung mit der sozialen Umwelt entwickeln die Schülerinnen und Schüler demokratische Grundhaltungen, Toleranz und eine stabile Identität in bereichernder Vielfalt. Die Inhalte und Methoden des Sachunterrichts zielen neben kompetenter Bewältigung der Lebenswirklichkeit auf den Erwerb sprachlicher und sozialer Kompetenzen durch den kommunikativen Anteil des Faches sowie nicht zuletzt auf die Stärkung der Identität der Schülerinnen und Schüler (siehe hierzu auch Beitrag des Faches zu den Lebensfeldern).
Somit fördert das Fach Sachunterricht die Schülerinnen und Schüler darin, sich in der Umwelt zurechtzufinden, diese angemessen zu verstehen und mitzugestalten und auf diese Weise Voraussetzungen für das gegenwärtige und zukünftige Leben zu erwerben (Perspektivrahmen Sachunterricht, Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts [GSDU] 2013).
1.1.2 Aufgabe und Ziel des Faches Sachunterricht
Mithilfe des Faches Sachunterricht werden die Schülerinnen und Schüler unterstützt, die natürlichen, sozialen und technisch gestalteten Gegebenheiten in ihrem Lebensraum zu verstehen und zunehmend auch zu reflektieren, sodass sie diese entwicklungsgemäß begründen und verantwortlich mitgestalten können. Ziel des Sachunterrichts ist es, eine Fragehaltung gegenüber der umgebenden Umwelt zu entwickeln und die Schülerinnen und Schüler zum Nachdenken über scheinbare Gegebenheiten und Gewohnheiten anzuregen. Die Schülerinnen und Schüler formulieren Erkenntnisse und Deutungen und diskutieren sie gemeinsam.
Die naturwissenschaftlichen, soziokulturellen und technischen Anteile des Sachunterrichts sind prädestiniert dafür, die Schülerinnen und Schüler für umweltschonendes Verhalten und soziale Ungerechtigkeiten zu sensibilisieren. Der Sachunterricht unterstützt die Schülerinnen und Schüler darüber hinaus, eine Identität auszubilden und gleichzeitig Vielfalt und Andersartigkeit als Normalität zu erleben. Gesundheitsförderung, angemessene körperliche Abgrenzung und Prävention gehören zu den Lernfeldern, die besondere Alltagsrelevanz haben.
Durch den Sachunterricht wird eine zunehmende Sachorientierung in Fragehaltung, Exploration und Deutung erwirkt. Außerdem fördert der Sachunterricht die kritische Reflexion von bestehendem Wissen als Voraussetzung für neue Ideen und tragfähige Lösungen. Dabei geht es auch um die Auseinandersetzung mit der Qualität des Wissens, dessen Prüfung und Nutzung.
1.1.3 Konzeptionelle Fragen an den Sachunterricht
Außerschulische Partner
Um die Inhalte des Faches Sachunterricht lebensnah und anschaulich vermitteln zu können, ist das Aufsuchen außerschulischer Lernorte (zum Beispiel Betriebe, Institutionen und Einrichtungen, Verkehrswege, Lebensräume in der Natur) zwingend notwendig. Aufgabe der Schule ist es, verlässliche außerschulische Partner für Exkursionen und Unterrichtsgänge zu gewinnen und Experten in die Vermittlung von Kompetenzen einzubeziehen, um den Schülerinnen und Schülern authentische Erfahrungen zu ermöglichen.
Fachübergreifende Aspekte
Um sich methodisch die Welt erschließen, eine begriffliche Ordnung schaffen und Sacherfahrungen beschreiben und modellieren zu können, ist die Sprache ein wichtiges Werkzeug. Sie unterstützt die Aneignung der Dinge durch Kommunikation und Repräsentation. Fragen, subjektive Theorien und persönliches Weltverständnis können nur unzureichend ausgedrückt und diskutiert werden, wenn die sprachlichen Voraussetzungen dafür fehlen. Die kritische Auseinandersetzung mit Handlungsmöglichkeiten sowie reflektierte Einschätzungen sind ohne Sprachkompetenz als inneres Denken nicht möglich. In diesem Sinne stellen die Themen des Sachunterrichts gleichzeitig Ausgangspunkt und Ziel einer Begriffsbildung dar.
Um Deutungskompetenzen zu erweitern und die Persönlichkeitsbildung der Schülerinnen und Schüler zu fördern, werden auch ästhetische Ausdrucksformen (zum Beispiel Musik, Kunst, Bewegung, Poesie) sowie die Sprache der Mathematik in Zusammenhänge der Sachklärung eingebracht.
Medienbildung
Zur Veranschaulichung oder Vertiefung abstrakter oder globaler Zusammenhänge eignen sich mitunter Lehr- oder Dokumentationsfilme. Deren Einsatz sollte jedoch reflektiert und in der Regel ergänzend zur praktischen Tätigkeit der Schülerinnen und Schüler selbst erfolgen.
Die Schülerinnen und Schüler können unterschiedlichste bild- und tongebende Medien nutzen, um ihre Beobachtungen und Erkundungen zu dokumentieren. Schließlich sind die Reflexion des eigenen Medienkonsums und der Einfluss von Werbung auf das Verhalten der Schülerinnen und Schüler eine explizite Kompetenz, die es auszubilden und zu erweitern gilt.
1.1.4 Beitrag des Faches Sachunterricht zu den Lebensfeldern
Folgende beispielhafte Aspekte beschreiben Bezüge zu ausgewählten Lebensfeldern, in denen einige wesentliche Dimensionen von den im Sachunterricht zu erwerbenden Kompetenzen für die Schülerin oder den Schüler zutage treten.
Personales Leben
Aspekte der Selbst- und Fremdwahrnehmung der Schülerinnen und Schüler, die Person in ihrer Lebenssituation, der Körper, die Befindlichkeit sowie ihre Gesundheit sind Teil des Lebensfelds Personales Leben als Wahrnehmung der eigenen Person. Der eigene Lebensentwurf wird historisch eingebettet und fortgeschrieben. Dabei werden Handlungsalternativen entworfen und verantwortungsvolles, reflektiertes Handeln angebahnt. Die Entwicklung und das Vertreten eigener Interessen wie auch selbstbestimmtes und verantwortungsbewusstes Verbraucherverhalten stellen wichtige Aspekte der Selbstbestimmung dar. Im Handlungs- und Lernfeld des Sachunterrichts lernen die Schülerinnen und Schüler orientiert an ihren eigenen Fragestellungen und Interessen, über ihre eigenen Beobachtungen und Tätigkeiten. So gewinnen sie Vertrauen in ihre Fähigkeiten und erfahren sich als selbstwirksam. Gleiches gilt für die Teilhabe an arbeitsteiligen Produktionsprozessen. Über Gefühle, Erfolg und Misserfolg zu sprechen, ist ein Beitrag zur Bewusstwerdung und Selbstregulation und damit ein weiterer bedeutender Aspekt des Lebensfelds Personales Leben.
Soziales und gesellschaftliches Leben
Das friedliche, gleichberechtigte Zusammenleben einer sozialen Gruppe basiert auf der Gestaltung und Pflege tragfähiger sozialer Beziehungen vor dem Hintergrund ähnlicher Grundhaltungen und Werte. Diese werden fortwährend kommunikativ ausgehandelt. Der Erwerb von Kompetenzen im Sachunterricht hat Auswirkungen auf die Praxis sowohl des Zusammenlebens in der Klassen- und Schulgemeinschaft als auch auf die in anderen sozialen Zusammenhängen. Aus der Wahrnehmung von Verschiedenheit und der Achtung aller Menschen erwächst Solidarität gegenüber anderen.
Werte und Grundhaltungen münden in demokratische Strukturen, die in der Klassen- und Schulgemeinschaft erlebbar und mitgestaltbar werden. Ein gemeinsamer identitätsbildender Umgang mit belebter und unbelebter Umwelt wird ausgehandelt und verwirklicht. Die Schülerinnen und Schüler nehmen gemeinsam Verantwortung für das Zusammenleben wahr und entwickeln in physischer, sozialer und kultureller Andersartigkeit ein Gefühl von Zusammengehörigkeit und Gemeinschaft.
Abbildung 1: Verflechtung Lebensfelder – Fach Sachunterricht (© Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg)
Bezüge zwischen dem Fach Sachunterricht, anderen Fächern und Lebensfeldern sind dabei immer in beide Richtungen herzustellen: Im Fach Sachunterricht erworbene Kompetenzen können ihre Wirksamkeit in allen anderen Fächern und Lebensfeldern entfalten. In umgekehrter Richtung lassen sich Themen aus anderen Fächern und den Lebensfeldern zum Unterrichtsgegenstand des Unterrichts im Fach Sachunterricht machen.
1.2 Kompetenzen
Die für das Fach Sachunterricht in der Grundstufe ausgewiesenen Kompetenzen beschreiben Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse, mit denen die Schülerinnen und Schüler sich in unterschiedlichen Situationen Zugänge verschaffen, Einblicke gewinnen, konkrete Probleme lösen und am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Aufgabe des Sachunterrichts ist es, die den Kompetenzfeldern zugeordneten Inhalte und Methoden sinnvoll miteinander zu vernetzen, um übergreifende Zusammenhänge erfassbar und damit auch für Normen- und Wertfragen zugänglich zu machen (Perspektivrahmen Sachunterricht, GDSU 2013).
Das Fach Sachunterricht im Förderschwerpunkt Lernen in der Grundstufe gliedert sich in folgende Bereiche:
Demokratie und Gesellschaft
- Leben in Gemeinschaft
- Arbeit und Konsum
- Kultur und Vielfalt
- Politik und Zeitgeschehen
Natur und Leben
- Körper und Gesundheit
- Tiere und Pflanzen in ihren Lebensräumen
Naturphänomene und Technik
- Naturphänomene
- Materialien und ihre Eigenschaften
- Bauten und Konstruktionen
- Energie
Raum und Mobilität
- Orientierung im Raum
- Mobilität und Verkehr
Zeit und Wandel
- Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
- Zeit und Zeitrhythmen
Die dargestellten Kompetenzfelder enthalten alle sowohl inhalts- als auch prozessbezogene Kompetenzen. Sachunterricht, verstanden als die Aneignung der natürlichen, sozialen und technischen Umwelt, umfasst Inhalte und Prozesse in äußerst komplexer und zahlreicher Form. Daher bedarf es einer didaktischen Reduktion der naturwissenschaftlichen, sozialwissenschaftlichen und technischen Phänomene sowie einer begründeten Auswahl der Themen. Grundlage für beides ist die individuelle Lern- und Entwicklungsbegleitung (ILEB) der Schülerinnen und Schüler, ihre Interessen, Ressourcen und Entwicklungsräume.
Demokratie und Gesellschaft
In der Auseinandersetzung mit sich selbst und ihrem Gegenüber in immer größeren sozialen Gruppen entwickeln die Schülerinnen und Schüler ihre eigene Persönlichkeit weiter. Sie nehmen dabei unterschiedliche Rollen ein und gestalten sie im Zusammenleben mit anderen aus. Gesellschaftliche Vielfalt in persönlichem Umfeld und Schule können sie tolerieren und akzeptieren. Sie entwickeln ein Bewusstsein dafür, dass demokratische Strukturen im Schulalltag helfen, das friedliche Zusammenleben zu befördern. Dazu nehmen sie an Diskussionen und Abstimmungen teil. In diesem Rahmen erfahren sie Selbstwirksamkeit. Die Schülerinnen und Schüler erledigen arbeitsteilige Aufgaben. Sie werden sich ihrer Mediennutzungsgewohnheiten, ihres Konsum- und Freizeitverhaltens bewusst und reflektieren dies zunehmend.
Natur und Leben
Im Mittelpunkt dieser Kompetenzfelder steht das Verhältnis der Schülerinnen und Schüler zu ihrem eigenen Körper und zur Natur. Sie nehmen ihren eigenen Körper mit seinen vielfältigen Leistungen, aber auch Grenzen zunehmend differenziert wahr. Sie lernen ihren Körper zu schützen und entwickeln den positiven Bezug zu ihm weiter. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit geschlechtsspezifischen Zuschreibungen auseinander und hinterfragen diese. Vielfalt erleben sie als Normalität. Sie können Aspekte gesunder Lebensführung beschreiben und ihr Verhalten daran ausrichten.
Sie begegnen der Natur und der Umwelt unmittelbar unter Einbeziehung aller Sinne. Sie sehen, wie der Mensch die Natur verändern, gestalten, aber auch gefährden kann. Das Wissen um den Zusammenhang von Lebensräumen und Artenreichtum führt die Schülerinnen und Schüler zu einem reflektierten, verantwortungsbewussten und respektvollen Umgang mit der Natur und fördert die Entwicklung einer positiven emotionalen Bindung an Natur und Umwelt.
Naturphänomene und Technik
Die Schülerinnen und Schüler werden durch Staunen, Fragen, Beobachten, Experimentieren, Untersuchen, Sammeln, Ordnen und Vergleichen angeregt, ihre Erfahrungen, Kenntnisse und ihr Weltbild zu erweitern. Sie erfahren natürliche Phänomene und Prozesse als etwas Anregendes und Aufregendes.
Die Schülerinnen und Schüler nähern sich Naturphänomenen mithilfe naturwissenschaftlicher Denk-, Arbeits- und Handlungsweise und erweitern so ihre Kenntnisse und Handlungsmuster. Anschlussfähige Konzepte werden gebildet.
Materialien werden anhand sinnlich wahrnehmbarer Eigenschaften gruppiert. Deren Nutzung und die Nutzung von Energie durch den Menschen werden als Grundlage für einen nachhaltigen und verantwortlichen Umgang mit Ressourcen reflektiert.
Sie nehmen Außen- und Innenräume immer differenzierter wahr und erschließen sich im praktischen Tun Bauprinzipien und ein Bewusstsein für technische Zusammenhänge. Materialien und Werkzeuge werden sach- und sicherheitsgerecht eingesetzt.
Raum und Mobilität
Die Schülerinnen und Schüler lernen, die Schulräume so zu gestalten, dass sie sich darin wohl, geborgen und sicher fühlen. Zunehmend entdecken sie die nähere Umgebung, lernen sich darin zu orientieren und Gefahrenstellen zu begegnen. Nach Möglichkeit betrachten sie die räumliche Situation aus verschiedenen Blickwinkeln. Immer abstraktere Orientierungshilfen finden dabei Verwendung. Damit gewinnen sie die Voraussetzungen, sich als Fußgänger und Radfahrer selbstständig und ungefährdet auf dem Schulweg und allgemein im Verkehr zu bewegen. Die Schülerinnen und Schüler können Verhaltensweisen von sich und anderen hinsichtlich verkehrsgerechter, sozialer und umweltschonender Aspekte beurteilen.
Zeit und Wandel
Die Schülerinnen und Schüler lernen Zeit als Ordnungsprinzip kennen. Am Beispiel des Schulalltags erfahren sie eine zeitliche Struktur und Rhythmisierung ihrer Lebensgestaltung. Zeiteinteilungen werden als Strukturierungshilfen des täglichen Lebens erfahren. Zunehmend orientieren sich die Schülerinnen und Schüler auch in größeren Zeiträumen und stellen Fragen an die eigene Vergangenheit und die ihres Lebensraums. Vergleiche zwischen heute und früher werden geübt und Veränderungen als zukunftsoffen wahrgenommen.
1.3 Didaktische Hinweise
Alters- und entwicklungsadäquate Zugänge
Ausgangspunkt der sachkundlichen Bildung sind Welterfahrungen, Weltauffassungen und Weltdeutungen sowie Beziehungen, die die Schülerinnen und Schüler bereits vor und außerhalb der Schule gewonnen haben. Die inhaltliche Bandbreite des Sachunterrichts bietet mannigfaltige Möglichkeiten, an Erfahrungen und Interessen der Schülerinnen und Schüler anzuknüpfen, macht es gleichzeitig aber unmöglich, alle Kompetenzen erschöpfend zu erarbeiten. Altersentsprechende Wahrnehmungs-, Denk- und Lernbedingungen sind dabei zu berücksichtigen (Perspektivrahmen Sachunterricht GSDU 2013).
Entwicklungslogisches Vorgehen
Im Sinne eines entwicklungslogischen Ansatzes werden die Kompetenzen im Fach Sachunterricht vom körpernahen Raum über den erweiterten Lebensraum hin zum entfernten Lebensraum entwickelt. Gleiches gilt für zeitliche Vorstellungen, die ausgehend von der Gegenwart in die eigene Vergangenheit (oder in die anderer) und die eigene kurz- und mittelfristige Zukunft ausgebaut werden. Entscheidend ist dieses Prinzip für den Grad der Abstraktion der Fragestellungen, Modelle und Darstellungen, die verwendet werden. Damit die Schülerinnen und Schüler diese verstehen, sind sinnvolle Reduktionen wichtig, die gleichzeitig sachlich richtig sein müssen.
Spiralcurricular werden auch mit fortschreitendem Alter erneut Themen aufgegriffen, die sich eng am Ich und Jetzt orientieren, dann jedoch in anderer Tiefe und auf abstrakterer Ebene behandelt werden.
Lebensweltorientierung
Um den Sachunterricht lebensweltorientiert zu gestalten, bietet es sich an, Fragestellungen aus dem Alltag der Schülerinnen und Schüler aufzugreifen und situative Impulse zu nutzen, um entsprechende Kompetenzen zu entwickeln und auszubauen. Auf diese Weise werden der praktische Nutzen und der Anwendungsbezug direkt erlebbar.
Anschlussfähigkeit erworbener Konzepte
Es gilt eine Brücke zu schlagen zwischen dem Sachunterricht der Grundstufe und den sachorientierten Fächern der Hauptstufe. Bei der Nutzung von Modellen und Erklärungen ist darauf zu achten, dass die Schülerinnen und Schüler anschlussfähige Konzepte ausbilden, die eine tragfähige Voraussetzung für späteres Lernen darstellen. Somit stellt der Sachunterricht bereits in der Grundstufe eine Einführung in die Fachdisziplinen Geschichte, Geographie, Gemeinschaftskunde, Wirtschaft, Biologie, Physik, Chemie und Technik sowie in die Grundformen wissenschaftlicher Erkenntnisgewinnung dar.
Handlungs- und Produktionsorientierung im forschenden Lernen
Das Erforschen und Explorieren im Sachunterricht ist in einen Forscherkreislauf eingebettet: Ausgehend von lebens- und umweltorientierten Fragestellungen – ausgelöst beispielsweise durch kognitive Dissonanzen – machen sich die Schülerinnen und Schüler ihr Vorwissen bewusst, explorieren und experimentieren zielorientiert, dokumentieren Beobachtungen und gehen gemeinsamen in den Austausch, aus dem neue Fragestellungen erwachsen können. Dieses Phasenmodell gibt dem Denken und Handeln der Schülerinnen und Schüler einen strukturierten Ablauf und prägt sich im aktiven Durchlaufen als Denk- und Handlungsmuster ein.
Verknüpfungen zur individuellen Lern- und Entwicklungsbegleitung (ILEB) und individuellen Bildungsangeboten
In welcher Form und in welchem Umfang obige Ziele oder einzelne Kompetenzen, die der vorliegende Bildungsplan ausweist, erreicht werden, hängt entscheidend von den Lernvoraussetzungen und -möglichkeiten der einzelnen Schülerin / des einzelnen Schülers ab. Der Ausbau der festgestellten Kompetenzen findet auf jeweils angemessenem Niveau in altersgemäßer inhaltlicher und methodischer Ausgestaltung unter Berücksichtigung gegenwärtiger und zukünftiger Bedürfnisse und Interessen statt.