Fachliche Vorbemerkungen
Das Fach „Organische Chemie“ vermittelt zusammen mit dem Fach „Allgemeine und anorganische Chemie“ die Grundlagen für das Verständnis chemischer Verbindungen sowie deren Reaktionsweisen und bereitet so zur eigenverantwortlichen Lösung berufsspezifischer Aufgaben vor. Insbesondere die Kenntnisse über die organischen Stoffklassen sind für die Schülerinnen und Schüler grundlegende Voraussetzung zum Planen, Durchführen und Auswerten organisch-präparativer Arbeiten, aber auch für instrumentell-analytische Arbeitsmethoden. Darüber hinaus erläutern die Schülerinnen und Schüler die große Bedeutung organischer Stoffe im Alltag (z. B. Arzneimittel, Kunststoffe, Waschmittel und Farbstoffe) und in der Natur (z. B. Fette, Kohlenhydrate, Proteine und Nukleinsäuren).
Die Ausbildung zu Umweltschutztechnischen Assistentinnen und Assistenten verfolgt in den ersten Monaten – bei der oft großen Heterogenität der Schülerinnen und Schüler im Hinblick auf ihre chemische Vorbildung – das Ziel, eine allgemeine Grundausbildung zu vermitteln. Durch die Grundausbildung – parallel in mehreren Fächern – erarbeiten sich die Schülerinnen und Schüler das folgende Basiswissen schon innerhalb weniger Monate: Im Fach „Organische Chemie“ werden die Grundlagen von Atombau (BPE 1) und Bindungslehre (BPE 2) vermittelt. Parallel behandelt das Fach „Allgemeine und anorganische Chemie“ die Einteilung der Stoffe und die typischen Reaktionen der anorganischen Stoffklassen (wie Säuren, Laugen, Salze, Metalle). In den Fächern „Analytische Chemie/Umweltanalytik“ und „Mathematik I“ werden die quantitativen Aspekte dazu betrachtet. Dabei sind die Fächer inhaltlich miteinander verzahnt, was z. B. durch gemeinsame Stoffverteilungspläne und die stetige Abstimmung zwischen den Lehrkräften optimiert werden kann. Erst mit der Bildungsplaneinheit 3 beginnen die eigentlichen organischen Inhalte.
Im Fach „Organische Chemie“ strukturieren die Schülerinnen und Schüler die Vielfalt der organischen Verbindungen. Sie erklären die Eigenschaften der Stoffklassen und beschreiben Reaktionswege, um die Stoffklassen ineinander zu überführen. Dabei sollen in der Regel keine industriellen Prozesse ausführlich behandelt werden, sondern nur prinzipielle Methoden. Die Reaktionsmechanismen wichtiger Reaktionstypen dienen der Erklärung der Reaktion (z. B. der Regioselektivität, der Racemat-Bildung oder der Funktionsweise eines Katalysators). Grundlagen aus dem Fach „Allgemeine und anorganische Chemie“ (z. B. Säure- und Basenstärke, zwischenmolekulare Wechselwirkungen und chemisches Gleichgewicht) werden vertieft.
Die organischen Verbindungen und die Verfahren ihrer Herstellung und Umsetzung stellen häufig eine Gefahr für Gesundheit und Umwelt dar. Die Schülerinnen und Schüler werden für diese Problematik sensibilisiert, ebenso für eine nachhaltige Produktion (sparsamer Einsatz von Rohstoffen und Energie, Verwendung nachwachsender Rohstoffe und umweltfreundlicher Synthesemethoden sowie klimafreundlicher Energiequellen).
Die Schülerinnen und Schüler nutzen in dem Fach „Organische Chemie“ digitale Angebote, z. B. zur Darstellung von Molekülen und Reaktionen (z. B. Molekülzeichenprogramme, 3-D-Animation von Molekülen), zur Informationsbeschaffung und zur Vertiefung der Lerninhalte. Sie lernen, aus einer Vielzahl digitaler Informationsangebote geeignete Informationen auszuwählen und zu verwenden – auch als Vorbereitung auf ihre berufliche Weiterbildung.
Das Fach „Organische Chemie“ baut auf Inhalte des Faches „Mathematik I“ auf und setzt diese anwendungsbezogen um.
Hinweise zum Umgang mit dem Bildungsplan
Der Bildungsplan zeichnet sich durch eine Inhalts- und eine Kompetenzorientierung aus. In jeder Bildungsplaneinheit (BPE) werden in kursiver Schrift die übergeordneten Ziele beschrieben, die durch Zielformulierungen sowie in jeweils einer Inhalts- und Hinweisspalte konkretisiert werden. In den Zielformulierungen werden die jeweiligen fachspezifischen Operatoren als Verben verwendet. Operatoren sind handlungsinitiierende Verben, die signalisieren, welche Tätigkeiten beim Bearbeiten von Aufgaben erwartet werden; eine Operatorenliste ist jedem Bildungsplan im Anhang beigefügt. Durch die kompetenzorientierte Zielformulierung mittels dieser Operatoren wird das Anforderungsniveau bezüglich der Inhalte und der zu erwerbenden Kompetenzen definiert. Die formulierten Ziele und Inhalte sind verbindlich und damit prüfungsrelevant. Sie stellen die Regelanforderungen im jeweiligen Fach dar. Die Inhalte der Hinweisspalte sind unverbindliche Ergänzungen zur Inhaltsspalte und umfassen Beispiele, didaktische Hinweise und Querverweise auf andere Fächer bzw. BPE.
Der VIP-Bereich des Bildungsplans umfasst die Vertiefung, individualisiertes Lernen sowie Projektunterricht. Im Rahmen der hier zur Verfügung stehenden Stunden sollen die Schülerinnen und Schüler bestmöglich unterstützt und bei der Weiterentwicklung ihrer personalen und fachlichen Kompetenzen gefördert werden. Die Fachlehrerinnen und Fachlehrer nutzen diese Unterrichtszeit nach eigenen Schwerpunktsetzungen auf Basis der fächer- und bildungsgangspezifischen Besonderheiten sowie nach den Lernvoraussetzungen der einzelnen Schülerinnen und Schüler.
Der Teil „Zeit für Leistungsfeststellung“ des Bildungsplans berücksichtigt die Zeit, die zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Leistungsfeststellungen zur Verfügung steht. Dies kann auch die notwendige Zeit für die im Rahmen der Besonderen Lernleistungen erbrachten Leistungen, Nachbesprechung zu Leistungsfeststellungen sowie Feedback-Gespräche umfassen.