Fachliche Vorbemerkungen
Das Fach „Praktikum Elektronik“ gewährleistet eine Verzahnung zwischen dem Theorie-Unterricht und der Praxis, d. h. dem realen Verhalten von elektronischen Bauteilen und Geräten.
Im Gegensatz zur theoretischen Betrachtung erfolgt hier die praktische Arbeit im Elektroniklabor. Als Basis zum sicheren Umgang mit den eingesetzten Geräten ist eine Einweisung in Laborordnung und Unfallverhütungsvorschriften unumgänglich. Daher ist eine grundlegende Einarbeitung in die Gegebenheiten eines Laborarbeitsplatzes Bestandteil des praktischen Unterrichts. Zusätzlich erfolgt eine Unterweisung in Erste-Hilfe-Maßnahmen sowie in den umweltgerechten Einsatz der notwendigen Ressourcen (BPE 1).
Im Fach „Praktikum Elektronik“ findet eine Verifizierung theoretisch erworbener Kenntnisse statt. Dies bedeutet, dass die in der Theorie erarbeiteten Erkenntnisse, Gesetzmäßigkeiten und Zusammenhänge bezüglich des realen Verhaltens von elektronischen Bauteilen und Schaltungen mittels Schaltungsaufbau und Messung, unter Zuhilfenahme geeigneter Messgeräte, auf ihre Gültigkeit verifiziert werden (BPE 2). Dies führt zur Festigung der im Fach „Elektronik“ gewonnenen Erkenntnisse, die oftmals abstrakt in der Theoriebetrachtung und deren Analysemethoden zur Anwendung kommen.
In der Theorie finden Betrachtungen häufig unter idealisierten Bedingungen statt, wie z. B. idealisierte Spannungsquellen oder Messgeräte. Das reale Verhalten von elektronischen Bauteilen und Schaltungen ist deshalb oft abweichend bezüglich ihrer theoretischen Betrachtung – es besteht eine Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis. Das Aufzeigen dieser Differenzen bzw. der Unterschiede kann nur durch den praktischen Einsatz von Bauteilen, Geräten und technischen Aufbauten erreicht werden.
Beim Einsatz von Messgeräten ist dabei zu achten, dass diese für die jeweilige Situation passend bzw. geeignet sind. Auf Grund systematischer, zufälliger und durch Toleranzen auftretender Fehlerursachen können Messdaten zu falschen Ergebnissen und damit auch zu falschen Rückschlüssen bzw. Erkenntnissen führen. Um den Eintrag von Störungen durch das Auftreten dieser Fehlerquellen zu minimieren, ist ein bewusster und reflektierter Einsatz von Messgerätschaften unter realen Bedingungen, wie es beim praktischen Unterricht gewährleistet ist, unerlässlich. Eine besondere Rolle spielt hier der Einsatz von Oszilloskopen. Sie dienen der grafischen Darstellung von Signalverläufen und sind in Industrie und Forschung eines der unentbehrlichsten Messgeräte (BPE 3). Die Schülerinnen und Schüler können die hier erworbenen Kenntnisse bei der zeitlichen Betrachtung digitaler Signale im Fach Informationstechnik Praktikum anwenden.
Unabhängig von den theoretischen Bildungsplaneinheiten BPE 1 und BPE 2 sind die Techniken zur Verbindung von elektronischen Bauteilen (BPE 4) sowie der Einsatz von Printed Circuit Boards (PCB), d. h. von Platinen bzw. Leiterplatten (BPE 5). Alle elektronischen Entwicklungen für Geräte und Apparaturen beinhalten PCBs und sind über verschiedene Löttechniken miteinander verbunden. Der Einsatz von Löttechniken und der Umgang bzw. die Herstellung von PCBs kann nur im Praxisunterricht stattfinden. Hier ist entscheidend, dass Bauteile sorgsam behandelt werden, sei es durch Vermeidung von Elektrostatik oder übermäßigem Temperatureinsatz bei Lötarbeiten. Der komplette Entwicklungsprozess einer Platine vom Layout mit CAD-Unterstützung, dem Ätzen der Leiterbahnstrukturen bis hin zur Bestückung der Platine kann nur im Praxisunterricht unterstützt und sichergestellt werden.
Hinweise zum Umgang mit dem Bildungsplan
Der Bildungsplan zeichnet sich durch eine Inhalts- und eine Kompetenzorientierung aus. In jeder Bildungsplaneinheit (BPE) werden in kursiver Schrift die übergeordneten Ziele beschrieben, die durch Zielformulierungen sowie in jeweils einer Inhalts- und Hinweisspalte konkretisiert werden. In den Zielformulierungen werden die jeweiligen fachspezifischen Operatoren als Verben verwendet. Operatoren sind handlungsinitiierende Verben, die signalisieren, welche Tätigkeiten beim Bearbeiten von Aufgaben erwartet werden; eine Operatorenliste ist jedem Bildungsplan im Anhang beigefügt. Durch die kompetenzorientierte Zielformulierung mittels dieser Operatoren wird das Anforderungsniveau bezüglich der Inhalte und der zu erwerbenden Kompetenzen definiert. Die formulierten Ziele und Inhalte sind verbindlich und damit prüfungsrelevant. Sie stellen die Regelanforderungen im jeweiligen Fach dar. Die Inhalte der Hinweisspalte sind unverbindliche Ergänzungen zur Inhaltsspalte und umfassen Beispiele, didaktische Hinweise und Querverweise auf andere Fächer bzw. BPE.
Der VIP-Bereich des Bildungsplans umfasst die Vertiefung, individualisiertes Lernen sowie Projektunterricht. Im Rahmen der hier zur Verfügung stehenden Stunden sollen die Schülerinnen und Schüler bestmöglich unterstützt und bei der Weiterentwicklung ihrer personalen und fachlichen Kompetenzen gefördert werden. Die Fachlehrerinnen und Fachlehrer nutzen diese Unterrichtszeit nach eigenen Schwerpunktsetzungen auf Basis der fächer- und bildungsgangspezifischen Besonderheiten sowie nach den Lernvoraussetzungen der einzelnen Schülerinnen und Schüler.
Der Teil „Zeit für Leistungsfeststellung“ des Bildungsplans berücksichtigt die Zeit, die zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Leistungsfeststellungen zur Verfügung steht. Dies kann auch die notwendige Zeit für die im Rahmen der Besonderen Lernleistungen erbrachten Leistungen, Nachbesprechung zu Leistungsfeststellungen sowie Feedback-Gespräche umfassen.