Fachliche Vorbemerkungen
Im chemischen Praktikum setzen die Schülerinnen und Schüler Grundkenntnisse des naturwissenschaftlichen Experimentierens, der Datenerfassung sowie der Dokumentation in die Praxis um. Gängige Grundarbeitstechniken werden vorgestellt und eingeübt. Bei gegebener Problemstellung lösen die Schülerinnen und Schüler experimentelle Aufgaben selbstständig, z. T. in Zweierteams. Sie erlernen hierbei den sicheren und professionellen Umgang mit Laborgeräten und Chemikalien. Sie beachten die Vorschriften zur Arbeitssicherheit und die Regeln der Arbeitshygiene. Hierbei gewährleisten sie ihre eigene Sicherheit sowie die Sicherheit ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler. Sie erfassen Messdaten, arbeiten diese auf und dokumentieren die Ergebnisse übersichtlich, auch mithilfe von Computerprogrammen.
Die letzte Bildungsplaneinheit des ersten Schuljahres befasst sich mit quantitativen analytischen Methoden. Hier kann eine genaue und reproduzierbare Arbeitsweise erarbeitet werden. Die methodische Steigerung ist wegbereitend für die anspruchsvollen Aufgaben im zweiten Schuljahr.
Im biochemischen Praktikum erlangen die Schülerinnen und Schüler Kompetenzen und erlernen biochemische Methoden, die sie für einen nachfolgenden Berufseinstieg qualifizieren.
Ein themenzentriertes, forschend-entdeckendes Lernen an exemplarischen Fragestellungen ermöglicht den Schülerinnen und Schülern eine gute Vorbereitung auf die Berufswelt.
Die Schülerinnen und Schüler arbeiten in erster Linie auf dem Gebiet der Proteinbiochemie. Sie führen Versuche zur Isolation, Aufreinigung, Charakterisierung und Quantifizierung von Proteinen durch.
Dabei wenden sie instrumentell-analytische Arbeitsmethoden insbesondere spektroskopische, chromatografische und elektrochemische Verfahren an.
Die praktischen Lerninhalte werden von den fachtheoretischen Inhalten des Fachs „Chemie und Biochemie“ eng begleitet.
Im „Chemischen und biochemischen Praktikum“ erfassen die Schülerinnen und Schüler Messdaten, arbeiten diese auf und dokumentieren die Ergebnisse übersichtlich, auch mithilfe von Computerprogrammen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Erstellung von übersichtlichen und nachvollziehbaren Protokollen. Die Form dieser Versuchsdokumentationen ist in Anlehnung an die Form wissenschaftlicher Publikationen gewählt.
Hierbei werden die Durchführung, die Auswertung und die Ergebnisse der experimentellen Arbeit lückenlos und unter Verwendung einer adäquaten Fachsprache dokumentiert.
Die Schülerinnen und Schüler analysieren ihre eigenen Versuchsergebnisse kritisch und vergleichen diese in Form einer Diskussion mit Soll- bzw. Literaturwerten auch im Hinblick auf mögliche Fehlerquellen.
Sie sollen die Fähigkeit erlangen, Möglichkeiten und Nutzen von Methoden zu erkennen und deren Grenzen zu reflektieren.
Grundsätzlich wird bei allen Experimenten und Methoden Wert darauf gelegt, dass die Schülerinnen und Schüler lernen, im besonders anspruchsvollen mikroanalytischen Bereich quantitativ sauber, exakt und reproduzierbar zu arbeiten.
Um der im Arbeitsumfeld Technischer Assistentinnen und Assistenten rasant fortschreitenden Digitalisierung gerecht zu werden, sollen zur Förderung digitaler Kompetenzen in den Fachpraktika digitale Messgeräte verwendet werden, wann immer sie verfügbar sind.
Ein weiterer Schwerpunkt der praktischen Ausbildung liegt in der Schulung des nachhaltigen Umgangs mit Ressourcen wie Chemikalien, Verbrauchsmaterialien und Energieträgern sowie der sachgemäßen und damit umweltschonenden Entsorgung bzw. Vermeidung umweltgefährdender Chemikalien.
In den Praktika sind Bezüge zu anderen Fächern wie Englisch und Deutsch gegeben.
Im Englischunterricht können englische Versuchsvorschriften bearbeitet werden. Im Deutschunterricht wird die zeitgemäße und digital unterstützte Präsentation experimenteller Arbeiten trainiert.
Ferner stehen die Praktika in Beziehung zum Fach „Mathematik I“, da viele Experimente und Sachverhalte mathematisch beschrieben und quantitativ erfasst werden.
Die kompetenzorientierte Gestaltung des „Chemischen und biochemischen Praktikums“ legt die Grundlage für das Verständnis und die Interpretation wissenschaftlicher Erkenntnisse und damit für den erfolgreichen Eintritt in das Berufsleben.
Das Lernen in berufsvorbereitenden Bildungsgängen ist maßgeblich geprägt durch eine stark wechselnde Zusammensetzung der Lerngruppen, aber auch durch die Vielfalt der Lernenden selbst hinsichtlich ihrer Vorerfahrungen in ihrem sozialen Umfeld, ihren sprachlichen Fähigkeiten und durch ihre Vorkenntnisse. Diese Heterogenität in den einzelnen Bildungsgängen hat in den vergangenen Jahren spürbar zugenommen. Neben der fundierten Vermittlung und Anwendung von fachspezifischen Methoden und Verfahrensweisen stehen daher die genaue Beobachtung und Diagnose von fachpraktischen Defiziten der einzelnen Schülerinnen und Schüler im Fokus. Der zeitliche Umfang der praktischen Lehrveranstaltungen ermöglicht es, auf Basis dieser Daten gezielte Maßnahmen zur individuellen Förderung der fachpraktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten der Schülerinnen und Schüler zu ergreifen.
Dieser Bildungsplan wurde verfasst unter Berücksichtigung des Katalogs der Qualifikationsbeschreibungen gemäß Rahmenvereinbarung über die Ausbildung und Prüfung zum/zur Staatlich geprüften technischen Assistenten/in: Beschluss der KMK vom 30.09.2011 in der jeweils gültigen Fassung.
Hinweise zum Umgang mit dem Bildungsplan
Der Bildungsplan zeichnet sich durch eine Inhalts- und eine Kompetenzorientierung aus. In jeder Bildungsplaneinheit (BPE) werden in kursiver Schrift die übergeordneten Ziele beschrieben, die durch Zielformulierungen sowie in jeweils einer Inhalts- und Hinweisspalte konkretisiert werden. In den Zielformulierungen werden die jeweiligen fachspezifischen Operatoren als Verben verwendet. Operatoren sind handlungsinitiierende Verben, die signalisieren, welche Tätigkeiten beim Bearbeiten von Aufgaben erwartet werden; eine Operatorenliste ist jedem Bildungsplan im Anhang beigefügt. Durch die kompetenzorientierte Zielformulierung mittels dieser Operatoren wird das Anforderungsniveau bezüglich der Inhalte und der zu erwerbenden Kompetenzen definiert. Die formulierten Ziele und Inhalte sind verbindlich und damit prüfungsrelevant. Sie stellen die Regelanforderungen im jeweiligen Fach dar. Die Inhalte der Hinweisspalte sind unverbindliche Ergänzungen zur Inhaltsspalte und umfassen Beispiele, didaktische Hinweise und Querverweise auf andere Fächer bzw. BPE.
Der VIP-Bereich des Bildungsplans umfasst die Vertiefung, individualisiertes Lernen sowie Projektunterricht. Im Rahmen der hier zur Verfügung stehenden Stunden sollen die Schülerinnen und Schüler bestmöglich unterstützt und bei der Weiterentwicklung ihrer personalen und fachlichen Kompetenzen gefördert werden. Die Fachlehrerinnen und Fachlehrer nutzen diese Unterrichtszeit nach eigenen Schwerpunktsetzungen auf Basis der fächer- und bildungsgangspezifischen Besonderheiten sowie nach den Lernvoraussetzungen der einzelnen Schülerinnen und Schüler.
Der Teil „Zeit für Leistungsfeststellung“ des Bildungsplans berücksichtigt die Zeit, die zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Leistungsfeststellungen zur Verfügung steht. Dies kann auch die notwendige Zeit für die im Rahmen der Besonderen Lernleistungen erbrachten Leistungen, Nachbesprechung zu Leistungsfeststellungen sowie Feedback-Gespräche umfassen.