Fachliche Vorbemerkungen
Schuljahr 1: Teil Chemie
Die Naturwissenschaft Chemie liefert einen wesentlichen Beitrag zur Beantwortung der Frage, „was die Welt im Innersten zusammenhält“. Sie prägt durch ihre naturwissenschaftliche Denk- und Arbeitsweise, durch Erkenntnisse und die daraus resultierenden Anwendungen grundlegend unsere moderne Gesellschaft und kulturelle „Identität“. Darüber hinaus ist die Chemie für die ökologische und ökonomische Entwicklung unserer Gesellschaft von besonderer Bedeutung.
Kennzeichnend für den Chemieunterricht ist die Beschreibung der stofflichen Welt. Die Betrachtung von Stoff und Stoffumwandlungen – sowohl auf der Stoff- als auch auf der Teilchenebene sowie die Verknüpfung beider Ebenen zur Erklärung von Phänomenen und Sachverhalten – ist von zentraler Bedeutung. Dazu nutzt die Chemie Experimente und Modelle, welche die Struktur und den Ablauf von Stoffumwandlungen veranschaulichen. Ferner werden die mit den Stoffumwandlungen einhergehenden Energieumsätze charakterisiert.
Im Chemieunterricht erwerben die Schülerinnen und Schüler Grundlagenwissen in allgemeiner und anorganischer Chemie. Ergänzend zur Laborarbeit beobachten und beschreiben die Schülerinnen und Schüler Phänomene, bilden und überprüfen Hypothesen, erfassen und interpretieren Daten. Darüber hinaus wird ihnen bewusst, dass biologische Vorgänge auf physikalisch-chemische Gesetzmäßigkeiten zurückzuführen sind. Die Verwendung einer korrekten Fachsprache und das kriterien- und theoriengeleitete Argumentieren und Strukturieren fachwissenschaftlicher Erkenntnisse ist in allen Bildungsplaneinheiten von zentraler Bedeutung.
Schuljahr 2: Teil Biochemie
Die Biochemie ist eine interdisziplinäre naturwissenschaftliche Teildisziplin mit Bezug zu vielfältigen Aufgaben- und Arbeitsfeldern wie biologische und medizinische Forschung, Entwicklung, Produktion und Qualitätskontrolle. Aufgrund dieses interdisziplinären Charakters erhalten die Schülerinnen und Schüler die Chance, Inhalte vernetzt zu lernen. Vor dem Hintergrund des enormen Kenntniszuwachses (z. B. Human Proteom Project) kommt dem Fach Biochemie ein großer Stellenwert zu. Die fachspezifischen Unterrichtsinhalte beinhalten chemische, biologische und medizinische Themengebiete und Arbeitstechniken und sind als Grundlage für die Ausübung biologisch technischer Berufe von besonderer Bedeutung.
Im Unterricht erwerben die Schülerinnen und Schüler Kenntnisse über die Struktur wichtiger Makromoleküle und deren Funktion im Stoffwechsel. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf dem Thema Proteinbiochemie. Inhalte bilden hierbei der chemische Aufbau und das chemische Verhalten von Aminosäuren, Peptiden und Proteinen. Weitere inhaltliche Schwerpunkte bilden der Aufbau und die Funktion von Enzymen an ausgewählten Beispielen. Darüber hinaus lernen die Schülerinnen und Schüler die theoretischen Grundlagen aktueller und berufsrelevanter biochemischer Arbeitstechniken zur Isolation, Aufreinigung, Charakterisierung und Quantifizierung von Proteinen. Im Vordergrund steht hierbei auch, die Schülerinnen und Schüler zu befähigen, je nach Problemstellung kritisch bei der Methodenwahl vorzugehen. Grenzen und Genauigkeiten von Methoden werden bei der Besprechung methodischer Inhalte kritisch dargestellt. Vertiefte Kenntnisse der Theorie ermöglichen es den Schülerinnen und Schülern, Fehler bei der Durchführung von Laborversuchen zu vermeiden, um später dazu befähigt zu sein, exakte wissenschaftliche Experimentierarbeit zu leisten.
Neben den Inhalten soll auch der adäquate Umgang mit der Fachsprache eingeübt werden. Durch englischsprachige Medien wird die berufsrelevante Bedeutung der englischen Sprache hervorgehoben. Hierbei wird ebenfalls eine Verknüpfung zum Fach Englisch hergestellt. Das Fach „Chemie und Biochemie“ steht ferner in Beziehung zum Fach „Mathematik I“, da viele chemischen und biochemischen Sachverhalte mathematisch beschrieben und quantitativ erfasst werden.
In beiden Schuljahren ermöglicht der Einsatz digitaler Medien einen vertieften Einblick vor allem in zeitgemäße Formen der Informationsbeschaffung und Dokumentation.
Einen wesentlichen Teil der theoretischen Biochemie-Inhalte wenden die Schülerinnen und Schüler im „Chemischen und biochemischen Praktikum“ an. Deshalb stehen die Unterrichtsinhalte in enger Korrelation zu diesem Fach und werden sehr praxisorientiert vermittelt.
Die Heterogenität bezüglich naturwissenschaftlicher Vorkenntnisse der Schülerinnen und Schüler aufgrund ihrer schulischen Vorbildung (mittlerer Bildungsabschluss, Fachhochschulreife, Abitur) macht individuelle Förderung durch Wiederholung und Vertiefung von Inhalten des Schuljahres 1 erforderlich.
Die kompetenzorientierte Gestaltung des Unterrichts im Fach Biochemie legt die Grundlage für das Verständnis und die Interpretation wissenschaftlicher Erkenntnisse und damit für den erfolgreichen Eintritt in das Berufsleben.
Dieser Bildungsplan wurde verfasst unter Berücksichtigung des Katalogs der Qualifikationsbeschreibungen gemäß Rahmenvereinbarung über die Ausbildung und Prüfung zum/zur Staatlich geprüften technischen Assistenten/in: Beschluss der KMK vom 30.09.2011 in der jeweils gültigen Fassung.
Hinweise zum Umgang mit dem Bildungsplan
Der Bildungsplan zeichnet sich durch eine Inhalts- und eine Kompetenzorientierung aus. In jeder Bildungsplaneinheit (BPE) werden in kursiver Schrift die übergeordneten Ziele beschrieben, die durch Zielformulierungen sowie in jeweils einer Inhalts- und Hinweisspalte konkretisiert werden. In den Zielformulierungen werden die jeweiligen fachspezifischen Operatoren als Verben verwendet. Operatoren sind handlungsinitiierende Verben, die signalisieren, welche Tätigkeiten beim Bearbeiten von Aufgaben erwartet werden; eine Operatorenliste ist jedem Bildungsplan im Anhang beigefügt. Durch die kompetenzorientierte Zielformulierung mittels dieser Operatoren wird das Anforderungsniveau bezüglich der Inhalte und der zu erwerbenden Kompetenzen definiert. Die formulierten Ziele und Inhalte sind verbindlich und damit prüfungsrelevant. Sie stellen die Regelanforderungen im jeweiligen Fach dar. Die Inhalte der Hinweisspalte sind unverbindliche Ergänzungen zur Inhaltsspalte und umfassen Beispiele, didaktische Hinweise und Querverweise auf andere Fächer bzw. BPE.
Der VIP-Bereich des Bildungsplans umfasst die Vertiefung, individualisiertes Lernen sowie Projektunterricht. Im Rahmen der hier zur Verfügung stehenden Stunden sollen die Schülerinnen und Schüler bestmöglich unterstützt und bei der Weiterentwicklung ihrer personalen und fachlichen Kompetenzen gefördert werden. Die Fachlehrerinnen und Fachlehrer nutzen diese Unterrichtszeit nach eigenen Schwerpunktsetzungen auf Basis der fächer- und bildungsgangspezifischen Besonderheiten sowie nach den Lernvoraussetzungen der einzelnen Schülerinnen und Schüler.
Der Teil „Zeit für Leistungsfeststellung“ des Bildungsplans berücksichtigt die Zeit, die zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Leistungsfeststellungen zur Verfügung steht. Dies kann auch die notwendige Zeit für die im Rahmen der Besonderen Lernleistungen erbrachten Leistungen, Nachbesprechung zu Leistungsfeststellungen sowie Feedback-Gespräche umfassen.