Fachliche Vorbemerkungen
1. Fachspezifischer Bildungsauftrag
Das „Praktikum Physikalische Technik“ hat zum Ziel, den Schülerinnen und Schülern grundlegende Kenntnisse und Fertigkeiten in der praktischen Tätigkeit im Labor zu vermitteln. Die Schülerinnen und Schüler lernen dabei die sorgfältige Vorbereitung, Durchführung und Auswertung von Experimenten. Sie werden angeleitet, die notwendigen Geräte sinnvoll auszuwählen. Sie gewinnen dabei Vertrautheit mit den verschiedensten Messgeräten, Vorrichtungen und Hilfsmitteln. Die Fähigkeit, selbstständig und gewissenhaft zu arbeiten und die Ergebnisse übersichtlich und vollständig darzustellen, ist eines der wichtigsten Ziele des Praktikums und für eine spätere Arbeit im Team unerlässlich. Die Schülerinnen und Schüler können eine kritische Wertung der von ihnen durchgeführten Untersuchungen vornehmen; sie lernen, die Genauigkeit der verwendeten Geräte und Methoden zu beachten, Fehlerquellen zu suchen und zu eliminieren oder in einer angemessenen Fehlerrechnung zu berücksichtigen.
Der Bildungsplan muss nicht streng schuljahrabhängig unterrichtet werden, um den Schulen den notwendigen Spielraum beim Einsatz der Geräte zu verschaffen. Gerade hoch spezialisierte Apparaturen, Vorrichtungen und Aufbauten, wie sie in Industrie und Technik angewandt werden, stellen naturgemäß begrenzte Ressourcen dar. Allerdings soll angestrebt werden, die einführenden Versuche der Bildungsplaneinheiten bis BPE 5 schon im 1. Schuljahr durchzuführen.
Darüber hinaus sollen die Schülerinnen und Schüler erkennen, dass die Experimentalphysik – deren schulische Verwirklichung durch das „Praktikum Physikalische Technik“ gegeben ist – nicht als praktische Ergänzung der theoretischen Physik, sondern vielmehr als eine eigenständige wissenschaftliche Disziplin, mit ureigenen Fragestellungen, Methoden und Problemstellungen zu verstehen ist. Dazu soll das Augenmerk unter anderem auf im Experiment vernachlässigbare Einflüsse, Schwierigkeiten und Lösungsmöglichkeiten bei der praktischen Durchführung sowie die Zuverlässigkeit ermittelter Messwerte gelenkt werden. Nicht zuletzt stellt eine Eigenschaft des Praktikums auch die Simulation des betrieblichen Alltags dar.
2. Fachliche Aussagen zum Kompetenzerwerb, prozessbezogen Kompetenzen
Ein weiteres wichtiges Ziel ist es, bei den Schülerinnen und Schülern Verständnis für die Zusammenarbeit mit anderen zu wecken und sie zu Toleranz und Kooperation in der Gruppe zu erziehen. Die Schülerinnen und Schüler erkennen, dass eine solche Einstellung nicht nur für ihre zukünftige Berufstätigkeit, sondern auch für andere Bereiche ihres Lebens in unserer Gesellschaft wesentlich ist. Darüber hinaus ist das Erlernen selbstständigen Arbeitens ein wesentliches Element der Laborarbeit. So soll zu Beginn das Augenmerk der Lehrperson auf angeleitetes, vorausschauendes exaktes und sorgfältiges Arbeiten gelegt werden; zum Ende der Ausbildung liegt der Schwerpunkt auf eigenständigem Arbeiten durch Erörtern von Problemstellungen und dem daraus folgenden eigenständigen Entwickeln von Lösungsmöglichkeiten seitens der Schülerinnen und Schülern.
Während der Ausbildung sollen die Schülerinnen und Schüler Einblicke und Kenntnisse der Arbeitstechniken der unterschiedlichen physikalischen Disziplinen erhalten. Sie sollen dadurch in die Lage versetzt werden, sowohl disziplinspezifisch gegebene Messverfahren zu reproduzieren als auch allgemeingültige Kompetenzen der Experimentalphysik anzuwenden und auf spezielle Fragestellungen in Industrie und Forschung zu transferieren.
Hinweise zum Umgang mit dem Bildungsplan
Der Bildungsplan zeichnet sich durch eine Inhalts- und eine Kompetenzorientierung aus. In jeder Bildungsplaneinheit (BPE) werden in kursiver Schrift die übergeordneten Ziele beschrieben, die durch Zielformulierungen sowie in jeweils einer Inhalts- und Hinweisspalte konkretisiert werden. In den Zielformulierungen werden die jeweiligen fachspezifischen Operatoren als Verben verwendet. Operatoren sind handlungsinitiierende Verben, die signalisieren, welche Tätigkeiten beim Bearbeiten von Aufgaben erwartet werden; eine Operatorenliste ist jedem Bildungsplan im Anhang beigefügt. Durch die kompetenzorientierte Zielformulierung mittels dieser Operatoren wird das Anforderungsniveau bezüglich der Inhalte und der zu erwerbenden Kompetenzen definiert. Die formulierten Ziele und Inhalte sind verbindlich und damit prüfungsrelevant. Sie stellen die Regelanforderungen im jeweiligen Fach dar. Die Inhalte der Hinweisspalte sind unverbindliche Ergänzungen zur Inhaltsspalte und umfassen Beispiele, didaktische Hinweise und Querverweise auf andere Fächer bzw. BPE.
Der VIP-Bereich des Bildungsplans umfasst die Vertiefung, individualisiertes Lernen sowie Projektunterricht. Im Rahmen der hier zur Verfügung stehenden Stunden sollen die Schülerinnen und Schüler bestmöglich unterstützt und bei der Weiterentwicklung ihrer personalen und fachlichen Kompetenzen gefördert werden. Die Fachlehrerinnen und Fachlehrer nutzen diese Unterrichtszeit nach eigenen Schwerpunktsetzungen auf Basis der fächer- und bildungsgangspezifischen Besonderheiten sowie nach den Lernvoraussetzungen der einzelnen Schülerinnen und Schüler.
Der Teil „Zeit für Leistungsfeststellung“ des Bildungsplans berücksichtigt die Zeit, die zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Leistungsfeststellungen zur Verfügung steht. Dies kann auch die notwendige Zeit für die im Rahmen der Besonderen Lernleistungen erbrachten Leistungen, Nachbesprechung zu Leistungsfeststellungen sowie Feedback-Gespräche umfassen.