Fachliche Vorbemerkungen
1. Fachspezifischer Bildungsauftrag (Bildungswert des Faches)
Die Informationstechnik kann als Bindeglied zwischen der klassischen Elektrotechnik und der Informatik betrachtet werden und beschäftigt sich hierbei unter anderem mit digitalen Schaltnetzen und Schaltwerken, der Mikroelektronik (z. B. Integrierte Schaltkreise, Mikroprozessoren, Mikrocontroller), der elektronischen Signalverarbeitung und der dafür notwendigen Softwaretechnik. Mikrocontroller bilden hierbei oft das Kernstück von informationstechnischen Systemen. Sie reduzieren den Aufwand digitaler bzw. elektronischer Schaltungen, in dem die entsprechenden Funktionalitäten als Software implementiert werden und befinden sich heutzutage als sogenannte „Embedded Systems“ in einer Vielzahl elektronischer Geräte wie beispielsweise in Mobiltelefonen, Geräten aus der Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräten und Kraftfahrzeugen. Die Informationstechnik durchdringt also bereits alle Bereiche der Lebenswelt in der Gesellschaft. Bei aktuell propagierten Gegenwarts- und Zukunftstechnologien wie dem Smarthome, dem Internet der Dinge (Internet of Things – IoT) und dem autonomen Fahren spielt die Informationstechnik ebenfalls eine entscheidende Rolle. Sie verändert individuelle Lebensgewohnheiten, Kommunikationswege und Interaktionsmöglichkeiten, die Schul-, Ausbildungs- und Berufswelten sowie zahlreiche gesellschaftliche Prozesse auf unterschiedliche Weise.
Entwicklungen, die zukünftig bedeutsam sein werden, sind heute noch nicht in Gänze vorhersehbar und bekannt. Die Schülerinnen und Schüler stehen vor der Herausforderung, sich in einer ständig wandelnden Welt zurechtzufinden, die von der Informationstechnik und deren Systemen geprägt ist. Sie sollen die darin enthaltenen Chancen und Risiken erkennen und die Gesellschaft in dieser Dynamik begleiten und weiterentwickeln. Indem hierbei auch Fragen wie beispielsweise „wie viel Energie und Ressourcen verbrauchen informationstechnische Geräte bei der Herstellung und Nutzung?“, „Welche Rohstoffe werden verbaut und wie werden diese gewonnen?“, „Können diese Rohstoffe recycelt werden?“, „Welche Spuren werden im IoT hinterlassen und wie viel IoT benötigen wir wirklich?“ mit einbezogen werden, wird ebenfalls ein Beitrag zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung geleistet.
Des Weiteren lernen die Schülerinnen und Schüler im Fach „Praktikum Informationstechnik“, dass eine kontinuierliche Aktualisierung des Wissens über den Unterricht hinaus notwendig ist. Die „informationstechnische Bildung“ hat dadurch einen wesentlichen Einfluss auf den lebenslangen individuellen Kompetenzaufbau.
Die spezifischen Denk- und Arbeitsweisen in der Informationstechnik führen bei den Schülerinnen und Schülern zu einer besonderen Förderung der kognitiven Fähigkeiten – insbesondere auch des logischen Denkens.
Eine wichtige Zielsetzung des Bildungsplanes ist es, dass die für Informationstechnische Assistentinnen und Assistenten notwendige Fachkompetenz durch einen engen Bezug zur zukünftigen Arbeits- und der gegenwärtigen Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler gefördert wird. Darüber hinaus soll dadurch deren Interesse für die Informationstechnik geweckt werden und deren Relevanz in der heutigen Gesellschaft und Arbeitswelt beurteilt werden können.
2. Fachliche Aussagen zum Kompetenzerwerb, prozessbezogene Kompetenzen
Ein wesentliches Merkmal des zweijährigen Berufskollegs ist der enge Theorie-Praxis-Bezug. Diesem wird im Fach „Praktikum Informationstechnik“ durch das Lösen von Problemstellungen aus der zukünftigen Arbeitswelt oder der gegenwärtigen Erfahrungswelt der Schülerinnen und Schüler und einer engen Verzahnung mit dem Fach „Informationstechnik“ Rechnung getragen. Die Schülerinnen und Schüler bauen hierbei ihre Handlungskompetenz im Bereich der Informationstechnik aus und sind dadurch in der Lage, im späteren Berufsleben als Informationstechnische Assistentinnen und Assistenten andere Probleme selbstständig zu lösen.
Die Handlungskompetenz setzt sich aus der Fach-, Methoden-, Sozial- und Personalkompetenz zusammen. Eine Förderung der Handlungskompetenz wird durch handlungsorientierten Unterricht mit dem Ziel, dass die Schülerinnen und Schüler vollständige Handlungen ausführen können, erreicht. Ausgehend von einer realen Problemstellung wird von den Schülerinnen und Schülern ein „Handlungsprodukt“ erstellt und der Unterricht durchläuft idealerweise die Phasen Informieren, Planen, Entscheiden, Ausführen, Bewerten und Kontrollieren.
Das Fach „Praktikum Informationstechnik“ dient hierbei zur Realisierung und Fertigstellung sowie der Bewertung und Kontrolle des fertigen Handlungsproduktes. Idealerweise werden die im Fach „Informationstechnik“ erarbeiteten Lösungsansätze und Planungsgrundlagen hierbei in die Tat umgesetzt. Ein Lernen mit Kopf, Herz und Hand ist dadurch gegeben und fördert somit den Lernerfolg und Kompetenzausbau.
Die Handlungskompetenz der Schülerinnen und Schüler wird durch das Fach „Praktikum Informationstechnik“ in folgenden Bereichen gefördert:
Die Fachkompetenz wird durch folgende Bereiche der fachpraktischen Kenntnisse ausgebaut: Im Bereich der Digitaltechnik simulieren oder bauen die Schülerinnen und Schüler digitale Schaltungen auf, analysieren diese und beurteilen deren Verhalten. Im Bereich der Mikrocontrollertechnik arbeiten die Schülerinnen und Schüler mit einer Entwicklungsumgebung zur Mikrocontrollerprogrammierung und programmieren Mikrocontrollereinheiten und Kommunikationsschnittstellen. Sie nutzen extern angeschlossene Hardware und können diese sowohl selbstständig als auch mittels bereitgestellter Bibliotheken in Betrieb nehmen.
Durch das Vermitteln und Anwenden von Strategien zur Informationsbeschaffung und -präsentation, das Anwenden von Tools zur Schaltungssimulation und Mikrocontrollerprogrammierung, das Anwenden von Strategien zur Fehlersuche in Schaltungen und Programmen sowie das Ausführen messtechnischer Untersuchungen von Schaltungen wird die Methodenkompetenz ausgebaut.
Die Sozial- und Personalkompetenz im Fach „Praktikum Informationstechnik“ wird durch entsprechende Arbeitsformen (Gruppen- und Partnerarbeit) das Präsentieren von Ergebnissen und Sachverhalten, das Kontrollieren und Beurteilen von Ergebnissen und eigenen Leistungen durch Nachbesprechungen und Feedback-Gespräche gefördert.
Beim Ausbau der verschiedenen Kompetenzen sollte darauf geachtet werden, dass die Schülerinnen und Schüler gemäß ihrem jeweiligen Stand durch individuelles Lernen (Binnendifferenzierung) bestmöglich gefördert werden.
3. Ergänzende fachliche Hinweise
Die folgenden Inhalte sind im Unterricht mittels eines aktuellen Mikrorechner-/Mikrocontrollersystems zu vermitteln: Mikrocontrollertechnik Grundlagen (BPE 3), Mikrocontrollertechnik – Funktionen und Peripherie (BPE 4), Mikrocontrollertechnik – externe Schnittstellen und Kommunikationsmöglichkeiten (BPE 5).
Hinweise zum Umgang mit dem Bildungsplan
Der Bildungsplan zeichnet sich durch eine Inhalts- und eine Kompetenzorientierung aus. In jeder Bildungsplaneinheit (BPE) werden in kursiver Schrift die übergeordneten Ziele beschrieben, die durch Zielformulierungen sowie in jeweils einer Inhalts- und Hinweisspalte konkretisiert werden. In den Zielformulierungen werden die jeweiligen fachspezifischen Operatoren als Verben verwendet. Operatoren sind handlungsinitiierende Verben, die signalisieren, welche Tätigkeiten beim Bearbeiten von Aufgaben erwartet werden; eine Operatorenliste ist jedem Bildungsplan im Anhang beigefügt. Durch die kompetenzorientierte Zielformulierung mittels dieser Operatoren wird das Anforderungsniveau bezüglich der Inhalte und der zu erwerbenden Kompetenzen definiert. Die formulierten Ziele und Inhalte sind verbindlich und damit prüfungsrelevant. Sie stellen die Regelanforderungen im jeweiligen Fach dar. Die Inhalte der Hinweisspalte sind unverbindliche Ergänzungen zur Inhaltsspalte und umfassen Beispiele, didaktische Hinweise und Querverweise auf andere Fächer bzw. BPE.
Der VIP-Bereich des Bildungsplans umfasst die Vertiefung, individualisiertes Lernen sowie Projektunterricht. Im Rahmen der hier zur Verfügung stehenden Stunden sollen die Schülerinnen und Schüler bestmöglich unterstützt und bei der Weiterentwicklung ihrer personalen und fachlichen Kompetenzen gefördert werden. Die Fachlehrerinnen und Fachlehrer nutzen diese Unterrichtszeit nach eigenen Schwerpunktsetzungen auf Basis der fächer- und bildungsgangspezifischen Besonderheiten sowie nach den Lernvoraussetzungen der einzelnen Schülerinnen und Schüler.
Der Teil „Zeit für Leistungsfeststellung“ des Bildungsplans berücksichtigt die Zeit, die zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Leistungsfeststellungen zur Verfügung steht. Dies kann auch die notwendige Zeit für die im Rahmen der Besonderen Lernleistungen erbrachten Leistungen, Nachbesprechung zu Leistungsfeststellungen sowie Feedback-Gespräche umfassen.